1 Woche Frankreich Lac de Serre-Ponçon
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#14 Mi 26.6. Mont Ventoux
Heute fahre ich mit Sebastian und Michael zum Mont Ventoux. Manuel macht heute sein eigenes Ding und schießt viele Fotos seines Motorrads. Es ist heute noch heißer als sonst und meine geplante Route erscheint etwas lang. Wir wagen es trotzdem. Mein Vorderreifen hat morgens 1,5 Bar, also genau 1 Bar weniger als gestern früh – die kriegt er wieder reingepumpt. Ich habe gerade keine Lust, mich um eine nachhaltige Lösung zu kümmern, und die Mitfahrer halten mich deshalb nicht für komplett bekloppt – das ist ein ungewohnt gutes Zeichen.
Michael biegt vorher noch zu einer Waschbox ab, um seine Kette von Schlamm zu befreien. Er trifft uns am zweiten Passknackerpunkt dieser Route, dem Col d'Araud. Das ist eine einsame Bergstraße mit nahe Null Verkehr und ohne erkennbare Ortschaft. Glücklicherweise gibt es oben auf der Passhöhe Schatten und etwas grün, so dass es erträglich ist. Für das Nachweisfoto (wo Ortsschild, Nummernschild, und Passknackerjahresschild drauf müssen) will ich nicht aus dem Schatten raus, daher wird da mal etwas optisch gezaubert.
Michael erscheint nach 20 Minuten mit einem frisch geputzten Mopped, was uns sehr verwirrt.
Nun geht es zu dritt weiter. Der Col de St Jean (Lachau) ist eine prima Kurvenstrecke und macht richtig Spaß, auch wenn es heiß ist. Knapp unterhalb der Höhe kann man auf den Col de la Muze abzweigen, und weil die Routenplaner direkt wieder zurückwollen, hatte ich noch einen Wegpunkt weiter westlich platziert - was sich als Fehler entpuppt, denn die Strecke ist arg eng, verwinkelt und unübersichtlich. Freundlicherweise sind wir weiterhin die einzigen Verkehrsteilnehmer weit und breit.
Kurz drauf ist Tanken angesagt, Sebastians SMC und meine MT-09 haben nun wirklich nicht viel Reichweite. Michael ist es zu heiß und kurvig und er seilt sich ab, weil er lieber Baden gehen möchte. Sebastian fährt mit mir weiter. Weiter westlich erklimmen wir den Col de Macuègne und den Col de l'Homme Mort. Sebastian möchte mal MT-09 fahren, was er auch darf. Die SMC kenne ich zwar schon, aber gerade im direkten Vergleich fällt auf, dass das ein echtes Bauernfahrzeug ist. In Sachen Laufkultur liegen hier gefühlt 50 Jahre dazwischen. Und vor lauter Gewechsle vergesse ich, am Col de l' Homme Mort das Passknackernachweisfoto zu machen. Dann muss ich da wohl leider noch mal hin – bitte um eine Runde Mitleid
Und dann kommt schon der Mont Ventoux. Wir steigen von Osten auf. Dies ist heiliger Boden für Radfahrer, daher kann hier schon mal was los sein. Gegen 11 Uhr sind die meisten schon fertig, und den Rest überholt man halt mit reichlich Seitenabstand. Es sind auffallend viele Holländer und Belgier hier. Es wird angenehm kühl hier oben. Unterhalb der Passhöhe kehren wir in die Gastro ein, erholen uns und genießen ein Mittagessen im kühlen Gasthaus. Abkühlung ist wichtig. Der Mont Ventoux steht einsam und verlassen als höchster Berg weit und breit in Frankreich rum. Es wächst nichts drauf, und bei klarer Sicht kann man Alpen und Pyrenäen sehen. Heute ist es diesig, weil es schwül ist. Trotzdem beeindruckend!
Weiter geht es nach Südwesten, zum Col de la Madeleine (Bedoine). Dabei habe ich einen etwas haarigen Moment, denn ich will eigentlich schon mit einem Überholvorgang anfangen, meine dann aber doch, etwas hinter der Hecke zu erkennen, die die Straße hinter dem kommenden Linksknick leicht verdeckt – und zwei Sekunden später knattert mir ein Motorradfahrer entgegen. Holzauge, sei wachsem! Und dann beginnt ein Weg über einsame und spaßig kurvige Strecken durch das Hinterland, wo man einwandfrei Landschaft genießen und die Reifen quälen kann: Pas du Voltigeur, Col de Veaux, Col d'Ey, Col de Peyruergue, Col de Perty und schließlich Col de Pierre Vesce. Das sind wirklich spaßige Strecken, die mit dem engen Zickzack heute Morgen nichts gemein haben. Auch Sebastian gefällts.
