Beiträge von blahwas

    Fr 17.5. Adria Aufwärts


    Gestern gab's noch Abendessen vom Wirt. Das Hotel Parco Alle Noci möchte ich lobend hervorheben, denn ich habe mich hier wirklich sehr wohl gefühlt. Es ist nicht modern, es liegt nicht zentral. Die Grenze zwischen Umbrien und Latium ist alles andere als zentral. Man läuft ins Hotelzimmer rein und fällt fast übers Bett, weil das Zimmer eher klein ist. Der Lüfter im Bad macht was er will. Es ist eher düster, aber man hat Fliegengitter, und die braucht man auch, denn man ist hier mitten in der Natur. Dafür ist es familiengeführt und die Eheleute sind mit Herz und Seele dabei, sind aufgeschlossen und sprechen gutes Englisch. Das Hotel liegt auf einem erstaunlich großem Anwesen und nachts hat man wirklich Ruhe. Da schmerzt es schon fast, dass ich der einzige Gast bin. Ich bekomme Abendessen nach Wunsch (Pasta, Süßspeise) und Frühstück (italienisch süß).


    Und das Frühstück brauche ich auch, denn heute habe ich schon wieder viel zu tun. Es warten 625 km mit Autobahn und 8 Passknackerpunkte. Projekt Lebenswerk, es gibt noch Punkte in den gleichen Regionen wie gestern, wo ich noch nie war. Nur weiter Richtung Adria, und es geht nach Norden statt nach Süden. Ansonsten ist es ähnlich: Schon um 8:30 sitze ich auf dem Bock und fahre zum ersten Passknackerpunkt. Die ersten 3 Punkte liegen auf 60 km Strecke und sind ein bunter Mix an Strecken und Streckenzuständen.




    Kurz nach diesem Anblick kamen einfach mal 4 km Schotter, unangekündigt. Dabei geizt Italien ja generell nicht mit Beschilderung. Die Einheimischen interessieren sich dafür manchmal mehr oder generell eher weniger. Ich nehme mit, dass man bei solchen Anblicken:



    Hier einfach die Schildern zählen sollte. Rekord waren heute 8 Warnschilder in kurzer Folge. Wohlfühltempo erreiche ich nach der Faustformel „10 minus Anzahl Schilder“. Die Strecke hatte ich für mich alleine – dachte ich, bis während der Pippipause dann plötzlich der örtliche BMW-Club vorfuhr.



    Sie haben aber genug Abstand gehalten, dass ich unfallfrei wieder einpacken konnte. Jetzt geht’s nördlich. Ich hab's echt nicht eilig um bummle um die Welt. Der Hinterreifen hat jetzt vermutlich genau 1,6 mm und wird auch genau diese Profiltiefe bis zu Hause beibehalten, da bin ich völlig sicher. Am 17. Tage einer Tour echt keine schlechte Leistung. Es gibt viele idyllische Orte hier.



    Und es gibt sehr windige Hochebenen.



    Abwärts gab's ein Motoradfoto aus dem Gebüsch ;)



    Dann wieder Ortswechsel! Es folgen 85 km Transit über Landstraßen. Wegen Bauarbeiten waren 2 Strecken gesperrt. Freundlicherweise werden aus diesem Anlass aber vorher die Ortsstraßen neu asphaltiert, verbreitert, und/oder zu Einbahnstraßen erklärt, so dass man eigentlich genauso schnell ans Ziel kommt. Kurz vor dem (Zwischen-) Ziel fällt mir diese Strecke auf:



    Tja, wo bin ich hier wohl? Im einzigen Ort Europas mit 46 km/h Tempolimit, da bin ich :)



    Im Heimatort von Valentino Rossi nämlich. Eigentlich wollte hier Mittagspause machen und ein Eis essen. Aber, typisch Italien, Eisdiele und Fanshop hatten Freitag 14 Uhr geschlossen, wegen Mittagspause. Ein Fußgänger interessiert sich etwas zu sehr für mein Motorrad, und ich habe wirklich wenig Zeit heute, so dass ich weiterziehe und mich im lokalen Einkaufszentrum erfrische, verköstige, mit Wasser versorge und das Visier putze.


    Dann geht es elegant mit Telepass kontaktlos und ohne Ticket auf die Autobahn, und 250 km und je eine Pippi- und Tankpause später runter von der Autobahn, aber weniger elegant, denn der Automat hier erkennt meinen Telepass nicht. Ist ja nicht schlimm, Knopf drücken, und dem freundlichen Herren von der Service-Hotline die Auffahrt nennen. Die habe ich mir gemerkt. Der Herr heute ist freundlich, das Mikrofon an der Säule funktioniert, er sagt danke und fertig, und öffnet die Schranke. Und ich stehe etwas misstrauisch da. Das war's jetzt? Nix bezahlt, kein Ticket? Doch vom Telepass abgebucht? Oder übers hinterlegte Nummernschild? Ich werde es wohl erfahren, notiere mir aber vorsichtshalber Auf- und Abfahrt. Jetzt nur noch zum Hotel. Freitagabend ist rund um Verona viel los, und das Hotel ist überraschend weit von der Autobahn. Gegen Ende wird es 18:30 am Hotel und ich bin ganz schön müde. Morgen geht’s direkt nach Hause, aber ich habe noch eine Verabredung unterwegs. Dusche, Supermarkt, Pizza, Bericht, und gute Nacht ;)



    625 km heute, im Lebenswerk 3843 verschiedene Punkte geknackt. Anfangs abwechslungsreich, auf der Autobahn eher monoton. Lang. Trotz 26 Grad ist es mir nicht zu warm in der Airbag-Weste, das klappt besser als erwartet. Ich schließe sogar die Lüftungen an der Jacke auf der Autobahn. Dazu trägt auch die teilweise Bewölkung bei, denke ich. Handystrommäßig reicht Wireless Charging für Google Maps, aber nicht für OSMand. Da reicht aber auch Kabel von Dose nicht, da muss es USB-C-USB-C Kabel von der Powerbank sein. Es liegt also ziemlich sicher an den USB-Dosen, oder alle meine USB-A-USB-C Kabel sind defekt.

