"Live"-Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

  • #51

    1.5. Homecoming


    Das Hotel ist erstaunlich hellhörig. Um 5 Uhr fährt mein Airport Shuttle, um 7:10 hebt der Flieger, und in Deutschland nehme ich dann den erstbesten Zug nach Hause. Das Airport Shuttle ist im Hotelpreis mit drin, und der Flug kostet 38 Euro, inkl. 10 für eine verpflichtende Sitzplatzreservierung, wenn man online eincheckt. Das ist etwas unfair, aber immer noch sehr sehr wenig Geld - und völlig harmlos mit den versteckten Kosten von Abzockerportalen wie fluege.de oder seat24.de. Wenn man dort alle angepriesenen Optionen nimmt, legt man locker 300 Euro oben drauf. Für völlig wertlose Dinge, die eh gesetzlich vorgeschrieben sind, z.B. übliche Zahlungsmethoden, oder Dienste mit einem sehr fraglichen Nutzen, z.B. Premium-Hotline oder Gepäckversicherung.


    Die Nacht endet für mich um 4:15, es gibt die Katzenwäsche und zielstrebiges Einpacken. Das klappt so gut, dass ich noch Zeit für Frühstück habe: Ein Stück Baguette ist noch übrig, und der Schinken war über Nacht im Beutelkühlschrank außerhalb des Fensters. Ein Problem an Flugreisen ist für mich der Flüssigkeitshaushalt, also kippe ich mir vor dem Shuttle eine Halbliterflasche rein und zwischen Shuttle und Flughafen noch mal eine halbe Flasche, und zwar sogar Isozeug, das länger drin bleibt als reines Wasser.


    Der Security-Check verläuft unauffällig. Die Leute verhalten sich vernünftig und wissen offensichtlich auch, wie ein Security-Check abläuft. Dabei habe ich extra eine Animation rausgesucht, wie es normalerweise läuft. Die will ich euch jetzt nicht vorenthalten, nur weil die Realität besser war. Ich bitte also um angemessene Würdigung:


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    Ich bestehe den Check-In ohne Beanstandungen. Die Topcaseinnentasche ist ja schon recht groß und vor allem schwer, aber Helm und Werkzeug habe ich beim Motorrad gelassen. Ich habe zwei gleiche Helme, und die paar Inbusschlüssel und die Zange kann ich mir ruhig doppelt kaufen. Werkzeug im Handgepäck ist zwar nicht verboten und wird auch nirgends erwähnt, wird in Deutschland aber regelmäßig beanstandet. Ich bin sehr früh dran, die Geschäfte öffnen erst um 6. Das Gate ist 200 Meter vom Security Check entfernt. Mit frischem Wasser und nach einem bequemen Sitzgelegenheit geht's ans Anstellen beim Boarding.


    Geheimtipp vom Ex-Vielflieger: Boarding Gruppen interessieren niemanden mehr nach den ersten 10 Leuten. Am Ende der Prio-Schlange guckt keiner mehr so genau auf die Zettel. Mein PCR-Test wird genau geprüft, sonst nur Ausweis zu Ticket, und dann geht's in den Finger. Mein Vordermann schimpft auf die Kälte. Tja, ich bin darauf vorbereitet: Motorradstiefel Leder mit Goretex, Motorradhose (ohne Membran), Fleecepulli, Goretexjacke, Regenjacke drüber. Der Vordermann erkennt Motorradklamotten, und fragt warum. Ich habe hier ein Motorrad stehen, kann ich jetzt leicht versnobt sagen. Im Flieger sind die Mittelsitze leer, aber der Mann am Sitz vor mir hustet und niest, hört damit aber auch bald wieder auf. Es gibt kein Essen, also nehmen auch nicht alle gleichzeitig mitten im Flug ihre Masken ab. Das gefällt mir - auch wenn eigentlich alle max. 48h vor Abflug einen Covid-Test gemacht haben, bei 100 Leuten bleibt immer ein Restrisiko.


    Heute gibt's mal eine Routenübersicht:


    Nach 2:40 Stunden endet ein erfreulich ereignisloser Flug, und niemand springt sofort auf, zerrt sein Gepäck hervor und zieht dabei seinen Rucksack den noch Sitzenden 12x durchs Gesicht. Wow. Haben jetzt wegen Covid alle Reisenden Flugetikette gelernt, oder liegt's vielleicht an der Abwesenheit deutscher Rentnerehepaare?