Die Yamaha fühlt sich wohl, obwohl das Thermometer bis zu 39° anzeigt, nix leuchtet oder blubbert. Mein CRA3 Hinterreifen protestiert stumm in Form von feinen Würsten auf der ganzen Breite der Lauffläche, und die Fußrasten winseln um Gnade – aber nur, weil ich die Angstnippel dran gelassen habe. Es ist schließlich meine erste richtige Tour mit diesem Motorrad, und ich bin mir nicht sicher mit der Schräglagenfreiheit der China-Sturzpads am ohnehin recht breiten Motor, daher steigere ich mich lieber langsam. Drollig ist noch ein Holländer mit ranzigen Peugeot-Kombi, der einen ähnlichen Weg wie wir fährt, aber mit weniger Abstechern, Nebenstrecken und Pausen, daher überholen wir ihn mindestens drei Mal. Bei einer Fahrpause im Baumschatten am Nordhang eines Berges knapp vor der Passhöhe – Abkühlung ist wichtig – überholt er uns, und ich winke freundlich – und wer winkt sogar zurück!
Und dann geht es auf schnellstem Weg zum Campingplatz zurück. Das ist warm! Abkühlung ist wie gesagt wichtig. Warum nicht mal in einen Bach steigen?
Auch im Tal mit der Bundesstraße findet sich eine Möglichkeit. Hier werden Obst und Wein angebaut, und dafür wird auch bewässert. Freundlicherweise wird an manchen Stellen auch teilweise die Straße bewässert. Da steht dann schnell mal ein Motorradfahrer drunter und freut sich über die Erfrischung.
Da wir eh noch tanken müssen, hole ich mir im klimatisierten Supermarkt daneben Getränke und eine Packung Twix-Eis. Das Eis wird direkt gegessen. Es ist zwar ein 6er-Pack, aber Eis verschenken ist schwerer als man denkt, und wir sind immerhin zu zweit. So geht’s kommen wir dann doch noch recht fit zurück am Campingplatz an – die Strategie mit Pausen alle 30 Minuten statt „Augen zu und durch“ hat für mich gut funktioniert.
Unsere Route war heute 371 km:
Michael berichtet von seinem Mittwoch:
ZitatFür den heutigen Tag kündigt der Wetterbericht neue Rekordtemperaturen an. Stellenweise werden in Frankreich 45° erreicht und die Regierung ruft den Klimanotstand aus. Die Bevölkerung wird aufgerufen unnötige Fahrten mit Kraftfahrzeugen zu vermeiden (wir gehen davon aus, dass damit nur heimische Fahrzeuge gemeint sind). Am Freitag sehen wir auf Autobahnen Hinweisschilder, die das Tempolimit um 20 km/h herabsetzen und mit Radarkontrollen drohen. Wie diese Maßnahme allerdings die aktuelle Hitzewelle eindämmen soll ist mir völlig schleierhaft.
Wir fahren zu dritt los und ich biege in eine Waschbox ab. Die Kette muss vom Sand befreit werden. Mangels Folien muss ich von großflächigen Abdeckmaßnahmen Abstand nehmen. Und nachdem die Kette sauber ist, ist praktisch die gesamte hintere Hälfte der KTM sauber, war sehr merkwürdig aussieht, also wird alles abgesprüht. Als ich dann Sebastian und Blahwas wieder treffe, sieht meine KTM neben Sebastians ein wenig beschämt aus, weil sie völlig unstandesgemäß weitgehend sauber ist. Die Fahrt dorthin führt mich durch ein kleines wildes Tal mit einem Bach, der einige Badestellen bietet. Aber ich bin spät dran und fahre weiter. Allerdings brennt sich das Bild in meinem Kopf ein und wird mit steigenden Temperaturen immer präsenter. Danach werden die Straßen immer enger und sind streckenweise mit Split geflutet. Entweder Schotter und Gelände oder richtige Straße, aber Rollsplittorgien auf Asphalt brauche ich nicht.