    Do 16.5. Going South


    Heute habe ich viel zu tun. Es warten 500 km mit Autobahn und 11 Passknackerpunkte. Projekt Lebenswerk, es gibt noch Punkte in den Regionen Toskana, Umbrien, und Marken, wo ich noch nie war.


    Schon um 8:30 sitze ich auf dem Bock und fahre 190 km zum ersten Passknackerpunkt. Es geht elegant mit Telepass kontaktlos und ohne Ticket auf die Autobahn, und 25 km später runter von der Autobahn, aber weniger elegant, denn der Automat hier erkennt meinen Telepass nicht. Ist ja nicht schlimm, Knopf drücken, und der freundlichen Dame von der Service-Hotline die Auffahrt nennen. Dann wird der Preis angezeigt und man zahlt vor Ort. Die Ausfahrt habe ich mir gemerkt und ich finde sie auch bei Google Maps wieder. Leider ist diese Dame heute nicht so freundlich, oder das Mikrofon an der Säule ist kaputt, jedenfalls hätte ich ebenso gut mit einer Wand reden können. Personal ist keines vor Ort. Ich sitze am kürzeren Hebel und muss dann wohl einfach das Strafticket mitnehmen, das, weil ich angeblich meine Auffahrt nicht genannt habe, schlappe 70 Euro kosten soll, mit der Androhung von Inkasso. Seufz. Da macht man alles richtig, holt sich sogar für sein eigenes Geld einen Transponder, und zahlt am Ende dann doch wieder Strafe. Gegen die kann man sich bestimmt irgendwie wehren, mit Hotlines und Anwalt und Rechtsschutz, aber am Ende des Tages: Wegen 70 Euro? Ich bin richtig sauer, und hätte ich nicht schon zwei nicht stornierbare Hotels gebucht, würde ich jetzt „nach Hause“ ins Navi eingeben und darauf achten, in diesem Land so bald keinen einzigen Euro mehr zu lassen, inkl. den Motorradtreffen, die ich hier besucht und auch veranstaltet habe. Aber ich habe Urlaub, ein wunderbares Motorrad unterm Hintern, ich habe einen Plan, eine Mission, der Motor läuft, die Sonne scheint, es sind Passknacker in der Route, wo ich noch nie war, also einfach weiterfahren und möglichst nicht aufregen. Über diese völlig überflüssige Kackscheiße, verflucht nochmal!!


    Werktags ist rund um Florenz viel los, es gibt dichten Verkehr und ein überraschendes Stauende. OSMand ist wieder mal etwas schüchtern beim Ansagen von Autobahnabfahrten, und das Handy lädt mehr schlecht als recht. Bei Arezzo verlasse ich die Autobahn und widme mich 5 Pässen. Die Straßen sind überwiegend besser als befürchtet, und hin und wieder gibt’s auch mal kleinere Ausblicke. Es ist auch nicht zu heiß, trotz 24 Grad im Tal. Vor allem ist nichts los auf den Straßen.



    Mal gibt’s waldige Rastplätze, mal verlassene Häuser.



    Blick über irgendeine Stadt - davon gibt’s viele.



    Weitblicke sind eher selten, man fährt viel im Wald. Umso schöner, wenn's doch klappt.



    Hier soll ich eine Statue fotografieren.



    Tja, die gibt’s wohl nicht mehr, aber am Tunnelportal steht auch der Name des Schildes. Da zu parken ist aber eher für mutige.



    Gegen Ende wird es 17:30 und ich werde ganz schön müde. Ich bin diese 8-9 Stunden Tage nicht mehr gewohnt, auch wenn es viel geradeaus ging. Dieses Mauterlebnis hat mir den Tag ziemlich versaut, und der aufdringliche Tankservice, der 4 Liter Luft in meinem Tank lässt, half auch nicht. Dafür waren sonst alle sehr freundlich zu mir. Meine Unterkunft ist ein winziges Hotel am Ende der Welt, aber die Donna spricht sogar Englisch.


    Ich habe eine Entscheidung getroffen hinsichtlich meiner Heimreise. Morgen vormittags knacke ich mich wieder Richtung Norden, und danach geht’s auf die Autobahn – hoffentlich ohne Maut-Pannen. Eine Nacht in Verona, und dann direkt nach Hause. Mit etwas Glück komme ich vor Ladenschluss daheim an und kann mich noch etwas in meiner neuen Wohnung einrichten, und vielleicht auch etwas Verwaltung regeln – wobei dieser Mautmist jetzt noch mehr Verwaltung nach sich zieht, wenn ich die Kröte nicht einfach schlucken will.

    Mi 15.5. Bummelige Überfahrt


    Heute habe ich zur Abwechselung mal zu wenig zu tun. 14:30 legt die Fähre ab, 13:30 muss ich spätestens dort sein. Vom Hotel sind es 15 Minuten zu fahren. Frühstück gibt’s ab 7. Alle Pässe sind schon geknackt. Nur die Schotterpässe nicht, aber die sind zu weit weg bzw. zu schwer. Tja, was macht man da mit der überschüssigen Zeit? Sich im Museum inspirieren lassen? Einen Bandenkrieg zwischen lokalen Bikerclubs anzetteln? Sich bei der Thai Massage gründlich einölen lassen? Nein, nichts davon – dafür ist dann wieder nicht genug Zeit, und einiges davon würde die Klamotten versauen. Weil ich sonst nichts kann muss ich also leider wieder Motorrad fahren. Ich packe sehr gemütlich ein und verlasse erst gegen 10 Uhr das Hotel. Jetzt kann ich meine neue Handyhalterung testen und siehe, es lädt drahtlos und damit hoffentlich auch wetterfest! :) Dann fahre ich zum zweiten Pass, den ich auf der Insel überhaupt erfahren habe, weil's da so schön war. OSMand findet auch einen neuen Weg dorthin, der mir gut gefällt.



    Tipp: Wenn man keinen Porsche verfolgt, sieht man auch mehr von der Landschaft. Dies ist der südliche Weg zum Bocca di San Stefanu / Col de Saint Stefano. Ach, außer Motorrad fahren kann ich auch essen und trinken! Also im Google Maps „Thai Restaurant“ gehackt und ein Strandrestaurant entdeckt, knapp außerhalb von Bastia. Da könnte ich Zeit totschlagen. Ich bin gegen 11 der erste Gast, aber es ist viel Personal da. Ich schnabuliere eine Cola und ab 12 darf ich dann auch Essen bestellen. Naja. Wok nach Thai Art, reden wir lieber nicht drüber, aber reichlich satt macht es. Das ist gut, denn Abendessen könnte schwierig werden, aber dazu später mehr. Grob 12:30 gibt’s dann noch einen vollen Tank, und ab zur Fähre. Warten.