    So oder so, willkommen am Flughafen Frankfurt. Als ehemaliger Vielflieger mag ich den nicht so, der ist einfach zu groß. Der Bus fährt ewig. Dann laufe ich ewig. Toiletten bei der Ankunft? Wozu das denn? Ich brauche 45 Minuten aus dem Flieger bis an den Bahnsteig, und man kann weiterhin ohne Test oder Kontrolle der Dokumente einfach so rausspazieren, obwohl man seine Einreise extra anmelden muss. Der Weg zum Bahnhof ist schlecht ausgeschildert und ich schleppe mir natürlich einen ziemlich Wolf an meiner Topcaseinnentasche mit Wäsche für 3 Wochen und diverser Elektronik. Für den Zug hatte ich mir noch auf dem Rollfeld ein Ticket gekauft, 27 Euro für 2. Klasse mit Bahncard ohne Zugbindung - voll in Ordnung. Es kommt alle 30 Minuten ein ICE, der bis Nürnberg durchfährt. Die ICEs sind so gut, dass ich nach Frankfurt, Berlin, München, Stuttgart fliegen kann, die Fahrzeit ist okay. Jetzt habe ich Zeit, mir zwei Brezen zu kaufen, denn der Hunger kommt.


    Der ICE schafft es dann ohne Panne vom Flughafen Frankfurt bis Frankfurt Hbf, und dort endet diese Glückssträhne - wir sammeln 13 Minuten Verspätung ein. Das war jetzt eher unfair, insgesamt klappt auf innerdeutschen Fernstrecken ICE fahren besser als Autofahren (Ära vor Covid). Alles andere funktioniert, sogar das WLAN im Bahnhof.


    In Nürnberg noch in S-Bahn umsteigen und 10 Minuten später den kurzen Fußweg nach Hause - Urlaub completed! Sie haben Ihr Ziel erreicht.


    Zielerreichung:

    10h FFP2-Maske tragen mit 3000 Meter Gepäckschleppen

    Platz 6 Passknacker Gesamtrangliste

    1 super Urlaub



    Fazit!

    Wat'n geiler Scheiß. Wenn man denkt, es geht nicht, einfach machen. Dieser Urlaub hat mir echt den Corona-Blues vertrieben. Klüger wäre es gewesen, damit bis nach der Impfung zu warten. April ist auch noch nicht die ideale Reisezeit für Nordspanien, aber Portugal ging nicht. Natürlich fährt man abgelegene Strecken besser nicht alleine. Vielleicht gibt es doch Tempolimits in Spanien. Ich habe bestimmt nicht alles richtig gemacht, und vielleicht kriege ich in nächster Zeit auch noch unerfreuliche Post - aber ich hatte einen super Urlaub und stehe dem gelassen gegenüber.


    Regionen in Spanien und mein kurzer Eindruck:

    Aragon: Hochland mit geringer Bevölkerungsdichte. In den hohen Pyrenäen war ich schon vorher, wunderschöne Region.

    Andalusien: Küsten, Hügel, Gebirge, Hochgebirge. Städte, Dörfer, Landwirtschaft, Ödland. Hier gibt es echt alles. Das Motorradfahrerparadies. Ich war ich das dritte Mal.

    Kastilien und Leon: Hier war ich das erste Mal, und ich war schwer beeindruckt. Hochland, Gebirge, Ödland, Nutzland, Picos de Europa - wow wow wow.

    Madrid: Am Nordrand der Region erstaunlich hohe und einsame Pässe. Im Vergleich nicht spektakulär, aber ein guter Zeitvertreib.

    Asturien, Kantabrien, Baskenland, La Rioja: diese Regionen habe ich nur gestreift, und bin nur im Hinterland einsame Pässe gefahren. Das hat gut funktioniert, ich habe mich nicht gelangweilt, aber wegen teilweise schlechtem Wetter traue ich mir keine Aussage zu.

    Kastilien-La Mancha, Galicien, Katalonien, Valencia, Navarra, Extremadura: Zu wenig gesehen für sinnvolle Aussage.


    Ich möchte bei euch Lesern bedanken, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet habt. Eure Reaktionen und Kommentare haben mich gut unterhalten und auch motiviert. Diese Reise wird eine Fortsetzung haben, dann geht's zwei Wochen im Juni von Madrid durch die Pyrenäen und dann quer durch Frankreich nach hause; letzteres mit etwas Glück schon auf einem schicken Weg. Dieser Reisebericht wird in nächsten Wochen nachträglich überarbeitet und dann z.B. um Routen ergänzt.


    Abschließend möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass Reisende potentielle Superspreader sind. Wir können Corona besiegen und das Leben auch bis dahin genießen, wenn wir uns an Regeln halten. Schützt euch und vor allem auch andere maximal mit Maske, Abstand, Hygiene - und lüften (Hotelzimmer vor und nach Bezug). Geht vielleicht nicht jeden Tag ein anderes Hotel. Ein Risiko von 1% wird bei 20facher Wiederholung zu einem Risiko von 18%, und bei 50facher Wiederholung zu 40%.


