Moin Gemeinde,
nach fünf Jahren und 63.000 km auf meiner MT09 Tracer/RN29 bot sich mir überraschend die Chance bei meinem Händler eine neue Tracer 9 GT/RN70 zu kaufen. Und zwar blind ohne die Möglichkeit einer Probefahrt. Also nach dem Motto: „friss oder stirb“
Es war die einzige, die er dieses Jahr bekommen hat. (Willkommen in der Mangelwirtschaft..)
Wie auch immer; Ich habe es getan, bin nun gute 2500 km gefahren und vage einen ersten Vergleich.
Vorab - Es sind wirklich zwei unterschiedliche Mopeds.
Wegen der Ergonomie:
Man sitzt viel mehr im Moped und nicht mehr so oben drauf. Der Lenker ist um einiges schmaler, der Kniewinkel enger (trotz tief montierter Fußrasten) aber vor allem der tiefe Lenkkopf und die längere Schwinge ergeben ein erheblich anderes Fahrgefühl. Die Handlichkeit bei mittleren Geschwindigkeiten ist geblieben aber in schnelleren Kurven so ab 100 km/h liegt sie viel stabiler.
Da wurde die RN29 schon zappelig und empfänglich für Unruhe. Die RN70 liegt dagegen wie ein Brett.
Wegen der neuen Elektronik:
Das semi-aktive Fahrwerk finde ich klasse, auch wenn im Vergleich weniger Federweg zur Verfügung steht.
Im Komfort Modus sind jetzt auch üble Eifelstraßen dritter Ordnung ohne anschließende Rückenschmerzen möglich. Selbst in diesem „soften“ Modus fängt sie spät an zu pumpen, wenn’s mal schneller gehen soll.
Der Sport Modus macht seinem Namen alle Ehre und ich benutze ihn nur auf glattem Asphalt.
Der Quick Shifter funktioniert traumhaft, bei allen Drehzahlen, rauf wie runter und macht echt Spaß.
Ein echter Gewinn ! (hätte ich nicht gedacht )
Der Rest: Kurven ABS,TC, Slide+ Lift Control etc. fällt nicht weiter auf.
Die vier Motor Mappings finde ich überflüssig. Nach kurzem testen bleibt der auf 1 =“scharf“
Wer den als zu hart empfindet hat wohl nie einen CP3 Motor der ersten Generation gefahren.
Wegen des überholten Motors:
Obwohl er mehr Hubraum, PS und Drehmoment hat fühlte er sich im ersten Moment nicht so an.
(Dazu muss ich erwähnen, dass meine RN29 Leistungsoptimiert war
Er läuft fast so rund wir ein Vier Zylinder und durch die lange Schwinge und die Elektronik will sie auch nicht ständig aufs Hinterrad. Er ist sehr elastisch geworden und man kann auch alles einen Gang höher fahren.
Er ist also alles in allem geglättet.
Ob ich das gut finde, weiß ich noch nicht so genau. Oben raus geht dann schon immer noch, auch gefühlt, die Post ab.
Auf jeden Fall bin ich nicht langsamer, was der Tachovergleich an einigen Referenz Bremspunkten auf meinen Hausstrecken zeigt. Das Gegenteil ist der Fall aber es ist weniger anstrengend schnell zu fahren. Es fühlt sich halt nicht mehr so spektakulär an.
Und sonst:
Die Bremsen sind top und noch besser zu dosieren.
Die Scheibe passt bei mir nicht. Sie ist zwar einfach verstellbar aber in allen Stellungen habe ich Verwirbelungen am Helm. Da ich die Sitzbank noch aufpolstern werde (muss ich bei all meinen Mopeds machen, da Körpergröße = 2 Meter) warte ich aber erstmal noch mit einer anderen Scheibe.
Über das zweigeteilte Display kann man streiten. Manche Anzeigen sind recht klein aber wenn man einmal weiß, wo was liegt, ist es auch ohne Lesebrille kein Problem. Das Drehrädchen zur Auswahl und Bestätigung von Menüpunkten wirkt etwas billig und ist nicht so einfach sauber zu bedienen, besonders wären der Fahrt. Hier hilft mir der Tempomat, weil man dann die Gashand frei hat.
Das Kurven/Licht funktioniert gut und ist ein Sicherheits-Plus im Dunkeln.
Der Reifen BT32 ist mir nicht vertraut, fährt sich aber unauffällig bis jetzt.
Mit dem frei programmierbarem Mapping habe ich mich noch nicht beschäftigt.
Der Brotkasten-Auspuff sieht scheiße aus, egal – wahrscheinlich ein guter Laubbläser Der Klang bleibt aber unverkennbar gut.
Die 96 dB Standgeräusch sind mir schnuppe, durch Tirol steht mein Moped eh immer auf dem Hänger in Richtung Italien.
Erstes Zwischenfazit:
Die RN29 ist mehr ein Fun Bike mit Supermoto Attitüde. Sie ist rau und ungeschliffen was seinen Reiz hat. Auch im Design.
Die RN70 ist mehr ein Sport Tourer mit allen Annehmlichkeiten der modernen Technik und sieben Jahren konsequenter Modelpflege. An vielen Stellen geglättet und zugänglicher aber der CP3 bleibt als Herz erhalten.
Dabei ist allerding die „dark side“ etwas verloren gegangen.
Das nennt man wohl zielgruppengerechte Weiterentwicklung den das Ding kaufen ja meist Silberrücken wie ich
Eigentlich müsste ich beide behalten aber fahren würde ich wohl öfter die GT, ich werde ja auch nicht jünger