In mir reift die Entscheidung bei den heutigen Temperaturen nicht über die lange heiße Ebene bis zum Mont Ventoux zu fahren, sondern es lockerer anzugehen und die Gegend im Bummeltempo zu erkunden. Zudem lockt die Schlucht mit dem Bach. Bei der nächsten Tanke verabschiede ich mich von den beiden und entledige mich der Jacke und Handschuhe. Dafür bummle ich jetzt mit 60-70 über die Landstraße und genieße die schöne Gegend und Ortschaften. Ich suche mir über die Google-Zeitachse (sehr praktisch) die Schlucht heraus, die ich gesehen habe und parke in einer kleinen Bucht neben der Straße. Ich klettere etwa 15m tief zum Bach herunter und finde eine traumhafte Stelle zum Baden. Die Einheimischen haben den Bach an vielen Stellen mit kleinen Steindämmen aufgestaut, so dass sich überall kleinere Pools zum Baden gebildet haben. Sehr zuvorkommend! Mein persönlicher Pool ist etwas über zwei Meter tief und angenehm temperiert. Baden wie Gott in Frankreich!
Eigentlich will ich hier nicht mehr weg, aber ich bekomme Hunger und trete die Rückreise an. Unser Campingplatz liegt schließlich oberhalb eines riesigen Stausees, der auch bebadet werden will. An einem Supermarkt versorge ich mich mit eiskalter Gaspacho, Brot und Fruchtsaft. Hier ist nicht viel los, aber bei den Temperaturen sind nur Leute unterwegs die müssen oder Bekloppte. Ich müsste nicht unterwegs sein.
Der Rückweg wird weiter im Bummeltempo erledigt. Ich winke auf der Landstraße auflaufende Autos frühzeitig vorbei, um sie nicht unnötig zu verwirren. Normalerweise funktioniert das hier genau umgekehrt. Ich genieße die Spazierfahrt, nehme die Eindrücke in mich auf und beschließe das zukünftig öfter zu machen.
Am Campingplatz zurück, ziehe ich mir die italienische Sommerkombi über (Badehose, Hemd und Flip-Flops) und fahre den Berg runter zu einem Strand an unserem Stausee und genieße ein Stündchen mit etwas Musik den Nachmittag. Am Horizont hört man Donner und der Wind frischt auf. Ich packe meine Sachen und fahre zurück. Der Regen erreicht den Campingplatz nicht, aber nicht alle werden trocken am Campingplatz eintreffen.
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#15 Do 27.6. Gemütlicher Ausklang
Ist heute echt schon der letzte Fahrtag? Was machen wir da? Die Entscheidung fällt auf "Best-Of als Gruppe". Also fahren wir noch mal an den See vom ersten Fahrtag, dort werden wir baden und essen. Daher soll die Tour heute deutlich kürzer werden. Wir können uns auch fast auf eine Route einigen: Ich will noch einen unerledigten Passknacker einsammeln, was Michael zu schmal und verwinkelt ist, aber ab dem zweiten Zwischenziel sind wieder auf einer Route unterwegs.
Erneut gibt es Brötchen im ersten Ort. Michael seilt sich zum Tanken ab, er hat ja auch den größten Tank, und ich fahre meine Nebenstrecken. Sebastian und Manuel kommen mit. Die Strecken sind tatsächlich eng und verwinkelt und es sind Bauarbeiten im Gang, an denen wir uns aber vorbeiquetschen dürfen. Sonst drohen Schilder bis zu 45 Minuten Wartezeit an. Das macht aber nichts, denn wir werden durch die Baustelle gewunken.
Dann fangen wir Michael wieder ein und zelebrieren ein letztes Frühstück am Wegesrand. Dieses Mal liegt der Fokus aber nicht auf Sitzgelegenheiten, sondern auf Schatten. Weiter geht es über die Hauptstrecke. Leider finden wir keine geeignete Kurve für Posingfotos. Am Col de Orme erkenne ich einen Blitzer früh und mache extra langsam, was zwei Fahrer hinter mir aus irgendeinem Grund als Aufforderung zum Überholen verstehen. Tjaaa.
Am Snack du Lac springen die KTM-Fahrer tatsächlich in den See, während die Nipponbiker sich nur bis zu den Füßen rein trauen und ansonsten die Sieben Sachen bewachen. Dann wird im Snack du Lac getafelt und die weitere Route ausbaldowert. Auch hier will ich weder eine Sonderlocke namens Col du Défend, 21 km Umweg, verspreche aber, den Rest der Truppe wieder einzuholen. Auch der Col des Champs spaltet die Gruppe, Manuel und ich wollen, Michael und Sebastian eher nicht. Spätester gemeinsamer Treffpunkt ist damit der Col de Allos.
So fahre ich alleine im Passknackerrausch diesen Nebenstreckpass ab und genieße Kurven, Landschaft und biege bald zum Colle Saint Michel ab. Von Michael ist aber nichts zu sehen. Dafür aber umso mehr Landschaft.
