Neues Yamaha MT09 Map

  • #411

    Die Motoransteuerung besteht aus zwei Komponenten.


    1. Drosselklappenöffnung
    2. Einspritzmenge


    Mit der Einspritzmenge können wir nicht viel bewirken. Der Motor soll mit idealem Gemisch laufen und nicht zu mager und nicht zu fett. Dafür ist die da.


    Bleibt uns also nur noch die Drosselklappe.
    Die Drosselklappenöffnung hängt normalerweise direkt mit der Gasgriffstellung zusammen. Das ist bei uns aber nicht so, da wir Ride by wire haben. Der Hersteller hat also die Möglichkeit die Drosselklappen anders zu öffnen, als der Gasgriff es vorgibt. Genau das passiert im B-Modus.
    Ich gehe davon aus, dass hier ein simpler Nachlaufmechanismus eingesetzt ist, der den Drosselklappenservo einfach langsamer ansteuert. Es wird quasi die maximale Bewegungsgeschwindigkeit des Servos reduziert. Und das tut er konstant völlig unabhängig davon, welche Ausgangsstellung der Gasgriff hatte und wohin er nun läuft.


    Um ein langsames Ansprechen bei Null Gas und ein schnelles Ansprechen bei Teilgas zu erreichen müsste man ein sich zeitlich veränderndes Verhalten des Servos realisieren. Das ist weitaus schwieriger als die konstante Anpassung. Gehen würde es grundsätzlch eh nur dann, wenn da ein programmierbarer Microcontroller sitzt, der das übernimmt. Und den haben wir bestimmt nicht.

  • #412


    Fast richtig. Es gibt allerdings keinen "Nachlaufmechanismus" im B-Modus, sondern einen "Vorlaufmechanismus" in STD- und A-Modus.
    Das ist ein zunehmend beliebtes Mittel, den Motor noch kräftiger erscheinen zu lassen als er ist: Der Fahrer tippt den Gasgriff nur an, und die Drosselklappen schwenken ein gutes Stück weit auf. Quasi so, als hätte der Fahrer bei einer linearen Ansteuerung das Gas ruckartig halb aufgerissen. Das Moped macht eine Satz nach vorne und der Fahrer freut sich, wie das abgeht. Ist in Serpentinen oder zum gefühlvollen Gasgeben in tiefer Schräglage eher kontraproduktiv. Wer es eher Moto-GP-mäßig mag (möglichst kurz in Schräglage um schneller auf Vollgas gehen zu können) wird da Spaß dran haben. Ähnliche Effekte hat man früher mit eliptischen Seilscheiben für den Gaszug umgestzt, hat aber nur im Rennsport und Motocross Verbreitung gefunden.


    "programmierbarer Microcontroler" ist selbstverständlich vorhanden. In der ECU, wird beim Aufspielen des Mappings (oder Flashtuning) neu programmiert.

    Ich möchte im Schlaf sterben wie mein Opa. Nicht schreiend und heulend wie sein Beifahrer...

  • #413

    Es MUSS ein Nachlauf sein. Sonst würde sie im B-Modus beim Vollaufreißen des Gas ja auch sofort den Satz machen. Tut sie aber nicht. Da kommt das bekannte Gummiband und das ist ja dann wohl der Nachlauf (Drosselklappe geht langsamer auf, als es der Gashahn vorgibt).

  • #414


    Die Begriffe "Vorlauf" und "Nachlauf" stellen hier eine grobe Vereinfachung dar. Das tatsächliche Zusammenspiel aus Gasgriff und Drosselklappe ist in einem wesentlich komplexeren Kennfeld abgelegt, dass eben nicht linear ist (sonst könnte man auf Drive by Wire verzichten). Eingangsgrößen fürs Kennfeld sind unter anderem die Drehgeschwindigkeit am Gasgriff, Motordrehzahl, Gangstufe, Temperatur, Drive-Mode usw. Außerdem können auch Zündkurve und Einspritzmengen auf Öffnungswinkel und Öffnungsgeschwindigkeit der Drosselklappen angepasst sein.


    Den Gummibandeffekt im B-Modus bemerkst du nur beim spontanen Aufreißen. Beim feinfühligen Angasen in tiefer Schräglage am Rande der Haftgrenze merkst du ihn nicht.
    Das ist eher mein Fahrstil (Maxi Biaggi lässt grüßen) :animals-dogrun:


    Wer eher "eckig" um die Kurven hämmert kann damit nix anfangen.