    Ist euch mal aufgefallen, wie klein die Rettungsboote im Vergleich zum restlichen Schiff sind? Egal, rein in den Pott! Ich habe eine gewisse Schadenfreude beim Beobachten der Versuche der vollverkofferten Reiseenduros, nah an der Wand zu parken. Zu wenig Platz für Seitenständer oder zum Absteigen, vor oder zurück geht auch nicht. Die Fähre legt sogar 10 Minuten zu früh ab und schon geht's los auf 4,5 Stunden Überfahrt. Fun Fact: Livorno ist deutlich nördlicher als Bastia, eigentlich fährt die Fähre unnötig lang, wenn es eine Verbindung zu einem Hafen weiter südlich gäbe, z.B. Piombino. Zum Zeittotschlagen habe ich Podcasts und auch Netflix auf dem Handy. Eine Konversation mit anderen Mitmotorradfahrern kommt nicht so recht zustande. Manche Gruppen definieren sich eben auch darüber, wer nicht dazu gehört. Eine ereignislose Überfährt später wieder allgemeine Hektik beim Aufrödeln an den Motorrädern, denn wer 17 Taschen hat, braucht halt auch länger. Bald bin ich im Hafengebiet, das beeindruckend groß und verwinkelt ist, und ohne weitere Kontrollen geht’s auf die Autobahn.


    Jetzt kommt der hektische Teil! 20:45 ist Sonnenuntergang, es ist 19:45, es sind 30 Minuten direkt zum Hotel. Aber ich habe eine Mission: Passknacker Lebenswerk pflegen! Da wäre ein Punkt 45 Minuten von hier. Ist zwar die falsche Richtung, aber hey. Los geht’s! Zum Glück ist schon kein Berufsverkehr mehr. Autobahn, Kleinstädte, Kreisstraßen, Gewerbegebiete, Dörfer. Alles ohne Ampeln. Das Navi staunt, die Ankunftszeit ändert sich, und bald habe ich den Pass vor mir: Es geht aus der sehr platten Ebene einen deutlichen Berg hoch, auf dem diverse Antennen stehen. Der Straßenzustand ist ziemlich gut, also für italienische Verhältnisse. Die Schatten werden lange und außer mir ist hier nur ein Radfahrer unterwegs. 7 km Kurvenstrecke zum Ziel, ich sehe meinen Schatten an der Böschung und vor mir. Nicht völlig unproblematisch, aber schönes Gefühl. Das Nachweismotiv ist „kleines weißes Passschild“, das ich nicht finde, oder das Restaurant.



    Typisch Passknacker Italien, natürlich mit Mülltonnen. So, jetzt aber flott ins Hotel! Navi droht 21 Uhr an. Ich fahre ja nicht gern in der Dämmerung, wegen möglicher Wildunfälle. Die Route führt aber komplett durch zersiedeltes Gebiet, da wird mit Wild nicht viel los sein. Genial an Italien (und vielen anderen Ländern) ist, wie gut man ohne Ampeln vorwärts kommt. So bin ich schließlich überpünktlich am Hotel. Ich sehe zwar meinen Lichtkegel, aber die Sonne schlüpft gerade erst hinter die Berge. Idyllisch hier, in La Badie, im „Anwesen der Wölfin“.



    Der Wirt hat auf mich gewartet, er ist freundlich, er spricht gern Englisch mit mir. Das Restaurant hat schon zu, aber ich bin tatsächlich noch einigermaßen satt vom reichlichen Mittagessen und zwei Snacks auf der Fähre. Wobei 'ne Tüte Chips jetzt schon echt charmant wäre, aber dafür fahre ich nicht nochmal los. Und nach einem reichhaltigen Abendessen würde ich das wohl auch denken. Aber kaum lässt das Adrenalin nach, kommt die Müdigkeit.



    265 km heute, davon die Hälfte Fähre, und 1 Passknacker. Angesichts von Profilschwund am Hinterreifen und Wettervorhersage muss ich eine Entscheidung treffen für den restlichen Heimweg. Ich werde noch mindestens 1x in Italien übernachten, und mich dann aber wohl vorzeitig auf den Heimweg machen. Korsika war richtig richtig toll, da kommt jetzt eh nichts mehr ran.

    Di 14.5. L'Île-Rousse - Cap Corse


    Heute geht’s zum Cap Corse , also zur nördlichsten Halbinsel von Korsika. Dort sammle ich die letzten Passknackerpunkte und begebe mich anschließend in mein Hotel für die letzte Nacht auf der Insel, wobei der versprochene Motorradladen mit SP Connect Zubehör in der Nähe ist.


    Los geht’s nach meinem ersten Solo-Frühstück zum Bocca di Vezzu. 1A flüssige Kurvenstrecke mit Blick auf Küste, aber man stumpft ab. Hier könnte man nördlich abzweigen in ein Geflecht aus Schotter- und vor allem Sand-Strecken, mit 5 XXX-Pässen – aber darauf verzichte ich. Die schaffe ich eh nicht alle, und wenn ich nochmal herkomme mit einer Enduro, dann schaffe ich die eh alle auf einmal. Auf Empfehlung von Luca geht’s jetzt einmal quer über die Halbinsel und dann gegen den Uhrzeigersinn die Küste entlang. Da fahre ich zwar ein Stück doppelt, habe aber bessere Aussicht (und hoffentlich weniger Trottel Plage im Gegenverkehr, weil die Idee alle haben).


    Über den Bocca di / Col de Teghime geht’s Richtung Bastia. Es gibt einen Gedenkstein, aber auch einige der allgegenwärtigen Graffiti (Unabhängigkeit für Korsika).