Also weiter zum Col des Champs, ein Abstecher zur Passhöhe von Westen her. Auch hier kommt mir noch keiner von meiner Gruppe entgegen. Dafür haut mich die Aussicht um.
Völlig verwirrt bin ich, als mir nach dem Umkehren bei der Abfahrt Manuel entgegenkommt – wieso bin ich denn nun vor ihm? Bin ich jetzt auch vor den KTM? Auf jeden Fall bin ich vor allen anderen Motorradfahrern, wenn man sie nach Tempo sortiert, und freundlicherweise lässt einen jeder früher oder später passieren, oder sie sind so langsam und mit sich beschäftigt, dass ich völlig problemlos sicher überholen kann. Danke! Den Col de Allos hoch wird es wieder richtig schick. Jenseits der Passhöhe kehre ich ein – und ich bin tatsächlich der erste. Was machen die anderen bloß? Aber das können sie ruhig selbst erzählen.
Den Col de Allos abwärts tausche ich mit Manuel, der MT-09 fahren will. So habe ich nun eine Z900 unter mir. Zunächst fällt auf, wie krass tief man hier sitzt, verglichen mit meiner MT-09 mit der geraden Street Rallye-Sitzbank. Der Tank ist deutlich höher als die Sitzbank und die Sitzmulde ist eng. Mit anderen Worten, das Mopped tritt einem bei jeder Bodenwelle mit dem Zorn einer betrogenen Ehefrau ins Gemächt. Schön ist anderes. Die Michelin Road 5 überzeugen mich auf diesem Belag hier nicht; ich kann jederzeit Rutscher vorne und hinten produzieren. Der Motor ist drehfreudig, ohne Schrulligkeiten und deutlich kürzer als die MT-09 übersetzt. Das gleicht die 30 kg Mehrgewicht zur MT-09 ziemlich aus. Fahrwerk und Brems verhalten sich unauffällig. Leider bummelt Michael als Tourguide sehr rum und reagiert auf keine Signale, und überholen ist auf dieser Strecke nicht trivial, klappt dann aber doch. So kann ich die Z dann auch mal ausdrehen. Ja, die ist einfach zu fahren und man merkt das Gewicht kaum. Aber Vierzylinder sind halt irgendwie langweilig.
Wir fahren nun nach Barcelonette rein direkt zu einem Supermarkt. Ich gebe meine Bestellung auf und fahre mit der MT-09 zur erstbesten Motorradwerkstatt, um das Problem mit dem Ventil beheben zu lassen. Sowas geht in südlichen Ländern einfacher als in Deutschland. Normalerweise wäre ich ja zur Werkstatt gegangen, die es mir eingebaut hat, aber das Motorrad wird wohl nie wieder dort vorbeikommen, weil es nach Reiseende direkt dort verbleibt, wohin ich demnächst umziehen werde. So ist die Yamaha dann schon umgezogen und ich fahre mich dem Zug heim. Also ab zur Werkstatt, erst 10 Minuten ignoriert zu werden gehört wohl dazu, als ich die Aufmerksamkeit des Chefs habe gieße ich etwas Wasser aufs Ventil und er versteht sofort was ich will. Da die Regale voller Reifen sind, erwäge ich noch den Kauf eines neuen Vorderreifens: Dieser MPP3 hier zwar erst 3000 km und erst etwa halb runter, aber die nächste Tour übersteht er nicht, und die Arbeit für Reifen auf-/abziehen muss ich bereits bezahlen. Ich frage nach einem Preis, er nennt 140 Euro inkl. Alles, ich gucke gequält. Der Chef zaubert am PC und es kostet nur noch 125 Euro. Das ist kein sensationeller Preis, aber angesichts der Umstände kommt das gerade recht. 20 Minuten später ist das Motorrad fertig, der Mechaniker stellt mir die Rechnung… über 140 Euro. Kam da noch Steuer drauf? Ich diskutiere nicht lange rum, Geld ist meinerseits ausreichend vorhanden und der Service war Klasse. Nachdem ich bezahlt habe kommt der Chef dazu und wundert sich über den Betrag. Der Mechaniker sagt, der hat doch schon bezahlt. Ich packe derweil ein und kümmere mich nicht drum. 100% fair ist anders, aber so gibt’s dann halt kein Trinkgeld und keine namentliche Nennung. Ich fahre zurück zum Campingplatz.
