Portugal "auf Achse"

  • #12

    Sa 5.3.22 Mitten durch Frankreich


    Die Nacht im Hotel war erholsam. Ich hatte Frühstück dazu gebucht und mir Zeit gelassen, da es um 7 Uhr früh -4° Grad hatte. Ich parke das Motorrad aber vor dem Frühstück um, so dass es in der Sonne steht und ich mich nicht auf die vereiste Sitzbank setzen muss. Dabei drehe ich gleich noch Bremspumpe und Griffschale höher.


    Nach der Abreise folgt Autobahn, dann Autobahn, und danach noch etwas Autobahn. Das ist so fade, dass ich sogar die mautfreie Abkürzung Seurre-Crissey verpasst habe. Da hätte ich mir die A6 sparen können. Da ist richtig was los! Immerhin zum Tanken fahre noch noch geldsparend zum Intermaché ins nächstbeste Dorf. Danach verlasse ich die Nord-Süd-Autobahn und bewege mich autobahnfrei südwestlich. Immer noch größtenteils vierspurig, aber etwas ländlicher, was viel schöner zu fahren ist. Ich passiere die südlichen Ausläufer der Mittelgebirgslandschaft Morvan, die erstaunlich frei von Passknackerpunkten ist. Frankreich hat aber wirklich schon genug Passknackerpunkte. Diesen Landespreis zu fahren kann ich mir echt nicht vorstellen. Aber ich pflege mein Lebenswerk, also insgesamt will ich irgendwann mal an allen Passknackerpunkten in Frankreich gewesen sein. Es ist 895 Stück von der Nordsee bis zum Mittelmeer, von den Pyrenäen zu den Alpen zu den Vogesen zu den Ardennen, von allem dazwischen ganz zu schweigen.


    Dafür habe ich heute 4 Punkte in der Region Auvergne in der Route. In der Auvergne sieht es wirklich so aus wie in Need for Speed 5 "Porsche" - und vor ein paar Jahren war ich hier auch schon mal 3 Nächte, weil es in den Pyrenäen mit dem Wetter gar nicht geklappt hat. Man kommt gut voran, es sind weite Radien, man muss keine Kehren fahren. Großstädte finde ich keine, es ist ein wenig Fernverkehr, aber nichts was einen Motorradfahrer in Frankreich aus der Ruhe bringen würde.


    Nach der nächsten Tanke fahre ich zu Aldi und decke mich etwas ein - der kleine Hunger ist, und eine kleine Reserve zu haben wäre auch praktisch, wenn es mal abends oder morgens nichts gibt. Morgen ist Sonntag. Danach überlege ich: Es ist 15:30. Bald kommen die ersten Passknackerpunkte. Ab 17 Uhr wird's dunkel Nehme ich die Punkte noch mit, oder suche ich mir vorher ein Hotel?


    Da mich kein Hotel in der Nähe so richtig überzeugt, fahre ich lieber weiter. Juhu, meine ersten Passknacker in Frankreich dieses Jahr! Beim Fotografieren fällt auf, dass das Kabel der Heizweste etwas zu kurz ist, um sinnvoll Schild und Motorrad von hinten zu machen. Weitwinkel hilft zwar, aber gefallen wird das nicht. Da es auch nicht so kalt ist, kable ich mich eben ab, wenn eh bald der nächste Punkt kommt, und erst bei von der nächsten längeren Lücke wieder an. Zum Einschalten der Heizweste muss ich leider Regenjacke, Motorradjacke, Membranjacke und Fleecepulli öffnen, da der Druckschalter auf der Weste kein haptisches Feedback liefert. Aber es ist auch gar nicht so kalt: 11 Grad stehen auf dem Thermometer und die Sonne wärmt schön. Aber sie geht langsam unter.