    Jetzt kommt ein Abstecher zum Bocca di Serra (Pigno). Da will weder mein Navi noch mein Routenplaner hoch, aber es gibt nur eine Straße. Da steht „Privatstraße“ dran, aber kein Einfahrverbot – na dann los. Die Straße ist anfangs sehr schlecht, wird aber schnell besser. Sie bleibt aber sehr schmal, und mir begegnet rauf und runter genau niemand. So mag ich das. Oben stehen einige Antennen und ein umwerfende Aussicht aus knapp 1000 Höhenmetern, mit Blick auf die Inseln zwischen Korsika und Festland, z.B. Elba. Die Insel liegen für mich optisch über den Wolken – ich bin mir nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch das Festland ist? Aussicht kommt am Foto nie rüber, also einfach selbst hinfahren :)



    Nun geht’s runter nach Bastia, dann nach Norden die Küste hoch – das ist die Hauptverkehrsachse und zum Glück gut ausgebaut (keine Ampeln!). In den Vororten gibt’s dann Tempo 30-Schwellen und langsame Autos und Camper. Später wird’s wieder ländlich und man kann in Ruhe Kurven schwingen. Ein Passknacker liegt im Hinterland, also geht’s hoch auf eine schmale, aber gute Strecke.



    Col de la Serra (Cagnano) wird eingetütet. Von hier ist es nicht weit zum XXX-Pass Bocca di San Roccu, also probiere ich es – der Weg ist unbefestigt und etwas steinig, aber machbar, mit 3 km (x2) aber eher weit. Dann wird’s feucht.



    Ich verzichte, und wende in 3 Zügen. Stattdessen kommt jetzt etwas Tourimus: Luca hat mir den nördlichsten Ort der Insel empfohlen. Da fahre ich wohl mal hin. Es geht nach Barcaggio, da gibt’s einen kleinen Hafen wo man überdacht ganz weit vorne am Wasser sitzen und dinieren kann. Es ist ziemlich voll – ich fahre weiter. Tollare liegt noch etwas nördlicher, ist eine Sackgasse und ist wirklich einsam. Hier stehen 20 Häuser, die meisten verlassen, aber eines davon ist ein rudimentäres Cafe.



    Der Wind weht mir die halbvolle Coladose vom Tisch, während ich auf mein Mittagessen warte. Es gibt selbstgemachten Kartoffelsalat mit Zwiebeln. Nächstes Mal bringe ich Speckwürfel mit. Außer mir ist nur ein weiterer Gast da, eine deutsche Motorradfahrerin auf MZ. Wir genießen einstimmig die Stille und das Meeresrauschen. Smalltalk gibt’s erst wieder am Motorrad, bei der Abreise. Bloß kein Stress! Dann geht’s wieder die Küstenstraße entlang, jetzt an der Westseite der Halbinsel. Schick hier!



    Ein Passknackerpunkt liegt auf dem Weg, zwei weitere sind Abstecher. Das sind die letzten beiden, die mir noch zum Landespreis fehlen. Gern diese sehr abgelegene Kirche hier.



    Und schließlich noch eine Kirche, die mir zu den 100% Korsika fehlt.



    Pause machen, alles hochladen und prüfen: Voila, Landespreis Korsika eingetütet! Meine ersten komplette Insel! Und jetzt – einfach Urlaub machen. Küstenstraße runter fahren. Beeindruckendes altes Bergbau-Gebäude bei Nonza.



    Tipp: ist zwar verlassen, aber bitte nicht reingehen, zumindest nicht ohne FFP3-Maske: Das ist eine Asbest-Mine. Warum man ausgerechnet am nächstgelegenen Strand baden gehen muss verstehe ich nicht. Weiter geht’s, die Küstenstraße wird immer schöner, dann wieder über den Bocca di / Col de Teghime und dann aber rechts zum Motorradzubehörfachhandel „Kalimotard“. Der hat laut Aussage eines Handyladenmitarbeiters SP Connect, und siehe da: Ja! Ich kaufe eine universelle Klebehalterung für mein Samsung S8, auf dass ich das Handy ab jetzt wireless laden können möge, um auch im Regen eine zuverlässige Stromversorgung zu haben. Leider passt jetzt die Handyhülle nicht mehr, und ich sehe mich schon das Handy fallen lassen und dann richtig blöd dastehen. Mal sehen. Jetzt muss ich nur noch das Hotel finden und einchecken. Das ist schnell erledigt. Dann bearbeite ich meine Handyhülle, bis die Klebehalterung passt. Teppichmesser gehört ins Bordwerkzeug (und auf Flugreisen nicht ins Handgepäck). Voila:



    Fertig. Hält 100 Jahre und erzählt eine Geschichte!



    260 km heute, 100% Korsika – morgen Nachmittags geht es nach Livorno. Was ich bis dahin mache, keine Ahnung. Lokale Nachrichtenlage: Heute war in Bastia Olympia-Fackellauf. Es besteht kein Zusammenhang zum brennenden Land Rover, an dem ich vorbei gekommen bin, bevor die Polizei die Straße sperren konnte. Thema im Fernsehen war heute aber ein Überfall auf einen Gefangenentransport mit 2 Toten Beamten und einem geflohenen Häftling in Frankreich am Festland. Nicht so schön, aber weit weg. Jetzt nur noch sicher nach Hause kommen. Ich bin noch nicht fertig mit dem Verdauen des gestrigen Beinahe-Crashs.


    Außerdem befinde ich mich anscheinend in einer Art Wettlauf mit meiner persönlichen Elektronik: Das Zeug ist wild entschlossen, schneller kaputt zu gehen als ich es reparieren kann. Heute will das Haupthandy Samsung S8 ein neues Anbieterprofil installieren und dafür alle Anwendungen und Einstellungen löschen, was ich verhindern kann. Außerdem haben Laptop und Handy gleichzeitig DNS-Probleme mit und ohne WLAN und wollen die Passknacker-Seite nicht mehr auflösen, was sich zumindest am Laptop durch alternative DNS-Server beheben lässt. Das Laptopnetzteil funktioniert heute Abend so lange, bis ich etwas an USB anschließe, danach nicht mehr, bis ich es 10 Minuten vom Netz trenne, dann wieder. Die Yamaha ist dagegen vorbildlich und fährt einfach nur, verdaut Schotterausflüge, Temposchwellen, und 15 Minuten Pause mit eingeschalteter Zündung, als wäre es das normalste der Welt. Darum fahre ich Japaner!