    Ich möchte im Schlaf sterben wie mein Opa. Nicht schreiend und heulend wie sein Beifahrer...

  • #415


    Was genau das bestätigt, was ich schon schrieb. Der B-Modus begrezt die Maximalgeschwindigkeit des Drosselklappenservos. Somit kann das Servo der Gasgriffdrehung nur sofort folgen, wenn die Drehung langsam erfolgt. Dreht man schnell, so hat man das Gummiband.


    Im A-Modus ist diese Begrenzung aufgehoben und der Servo folgt sofort dem Gasgriff. Deshalb auch der explosive Antritt.

  • #416


    Du denkst zu zweidimensional. Ein Kennfeld ist viel komplexer.


    Grundsätzlich ist die Gasanahme im A-Modus nicht linear, sondern beschleunigt (vom Idealzustand aus betrachtet). Manche mögen das und erklären es deshalb zum Normalfall. Tatsächlich ist die Gasannahme im A-Modus beschleunigt und deshalb nicht (schlecht?) dosierbar.
    Damit ist das Powergefühl im A-Modus eher ein Softwaretrick und kein Ausdruck überschäumender Leistung.
    Wenn du mal wirklich sauber abrufbare Power spüren willst, bemühe dich um eine Probefahrt auf ner KTM 1290 Super Duke. Viel mehr Wumms als die MT-09 aber nicht halb so zickig. Wer hat, der hat....


    Verzögerungen in der Gasanahme sind seit jeher gewünscht. Beim Gleichdruckvergaser sorgte der Membrankolben dafür, beim Doppeldrosselklappensystem von Suzuki-Kawasaki macht das die Sekundärklappe. Systeme ohne Verzögerung behelfen sich mit der Beschleunigerpumpe, was mit den Abgaswerten aber zunehmend schwierig wird. Die legendären Keihin-Flachschieber-Vergaser an den Kawa-Rennern etwa waren für die Straße praktisch nicht abzustimmen. Auf der Renne funktionierten sie prima.

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  • #417


    Das Problem mit dem "soften" Gasgeben habe ich, im umgekehrten Sinn, beim Auto.
    Eigentlich müssten die 97 kW/132 PS meines Toyota Auris eine schwarze Gummispur quer durch Dorf erzeugen.
    Aber die Motorsteuerung ist der Meinung: Erst die Welt retten dann kommt der Spass.
    Nachdem das Gasgeben auch nur noch elektronisch mit DrivebyWire erfolgt werde ich das Problem morgen mit einer "Pedalbox" angegehen.
    Diese "verbiegt" die lineare Gaspedalweginfo in ein agressiveres "logarithmisches" Signal nach diesem Schema:
    http://www.pedalbox.com/pedalbox/ansprechverhalten.html

    Gruss aus Mainfranken
    Reinhold

  • #418


    Warum gibst du nicht 100% Gas, wenn du 100% Leistung willst?


    Das mit der schwarzen Gummispur quer durchs Dorf dürfte eher an der Traktionskontrolle scheitern ;)

    Ich möchte im Schlaf sterben wie mein Opa. Nicht schreiend und heulend wie sein Beifahrer...

  • #419


    Konnte heute nochmal fahren und habe etwas mehr getestet.


    - Also das Rucken beim Gasgeben nach Gangwechsel oder Rollenlassen ist in A und STD definitiv noch da, aber sanfter
    - Bei B gefühlt noch etwas sanfter


    - Ich hab mal in jedem Modus von 40 bis 120 beschleunigt:
    B: Nach wie vor langsam und gemächlich
    STD: Geht schon richtig zur Sache
    A: Ich bilde mir ein dass es hier noch ein Stück besser vorwärts geht.
    Also meiner Meinung nach haben noch alle Modi ihre Daseinsberechtigung


    Ich bin nun ständig in STD gefahren und konnte richtig gut fahren ohne dass ich irgendwie genervt war. Hat heute richtig
    Bock gemacht!


    Genau das was ich wollte, und zumindest ich als quasi Anfänger vermisse zu vorher keine Leistung. Auch wenn es sich etwas anders anfühlt
    bei niedrigen Drehzahlen in STD und B. Aber darum gings ja hauptsächlich beim Mapping.


    Naja, ich bin auf andere Meinungen und Tests gespannt. Vor allem von den alten Hasen die schon paar mehr KM auf dem Buckel haben ;)

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