    Hier am Aussichtspunkt steht mein Motorrad schon im Schatten der nächsten Bergkette:



    Gerade als ich müde werde, wechselt der Podcast von theoretischer Physik zu Michael Martin, dem weltreisenden Motorrad-Fotograf. Das hilft dann doch. 20 km vor dem Ziel verstummt er - Handy leer. Naja, für die letzten Minuten krame ich jetzt nicht das Zweithandy raus, das schaffe ich noch so wie früher ;)


    Auf dem Weg kam ich noch über einen ungeplanten Passknacker - den nimmt man gern mit. Das Hotel ist schnell gefunden. Am Hotel werde ich freundlich empfangen, man zeigt mir einen überdachten Parkplatz. Ah, es ist ein Relais Motards! Es gibt ein Restaurant im Haus und einen See 100 Meter weiter. Da gehe ich nach den Gepäckschleppen und der Kettenpflege (WD40 auf untere Kettenhälfte sprühen, 1 Meter schieben, 3x wiederholen) auch hin. Und siehe, es ist noch nicht dunkel: Sonnenuntergang ist hier erst um 18:40. Das lasse ich mir gern gefallen.



    Ja, das gefällt. Wobei, ist das Schnee auf den Bergen? Wie hoch bin ich hier eigentlich? 930 Meter??! Das kann ja heiter werden morgen früh. Aber heute früh ging es ja auch.


    Die Routenplanung für Morgen ergibt, dass ich durch den Umweg zum Hotel auf dem Weg zurück zur Route zufällig an zwei weitern Passknacker vorbei komme. Was tut man nicht alles, um auf schnellstem Weg wieder zur Autobahn zu gelangen :) Morgen abend bin ich vermutlich schon in Spanien. Das Wetter ist weiterhin trocken angesagt. Alles im Lot!




    5 Passknacker und 666 km heute

    Rangliste Platz 31 von 64

    965 km nach Hause

  • #13

    So 6.3.22 Kurs Südwest


    Der Tag begann wie der letzte. Die Nacht im Hotel war erholsam. Ich hatte Frühstück dazu gebucht und mir Zeit gelassen, da es um 7 Uhr früh -5° Grad hatte. Das Motorrad parkte überdacht, aber draußen. So war es zwar eisfrei, aber etwas Sonnenlicht schadet nicht - da hilft umparken. Ich bin ja noch immer auf 930 Höhenmetern und der erste Pass heute hat gleich mal 1401 Meter. Wenn das mal keine schlechte Idee war?


    Ich frühstücke gemütlich, es gibt Schokobrötchen, Brot mit Schokoladencreme, einen Schokoladen-Bananen-Kuchen, und dazu eine heiße Schokolade. Danach noch eine heiße Schokolade. So mag ich das. Nein, ich leide nicht an Diabetes.


    Nach der Abreise geht es höher in die Berge hier rein. Manches kommt mir bekannt vor, aber es fehlt noch das grün. Ich mache mir etwas Sorgen über die Eisfreiheit der Straßen, aber mir kommt ein Motorradfahrer entgegen und es ist gut gesalzen - da sind keine Probleme zu erwarten. Dafür entdecke ich ein neues Feature an meiner Yamaha: Das Thermometer kann eben DOCH Minusgrade anzeigen! Und zwar -3 °C, um genau zu sein. Das ist zwar mehr als die 900 NANOKELVIN aus dem Physik-Podcast gestern über messbare Rotverschiebung schon bei 1 mm Höhenunterschied, aber warm finde ich es trotzdem. Visier und Brille bleiben aber frei, zumindest über 40 km/h. Den ersten Punkt erreiche ich ohne Probleme.