Abends werden noch die Ereignisse der Rückfahrt der restlichen Truppe besprochen, und die Motorräder aufgeladen. Ich fahre zur Abwechslung bei Sebastian statt Michael mit, denn ich habe am Samstag einen Termin in Nürnberg, und das liegt näher an Sebastians Route. Dann wird der Pavillon abgebaut und ein letztes Mal im Restaurant getafelt. Zur Abwechslung gibt’s für mich mal was Anderes als Pizza oder Burger, nämlich Lamm mit Kartoffelpüree. Das war nicht schlecht, aber typisch Französische Küche ist anders.
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#16 Michael berichtet von seinem Donnerstag:
ZitatTagestour mit krönendem Abschluss:
Der letzte Tag bot alles, was ein Urlaubsabschluss benötigt: Schöne Strecken, tolle Landschaften, kühlende Seen. Irgendwas fehlt noch. Ach ja, Spiel Spaß und Spannung. Die spare ich mir für den Schluss auf.
Irgendwie fahren wir heute alle fast die gleichen Strecken aber immer mit kleinen Sonderlocken, Umwegen und in wechselnder Besetzung. Die Strecken und Landschaft haben viel zu bieten. Auf dem Col de Allos gibt es noch einen kleinen Abstecher von Sebastian und mir zu einer Bergstation eines Skilifts zum Fotoshooting.
Vom Allos fahren wir gemeinsam bergab. Ich fahre in zügigem Tempo die enge Passstraße herunter. Blahwas und Manuel tauschen die Motorräder. Ich bemerke Blahwas Ambitionen zu überholen hinter mir erst nach geraumer Zeit, weil ich mich auf die Strecke konzentriere. Mein zügiges Tempo (keine Heizerei) nennt er Bummeln und fliegt irgendwann an mir vorbei. Er wartet später am Ende der Passstraße. Die Rasten von Manuel Z900 sind jetzt angeschliffen. Zum Glück fragt er mich nicht nach einem Fahrzeugwechsel mit meiner schönen KTM Wenn hier jemand was anschleift, dann bin ich das!
Blahwas sucht sich danach einen Reifenhändler, der sich den Druckverlust am Vorderrad anschauen soll. Angesichts des bevorstehenden nächsten Urlaubes eine gute Entscheidung. Manuel, Sebastian und machen uns auf den Rückweg mit einem Stopp beim Supermarkt. Es werden noch Einkäufe für den Rückweg benötigt. Beim Losfahren vom Supermarkt kündigt Manuel an uns am Pass "herzubrennen". Aha. Wir schauen etwas verwundert und fahren los. Alles läuft rund und wir nähern uns dem Campingplatz. Auf dem Weg nach oben stört eine kleine Baustelle. 30m lang einspurig und die Ampel ist rot. Der Gegenverkehr ist lange weg und neuer weit und breit nicht in Sicht. Noch 40 Sekunden. Das nervt. Sebastians Blick und meiner treffen sich. Ein kurzer Blick und wir geben Gas. Manuel bleibt zurück. So wird das nichts mit dem "Herbrennen".
Dann kommt mein Highlight des Tages. Der Kurvenspeed war ok, aber die Kurve zu eng. Ich komme zu weit nach außen und sehe Split, richte die Maschine auf und lange auf dem Schotterstück neben der Straße voll in die Eisen. Zum Glück ist die Auslaufzone für eine Bergstraße recht großzügig bemessen und durch einen kleinen Erdwall begrenzt, in den ich seitlich schon deutlich heruntergebremst einschlage. Das war sehr nett von dem Erdwall, weil die Alternative sehr tief war. Meinen linken Fuß ziehe ich mit Nachdruck unter der Maschine hervor, als Manuel sich durch die Staubwolke nähert und beim Aufheben der Maschine behilflich ist.
Schadensbilanz: Der Fuß hat was abbekommen, mein Hemd und der Rücken sind schottermäßig gemustert. Zudem werden sich einige blaue Flecken an der Schulter dazu gesellen und eine Rippe ist angeknackst. Davon merke ich aber noch recht wenig, weil das Adrenalin zuverlässig wirkt. Die KTM zeigt sich deutlich unbeeindruckter als ich. Der Sturzbügel ist zerkratzt und das linke Spiegelglas ist gesprungen. Letzteres ist allerdings nicht von KTM, sondern von LSL, daher zählt das nicht. Sie springt ohne zu meckern an - vielleicht genießt sie auch die Ready-to-Race-Atmosphäre - und ich fahre hoch zum Campingplatz, solange das Adrenalin noch wirkt. Oben angekommen ärgere ich mich über meine Blödheit auf den letzten zwei Kilometern so gepennt zu haben; aber andererseits wäre es am ersten Tag noch blöder gewesen.