    Yannick ist mittlerweile zuhause angekommen - den ganzen Urlaub ohne Bodenkontakt und ohne Feindkontakt. Sehr schön! :)

    Mo 13.5. Evisa - L'Île-Rousse


    Heute früh gibt’s ein gemeinsames Frühstück mit Luca und Mirko, dann heißt es Abschied nehmen. Und los geht’s? Nein, mein Laptop macht Ärger. Er möchte nicht mehr laden. Anscheinend mag das Netzteil nicht. Gestern Abend nicht, heute früh nicht, aber nach dem Frühstück leuchtet es wieder mild blau. Klasse, noch eine Spezialhardware die unterwegs kaputt geht! Nein, das ist kein USB-C. Immerhin ist es aus der Ära, bevor Netzteile kompliziert mit den von ihnen geladenen Geräten kommuniziert haben, daher wird auch jedes andere Netzteil funktionieren, das ungefähr die richtige Spannung hat. Ich schreibe mir ein 20V/60W-Netzteil auf die mentale Einkaufsliste.


    An sich brauche ich den Laptop nicht zum Motorrad fahren, aber zur Planung. Morgen abends geht meine Fähre nach Toulon (Südfrankreich), wo ich planmäßig noch einige Tage an meinem Passknacker-Lebenswerk arbeiten wollte. Leider sieht die Wettervorhersage für den gesamten Alpenraum echt übel aus. Ich erwäge andere Optionen, und um die zu planen, insbesondere die Routen, brauche ich den Laptop durchaus. Die Fähre ist nicht stornierbar oder verschiebbar, aber gutes Wetter ist unbezahlbar und die Fähre nach Livorno kostet nur 53 Euro (plus zwei Übernachtungen und einen halben Fahrtag, weil sie nachmittags fährt). Da ist heute Abend eine Entscheidung fällig.


    Aber jetzt ist es ein sonniger Tag zum Motorrad fahren in Korsika :) Los geht’s, auf die Küstenstraße im Uhrzeigersinn. Nachteil: Weniger Aussicht als andersrum. Vorteil: Man muss weniger Motorräder überholen. Nachteil: Es kommen einem Motorräder und Motorradgruppen entgegen. Und eine davon hätte mir dann auch fast den Tag, das Jahr und vielleicht das Leben versaut, weil ein besonders dämlicher BMW GS-Fahrer unbedingt eine fahrende Autoschlange überholen musste, damit aber nicht vor seiner nicht einsehbaren Linkskurve fertig geworden ist, und jetzt blöd neben der Fahrertür hergurkt, während ich um meine nicht einsehbare Rechtskurve komme und genau auf ihn zu fahre mit bestimmt 120 km/h Geschwindigkeitsdifferenz – zum Glück und dank Training bin ich so weit innen, dass ich kaum ausweichen muss. Ich hätte auch keine Zeit dazu gehabt, es reicht nicht mal für eine Unmutsäußerung. Unfassbar. Das ist der zweite Motorradfahrer in meiner Karriere, der genau das bei mir macht, und das zweite Mal in zwei Jahren, und beides waren BMW GS. Grrr. Ansonsten fährt auf der Küstenstraße natürlich alles und jeder rum, Camper, VW Busse, Leihwagen, hier und da sogar Einheimische. Ich sammle die ersten beiden Passknackerpunkte ein. Der dritte ist speziell: Bocca Serria ist sehr schmal, in schlechtem Zustand und auf meiner Route heute kann ich mir aussuchen, ob ich die Nord- oder Südseite 2x fahren will. Luca kennt die Strecke und empfiehlt dringend die Südseite. Da sage ich: Dankeschön! Die war schon schlimm genug.



    Zum Glück sind hier weniger halbfähige Touristen unterwegs, aber die natürlich auch auf der gesamten Straßenbreite, es kommt ja meistens keiner entgegen. Deutlich erleichtert biege ich ins Inselinnere ab und bin sehr erfreut, dass die Touristenverkehr damit auf nahezu Null einbricht. Die fahren anscheinend wirklich nur den ganzen Tag die Küstenstraße ab.



    So habe ich diese überraschend grün-hügelige Landschaft praktisch für mich alleine. Hier und da sieht man das Meer, manchmal auf die Berge.



    Es gibt verschiedene Gedenksteine.



    Man fühlt sich fast wie auf dem Festland.



    Einfach ungestört Motorrad fahren, so muss das sein :)



    Anhalten und verschnaufen ist auch erlaubt.



    Bei zwei Passknackerpunkten bietet sich ein Abstecher zu je einem nahegelegenen XXX-Schotter-Pass an. Auch die haben Luca und Mirko schon erkundet. Vom ersten wird man abgeraten, zu große Steine für meine spärliche Bodenfreiheit. Aber den zweiten nehme ich mit.



    Die Schotterstrecke ist bis auf zwei Stellen besser zu fahren als die Buckelpiste heute früh, und hier ist dann wirklich niemand unterwegs. An den beiden Stellen verläuft eine Erosionsstufe quer zur Strecke und man muss sich eine geeignete Stelle suchen, damit man nicht aufsetzt.


    Schließlich erreiche ich mein Tagesziel, und auch mein Hotel, aber der letzte Passknackerpunkt des Tages liegt dahinter: Ein Leuchtturm. Mit einem Zaum dran und einem Schild „Fotografieren verboten!“. Leider kann ich kein Französisch. Von hier hat man einen prima Blick auf den roten Felsen, der der Stadt ihren Namen gegeben hat.



    Dann checke ich im Hotel ein und erkunde die Umgebung. Es gibt viel Auswahl an Restaurants und Geschäften. Ich finde leider weder Laptopnetzteil noch Samsung S20FE noch Klebehalterung für Samsung S8 noch wasserdichte Socken.



    265 km heute, 93% Korsika. Bis auf die Buckelpiste eigentlich schön, aber der Gegenverkehr drückt arg auf die Laune, dazu noch Verrat durch meine technischen Geräte und die Wettervorhersage am Festland. Beinaheunfälle mit Gegenverkehr nehmen mir echt die Freude am Motorradfahren insgesamt.