    Den zweiten auch. Der ist ein Aussichtspunkt. Da war ich schon mal. Heute sah er so aus:


    Im Mai 2018 beim letzten Besuch eher so:


    Ein Passknackerfoto später kommt dann wieder: Autobahn, dann Autobahn, und danach noch etwas Autobahn. Das ist noch immer fade. Und wieder fahre ich zum Tanken runter von der Autobahn, zur Supermarkttankstelle ins nächstbeste Dorf. Da kann ich mich auch etwas aufräumen. Es hat im Tal 6°, die tagsüber auf 12° ansteigen. Auf der Stadtautobahn von Bordeaux fahren alle sehr anständig. Ich verstehe nicht warum. Aber da nur fast alle anständig gefahren sind, werde ich es daheim vielleicht schriftlich herausfinden. Hinter Bordeaux geht's steil Richtung Süden auf der Autobahn mit den wahrscheinlich meisten Mautstellen die ich bisher hatte. Kavalierstart nach der Mautstellen ist zwar ganz nett, aber wenn ich das heute jedes Mal gemacht hätte, hätte ich abends keinen Hinterreifen mehr gehabt - oder so ;)


    Vor der spanischen Grenze kommen die Pyrenäen in Sichtweite. Das motiviert unheimlich. Außerdem auch die Aussicht darauf, dass ich den Rest des Tages keine Autobahn mehr fahren werde. Fürs Lebenswerk wird noch ein Passknackerpunkte in Frankreich gesammelt, dann ein spanischer knapp hinter dem Grenzübergang. Auf dem Weg laufe ich auf eine bummelnde Gendarmerie auf, die mich aber freundlich vorbei winkt. Ich liebe Frankreich! Und doch verlasse ich es jetzt, und zwar über einen Grenzübergang, der übrigens so aussieht:



    Wie Sie sehen, sehen Sie nix. Kein Espagna, und kein Personal. Dafür Schilder auf Baskisch: Lange Worte mit viel X. Dann folgt ein spanischer Passknacker, weil ich eh gerade in der Gegend bin. Da hat mein Navi eine Abkürzung entdeckt, die mir sofort suspekt ist. Die Straße ist einspurig mit Moos in der Mitte und führt an einzelnen Häusern vorbei. Ich probiere es trotzdem, denn das nächste Manöver, links abbiegen auf "unbefestigte Straße" ist nur 2,4 km entfernt. Da hält sich der Zeitverlust wohl in Grenzen. Wie diese Straße dann aussah, das hat mich aber echt doch noch überrascht:



    Wie Sie sehen, sehen Sie... ;) Ich setze also den Haken "x unbefestigte Straßen meiden" - das hätte ich von Anfang an tun sollen, die Yamaha hat ja keinen Unterfahrschutz. Der richtige Weg macht dann aber richtig Laune. Die Kombination aus Trassenführung, Oberflächenbeschaffenheit und Verkehrsarmut lässt Motorradfahrerherzen höher schlagen. Ein junger Kleinwagenfahrer lässt mich bergab vorbei - wenn das kein Ritterschlag ist!


    Mein heutiges Hotel ist sehr einfach zu finden. Ich hab gestehe, ich war etwas enttäuscht beim Anblick des Gebäudes und der Schrift "Hostel". Aber dann, der Checkin erfolgt ohne viele Worte, aber mit einem Lächeln und in ausgesuchter Höflichkeit. Man zeigt mir das Zimmer. In einem anderen Gebäude. Moto? Garage! Tatsächlich, hinter dem unscheinbaren Dorfhostel ist eine erstaunlich große Tiefgarage, und ich parke neben einem 3er BMW Rennauto, das anscheinend zum Driften umgebaut ist. Wie cool ist das denn. Das Zimmer ist auch top modern, die Dusche tut so gut, dass ich kaum wieder raus komme.


    Im zugehörigen Restaurant gönne ich mir Burger "mit allem" (Zwiebel, Ei, Käse, Speck, Pommes) für schlappe 6,50, dazu ein Radler (wird hier wirklich so angeboten). Da kann man echt nicht meckern - außer man hatte früher mal regelmäßig Burger aus Biofleisch von totgestreichelten Wellnesskühen aus dem Reformhaus, aber hey.