Die Schmerzen im Fuß nehmen zu, aber da ich Automatik im Auto habe, sollte die Rückfahrt gehen, und ich beschließe ich erst in Deutschland am nächsten Tag den Fuß untersuchen zu lassen. Abends wird der Fuß gekühlt. Wider Erwarten schwillt er nicht an und ich sehe auch keinen Bluterguss, allerdings schmerzt er sehr stark beim Beugen. Auftreten ist eher schlecht. Die Schürfwunde am Rücken ist zwar recht groß aber nur oberflächlich. Der Fuß schmerzt auch am nächsten Morgen noch, sollte sich aber bis Sonntag komplett erholen, weshalb ich als medizinischer Laie von einem eingeklemmten Nerv ausgehe, weil ein (an-)gerissenes Band oder ein Bruch nicht in 2 Tagen heilen können. Am Montag konnte ich schon wieder ohne Einschränkung Tennis spielen. Einfach Glück gehabt. Fazit: Ich war zu schnell, um mir solche Unkonzentriertheiten leisten zu können. Das muss sich ändern, denn man hat nicht jedes Mal so viel Glück.
Immerhin gewinne ich die Punktewertung mit deutlichem Vorsprung:
Platz 1: Michael (3 Punkte)
Platz 2: Blahwas und Sebastian (jeweils 1 Punkt)
Manuel bleibt den zweiten Urlaub in Folge ohne Punkte. Irgendwas macht der besser als wir. Hoffentlich hat es nichts mit Intelligenz zu tun.Mein Gesamtfazit folgt noch.
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#17 Manuel berichtet von seinem Mittwoch:
ZitatSocial Media Day für Manuel
Da ich ja mittlerweile doch erfolgreicher mit Instagram bin und die Alpen eine prima Kulisse sind, nehme ich mir vorm Urlaub vor, einen Tag nur für Social Media Content zu produzieren. Das heißt alle Nase lang Stopp für Fotos und auch paar mehr Youtube Videos machen. Auf dem Plan stehen der Montgenevre, der Izoard, der Allos und der Bonette von Norden, nachdem wir ihn von Süden her schon im Nassen am ersten Tag gefahren sind. Nass werde ich auch noch, aber dazu später mehr.
Vor allem auf den Izoard freue ich mich, da der eng, tricky aber doch sehr geil zu fahren ist. Eben nix für jedermann, sondern schon einer Herausforderung.Morgens möchte Miss Kawa aber erstmal zur Tankstelle, sie sagt mir 60 km Range. Ok, ins Navi geschaut und gesehen, dass in 40 km auf der Route eine Versorgung ist. Da ich nicht so auf Abenteuer wie der Yamaha- oder KTM-Fahrer stehe, suche ich im Navi nach der nächste Tanke im Umkreis und kloppe die als erstes Zwischenziel ins Navi.
Flux getankt und danach wieder zurück auf die Route.
Dabei durch dieses schöööne Tal gekommen, ok die Fotos sind etwas extrem für Insta bearbeitet, macht aber trotzdem gut Stimmung:Danach geht auf schnellsten Weg nach Briancon, aber nicht ohne noch einen Pass zu knacken, den Col Lebraut, sehr schön zu fahrende Strecke.
Die Strecke bis Briancon ist wieder langweilig und nun entdecke ich, warum ich den Blitzer von letzten Mal fast übersehen hätte. Der blitzt von oben und steht direkt hinter einem Schild. Pöhse Falle.
Durch Briancon durch wird es etwas französischer vom Fahrstil her, weil auf der Hauptstraße eine Baustelle ist. Aber nun gut, ich bin mittlerweile assimiliert.
Den Pass hoch lasse ich so es gut fliegen und dabei überhole ich, ganz französisch mittlerweile, die Autos der Baustellenampelschlange fast in einem Rutsch und habe danach freie Fahrt, dass es eine wahre Freude ist:
Oben mache ich einmal ein Bild nach Bella Itlalia rein:
Nach links beginnt hier übrigens die von BDR beschriebene Kältekammer.
Und einmal Vive la France:
Runterzu passiert nichts Besonderes und ich beschließe, mich in Briancon einzudecken mit Nahrung und Gatorade, um für den Izoard gestärkt zu sein.
