Letztes Jahr im April wollte ich die Passknacker Landespreise für Spanien und Portugal machen. Es gab wegen der Corona-Pandemie drastische Einschränkungen der Bewegungsfreiheit in Frankreich und Spanien, aber glücklicherweise nur für Einheimische (Spanien), und Transit war gerade noch erlaubt (Frankreich). Die Spanienreise in zwei Etappen zu je drei Wochen, also mit einer Unterbrechung per Flieger, hat geklappt und war die bisher epischste Tour meines Lebens. Portugal hätte mich leider im April gar nicht reingelassen und im Juni wäre eine Region für Touristen gesperrt gewesen, die ich für den Landespreis gebraucht hätte - das wurde also nichts.
Im Februar 2022 tritt Corona nun langsam in den Hintergrund. Dafür marschiert Russland in der Ukraine ein. Das hebt nicht gerade die Stimmung, aber wann, wenn nicht jetzt, braucht man Urlaub? Außerdem ist man auf dem europäischen Festland nirgends weiter vom jetzt besetzen Unfall-AKW Chernobyl entfernt als in Portugal...
Reisen ist einfacher als letztes Jahr. Man braucht nicht mehr an jedem Grenzübergang einen Covid-Test (wenn man geimpft ist), was die Planung erheblich vereinfacht. 2021 waren die Tests teuer, zeitraubend und schwer zu finden.
Meine Kunden lassen sich viel Zeit mit ihrer Planung, und so erfahre ich erst zwei Wochen vorher, wann ich die 2 Wochen Resturlaub aus 2021 nutzen kann: Im März 2022. Da ist es in Portugal frostfrei. Ich möchte mit der Yamaha MT-09 fahren. Die fühlt sich sehr wohl auf südeuropäischem Asphalt. Der 14 Liter-Tank hat mir letztes Jahr den letzten Nerv geraubt, bzw. der Lackierer, der meinen Umbau um Wochen und Monate verzögert hat, aber jetzt ist der 18 Liter-Tank drauf und erprobt. An weiteren technischen Änderungen gibt es robustere Griffschalen, eine Sitzbank mit Heizung und einen formschönen und soliden, aber schweren Original Yamaha Gepäckträger. Außerdem einen frischen Satz Conti Road Attack 3. Der Michelin Road 5 GT vom französischen Yamaha-Händler des Grauens landet auf dem Müll bzw. in Kleinanzeigen.
Zur Planung:
Die Anreise nach Portugal ist nicht ohne. Von Nürnberg zum Einstiegspunkt habe ich 2000 km. Machen wir uns nichts vor: Es gibt dafür keine Lösung ohne Kompromiss. Motorradtransport per Spedition und Flug erzeugt Abstimmungsaufwand und kostet auch wieder einen Tag je Strecke. Fliegen und mieten ist kaum teurer als Transport, führt aber nicht zum persönlichen Wunschmotorrad gerade hinsichtlich Zubehör und Reifen. Einen sinnvollen Autoreisezug gibt es nicht mehr; Paris-Narbonne hilft wenig und schafft neue Probleme. Fähren gibt es nur Genua-Barcelona, und von England nach Santander oder Bilbao - die lösen ein halbes Problem, und schaffen dafür zwei neue. Motorrad auf dem Anhänger oder im Transporter lohnt sich finanziell erst zu zweit und schafft Stellplatzprobleme daheim und am Abladeort. Transporter mieten inkl. allem ist noch mal teurer.
Also bleibe ich einfach flexibel und spontan und fahre da auf Achse runter. Auch wenn es 2000 km sind. Damit es nicht ganz so öde ist, und für mein persönliches Passknacker Lebenswerk (an jedem Punkt einmal gewesen sein), fahre ich einmal am Tag von der Autobahn runter. Dafür habe ich drei Tage geplant, möglicherweise mit einem Vorabend dazu, also eher straff.
Der Hinweg erfolgt weitgehend direkt, für den Rückweg habe ich mir aber schöne Strecken rausgesucht. So habe ich noch Zeit und hoffentlich auch Reifenprofil übrig, wenn ich mit Portugal fertig bin, denn Portugal ist die Priorität. Für die Rundfahrt habe ich 7 Tage zu 400 km geplant, also eher entspannt.
In Nordspanien hatte ich letztes Jahr im April viel Spaß und leider auch viel Nebel und Kälte. Dort wollte ich dringend nochmal hin. Es ist zwar schon recht optimistisch, es im März zu probieren, aber planen kann man ja mal. 3 Tage wären hierfür nötig.
Sollte es in Nordspanien zu nass oder kalt sein, überspringe ich das, was einen Tag Autobahn bedeutet. Weiter am Weg, nehme ich in den Pyrenäen am Rückweg die französische Westseite mit. Hier gibt's viele Pässe, wo ich noch nie war. 340 km, aber kleine Straßen.
Sollte ich danach noch Zeit haben, z.B. weil Nordspanien ins Wasser gefallen ist, treibe ich mich eben mehr in Südfrankreich rum.
Und der Rest ist dann wieder Autobahn. Der Jura reizt mich nicht so, Vogesen und Schwarzwald kommen zu einem anderen Zeitpunkt. Insgesamt umfasst die Planung 8300 km in 16 Tagen. Der Vorderreifen wird wohl halten, und der Hinterreifen hält entweder, oder nicht. Sollte ich unterwegs wechseln müssen, baue ich das Rad dieses Mal selbst aus und ein.
Das war der Vorbericht - auf Achse geht's morgen zu Feierabend. Ich versuche wieder jeden Abend weiter zu schreiben.
Das Motorrad:
Sieht aktuell so aus:
Ich beschränke mich beim Gepäck bewusst auf ein Topcase und den kleineren meiner beiden Tankrucksäcke. Die Hecktasche wird durch ein Packnetz ersetzt. Benzinkanister nehme ich keinen mehr mit, ich habe jetzt 340 km Reichweite und es ist kein Lockdown mehr
Das war der Vorbericht - auf Achse geht's morgen zu Feierabend. Ich versuche wieder jeden Abend weiter zu schreiben.