Tracer Abgesang und Fazit nach 9Tkm

  • #1

    So nah dran, aber wirklich so |-| nah dran.


    So nah an dem, was ich mir unter dem optimalen Motorrad vorstelle. Gemessen an meinem Anforderungsprofil:
    - Tourentauglichkeit
    - Reisetauglichkeit
    - Daily driver Qualitäten
    - Sicherheit


    Diese Anforderungen hat die Tracer wahrlich erfüllt. Kilometerschrubben? Kein Problem, lasst uns losfahren! Der Weg ist das Ziel.
    Der Motor ist für mich persönlich DAS Highlight. Mein erster Dreizylinder und dann gleich so einer. Ich habe mir viel Mühe mit dem Einfahren gegeben und er scheint es mir gedankt zu haben. Geht wie Hölle (nach der Warmfahrphase versteht sich) und ist mit 4,7L/100km auf Tour sehr genügsam.


    Wenn ich dagegen die Ersatzmaschine meines Händlers zum Vergleich hernehme, was die für Töne schon nach 1600km von sich gegeben hat, muss ich zu dem Schluss kommen, dass man auch heutzutage noch vieles falsch machen kann. Und leider kann ich mir nur zu lebhaft vorstellen wie der Motor in der eigentlichen Einfahrphase gequält wurde.


    Die Sitzposition bereitete mir von Beginn an keine Probleme und erst recht nicht nach der Umpolsterung meines Gestühls. Der Lenker hingegen ist mir schon ein wenig zu breit bzw. empfinde ich ihn an der Tracer zu breit. Meine bald folgende Maschine hat angeblich dieselbe Lenkerbreite, kommt mir subjektiv aber schmaler vor. Ich habe dafür keine Erklärung. Kann mir nur vorstellen, dass es an der gesamten Ergonomie und den im Vergleich tiefer liegenden Lenker der Tracer liegt(?).


    Das ich die seit Anfang Mai gefahrenen 9000+ km nicht ganz beschwerdefrei überstanden habe, liegt in erster Linie an dem sportlich straffen Fahrwerk der Tracer. Besonders nach meinem letztjährigen Unfall bin ich da ganz offensichtlich nicht mehr so hart im Nehmen und so haben mir doch einige male die teils miserablen Straßenverhältnisse unserer Republik das Leben ganz schön schwer gemacht und die Freude am Fahren genommen. Aber wie gesagt, dass liegt eher an meinen persönlichen Umständen und weniger an dem Motorrad selbst. Wenn es mal nicht über schlaglochbewährtes Straßenland ging, hatte ich stets Vertrauen in die Fahrwerkstechnik.


    Ganz anders die Reifen. Ich habe noch keinem Reifen so misstraut wie diesem. In einem eng umrissenen Temperaturfenster funktioniert er recht gut. Ist es aber etwas kühler oder wärmer oder regnet es schlimmstenfalls sogar, ist’s vorbei mit der Herrlichkeit. Da „schmiert“ der Reifen schon mal ganz gerne weg, was bisweilen einem Eiertanz gleicht. So zumindest meine Erfahrungen mit den Serienreifen, weswegen die Metzeler M7RR auch schon bereit lagen.


    Ansonsten hat die Tracer die 9000+ km anstandslos runtergespult und nie auch nur ansatzweise den Anschein erweckt das sie schwächeln könnte. Anders dagegen ich selber, wenn ich mal wieder stundenlang vom Winde verweht wurde. Eine gänzlich zufriedenstellende Lösung blieb mir leider verwehrt. Mit der Powerbronze Racing-Scheibe sowie der flacher angestellten Ermax Sport-Scheibe ist es deutlich besser geworden und der Gehörschutz wurde für mich entbehrlich. Was schon was heißen mag, denn mein Shark Vision-R2 ist bestimmt kein Leisetreter.


    Dennoch wurde oftmals so vehement an mir gezerrt, dass es nicht mehr spaßig war. Ob es an der „Aerodynamik follows Design (und nicht „function“)“ liegt, wer weiß das schon. Mühselig darüber zu spekulieren. Ich weiß nur, dass ich das weder von meiner Kilozett SX, noch von meiner 2014er V-Strom 1000 her kannte (oder von einem der anderen Motorräder). Da die Tracer aussieht wie sie aussieht, schiebe ich es aber tatsächlich auf das Design, dem die Aerodynamik offensichtlich untergeordnet wurde.


    Grundsätzlich kein großes Thema, schließlich bietet die Tracer viel zu viel andere Qualitäten. Letztlich ist es aber ein Teil meiner persönlichen Prioritätensetzung, die gepaart mit dem Fahrwerk dazu führt, dass ich nach über 9000 gefahrenen Kilometern den Schlussstrich ziehe und auf eine KTM 1190 Adventure umsteige, die mich auch in diesen Aspekten von Beginn an überzeugen konnte.