Also flugs den erstbesten Supermarkt angesteuert, bisschen was eingekauft und die Kaffeetränke geentert. Direkt an der Kaffeetränke stand im Supermarkt freundlicherweise noch ein Stehtisch, sodass die Vesper beginnen konnte. Mir ist die Lokalität meiner Essensaufnahme relativ egal, solange es nicht komisch riecht oder so.Danach ging es den Pass hoch auf den schon die ganze Zeit gewartet habe, den Izoard. Eine wahre Freude. Nix los, weil unten im Tal die Hauptstraße lang führt. Grip Grip und die Straßenführung, ein Träumchen. Die Kawa ist schon zu übermotorisiert, da reicht fast der erste Gang von Kehre zu Kehre. Es macht halt schon Spaß den R4 mal bisschen schreien zu lassen. Scream for me Baby.
Oben auf dem Izoard mach ein zwei drölf Bilder:
Runterzu geht es weiter im schönen Tempo, ich halte an der Felsnadel die dort so in der Gegend rumsteht auch für ein Bild:
Danach gehts den Allos hoch, der ist leider ein wenig langweiliger, weil zwischendurch arg durch ein Skigebiet zugebaut. Was mir auffällt sind die vielen Parkbuchten um Schneeketten anzulegen. Aber warum sollte ich im Sommer so etwas tun? Damit darf ich doch nur 50 fahren...
Oben ist die Aussicht klasse
Ich lasse mir meine Wasserflasche wieder auffüllen, nicht ohne eine Frage vom Wirt zu bekommen ob das Wasser "pour moi" (für mich) "ou pour la machine" (fürs Mopped) ist. Natürlich für mich. Aber die Frage spricht schon Bände...
Runterzu folge ich einer Gruppe aus Spanien und die letzte Fahrerin mit einer 12er GS wollte mich schon vorbeilassen, aber ich bin grade im Chillmode unterwegs und bummle hinterher.
Am Hotel Sans Souci in Jausiers tanke ich wieder, weil es danach auf den Bonette hoch geht und da weit und breit keine Zivilisation ist. Aber dort oben ist die Aussicht geil:
Erfreulicherweise ist die Cime de la Bonette offen und ich darf bis auf 2860m hochfahren. Oben tritt ich einen aus dem Kreis GL, was quasi Nachbarn für mich sind. Klein ist die Welt.
Die Regenwolke auf dem Bild wird mir gleich noch Freude bereiten.
Aber erstmal geht‘s den Bonette wieder runter. Natürlich mache noch paar Selfies, ich will ja meine Follower entsprechend unterhalten.
Die schwarze dunkle Wolke sehe ich immer näher kommen, und eine nasse Straße bereitet nichts Gutes. Fast ganz unten kommt mir eine S1000RR entgegen, wo der Fahrer ängstlich gen Himmel zeigt.
Kaum in Jausiers angekommen haut es auch schon runter, dass es nicht mehr feierlich ist. Ich halte an der ersten Gelegenheit zum unterstellen und gucke aufs Regenradar. Ok, ich müsste also zwei Stunden warten bis der Schauer vorbei ist. Könnte spät werden und ich habe keine Lust auf rumstehen. Eine Regenkombi oder Membran habe ich aber auch keine bei. Wer konnte denn auch mit Regen rechnen. Zum Glück hat der Tankrucksack eine Regenhaube und die Kriega US-10 Hecktasche ist wasserdicht. Also alles Empfindliche (dachte ich) da reingepackt und losgefahren. Binnen Sekunden war ich bin auf die Unnerbux durch, aber nützt ja nix. Dafür habe ich jeden Motorradfahrer mit Weichei betitelt, der sich irgendwo untergestellt und gewartet hat... Zwischendurch stelle ich fest, dass ich das vorm Urlaub gekaufte, 170 € Bose Headset in der Jackentasche hatte, die nicht wasserdicht und somit völlig durchnässt ist... Zum Glück ging es noch und ich keinen 170 € Schrott produziert.
Naja, nach 20 Minuten war das Schauspiel auch schon wieder vorbei und meine Kombi etwas sauberer. Und wusstet ihr, dass sich die 30° danach im Fahrtwind noch nie sooo gut angefühlt haben? Ich bin extra noch bisschen um den Quark gefahren um weiter trocken zu werden. Abends erzähle ich die Erlebnisse des Tages und höre von Michaels Privatpools und dem Ausflug an den See. Ja, hat auch was.
