Fragen eines Touren-Anfängers

  • #1

    Hallo liebe MT09er,


    ich möchte dieses Jahr meine erste "größere" Tour fernab der Berliner Heimat (und meinen Tagestouren im Umland) unternehmen und bin nun auf diesem Gebiet nicht besonders bewandert. In diesem Zuge sind einige einfache, aber dennoch entscheidende Fragen aufgekommen, für deren Beantwortung ich um ein paar Tipps und Ratschläge von euch bitte. :?:


    Kurz zur Tour, damit ihr meinen geplanten Umfang etwas abschätzen könnt: Mein Schwiegervater und ich (zwei Maschinen) möchten in der letzten Juliwoche in 5 Tagen ein Gebiet vom Elbsandsteingebirge im Osten über das Erzgebirge bis hin zum Harz durchfahren(nach aktuellem Stand ca. 950 km zzgl. An- und Abreise aus Berlin), übernachtet soll in festen Unterkünften (kein Campen). Fahren möchte ich grob nach Navi (TomTom), entweder vorher festgelegt oder mit der "Suche mir mal ne kurvige Strecke"-Funktion.


    1.) Meine erste Frage bezieht sich auf die Spontanität einer Tour und wie ihr das so handhabt.
    Ich habe mir bis jetzt schon eine ungefähre Route überlegt bzw. aus Vorschlägen im Netz zusammengestellt. Desweiteren gibt es auch schon einige Sehenswürdigkeiten, die wir uns anschauen möchten. Mit Blick auf die Ungewissheit des Wetters und der persönlichen Leistungsfähigkeit habe ich mir überlegt, dass es vielleicht nicht sinnvoll ist, die Strecke strikt durchzuplanen, sondern spontan am Tagesanfang zu schauen, worauf wir Lust haben bzw. wie weit wir an dem Tag kommen möchten.
    Hier stellt sich das Problem der Übernachtung: Sollten wir uns bereits im Voraus Übernachtungsmöglichkeiten suchen und buchen und somit feste Zeit-und Wegpunkte setzen oder ist es möglich das spontan über einschlägige Apps zu buchen?


    Meine Angst besteht darin, da in dieser Zeit auch Sommerferien in Berlin und Brandenburg sind, keine Zimmer mehr zu bekommen oder preislich tief in die Tasche greifen zu müssen.
    Plant ihr eure Strecken fest durch und zieht das unabhängig vom Wetter durch oder schaut ihr eher, wohin euch die Straße führt?


    2.) Meine aktuelle Gepäcklösung auf diesem kurzen Ausflug soll eine Gepäckrolle auf dem Soziusplatz sein.
    Da ich, wie dem nächsten Punkt noch zu entnehmen ist, keine klare Vorstellung habe, was alles mit muss, ist meine Frage, ob ihr mir eine Tasche bzw. Rolle für den Beifahrersitzt empfehlen könnt?
    Es gibt ja schon günstige Produkte mit 50L Fassungsvermögen, reicht das, gehen auch 30L oder müssen es 80L sein? Geht eine einfache Rolle, muss es flexibler sein, sind Gummigurte oder richtige Spanngurte besser?
    Könnt ihr diese Art zu reisen empfehlen, ist es auf einer (alten) Tracer zu anstrengend (bzgl. Pendeln o.ä.) oder gibt es andere günstige Optionen? Rucksack ist für mich ein No-Go :hand: , für Wertsachen und Krimskrams habe ich nen kleinen Tankrucksack.


    3.) Da ich bis dato noch nie Gepäck für mehrere Tage transportieren musste, fällt es mir schwer hier einen Umfang und Mindestanforderungen festzulegen. Was muss mitgenommen werden, auf was kann man verzichten?
    Bisher habe ich an Funktions(unter)wäsche gedacht, die auch über Nacht trocknet, sodass ich nicht viel Wechselwäsche dabei haben muss. Neben einem Satz Freizeitkleidung (inkl. Schuhe), dem üblichen Hygienezeugs, braucht man noch etwas? Optionen bei denen ich mir nicht sicher bin sind zusätzliches Regenverhüterlie (ich fahre mit mittelmäßiger Textilfunktionsjacke/hose), welches Notfallwerkzeug braucht man wirklich (also was außer Boardwerkzeug und Kabelbinder, reicht ne ADAC-Mitgliedschaft? :D)



    Wahrscheinlich sind das keine neuen Themen für euch, aber jeder fängt ja mal klein an. Ich habe mich bereits in offiziellen Ratgebern belesen, aber entweder waren sie zu allgemein, sodass ich damit bis Italien und weiter hätte fahren können (Tipps von der ADAC Seite) oder sie waren nicht so informativ und zu kommerziell (Ratschläge von Louis).