    Die Routenplanung für Morgen ergibt wieder mal einen abartigen Autobahnanteil, mit einem spanischen Passknacker morgens, der dieses Jahr neu ist, und vielleicht noch einem 20 Minütigen Abstecher von der Autobahn zum Punkt und wieder zurück. Ganz ehrlich, ewig Autobahnfahren ist echt arg öde. Das war irgendwie vorher klar und ich habe Unterhaltung auf dem Motorrad, aber noch mal zwei Tage würde ich das nicht machen. Vielleicht geht ein Tag noch - und es ist ja nur noch ein Tag. Vielleicht stelle ich aber um auf "mautfrei". Dann kann ich auf Bundesstraßen LKWs jagen und sehe etwas mehr vom Land.


    Achja, dieses Hostel hat außerdem als erste Unterkunft in diesem Urlaub einwandfreies WLAN - wow :)



    6 Passknacker und 624 km heute

    Rangliste Platz 28 von 75

    1475 km nach Hause

  • #14

    Mo 7.3.22 Anreise abreißen


    Der Tag begann etwas holprig. Mein Magen mag Zwiebeln und Alkohol nicht so recht. Meine Muskulatur ist unzufrieden mit der Gesamtsituation. Daheim mache ich täglich 20-30 Minuten Gymnastik. Dafür war ich auf der Reise bisher zu faul. Früher habe ich auf Reisen vorsorglich täglich Magnesium genommen, aber dieses Mal habe ich das irgendwie vergessen. Und jetzt leide ich. Mimimi, hilft ja nix, aufstehen, Laptop raus, Gymnastik nachturnen. Die Rückenstrecker sind deutlich zäher als sonst. Merken, damit sorgfältiger umgehen, und Magnesium auftreiben. Wo ist eigentlich der nächste Supermarkt? Laut Google Maps wohne ich genau über einem. Okay, dann warte ich auf 9 Uhr, bis er öffnet, suche Magnesium und kaufe dort gleich noch das Frühstück. Ich verpasse nichts, denn draußen ist es eher trüb.



    Bis 9 Uhr kann ich ja schon mal alles abfahrbereit einpacken. Um 9 Uhr gehe ich in den Supermarkt, finde kein Magnesium, aber Frühstück: Schokoröllchen. Das verzehre ich im Zimmer, gehe dann in die Tiefgarage, will die Yamaha satteln... aber das grüne Licht am Heizgriffschalter leuchtet. Oha! Entweder war jemand so freundlich, das gerade erst eingeschaltet zu haben, oder ich habe es gestern abends nicht ausgeschaltet und mir jetzt über Nacht die Batterie entleert. Zündschlüssel zeigt: Letzteres. Anschieben brauche ich auf dem glatten Boden dieser Tiefgarage nicht zu probieren, da lege ich mich nur beim Anschieben auf die Nase, oder ziehe danach mit dem Hinterreifen einen schwarzen Strich.


    Also aktiviere ich als ordentlicher Deutscher der ADAC Notruf und warte 4 Stunden. Nein, den Fehler mache ich nicht. Ich frage an der Bar des Hostels ohne Spanisch, aber mit Hand und Fuß (und Google) ob er mir helfen kann, er telefoniert jemanden herbei, und 30 Minuten später klemmt der eine kofferförmige Powerbank an meine Batterie, woraufhin die Yamaha anspringt, als hätte sie nie was anderes getan. Bevor ich mich richtig bedanken kann, oder ihm etwas anbieten kann, ist er auch schon wieder weg. Muchos Gracias! Ich bin glücklich. Die Yamaha nur so halb:



    Aber der Motor läuft - das reicht mir. Los geht's, insgesamt doch fast eine Stunde später als die Tage zuvor, jetzt bloß nicht abwürgen und bei Pausen lieber laufen lassen. Heute früh steht der Passknackerpunkt "Gorostieta, Alto" auf meinem Plan, der 2022 neu dazu kam. Da ich 2021 alle Punkte in Spanien gemacht habe, muss ich da natürlich hin. Wie sieht das denn sonst aus auf der "Lebenswerk"-Karte! Der Punkt ist auch der Grund für die Anreiseroute. Auf der Abreise wäre der Umweg hierher nämlich größer, und irgendwo muss ich ja entlang fahren. Weil ich eh schon hier bin und quasi auf der Zufahrt davon übernachtet habe, nehme ich auch noch den benachbarten Punkt mit dem kompakten Namen "Leurtzako urtegiak / Leurza, Embalses de" mit. Das ist ein kleiner Stausee im Wald, und zwar Sackgasse, aber man kann zwei verschiedene Wege hoch fahren, so dass ich nicht alles doppelt fahre. Die Route ist so 20 Minuten länger als ohne, aber ein bisschen Spaß muss sein.


    Also los. Kaum fahre ich, geht die ABS-Lampe aus. Das ist gut. Die TCS-Lampe und die Motorkontrollleuchte bleiben an - nicht so gut. Vielleicht gibt sich das ja beim nächsten Motorstart wieder. Das probiere ich am besten bergab, vor einer Motorradwerkstatt, die gerade geöffnet hat.


    Die Route den Berg hoch bin ich letztes Jahr schon gefahren, aber so recht erinnern kann ich mich nicht. Letztes Jahr war ich hier bei Regen und Nebel. Jetzt ist dagegen richtig warm, also mir zumindest, nach all der Warterei in den warmen Motorradsachen. 7 Lagen am Rumpf, 5 Lagen an den Armen und Beinen und 6 am Bobbes. Das Thermometer zeigt 7 Grad. Es sieht auch eher warm aus, mit erkennbaren Spuren von Kälte vorher:



    So fahre ich die ersten zwei Punkte ohne Heizweste. Das klappt gut. Ich achte darauf, dass ich keine TCS habe, nachdem ich mich deshalb letztes Jahr auf die Nase gelegt habe. Der Weg zum zweiten Punkt hoch ist neu. Der ist durchaus schön, und vielleicht nichts besonders in Spanien, aber ich habe Spaß. Es erinnert mich daran, was da noch alles leckeres auf mich zukommt. Der Quickshifter verweigert übrigens auch den Dienst - die zugehörige Kontrollleuchte habe ich abgeklebt, denn die leuchtet normalerweise permanent grün, was mich irritiert.


    Ein Passknackerfoto später kommt dann wieder: Autobahn, dann Autobahn, und danach noch etwas Autobahn. Das ist weiterhin fade, aber zumindest spannend: Wird die Maschine nach dem Tankstopp wieder anspringen? Ich komme auf die "geniale" Idee, auf einem abschüssigen Autobahnstück, vor einer Ausfahrt mit Tankstelle auszukuppeln, die Zündung auszuschalten, wieder einzuschalten und einzukuppeln. Voila, der Motor läuft sofort wieder, und die TCS-Lampe ist aus! Und auch der Quickshifter geht wieder! :) Jetzt ist nur noch die Motorkontrollleuchte an. Vermutlich irgendwas im Fehlerspeicher. Da hilft später vielleicht noch ein Klebestreifen, er beruhigt sich von alleine, oder lese mal nach, wie man das zurücksetzen kann.


    Beim ersten Tankstopp springt das Motorrad wieder an, und ich sitze die 500 km auf der Autobahn ab. Immerhin gibt's hier mehr Landschaft zu gucken als in Frankreich, und es geht auch über Berge und durch Tunnel. Ich eiere irgendwelchen Autos hinterher, damit ich keine groben Fehler bei der Tempowahl mache. Im Unterschied zum letzten Jahr ist viel mehr Verkehr, und es ist praktisch keine Polizei unterwegs. Letztes Jahr war mehr Behörden- als Privatverkehr auf den Fernstraßen. Beim zweiten Tankstopp mache ich etwas länger Pause und suche mir ein Hotel für die Nacht. Noch 2 Stunden fahren sollte möglich sein, das ist dann 17:15. Etwas kürzer als sonst, aber zum Abschluss des öden Teils der Reise ist das mal okay.