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#18 Fr 28.6. Abreise
Morgens klingelt 5:30 Uhr der Wecker, damit wir um 7 Uhr losfahren können, wenn die Schranke an der Ausfahrt sich erstmals öffnen lassen soll. Der Abbau läuft sauber mit dem Schönheitsfehler, dass mein Zelt von unten völlig nass ist. Auf der neuen Zeltunterlage hat sich offensichtlich eine Pfütze gebildet, die weder abfließen noch verdunsten konnte. Daher muss das Zelt zwingend zeitnah ausgepackt und aufgebaut und getrocknet werden, und das heißt, dass es mit zu mir nach Hause muss, statt bei Michael im Auto mitzufahren und irgendwann von mir abgeholt zu werden. Das wird also leider noch mal eng auf der recht kurzen Sitzbank, denn die Packrolle muss auch noch drauf.
Ich fahre mit Sebastian 830 km Auto bis Heilbronn, bzw. er fährt mich. Frühstück kaufen wir bei unserem Wohlbekannten Bäcker, gegessen wird aber erst später am Wegesrand. Sebastian hält sein Auto gerne sauber, im Gegensatz zum Motorrad. Dafür haben wir das elegantere Gespann.
Manuel und Michael (M&M) tauchen wenig später auf und gesellen sich dazu. Dann geht die endlose Fahrerei los. Wir stehen 10 Minuten im morgendlichen Verkehr bei Grenoble (liebevoll Grenobyl genannt), dann läuft es lang rund. Erst in Deutschland auf der A5 haben wir wieder reichlich Stau, es ist ja auch Freitagnachmittag. Dann endlich laden wir an einem Parkplatz an der A6 die Yamaha ab und mein Gepäcktetris beginnt, natürlich in der prallen Sonne.
Schließlich finde auch noch einen Platz für meine fünf Buchstaben und beginne die 175 km Heimreise auf eigenen Rädern. Irgendwelche Passknacker liegen leider überhaupt nicht auf dem Weg, und durch die kurze Nacht bin ich auch eher nicht fit genug für weite Umwege. Nach 1,5 Stunden Autobahn kommt endlich die Ausfahrt, und es folgen 20 km Landstraßen. Da es 20 Uhr ist, wird es jetzt frisch, und ich bin froh, die Membraninnenjacke zugänglich verpackt zu haben.
Freundlicherweise ist es noch hell, als ich am Ziel ankomme, und quäle direkt reichlich die Waschmaschine im Elternhaus. Außerdem baue ich das Zelt im Garten auf. Da weiterhin kein Tropfen Regen angekündigt ist, kann dabei ja nicht viel schiefgehen. Die anderen drei sind auch alle gut heimgekommen. So ist der Urlaub nun zu Ende, nur dass ich noch nicht ganz daheim bin.Sa 29.6. Zwischenstopp Nürnberg
Heute Abend habe ich „20 Jahre Abi“-Klassentreffen, und vorher treffe ich noch einen Motorradkumpel, der sich gerade eine Duke 790 zugelegt er. Er will damit seine SuperDuke 950 ersetzen. Mit den beiden hatte ich der Vergangenheit viel Spaß auf Alpentouren, und so genießt man den Mittag in einem Biergarten, wie sich das in Franken halt so gehört.
So 30.6. Nürnberg nach Essen
Die letzte Etappe meiner Reise verläuft wenig glorreich mit dem Zug, da ich die MT-09 in Nürnberg lasse - ich werde in ein paar Wochen dorthin umziehen, und so ist schon eines von drei Fahrzeugen umgezogen. Das Gepäck wird insgesamt sehr viel, weil ich die Campingsachen alle noch in den folgenden Wochen brauche – nur das Zelt nicht, da habe ich ein zweites. Da ich auch nicht alle Motorradsachen anziehen will, stopfe ich Stiefel und Hose in die Packrolle. Die geht dann zwar nicht mehr ganz zu, aber es bleibt alles drin.
Der Schultergurt sorgt für eine sofortige 180°-Drehung, und ich mache mir angesichts des Gewichts auch Sorgen über die Haltbarkeit dieser zwei Haltepunkte. Also verwende ich die beiden Trageschlaufen, dann sind es vier Haltepunkte. Das Ganze ist derart schwer, dass ich mich von einer Nachbarin zum Bahnhof fahren lasse, statt zu laufen, und in Essen fahre ich dann Taxi. Der Luxus darf sein, denn ansonsten war dieser Urlaub sehr günstig. Die Bahn war heute besser als ihr Ruf: Meine beiden Züge waren pünktlich, klimatisiert, sauber und nicht überfüllt. So bin ich dann Sonntagnachmittag wieder gut daheim, und die allermeisten Klamotten sind sogar schon frisch gewaschen. Die Versys lauert auf die nächste Ausfahrt ab Essen, und die MT-09 lauert auf die nächste Ausfahrt ab Nürnberg.
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