    Möglichst nichts anfassen was nicht euch gehört. Ich gehe auch nur im Notfall ins Restaurant, obwohl die Innen- und Außenbereiche offen sind, und ich gehe auch nicht jeden Tag in den Supermarkt. Ich mache mehr als verlangt wird, und ich mache mehr als Einheimische - außer eben im Landkreis bleiben. Es ist nicht nur mein Risiko - gerade angesichts coronafreier Landkreise in Spanien! Da kann man richtig großen Schaden anrichten. Zurück daheim sind im Moment 10 Tage Quarantäne und ein Test am Ende vorgeschrieben.


    Für euch im Auslandseinsatz: Blahwas, 41, rastloser Ratgeber, umtriebiger Getriebener, passabler Passknacker, promovierter Provokateur, mache meine eigenen Stunts und schreibe darüber.


    Zielerreichung:

    22 Tage Reisebericht

    3 Foren beglückt

    Gutschein über 1 Selfie

  • #52

    Und immer das Essener Kennzeichen!

    Ich mach mir aber Sorgen um meine Platzierung beim Kilometerwettstreit. Aber das Jahr ist noch lang...

    Sehr unterhaltsam geschrieben, ich freu mich schon auf den nächsten Bericht.


    Entspannte Grüße
    Stoppelhopser

    Ich kann gut Mitmenschen umgehen.

  • #53

    Johannes, danke für Deine Erfahrungen. Bleib gesund und frohes Schaffen bis Juni;)

    Grüße aus dem kalten und nassen wilden Süden

  • #54

    Ich wurde nach meiner Ernährung gefragt, das beantworte ich mal öffentlich.


    Ich esse daheim 3x am Tag, mittags warm/Fleisch, dazwischen Kekse. Daheim esse ich mehr aus Langeweile, ich mache körperlich sehr wenig. Zum Glück bleibt an mir wenig hängen dank hohem Grundumsatz. 80 kg bei 190 cm.


    Auf Tour ist das ganz anders. Da kommt mein Körper nicht zur Ruhe. Morgens esse ich meistens nichts und bei irgendeiner Pause Mal in Ruhe süße Snacks. 1x am Tag Tabletten mit Vitaminen und Spurenelementen. Und bei Bedarf (Kälte) schokoladige Snacks, Corny oder Twix. Abends esse ich mehr, bzw. strukturiert, das heißt z.B. 100 Gramm Wurst oder Schinken und ein Brötchen. Ich habe keinen Hunger dabei und es rechnet sich, von Nährwert her.


    In diesen 3 Wochen habe ich 3 kg abgenommen und das finde ich gut. Weniger Wabbel geht immer.


    stoppelhopser

    Ja, das Essen Kennzeichen habe ich beim Umzug behalten. Jetzt hätte ich FÜ. Die Kilometer habe ich inzwischen eintragen :) Aber jetzt darf ich ja 10 Tage nicht mehr - das ist deine Chance ;)

  • #55

    Bin erfreut das Dein Adventure in Summe positv verlaufen und abgeschlossen werden konnte. Für Deine Mühe uns daran teilhaben zu lassen, meinen Dank dafür. War sehr unterhaltsam immer Deine lesenswert und kurzweilige geschriebenen Berichte zu lesen.


    Seit Corona habe ich mir meine Motorradtouren mit externer Übernachtung verkniffen. Aber das ist meine eigene Entscheidung. Das es auch anders geht, hast Du uns verständlich beschrieben. Ich denke Du bist sehr verantwortungsbewußt mit der Thematik umgegangen und hast durch die von Dir selbst auferlegten Regeln und Beschränkungen alles getan die Risiken gezielt für Dich und Andere zu minimieren bzw. soweit irgendwie möglich auszuschließen. Die 10 Tage Quarantäne sind natürlich wenig schön, denke aber das Du mit Deinem erkennbar guten Menschenverstand und Verantwortungsbewußtsein auch das mit einer gewissen Gelassenheit ertragen wirst.


    Drücke Dir schon jetzt die Daumen das Du die Fortsetzung unter besseren und einfacheren Bedingungen durchführen kannst.


    Grüße vom "Moselstrand"

  • #56

    Hat sich meine Frage nach dem Essener Kennzeichen auch erledigt.

    Abenteuer pur, sehrgut zu lesen, hatte mich die letzten Tage immer auf die Fortsetzung gefreut.

    Die Folge Berichte werden von mir schon sehnsüchtig erwartet.


    Prima das alles geklappt hat mit dem Heimflug.


    Auch wenn du arbeiten musst, hab ne schöne Zeit in Deutschland 😉

    Einer von uns beiden ist klüger als du 8)

  • #60

    Weder noch, er fliegt im Sommer hin und fährt sie dann heim.

    Steht in seinem Bericht ;)

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