    Meine Kettenspannung macht mir etwas Sorgen. Das merke ich am Lastwechselverhalten. Wenn der Schub verzögert und mit einem Ruck kommt, möchte die Kette gespannt werden. Leider kann man mit dem Bordwerkzeug der Yamaha nicht die Achse lösen. Interessanterweise ginge es mit dem Bordwerkzeug meiner Kawa, aber das habe ich nicht eingepackt. Die Kette zu spannen, ohne die Achse zu lösen ist zwar prinzipiell möglich, aber nur 1x - die Gewinde der Kettenspanner in der Schwinge sind dem nicht gewachsen. Also suche ich mir in der Nähe der Autobahn und der nächsten Großstadt, Salamanca, zwei Motorradwerkstätten in einem Gewerbegebiet raus und fahre da einfach mal vor. Das Gewerbegebiet ist nach deutschen Maßstäben ziemlich chaotisch. Es sind richtig viele eher kleine Unternehmen, Tür an Tür, die auch die Straße als Gewerbefläche nutzen. Ständig muss man Gabelstaplern und Arbeitern ausweichen. Werkstatt Nr. 1 hat geschlossen. Bei Werkstatt Nr. 2 stehen diverse Enduros und Quads und jemand räumt gerade dicht gedrängte 50er Roller aus einem Transporter. Da fühle ich mich richtig. Ich halte, stelle den Motor ab, gucke unschuldig und wackle an der Kette. Man steht meinem Problem mitfühlend gegenüber und 15 Minuten sowie 10 Euro später bin ich wieder unterwegs, und das auch noch mit frischem Kettenspray - von dem die Hälfte vermutlich nicht lange haften wird, zumindest nicht auf der Kette, aber was soll's.


    Frisch gespannt geht's auf die letzte Etappe, von Salamanca nach Südwesten in die Sierra de Francia. Francia heißt Frankreich, und die Sierre de Francia liegt an der Grenze zu Portugal - logisch, oder so. Hier haben tüchtige Menschen über den Winter 6 neue Passknackerpunkte auf der spanischen Seite eingetragen, wo ich also noch nie war, usw siehe oben ;) Aus Salamanca raus wähle ich die etwas kürzere Bundesstraße. Hier geht's zwischen Wiedewiesen und anderen landwirtschaftlichen Flächen mit geringer Nutzungsintensivität - nicht zu verwechseln mit Natur ode gar Wildnis - elegant verkehrsfrei auf gutem Asphalt direkt ans Ziel, nach El Cabaco. Bald tauchen Berge in der Ferne auf, was motiviert.



    Das Hostel ist über einer Bar, dort brennt Licht - gut! Die Tür ist abgeschlossen - schlecht. Es gibt eine Treppe zum Hostel hoch, wo die Tür offen ist. Ich klopfe und rufe und werde empfangen. Mit Hand und Fuß checke ich ein. Der Wirt stellt noch die Heizung ein - das ist gut. Das heißt aber, dass sie vorher komplett aus war, also ist auch alles kalt - das ist schlecht.


    Abendessen werde ich mir an der Bar suchen, Frühstück habe ich noch die Reste von heute. Auch hier gibt's wieder prima WLAN :) Das ist ja schließlich ein Ort mit 248 Einwohnern hier, und der einzige weit und breit. Natürlich hat man da LTE+ und 30 MBit im Hotel WLAN.