    Ich bin über jede Antwort von euch dankbar, genießt in diesem Zuge eure freien und sonnigen Tage,


    Gruß Norbert

    Lg Norbert

  • #2

    Hallo Norbert,
    ein Thema mit dem man Bücher füllen könnte ;).
    Typische Antwort...kommt drauf an ;).


    Ich habe mir am Anfang meiner Zeit als Tourenneuling auch viele Gedanken gemacht. Was aber ja sicher nicht verkehrt ist. Learning by doing ist hier aber m. M. angesagt. Du wirst bei jeder Tour festellen das dir was fehlt oder du etwas zuviel mithast. Nach einiger Zeit hat man aber seine sieben Sachen zusammen.
    Wichtig: EC Karte, falls doch mal ein tshirt zuwenig


    Zu 1
    Müsst ihr die Strecke unbedingt schaffen? Wenn nein würde ich mir bei meiner ersten Tour keinen Stress machen und z. B. über booking com das Ziel für den nächsten Tag suchen. 1000 km sind für 5 Tage nicht viel, aber es ist halt die erste Tour. Das kann man ja dann auch nach Wettervorhersage machen. So entgeht man evtl langen Regenfarten. Zu zweit sollten Zimmer kein Problem sein. Die Strecke kann man dann ja mit Zwischenzielen und kurvig fahren


    Zu 2
    Würde nicht zuviel investieren, falls euch touren dann doch keinen Spaß macht.
    Ich finde die Rolltaschen nicht schlecht, die die Öffnung auf der langen Seite haben und tragegriffe wie eine Reisetasche. Gibts bei Polo von qbag zum Beispiel. Gurte würde ich Rokstraps nehmen, die sind durch den gummieinsatz etwas flexibel. In der Kombi bin ich einige Jahre gefahren bis es Koffer für mich gab.
    Da dort keine Wackersteine drin sein sollten ist das vom Gewicht normal kein Problem.


    Zu 3
    Da hatte ich Anfangs zuviel mit. Mittlerweile auch fast nur noch Funktionswäsche die man auswaschen kann und schnell getrocknet ist. Für Abends ein Satz Freizeitkleidung. Hier auch schnelltrocknend wie Trekkinghosen, die auch den Vorteil haben, dass man sie abzippen kann und dann eine kurze Hose hat. Mittlerweile habe ich für drei Wochen fast das gleiche dabei wie für vier Tage.
    Regenzeug würde ich auf jeden Fall mitnehmen, wenn du keine 100%ig wasserdichte Kombi hast. Dazu noch ein Tipp, wenn es wirklich richtig nass wird. Dieselhandschuhe an der Tanke kann man gut in durchnässten Handschuhen anziehen und 4-6 liter Gefrierbeutel wirken in Stiefeln Wunder wenn die durch sind.


    Man könnte hier wirklich einiges schreiben, aber ich meine man findet seine persönlichen Vorlieben zu diesen drei Themen irgendwie nur selbst heraus.
    Also Pack ein was du meinst was du brauchst, macht euch nicht zu einen straffen Plan, lasst es auf euch zukommen und vor allem habt viel Spaß!
    Der Rest regelt sich schon.


    Edit:
    ADAC bin ich schon lange und die haben mir schon ein paar bestens geholfen. Aber das muss jeder selber wissen.


    Grüße
    Marco

  • #3

    Hallo,


    aus eigener Erfahrung weiß ich das 50 L Gepäck mindestens für 2,5 Wochen reichen (wenn man vernünftig packt) daher kein Problem.


    Naja was braucht man auf ner Tour schon groß an Klamotten? Socken, Unterhosen Shirts ne kurze und ne lange Jeans. Tagsüber hast du ja hoffentlich vernünftige wasserdichte Klamotten an.


    Zimmer haben wir nie vorher gebucht, höchstens es war ein "Basis-Hotel" wo wir mehrere Tage geblieben sind, ansonsten haben wir gegen 16.30 Uhr die Hotels abgeklappert. Da Ihr nur zu zweit seid ist das mit einem Zimmer normal kein Problem, man muß halt auch mal in kleinen Ortschaften schauen wo nicht viel Tourismus ist.
    Wenn man vor Ort fragt ist es meistens auch billiger wie über ein Buchungsportal.


    Wenn du dir ne Gepäckrolle kaufen musst kauf ne vernünftige die auch 100% dicht ist oder besser gleich ein TC, ist ne Anschaffung fürs Leben, ich hab meinTC jetzt20 Jahre und würds nimmer hergeben.

