Du verstehst das was vollkommen falsch: das Durchschlagen der Gabel bei starker Beanspruchung z.B. durch starkes Bremsen hat erstmal überhaupt nichts mit progressiven oder linearen Gabelfedern zu tun! Durchschlagen gibt es sowohl bei prog. als auch lin. Gabelfedern, wenn die Federrate zu gering bemessen ist.
Progressive Federn sind einfach etwas komfortabler im ausgefederten 'Normallastbereich'. Sie verhärten (sprich die Federrate erhöht sich dann), wenn die Feder komprimiert wird, wenn also eingefedert wird. D.h., daß die Gabel im Normallastbereich aber auch mehr Bewegung macht, mehr federt.
Die Progression wird durch einen grösseren Abstand der Windungen untereinander realisiert. Der weichere Teil der Feder ist enger gewickelt.
Eine lineare Feder hat eine gleichmäßige Wicklung und federt über den gesamten Bereich pro N (Newton) gleich viele mm ein.
Dadurch ist sie im Normalbereich üblicherweise härter ausgelegt als eine progressive Feder. Deshalb überträgt die lin. Feder aber auch mehr Kraft am Anfang des Einfederns als die prog. Gabelfeder. Die Andruckkraft des Rades auf den Untergrund steigt schneller als mit der prog. Feder und das Rad kann eben etwas schneller eine höhere Bremskraft auf den Boden bringen. Das hat auch erstmal weniger was mit dem Latch zu tun als einfach damit, daß in erster Näherung die übertragbare Kraft des Rades von m (gr. Buchstabe my; Reibweirt) und der Anpresskraft (senkrecht zur Oberfläche) im Produkt abhängt. Wenn man dann auch noch den Latch einbezieht, dann steigt my sogar etwas an.
Ist der Federweg recht lang, muss das Motorrad vorne erst entsprechend weit eintauchen, bis die Kraft aufs Vorderrad umverlagert ist. Je härter die Gabelfeder ist, desto weniger federt sie ein und desto früher ist auch schon die Anpresskraft erhöht.
Wenn Du, hypothetisch, ein sehr steifes hydraulisches Bremssystem hast, also ideale Bremsleitungen, keine Aufweitung des Bremssattels und sonst keine weiteren Leerwege, so kannst Du sehr schnell Bremskraft aufbauen. Die Folge ist, daß Du mehr Bremskraft auf das Vorderrad gibst, als dieses auf den Boden bringen kann. Das Rad wird blockieren (... das ABS macht auf und regelt dann erst langsamer die Bremskraft wieder hoch).
Hättest Du eine sehr steife Gabel - klassische Fahrradgabel, ungefedert - kannst Du sehr schnell in die Bremse greifen und hast fast spontan eine volle dyn. Radlastumverteilung nach vorne. Somit auch fast spontan den vollen Anpressdruck statt vor der Bremsung durchschnittl. nur ~50%. Du kannst also mehr oder minder sofort voll reinlangen, ohne daß das Rad blockiert (... und das ABS einschreitet).
Die Frage ist nun, wie schnell kannst Du Bremsdruck aufbauen und wie schnell/weit taucht die Motorradfront ab?
Je härter die Gabel (also Feder und Dämpfung) sind, desto schneller (eher) kannst Du auf 100% Bremsleistung gehen. Und desto weniger läufst Du Gefahr, daß das ABS sich berufen fühlt sicherheitshalber doch mal etwas Bremsdruck wegzunehmen.
So, nun ist mein Reden die ganze Zeit, daß ich eben garnicht die Vorteile einer Stahlflexleitung so richtig nutzen kann, weil die Bremse, so wie sie schon ist, eh viel zu gut ist für die anderen Elemente, die hier mitwirken - also die Gabelfederung. Und da taugt auch erstmal eine prog. Federrate in der Gabel weniger.
Die Serienfeder ist linear mit 7,35N/mm. Die Öhlinsfeder hat 9N/mm und ist somit schon mal 22,4% härter.
Ja, wenn Du eine prog. Feder mit einer anfänglichen Federrate von 9N/mm verbaust, dann ist ja alles gut. Aber die üblichen Federn für die MT-09 sind im Schnitt mit einer deutlich kleineren Federrate ausgestattet und verhärten dann später. Leider kann ich keine Zahlen nennen, welche Federraten die Hersteller in welchem Arbeitsbereich einkonstruiert haben.
Aber sie haben üblicherweise ca. die Federraten der Serienfedern und verhärten dann etwas mit zunehmenden Weg.
Lineare Federn haben über den gesamten Arbeitsweg die gleiche Federrate.
So, nun muss man aber auch berücksichtigen, daß das Luftposter in den Gabelholmen beim Einfedern komprimiert wird, welches die Feder unterstützt und somit eben die Federrate etwas verhärtet, bis die Gabel das Luftvolumen womöglich so weit komprimiert hat, daß die Gabel schlagartig sehr hart wird, also 'umgangsspr.' auf Block geht.
Ausserdem spielt die Öldämpfung auch noch mit. Hier kann man schon mal etwas Unterstützung bekommen, wenn die Druckstufe entsprechend zu ist. Aber wieder nicht zu viel, dann wird's unbequem und die weiche Vorprogression ist schon wieder futsch.
So, wozu also Stahlflexe aus technischer Sicht, wenn der Rest des komplexen Systems zu schwach ist?
(Aus optischer Sicht stimme ich ja zu - bunte Fittinge sehen schon geil aus!)
Im harten Bremsfall stört dann eher der zu schnelle Bremskraftaufbau in Kombination mit einer sehr vorsichtigen Regelstrategie des ABS und unterm Strich musst Du selbst defensiver zur Tat schreiten und hast Dir also einen Bärendienst erwiesen.
Ich will möglichst viel umsetzbare Bremsleistung erreichen. Die erreiche ich nicht über Stahlflexleitungen an der MT-09-Bremse, sonderen über härtere Gabelfedern. Und hier eben auch nicht über Komfortkompromisse, wie den progressiven Federn.
so, jetzt reicht's der Worte im Moment