    Für mich ist es letztlich die Entscheidung „contra Kompromisse“ und „pro Freiheit“. Freiheit überall hinfahren zu können, ohne mir über die Straßenverhältnisse Gedanken machen zu müssen. Ohne nach einer halben Stunde mit schmerzendem Rücken abzusteigen und am liebsten auf dem schnellstmöglichen Wege nachhause fahren zu wollen. Ohne nochmal einen Urlaub abbrechen zu müssen. All das sehe ich momentan und perspektivisch nicht mit der Tracer. Zumindest nicht ohne weiter an ihr herumzudoktorn, mit fraglichem Ausgang.


    Wie gesagt, dass sind meine ganz individuellen Präferenzen. Wichtig ist mir, dass ich keinen einzigen Kilometer mit ihr bereue und erst recht nicht sie gekauft zu haben. Das Potential ihren Fahrer glücklich zu machen ist gewaltig. Insbesondere mit einem Blick auf den Geldbeutel. Ein tolles Gesamtpaket, zu einem fairen Preis.


    Ein paar weitere persönliche Highlights:
    - Bordcomputer – er liefert viele nützliche und individualisierbare Informationen, von denen ich reichlich Nutzen gemacht habe.
    - ARROW Thunder Komplettanlage – meine Fresse, was für ein Klang!!! Und wehe man reißt im „Attacke“-Modus mal ordentlich auf. Dann schreit sie einen Ehrfurchtgebietend an. Auch wenn ich sie aus Gründen der Sozialverträglichkeit in den kommenden Wochen wieder zurückgerüstet hätte, diese Investition war jeden Cent wert ;)
    - Griffheizung – in Verbindung mit der Integration in den Bordcomputer. Wieso, sind doch nur Griffheizungen? Ja schon, aber für mich war es das erste Mopped, dass die Steuerung so simpel integriert hat und dabei die Intensität der einzelnen Heizstufen auch noch individualisierbar gestaltete. Ich weiß, dass ist für einige wohl ein alter Hut, aber diese Funktionen in ein Motorrad in dieser Preisrange zu integrieren, ist allemal eine Erwähnung wert.
    - Beleuchtung – LED Technologie … schön dass sie sich immer mehr durchzusetzen scheint. Verglichen mit meinen vorherigen Motorrädern ist die Lichtausbeute schon enorm hoch.
    - Traktionskontrolle – sie hat sicher nicht zu wenig zu tun bekommen, war aber stets unauffällig. Ihre Eingriffe haben das Vorderrad auf dem Asphalt gehalten … da wo es hingehört … ohne gleich einen stotternden Anker zu werfen, so wie meine V-Strom z.B.
    - Soziustauglichkeit – die Stabilität leidet mit Sozius nicht im Geringsten. War für mich eine Überraschung und wurde freudestrahlend nach der ersten Fahrt mit Sozia zur Kenntnis genommen!


    Abschließend der Vollständigkeit halber noch ein „kritisches“ Thema … Hochgeschwindigkeitspendeln. Auch hier im Forum ausgiebig diskutiert, ebenso wie mögliche Lösungsansätze etc. Ich will daher keine neue Diskussion anzetteln oder es schönreden. Das es das gibt ist sicherlich nicht schön. Da ich jedoch zu denen gehöre, die damit wenig bis gar keine Probleme haben, scheint es hierfür doch auch ein paar individuelle Faktoren zu geben, die das Pendeln begünstigen oder eben nicht. Man sollte wissen das es auftreten kann, aber nicht überbewerten. Einfach mal mit den „Verhaltensempfehlungen“ langsam an den Grenzbereich herantasten und sich davon überzeugen, dass man das Pendeln so tatsächlich beeinflussen kann. Also ruhig zum Vergleich auch mal bewusst gegensätzlich Verhalten … aber bitte mit Obacht ;)


    Und da ich diese Zeilen auch hinsichtlich zur Tracer recherchierender Leser schreibe und keinen falschen Eindruck dadurch schüren möchte, dass ich nach wenigen Monaten auf ein anderes Fabrikat umsteige. Hier noch ein paar Themenverknüpfungen für den Start ;)


    Zubehörscheiben für die Tracer
    Yamaha-eigenen Gepäcklösungen für die Yamaha MT-09Tracer
    Koffer und Topcase für die Tracer
    Tracer pendelt
    Fahrwerkseinstellungen, Tracer


    Von meiner Seite aus wird es jetzt wohl insgesamt etwas ruhiger werden. Gibt noch einige Sachen die ich an die Frau / den Mann zu bringen habe und wo ich mich konstruktiv mit einbringen kann, werde ich mich beteiligen. Darüber hinaus werde ich aber in erster Linie lesend begleiten. Gibt ja durchaus so ein paar allgemeingültige und interessante Themen :D