    Nach dem Abendessen ist es Zeit für eine Entscheidung:

    A) Fähre nach Toulon und wie geplant fahren, auch im Regen, so lange es irgendwie geht. Auch wenn ich mit den untauglichen Navis und dem beschlagenden Visier verzweifeln werde

    B) Fähre nach Toulon und mit einer Zwischenübernachtung nach Hause, dann werde ich nicht so lange nass

    C) Fähre nach Livorno und irgendwas Lebenswerk pflegen, das wird aber eine Route mit viel Überführung und wenig Pässen

    D) Fähre nach Livorno und irgendwie anders nach Hause

    E) Länger in Korsika bleiben und später nach Toulon

    F) Irgendwas völlig verrücktes, z.B. Fähre nach Sardinien und ein paar Tage später Nachtfähre nach Genua

    Und nebenbei ist auch fraglich, wie lange der Hinterreifen noch mitmacht, und ob ich mir den Reifenwechsel unterwegs antun möchte. Das klappte in Italien zuletzt besser als in Frankreich.

    So 12.5. Evisa – Ajeccio – Evisa


    Heute geht’s ohne Gepäck solo in den Süden, Pässe knacken. Dabei will ich mich nebenbei ein Wenig von gestern erholen, das war schon ein echt anstrengender Tag. Entsprechend gibt’s also wenig Zusatzaufgaben. Z.B. habe ich mir keine Mühe mit den Fotos gegeben – mal sehen ob's jemand merkt.


    Aus Evisa geht’s Richtung Westen an Porto vorbei, die D81 runter. Mich erwarten Felsen und Küste.




    Auf der Küstenstraße sehe ich auch wieder einige Motorradgruppen. Mir fällt ein, dass ich auf der Fähre einen Blick auf ihr Gepäck werfen konnte: Im wasserdichten Motorrad-Tankrucksack ist oben im wasserdichten Motorrad-Kartenfach eine wasserfeste Motorrad-Karte angebracht, auf der jemand mit wasserfestem rotem Stift 1x rundum die Küstenstraße markiert hat. Das ist bestimmt unterwegs hilfreich, wenn man die Küstenstraße mal nicht finden sollte. Dann braucht man auch kein Navi. Und so fahren die dann auch. Und das dürfen die natürlich auch. Ich knacke Pässe im Hinterland.


    Zum Beispiel den Bocca Curnatoghiu. Der liegt ab vom Schuss und je nach Routenplaner/Navi möchte man von West nach Ost komplett drüber, oder südlich ihn umfahren, und dann von Osten als Abstecher rein fahren. Ich bin von West nach Ost drüber gefahren, und es hat mir nicht gefallen. Die Westseite ist enorm schmal und fühlt sich eher wie eine 10 km lange Grundstückszufahrt an. Hier passen mit etwas Mühe 2 Motorräder aneinander vorbei. Nächstes Mal fahre ich von Osten rein.


    Andere Punkte machen deutlich mehr Fahrspaß und bieten auch teilweise schicke Aussichten! Die D81 bringt Fahrspaß, und hinter Ajeccio die frisch „begradigte“ D118 ebenso.



    Dann geht’s wieder durch Ajeccio durch – Hauptstadt der Insel mit 73000 Einwohnern, sonntags aber ohne Stau – und ins Inselinnere.



    Heute wie gestern war ich geizig wenn's ums tanken geht: Der Tank sollte schon ordentlich leer sein! Gestern und heute gehen 17,3 Liter in den 18 Liter-Tank. Danach knacke ich mich quasi parallel zur gestrigen Route durch die Landschaft, wieder sehr einsam und mit schönen Ausblicken.



    Als letzten Punkt gibt’s noch den Col de Vergio an der D84. Hier sind ebenfalls Motorradgruppen unterwegs, und sogar Camper, aber es verläuft sich angenehm. Es ist 15:30 und ich werde schon wieder schlapp, da kommt das Hotel gerade richtig.



    265 km heute, bestes Wetter, alle Nachweise korrekt. 80% Korsika. Noch 2 Fahrtage auf der Insel :) Heute war der letzte Fahrtag ohne Gepäck. Ab jetzt geht’s jeden Tag weiter Richtung Heimat, wo mich am 21.5. das Arbeitsleben wieder erwartet...

    Sa 11.5. Propriano nach Evisa


    Morgens frühstücken, ein letztes Mal die Aussicht genießen, dann einpacken, bezahlen und Abschied nehmen von Yannick. Wir verbliebenen drei fahren heute zusammen meine Passknacker-Route. Die bietet so einiges, z.B. Blick aufs Meer.



    Nachweismotiv Stromkasten. Bitte nicht falsch parken, sonst...



    Es gings in Innere der Insel, wo sehr hohe, einsame und vor allem kurvige Straßen auf uns Warten.Wir werden zusätzlich mit bestem Wetter und tollen Aussichten belohnt.



    Der Gruppe gefällt's.



    Wo habe ich das schon gesehen?



    Hatten wir schon einen See?



    Echt toll hier, und wirklich beeindruckend einsam.



    Col de l'Usciolo, der vielleicht höchste legal anfahrbare, asphaltierte Punkt auf der Insel?



    Das Panorama ist auch eher alpin.



    Gerade als wir langsam etwas müde werden, wirft sich uns eine perfekt asphaltierte Kurvenstrecke in den Weg, die von einem Kurvengott erdacht wurde.



    Der Dunlop Mutant nimmt's gelassen, hier färbt er sich tiefschwarz und wird rauh, wie eine schnurrende Katze. Dann wird die Route wieder holprig und einsam, aber nicht weniger schön.




    2 Stunden vor dem Ziel gibt’s noch eine Cola-Eis-Kaffee-Pause. Zum Ende hin zieht es sich dann doch, und wir sind erst 17:30 am Hotel – aber alle wohlbehalten und un-/umfallfrei.



    270 km heute, die sich länger angefühlt haben. 67% Korsika. Echt schöne, einsame, kurvige Ecken, und keiner will dorthin. Dafür liebe ich das Projekt Passknacker! Noch 3 Fahrtage auf der Insel :)

    Fr 10.5. Propriano Roundtour 2 (Süden)


    Gestern gab's Hähnchen aus dem Wok, vom dem Restaurant an der Meerespromenade, das am meisten in und hip aussah. Das war das beste, was ich seit langem gegessen habe – wow :) Der Rest begnügte sich mit Pizza. Zum Nachtisch Cafe Gourmand – den Cafe davon für Luca, und das zugehörige persönliche Dessert-Buffet für mich. Auch dies war ganz hervorragend.