  • #4

    Meine Erfahrung in Sachen spontan und flexibel bleiben. Auf keinen Fall Hotels vorbuchen. Wenn es im Osten schüttet, kann es Westen oder Süden bestes Wetter sein oder halt umgekehrt.
    Dann eben mal ein halben Tag eine Autobahnetappe in Kauf nehmen.
    Zimmer über booking.com gibt es immer. Einfach zum frühen Abend oder wenn Ihr keine Lust mehr habt Umkreis von 30km eingeben, günstigste zuerst und dann scrollst dich durch die Angebote was deinen Ansprüchen und Budget
    entspricht. Hat bei mir bisher in DACH,Frankreich,Kroatien und Italien immer geklappt. Egal ob Hauptsaison oder nicht.
    Gepäck würd ich lieber in eine vernünftige Tasche um die 40 Liter investieren. z.B. SW Motech gibt aber auch günstigere Anbieter. Vorteil: 1 zurrst einmal nach und dann sitzt das.2 Kommst ohne jedesmal abzuzurren an jeden Reissverschluss. Und bei Wäsche, weniger ist mehr. Ich schlepp auch fast immer viel zu viel mit. Die Hälfte wird gar nicht genutzt. Und zur Not gibt es ja Rei in der Tube.
    Ich würd mir schon ein paar Routen vorplanen. Halt nicht so lange und die man miteinander verbinden kann.
    Und falls es doch in die ganz andere Richtung geht gibt es ja fast in jeden Hotel Wlan und sucht sich schnell die Hot Spots.
    Oder eben die gute alte Strassenkarte


    Christian

  • #6


    Mach das auch schon ein paar Jährchen :D , hab´ deshalb auf Touren die weiter als 1 Tagesreise gehen folgendes noch zusätzlich im Tankrucksack:
    a) Ersatzhebel (Brems-/Kupplunghebel)
    b) Universalbowdenzug


    Ansonsten noch einen Minischraubendreher mit Wechselbits und ein Multitool.


    Für alles Andere gibt´s ADAC-Plus-Card :icon-mrgreen:

    "Geht nicht - gibt ́s nicht! Keine halben Sachen - flex das Ding weg..."

  • #7

    Gepäckrolle mit ca. 50l reicht locker. Wie schon geschrieben wurde, vernünftige Funktionswäsche (ich habe sehr gute Erfahrungen mit F-lite gemacht) habe von der Firma auch Socken und Sturmhaube. Wenn man das Abends durchwäscht ist es morgens wieder trocken. Regenkombi auf jeden Fall. Die Textilklamotten mögen dicht sein aber die oberste Schicht saugt sich trotzdem voll Wasser. Ist spätestens am nächsten Morgen nicht mehr so klasse wenn du wieder in die schweren Klamotten musst. Brems und Kuplungshebel habe ich immer als Ersatz mit. Der Bock ist schnell mal umgekippt und ohne Kuplungshebel ist die Reise schnell zu Ende. Buchen mache ich meist über Booking.com am frühen Nachmittag wenn ich sicher absehen kann das das Hotel auch erreichbar ist. Je weniger du dich festlegt umso flexibler bleibst du. Der Weg ist das Ziel :D

    Grüße aus dem Osnabrücker Land


    Andreas
    MTX80, CB400T, GPZ500S, XJ750, BANDIT 600S,
    ZX 600R, ZX10, VFR 750 F, GSX 1250 SA, VTR 1000 F, TRACER 900(RN57)mit Wilbers Gabelfedern + 641

  • #8

    Moin


    Ist ja schon alles gesagt worden und ich kann nur Bestätigen.
    1tens nicht zu Lange Touren Planen. 300 - 400 km sind in den Bergen eine Menge Holz. Ich mache ja Urlaub und bin nicht auf der Flucht.
    2tens Unterkünfte funktioniert sehr gut mit Booking.com auf die Schnelle was im Umkreis zu suchen. Auf Korsika hat es auch Super funktioniert. Klamotten kann man auch Waschen.
    3tens ADAC Plus ist nicht Pflicht, aber es beruhigt Ungemein. :D
    4tens Reifenflickzeug und Kabelbinder sind Pflicht. Dazu eine Rolle Klebeband.


    Gruß

    " Glück kann man nicht kaufen. Aber ein Motorrad und das ist verdammt nah dran."