    Mir hat es hier wirklich Spaß gemacht, wie man meiner Beteiligung hoffentlich entnehmen konnte. Ich werde jedenfalls fleißig die Tracer weiterempfehlen, ebenso wie das Forum. Und wer weiß, vielleicht wird dann ja auch bald der neue Besitzer meines Moppeds hier vorstellig werden ;)


    Gruß
    Harald

  • #2

    Hallo Harald
    sehr toller informativer Bericht
    wünsche Dir viel Spaß mit der Neuen

    Gruß Jürgen


    _______________________________
    rechts ist Gas

  • #3

    Hallo Harald,


    sehr schöne Worte und Bericht. Wünsche Dir viel Spass mit Deiner Neuen und allzeit gute Fahrt!


    vg
    pat

    Aprilia Pegaso / Yamaha TDM 900 (RN08) / Yamaha TDM 900 (RN18) / Yamaha MT09 Tracer (RN29 - 2015)

  • #6

    Hallo, fahre die Tracer und die 1190 t. Die ktm ist schon ein Spaß, aber qualitativ kein Vergleich zu Yamaha. Ich war noch mit keinem Motorrad so oft in der Werkstatt. Motor undicht bei Riss im Gehäuse nach 8000 km. Hab dann auf das 2014 er Modell gewechselt : Ölverlust nach 300 km. Pendeln ab 180 km bisher nicht in den Griff zu bekommen, Probleme mit dem Anlasser und andere Kleinigkeiten. Sie macht ne Menge Spaß aber ist leider nicht so zuverlässig wie Yamaha. Lg Zerfi und viel Spaß mit dem Kürbis


    Gesendet von meinem SM-G900F mit Tapatalk

    KS 175, RD 250, RD 250 LC, 2 x XJ 550, XJ 600, 3 x FZ 750, 2 x FZR 1000, 2 x R6, R1, XT1200Z, 1190 Adventure, MT 09 blazing orange, MT 09 Tracer lava red, BMW R1200 GS LC, MT 10

  • #7

    Servus!




    Jap, hab ich teils im Forum und teils im Dauertestbericht der Motorrad gelesen. Darauf gibt es dort auch Statements von KTM. Das Pendeln kümmert mich jetzt nicht wirklich. Ich fahre eh keine 180 mit Gepäck ;) Im Grunde ist es bei der Käthe auch nicht anders als bei so vielen anderen Moppeds. Ein paar Horrorgeschichten und viel mehr positives. Aber ich bin auf jeden Fall vorgewarnt und werde nochmal gezielt auf den Händler zugehen. Auf den ersten Blick sah alles gut aus ... alles trocken etc. Letzten Endes werde ich hoffentlich nicht zu früh den Abend vor dem Tag gelobt haben, aber im Grunde stehe ich mit dem Händler in einem sehr konstruktiven Kontakt. Lässt mich diese Woche noch die kurze und lange Scheibe testen und tut auch sonst vieles um den Ablauf so positiv wie möglich zu gestalten. Komplettes Gegenprogramm zu einem gewissen anderen KTM Stützpunkt, den ich nicht näher benennen möchte ... :D


    Gruß
    Harald

  • #8


    So unterschiedlich können die Erfahrungen sein. Ich habe eine 2013er KTM vom März 2013 bis August 2014 gefahren knapp 28000 km und keine nennenswerte Problem.
    Die Käthe war KLASSE, ich kann sie empfehlen, aber ich fahre auch gerne mal etwas NEUES.....die Tracer ist sicherlich ein sehr gutes Motorrad, besonders im Hinblick auf die Investitionskosten, aber ich werde sicherlich auch noch mal im nächsten oder übernächsten Jahr etwas anderes ausprobieren.


    Wie sagte schon... :?: , na ist ja auch egal wer: Das Leben ist viel zu kurz, um nur ein Motorrad zu fahren.


    In diesem Sinne, viel Spaß mit der KÄTHE, ist ein klasse Motorrad.

    Gruß Günter


    Tenere XT 1200 und MT 09 Tracer lavared

  • #9


    Wahlweise passt auch:
    Es ist besser genossenes zu bereuen, als zu bereuen nichts genossen zu haben.


    ... man muss es halt nur auf's Motorradfahren übertragen :D


    Zumindest ist es der Grund warum ich jetzt diesen Schritt mache und nicht erst in ein paar Jahren.


    Gruß
    Harald

  • #10

    Jedenfall viel Spass mit deiner neuen KTM :dance: :dance: :dance:


    Und Lob - wieder einer der die österreichische Wirtschaft unterstützt ;)
    LG
    Alfred

    1 x BMW R 1250 GS

    1 x Honda NC 750 X DCT

    1 x Yamaha X-Max 400

    1 x Fiat Talento Business Van DCT

    Einmal editiert, zuletzt von Alfred60 ()

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