Verhindert das ABS einen Überschlag?

  • #21

    bei 50 km/h hatte ich auch schon Stoppies. Da spassiert ganz leicht. Aber je höher die Geschwindigkeit ist,desto geringer ist auch der Tempoabbau.(Bremsweg aus 50km/h; 10 m , aus 100 km/h; 50 m ) Da walten in höheren Temporegionen geringere -G-Kräfte. Ausrechnen dürfen das mal unsere Rechenkünstler. Also,bei einer Vollbremsung aus 100 oder von mir aus 200 km/h macht man keine Stoppies. Also, voll reinlangen und das ABS arbeiten lassen. Einig sind wir uns wohl Alle dass man das üben muss! Öfter mal...

    immer oben bleiben!

  • #22

    Wie steffen71 schreibt, habe ich die gleiche Erfahrung gemacht, beim Bremsen aus hohen Geschwindigkeiten regelt eher das ABS als daß das Heck hoch kommt. An den G-Kräften liegt das nicht. G ist Gravitation und resultiert aus der Masse der Erde und diese Masse ändert sich nicht durch das Bremsen eines Motorrads. Signifikant höher ist aber die Trägheit die durch den Schwerpunkt des Motorrads nach vorn zieht, was genau die Ursache für den längeren Bremsweg ist. Einen daraus resultienden Einfluß auf die Balance des Motorrads kann ich ad hoc auch nicht erklären, aber es fühlt sich so an.

    MT09: der geschmeidigste Zweitakter den ich je gefahren war!

  • #23

    Kann ich so nicht bestätigen.


    Beim letzten Perfektions-Sicherheitstraining haben wir teilweise aus 120km/h eine Vollbremsung hingelegt und das HR der MT kommt immer dann hoch, (bis zu 70-80 cm), wenn man sofort reinlangt und zwar immer gegen Ende.


    Sobald progressiv gebremst wird ist es besser, aber das Heck wird immer sehr leicht und hebt auch dort 10 cm ab.
    Das liegt a) am kurzen Radstand (aber selbst eine K1200s kommt bei dieser Geschwindigkeit hinten hoch) und b) an der extrem weichen Gabel, die sofort tief eintaucht.


    Und ja, man kann sich überschlagen, hatte laut Instruktor eine S1000RR schon mal geschafft.


    Merke:
    Das ABS regelt ganz ordentlich (für mehr ist es zu günstig) , man sollte aber lernen damit umzugehen und das funktioniert am Besten in einem Sicherheitstraining auf abgesperrtem Gelände.


    Gruß
    Jörg

    Ein Leben ohne Motorrad ist möglich, aber sinnlos!

  • #24

    Dass der Bremsweg sich verlängert hat absolut NICHTS damit zu tun, dass die Verzögerung geringer ist. Es kommt ganz einfach aus dem Integral, das dann eine quadratische Funktion ergibt.
    Daher führt eine doppelte Geschwindigkeit immer zum vierfachen Bemsweg.


    Daher macht man aus 100km genau so toll einen Stoppie (eigentlich sogar noch leichter, weil die Bremsdauer länger ist), wie aus 50km/h. Dass man in der Praxis aus höheren Geschwindigkeiten tendenziell dann doch eher keinen Stoppie macht hat meiner Meinung nach einen einfachen Grund: Je schneller man ist, desto weniger traut man sich, die Bremse mal richtig zu zu machen. Daher baut man gar nicht die nötige Bremskraft auf, damit es zum Stoppie kommt.

  • #25

    Eine letzte Wortmeldung dazu, G ist immer gleich, damit quasi Reibung und Kraft am Vorderrad auch, trotzdem knalllt bei 150 die Gabel auf Anschlag, das ABS regelt, aber das Hinterrad ist noch unten, bei 50 kommt eher das Heck hoch. Was habe ich übersehen? Den Winddruck auf Kopf und Oberkörper, der das Bike über den Aufstandspunkt des Vorderrades entgegen dreht. Zumindest ist das ein Faktor. Eine härtere Gabel bringt was, ein etwas tieferes Heck arbeitet aber auch effektiv gegen den Stoppie.
    Und nun darf das Bike in seine Einzelmassen im Kraft Weg System zerlegt und über A*cw des Fahrerkörpers integriert werden. Ich bin raus. Ciao

    MT09: der geschmeidigste Zweitakter den ich je gefahren war!

  • #26

    Gut, jetzt beziehen wir uns also nicht nur auf die reine Bremsverzögerung des Reifens, sondern auch auf alle anderen Bezugsgrößen.


    Dann gilt: Bei höherer Geschwindigkeit ist die bremsende Kraft (also die gesamte einwirkende Kraft entgegen der Fahrtrichtung) höher, als bei niedrigerer Geschwindigkeit. Das kommt schlicht aus dem Strömungswiderstand, der mit der Geschwindigkeit ansteigt.
    Ob der Strömungswiderstand aber überhaupt eine relevante Größe gegenüber der Bremskraft des Reifens darstellt müsste man ausrechnen.