    Heute früh kam ich trotzdem nicht so recht aus dem Quark und rolle gegen 10 als Letzter vom Platz. Das ist aber nicht schlimm, ich habe schließlich kurze Touren geplant. Es geht in den äußersten Süden der Insel. Als erstes bekommt das Motorrad eine Wäsche. Ich will schließlich heute Motorradfotos machen. 2 Euro später fahre ich die Maschine trocken auf der geplanten Route, und halte dabei verschärft Aussicht nach geeigneten Foto-Locations. Da die Sonne scheint und ich Licht auf dem Motorrad brauche, aber an der Südküste unterwegs bin, klappen „Motorrad vor Meer“-Fotos logischerweise nicht.


    Auf der T-40 überhole ich bald eine besondere Reiseenduro. Reiseenduros haben ja das Problem, dass sich Tauglichkeit für Gelände und Reisen widersprechen. Das ist ein klarer Zielkonflikt zwischen viel und wenig Gewicht. Wenn man bedenkt, dass viele Fahrer das Gepäck nur zur Unterkunft schleppen und danach leichter unterwegs sind, dann hat dieser Kandidat hier vielleicht die beste denkbare Lösung gefunden.



    Oder eher die beste undenkbare Lösung? In Frankreich gelten dafür übrigens keine besonderen Limits, in Deutschland maximal Tempo 60. Eilig hatte er es nicht. Er freut sich übers Fotografiert werden, und ich freue mich über die Kreativität. Apropos Fotos:



    So schnappe ich mir nach und nach die ersten Passknackerpunkte. Heute bietet sich wieder ein unbefestigter XXX-Pass an: Der Bocca di Piavone ist nur 3 km, hat nur 2 Kehren und liegt optimal auf der Route. Also rein da! Es ist Waldboden, wenig Steine, eigentlich gut machbar.



    Die Erosionsspuren sind aber schon beeindruckend.



    Tipp: Da besser nicht reinfahren! Die Strecke ist auch Teil des TET. Mirko war hier gestern schon und konnte sich sogar erinnern. Bald ist es geschafft, und ich bin jetzt auf der T-40 unterwegs, wo ich zunächst hinter ein paar Autos herdümple. Dann taucht eine Yamaha MT-09 im Spiegel auf, neueres Modell als meines, Fahrer in Lederkombi. Klarer Fall, den winke ich vorbei und fahre hinterher. Naja, oder sagen wir, ich versuche es. Die ersten 5 Kurven klappt das noch halbwegs, wobei mein Fahrwerk sich noch im Halbschlaf befindet und gern ein ordentliches Setup hätte. Danach fährt er eine nicht einsehbare Rechtskurve besonders originell an, und ich wundere mich schon, was das soll. Als ich einen Metalldeckel auf meiner geplanten Linie entdecke, einen Meter breit und zwei Meter lang, wird mir einiges klar. 5 langsame zu überholende PKW später ist von ihm nix mehr zu sehen – okay, lassen wir das. Es gibt immer einen, der schneller ist. Am Bocca di Roccapina wird also erst mal durchgeatmet und Landschaft aufgesogen.



    Dann geht’s weiter, wobei die Straße jetzt zur Küstenstraße wird.



    Ich treffe eine weitere 2018er Yamaha MT-09 SP! So klein ist die Welt.



    Mit Genuss geht’s weiter, und schließlich wieder in die Berge. Einen möglichen Abstecher zum südlichsten Punkt der Insel, mit Blick auf Sardinien, spare ich mir: 2x 15 Minuten Fußweg brauche ich nicht wirklich in Motorradklamotten. 24 Grad plus Sonne sind schon recht warm, besonders in Airbag-Weste. In den Bergen wird es schlagartig wieder einsam, und kühler. Wer hat denn dieses Schild bemalt?



    Hab ich eigentlich schon erwähnt dass es hier schön ist?



    Putzige Orte



    Spannende Kehren!



    Große Augen hab's dann doch noch, bei einer Ortsdurchfahrt übersehe ich Sand in einer Kehre, und rutsche einige Meter übers Vorderrad, bis das linke Bein sich reflexartig ausklappt und auch Bodenkontakt bekommt, bevor das Motorrad sich selbst wieder einfängt. Es tat aber nicht weh.



    192 km heute, 52% Korsika. Es ist jetzt so warm, dass ich morgens gleich mit den leichtesten Sachen starte, die ich dabei habe. Morgen verlagere ich mit Mirko und Yannick in ein weiteres Hotel. Yannick startet morgen früh zur Fähre, er ist ja schon länger auf der Insel.

    Do 9.5. Propriano Roundtour 1 (Südosten)


    Gestern gab's Fisch, vom dem Restaurant der Meerespromenade, das am wenigsten touristisch aussah. Gratis zum Fisch dazu gab's jede Menge Gräten und ein paar Innereien, von denen wir nicht so recht wussten, ob man die essen sollte. Mirko hat mit Muscheln wohl die bessere Wahl getroffen. Die Nacht war unruhig, aber ohne häufige WC-Besuche, und morgens war alles wieder gut.


    So geht’s frisch am Frühstück gestärkt wieder auf Tour. Aber nicht für alle: Yannick macht heute Ruhetag. Mirko und Luca spielen wieder im Dreck (sind wohl gestern nicht fertig geworden), und ich sammle weiterhin Pässe – auch heute nur 6h Fahrzeit.


    Ohne Gepäck fährt man doch etwas unbeschwerter. Leider habe ich schon nach wenigen Kilometern einige Kilometer befahrbare Baustelle vor mir, mit viel losem Material, Längsschnitten, Staub und auch zwei Ampeln. Und am Rückweg muss ich hier nochmal drüber. Dafür ist das Wetter heute perfekt: 22 Grad, trocken. Ich erreiche nach 25 km den Col de Bulgara, und biege dann in Zonza am gleichen Kreisverkehr rechts ab, wo ich später am Tag aus der Gegenrichtung kommend ebenfalls rechts abbiegen werden. Bocca di Pelza und Bocca Illrata wandern in den Köcher, dann ist es Zeit für eine Entscheidung: Den XXX-Pass Bocca di Barocaggio mitnehmen oder nicht? Man braucht es nicht für den Landespreis, aber dieser liegt so nah an der Straße und sieht eher einfach aus. 1600 Meter Waldboden mit Rinnen und Matschpfützen später bin ich am Ziel :)



    Schönes Gefühl, jetzt aber wieder runter, und weitere die Straßentour abfahren. Es folgt ein Stausee.