  • #9

    Ausrüstung hatte ich ausgelassen.
    Hier mal was ich so dabei habe:
    Kupplungshebel (der ist fürs weiterfahren notwendig)
    Bremshebel (der ist fürs weiterfahren nicht unbedingt notwendig, aber erleichtert es, wenn er abbricht)
    Erweitertes Bordwerkzeug mit dem man Kette spannen, evtl Hebel wechseln und Verkleidungsschrauben, Spiegel,... nachziehen kann. Am Motor mach ich sowieso nix, da gibts dann ADAC.
    Kettenspray bzw Öl
    Pannenspray
    Verbandpäckchen und Warnweste (Ausland)
    Ersatzbirnchen, wo noch kein LED (in manchen Ländern Pflicht. Aber nicht nur deswegen. Liegen immer unter Sitz und sind ja nur zwei für Blinker und Kennzeichen)
    Luftdruckprüfer (mache ich alle 2-3 Tage morgens bei kalten Reifen)
    Bowdenzug für die Kupplung
    Klebeband, Kabelbinder


    Grüße
    Marco

  • #10

    Ich gehe ja mit den meisten Aussagen vollkommen konform, aber Werkzeug im von Dir beschriebenen Umfang mitzuschleppen? Man bedenke, es handelt sich um eine relativ kleine Tour in Deutschland.
    Eine passende Schraubennuss, Ratsche oder dergleichen lässt sich normalerweise auch leicht unterwegs organisieren. An einer Tankstelle, kleiner Werkstatt oder sonstwo einfach mal einen freundlichen Menschen anquatschen. So kann man zudem auch echt schöne Kontakte mit Leuten unterwegs bekommen, was auch seinen Reiz hat :D.


    Stelle mir das mal gerade vor. Packsack, der dann zu 1/3 durch Werkzeug/Ersatzteile gefüllt (für Steckachsenschraube muss ja auch ein passender Drehmomentschlüssel mit ;)), dafür wird bei "SOS" (Socken, Oberhemd, Schlips) gespart ;). Und dann noch das Geklappere vom Werkzeug hinter einem auf dem Sitz. Schlimmer als jede Sozia :D.


    Nein, mehr als Kettenspay und falls (!) der Motor ausgewiesener maßen Öl schlubbert, eine entsprechend gefüllte Ölflasche, schleppe ich in Deutschland nicht mit mir herum. Der Rest lässt sich organisieren, zumal wenn man nicht alleine Unterwegs ist.


    Thema Kupplungs- und Brems-Ersatzhebel - meiner eigenen Erfahrung nach beugt da ein ordentlicher Motorschutzbügel solchen Schäden bei einem Umfaller recht wirksam vor. Ausserdem handelt es sich um eine Tracer mit Handguards. Wenn's da an die Hebel geht, gute Nacht, dann ist das Licht der Tracer eh aus.
    Zudem, wo hört man da auf? Ohne Motorschutzbügel sind die Seitendeckel auch sehr gefährdet.


    Zur Beruhigung einen Pannen-Schutzbrief und gut ist's. Den Rest richtet die EC oder Kreditkarte (falls es dann wirklich mal soweit kommen sollte).

    Wichtiger als Werkzeug sind für mich Dinge die mein Wohlbefinden erhalten. Das heißt, im Gepäck muss noch ausreichend Platz für Trinkvorat und Zwischen-Snacks vorhanden sein. Da könnte ein Mangel negative Auswirkung auf die Sicherheit haben.


    Was ich immer im Tankrucksack dabei habe - meinen Motorrad-Verbandkasten bzw. -Tasche, auch wenn's je nach Land nicht vorgeschrieben ist.


    Regenschutzbekleidung - ein absolutes Muss für Mehrtagestouren. Wenn man erst einmal durchnässt ist, ist's nicht nur ungemütlich, es wirkt belastend und damit negativ auf die eigene Konzentration und somit Verkehrssicherheit aus.
    Auf Notlösungen wie Kunststofftüten/-Handschuhe (Plastik-Tankhandschuhe) lasse ich mich auch erst gar nicht ein. Dafür benötigen Überhandschuhe/-Schuhe viel zu wenig Platz im Gepäck.
    Habe schon Unwetterlagen erlebt, da wäre ich ohne diesen nach 10 Minuten sowas von durch gewesen. Und eine Unterstellmöglichkeit ist eben nicht immer erreichbar. So habe ich mal auf einer Autobahn, besser Seitenstreifen gestanden, eine Fuss auf der Leitplanke, hat gesaut ohne Ende, der Hagel lag 10 cm hoch auf der Fahrbahn. Ohne komplette (vorher bereits angelegte) Regenschutzbekleidung wäre das ein Albtraum gewesen, zumal noch hunderte Kilometer vom Ziel entfernt.


    Also, die Kunst liegt in der Selbstbeschränkung. Basic's müssen sein, der Rest stellt sich meist nach der Tour als überflüssiger Balast heraus.
    Ausserdem, ein klein wenig Abenteuer soll ja noch möglich sein. Sonst kann man ja gleich mit einer Reisegruppe mit'm Bus fahren.

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