    Wir wissen, dass die MT irgendwas um die 100NM ans Rad bringen müsste. Der Radius ist ca. 30cm. Demnach ergibt sich eine Kraft von rund 300N. Diese Kraft wird bei ca. 250km/h kompensiert.
    Nehmen wir also an wir fahren mit Höchstgeschwindigkeit (kein Speedcutter), dann dürfte da ein Widerstand von ca. 300N anliegen.
    Wir wissen, dass die Bremsverzögerung nahe an G rankommt, also fast 10m/s erreicht. Die dafür aufgewendete Kraft errechnet sich aus F = m*a. Masse der MT mit Fahrer dürfte um die 270kg liegen. Somit kommt man auf eine Kraft von etwa 2500N durch den Bremsvorgang.


    Wie Kräfte des Winddrucks machen also bei Höchstgeschwindigkeit gerade mal 10% aus. Bei 100km/h ist es nochmals viel weniger.
    Die Rechnungen sind Näherungen, ich weiß dass die tatsächlichen Größen abweichen (und dass da auch noch Schlupf ist und Reibungsverluste und sonstiger Käse). Die Abweichungen sind aber nur ein paar Prozent und ändern am generellen Größenverhältnis von ca. 10:1 nicht viel. Mir ging es hier nur darum zu sehen, ob der Winddruck näherungsweise große Relevanz hat oder nicht.


    Daher würde ich sagen: Ja der Winddruck macht etwas aus, da man auch noch die Hebelwirkung berücksichtigen muss. Allerdings ist der Einfluss nicht besonders hoch (sofern ich korrekt gerechnet habe).
    Was ich mir aber vorstellen kann: Wenn ich schneller fahre, dann sitze ich tendenziell auch weiter hinten auf der Bank. Entsprechend liegt der Schwerpunkt anders. Demnach ist es schon plausibel, dass man in der Praxis bei höherer Geschwindigkeit doch eher am Boden bleibt und nicht abhebt.

  • #27

    telosnox, guter Punkt, die Gewichtsverlagerung. Die 300N (~30kg) können auch so falsch nicht sein, wären es 1000N oder mehr, wenn auch verteilt auf Arme, Po und Beine, hätte man nach drei Minuten Schmerzen in den langen Armen.

    MT09: der geschmeidigste Zweitakter den ich je gefahren war!

  • #28

    Auf dem Fahrer selbst lastet sicherlich nochmal weniger, weil ja ein großer Teil des Widerstands schon direkt am Fahrzeug ist (sofern man nicht komplett aufrecht im Wind sitzt). Wenn man aber abbremst, dann richtet man sich ja auch auf und für den Zeitraum hängt der Körper dann komplett mit drin und da könnte ich mir schon vorstellen, dass da gut 20kg zusammen kommen könnten.

  • #29

    Auszug Wikipedia: Auch neueste Systeme können auf welliger Fahrbahn oder bergab zum kurzzeitigen Öffnen des Bremsdrucks am Vorderrad führen, obwohl der Reifen noch nicht an der Haftgrenze angelangt ist. Verliert das Hinterrad bei einem Bremsvorgang kurzfristig den Bodenkontakt, regelt das ABS den Bremsdruck am Vorderrad herunter und verlängert damit unverhofft den Bremsweg.


    -> Heisst für mich: konsequent (erst sobald Bremse greift, voll ins ABS) mit Vorder- UND Hinterradbremse rangehen. Denn solange das Hinterrad dreht geht vorn nichts auf und der Überschlag ist möglich.

  • #30

    Ich verstehe ernsthaft nicht, warum hier immer wieder geschrieben wird, dass ABS voll regeln zu lassen?! Wenn das ABS regelt, wird doch immer wieder die Bremse aufgemacht - da vergibt man doch im schlimmsten Fall die entscheidenen Meter Bremsweg! Klar, bei einer wirklichen Schreckbremsung hilft das ABS, dass man nicht auf die Schnauze fällt. Deshalb fahre ich auch nur noch Bikes mit ABS. Aber im Normalfall und auch bei einer Gefahrenbremsung versuche ich immer, progressiv zu bremsen und zwar so kräftig, dass das ABS eben gerade so noch nicht regelt.


    Auf meinen letzten Sicherheitstrainings mit der Multistrada, die auch keinen Überschlagschutz hat, habe ich natürlich auch immer wieder so doll gebremst, dass das ABS geregelt hat. Das war zum einen, um zu wissen, wie es sich anfühlt, aber auch um zu erfahren, wo genau der Punkt ist, an dem das ABS noch nicht eingreift, aber dennoch voller Bremsdruck anliegt. Das muss doch (nach meinem Verständnis) das Ziel einer Bremsung sein, weil nur so der kürzeste Bremsweg erzielt wird. Bei diesen Bremsübungen, die ich teilweise auch aus 70 km/h und mehr geübt habe, kam das Hinterrad der Multi immer erst kurz vor dem Stillstand hoch. Und das war für mich immer handelbar, weil ich ja sowieso bereits fast stand.

    Geschüttelt, nicht gerührt.

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