    Jetzt geht’s wieder abwärts. Aussicht aufs Meer gibt’s auch.



    Abstecher zu einem Funkturm, sehr steil und teilweise sehr schlechte Straße. Oben steht aber schon ein deutscher VW Bus.



    Wieder hat ein Passknackerpunkt das Nachweismotiv „markanter Baum“.



    Ich passiere nun die Küste, und es ist Zeit für eine kleine Pause. Da gibt’s doch bestimmt ein Eis? Na klar gibt’s ein Eis in Solenzara!




    Drei Kugeln für unterwegs 8 Euro – lecker war's. Husch weiter, zum Aussichtspunkt Sari-Solenzara. Gute Straße, oben steht schon wieder ein deutscher VW Bus. Die Straße führt sehr steil weiter, aber nur zu einem Anlieger.



    Weiter geht’s, wieder ins Hinterland, per D268 zu den Cols de Larone und Bavella. Hier ist viel Touri-Betrieb. Wanderer, Camper, Motorradfahrer, Oldtimer, Sportwagen, alle sind schon da. Es wird auch deutlich kühler. Ist aber auch schön hier!





    Und dann geht’s auch schon fast direkt zum Hotel, wieder durch Zonza, mit Abstecher nach Cantoli, und wieder durch die morgendliche Baustelle. Dann noch Tanken, jetzt bin ich wieder im Rhythmus, und bei einem Motorradgeschäft nach SP Connect Klebehalterung suchen – schon geschlossen, nur 9-14 Uhr offen. Na gut.



    225 km heute, 43% Korsika. Die kurzen Etappen sind wirklich angenehm, weil's nie geradeaus geht und immer mit Gegenverkehr gerechnet werden muss.

    Mi 8.5. Mignataja, Mitte, Propriano


    Gestern gab's Pizza, von einer gerade noch fußläufigen Pizzeria. Leider konnte man dort nicht vor Ort essen, nur liefern oder abholen. Yannick war extern untergebracht und daher eh mit Motorrad unterwegs, also hat er uns die Pizza hinterher gefahren, nachdem wir zur Ferienwohnung zurück gelaufen sind. Lecker war's! Die Ferienwohnung sah aus wie geleckt – und beim Checkout erfahre ich auch, warum: Wie waren die ersten Gäste. Wir waren sehr zufrieden und wünschen viel Erfolg!


    Die drei Reiseendurofahrer werfen sich heute wieder ins Unterholz, während ich gepflegt Pässe sammeln werde. Alles kann, nix muss – abends sieht man sich im Hotel wieder. Zunächst fahre ich etwas durch die küstennahe Zivilisation, nehme zwei im Schatten lauernde Motorradpolizisten wahr, und bin die nächsten 500 Meter besonders brav. Danach bin ich nur noch durchschnittlich brav ;)


    Es geht zurück in die Mitte der Insel, über Col de Sorba zum Col Vizzavona. Ersterer ist eine Motorradtraumstrecke, zweiterer eine sehr motorradtaugliche Hauptstrecke mit Auto- und Reisebusverkehr. Schön ist es hier!



    Dann muss ich leider wieder eineinhalb Pässe zurück und ein Stück weiter südlich in eine Sackgasse zum Refuge de Capanelle – mit 1586 Meter mein bisher höchster Passknackerpunkt hier. Der letzte Kilometer ist auch richtig abendteuerlich vom Straßenbelag her.



    Es sieht nach Wintersport aus hier.



    Weiter geht’s nach Süden per Col de Verde, und dann lange immer der Straße nach. Schöne Landschaft, gute Kurven, hier und da andere Motorräder. Ich bin sehr zufrieden.



    Ein weiteres Highlight ist der Col de la Vaccia. Hier ändert sich die Landschaft und Botanik deutlich.



    Kurz hinter dem Ort Auliene treffe ich 3 mir sattsam bekannte Motorradfahrer, drehe um, und hole sie wieder ein. Freude allseits. Habt ihr schon gegessen? Nein? Dann wird’s aber Zeit! Wir kehren ein und 3 Minuten später beginnt ein kräftiger Regenschauer, und nach dem Essen hört er auch wieder auf. Passt uns sehr gut! Übrigens nicht weit von dem Ort, wo dieses Foto entstanden ist:



    Zwischen „Sant'Ustasgiu, Bocca / Col St Eustache“ und „Siu, Col de“ gibt’s real keine direkte Verbindung, was meine Tagestour 33 km länger macht. Immerhin nehme ich den „Cilaccia, Bocca di / Col de Celaccia“ mit, aber den wäre ich die nächsten Tage eh gefahren – man kommt kaum anders nach Norden. Ich muss also Motorrad fahren! Bei gutem Wetter!




    Es gibt noch einen kleinen Umweg zur Tankstelle, irgendwie muss ich leider immer knapp vor Tourende tanken, und den Rest der Tour. Blick aufs Meer erhebt die Seele.



    Und dann bin ich auch schon am Hotel! Nach dem Abladen entferne ich Topcase und -träger von der MT-09, denn wir bleiben satte 3 Nächte hier.



    Das Samsung S8 war heute brav am Kabel, und das S20FE lässt sich inzwischen wieder fast normal bedienen - nur mittig ein horizontaler Bereich und der obere Rand des Touchscreens sind weiterhin taub. Der leuchtende Streifen ist ein optisches Problem. Vielleicht ein Wasserschaden? Mir ist eingefallen, dass ich beim Wechseln der SIM-Karte versehentlich ins falsche Loch an der Oberseite gepiekst hatte. Ein Wasserschaden kann auch wieder besser werden. Eigentlich ist das Handy ja wasserdicht...


    275 km heute, 39% Korsika – heute eher lang, aber bisher der wahrscheinlich schönste Tag in diesem Urlaub :)