    Nach den 6 spanischen Punkten morgen früh geht's nahtlos nach Portugal rein, und damit dann richtig los. Sozusagen Zeit für ein Zwischenfazit Anreise: Ja, es ist weit. Nein, das macht keinen Spaß, aber man kann es ertragen. Die ersten Schwierigkeiten hatte ich heute und konnte sie meistern. Es ist in Summe echt unangenehm kalt auf der Naked, das Windschild reicht mir ungefähr bis zum Bauchnabel, und ohne das ganze Heizgeraffel weiß ich nicht, ob ich das geschafft hätte. Vielleicht muss ich doch mal einen Transporter anschaffen. Na, mal sehen was nach der Heimreise dazu denke - dafür habe ich doppelt soviel Zeit eingeplant wie für die Anreise :)



    1 Panne

    2 Passknacker und 557 km heute

    Rangliste Platz 25 von 77

    1992 km nach Hause

  • #16

    Entschuldige!😳😀 Wenn ich so lese was du alles an hast, sehe ich ein Michelin Männchen vor meinen geistigen Augen. 😀. Auf jeden Fall ist dir nicht kalt, dass ist das wichtigste!

  • #18

    Di 8.3.22 Zielland erreicht


    Gestern Abend gab's im Restaurant noch eine heiße Suppe für mich, und dazu Kartoffelbrei. Der Koch hat extra für mich gekocht, denn ich war der einzige Gast. Leider war nach dem Abendessen die Heizung am Zimmer aus, und so näherte sich das Zimmer samt allen Inhalts über Nacht der Außentemperatur an. Ich finde noch eine warme Decke und verbarrikadiere mich im Bett. Wärmeflasche geht auch nicht, denn das Warmwasser ist ebenfalls kalt. Brrr. Mir ist echt langsam kalt genug.


    Am nächsten Morgen ist es noch immer kalt, die Extradecke hat sich über Nacht vom Bett verflüchtigt. Da muss dann die Heizweste ran, und ich überlege, wie ich meine Motorradsachen warm bekomme. Bei draußen 2° will ich nicht im Gefrierbeutel gegen den Fahrtwind antreten. Am Ende sitze ich in Motorradkluft unter der Bettdecke und frühstücke die Schokoröllchen. Danach hüpfe danach solange Pogo durchs Zimmer, bis mir warm und/oder schwindelig wird. Bloß weg hier.


    Auf dem Motorrad war mir dann zum Glück warm. Das Motorrad springt auch freiwillig an - ich hatte etwas Bammel, dass die Batterie die Tiefentladung nicht gut weggesteckt hat. Auch die Lage an der Warnlampenfront ist unverändert. Allerdings ruckt die Kette schon wieder. Seufz. Na, vielleicht kann ich nächste Woche Kette und Reifen gleichzeitig wechseln lassen, dann brauche ich am Heimweg nicht sparsam zu sein.


    Heute steht der Grenzübertritt nach Portugal an. Ab jetzt fahre ich an keinem Passknackerpunkt mehr vorbei, sondern sammle alle ein! Das sollten den Fahrspaß pro Kilometer drastisch erhöhen. Auch die Temperaturen gehen jetzt nach oben, ab morgen ist jeden Tag 10-20 Grad angesagt. So geht es optimistisch ans Werk.


    Der erste Passknacker wandert ohne besondere Ereignisse in den Köcher. Auf dem Weg zum nächsten Punkt, Los Lobos, 1499 Meter, steht eins von diesen "Pass offen/geschlossen" Schildern. Es steht auf gelb: Aufpassen. Okay. Dann kommt mir ein Räumfahrzeug entgegen, und der Fahrer winkt wie verrückt. Ich halte daneben und verstehe so halbwegs, dass die letzten 2 km wohl Schnee liegt. Au weia. Naja, dann schauen wir uns das mal an. Eine Katastrophe wäre es nicht, wenn es nicht kappt, denn ich bin ja noch in Spanien.


    Es wird nach oben kälter, es liegt immer mehr Schnee neben der Fahrbahn, das Thermometer sinkt auf 0 Grad, aber die Straße ist frei abgesehen von 4 Rehen und einem Fuchs, und ich komme einwandfrei zum Passschild. Check.



    Jetzt gibt es noch einen Abstecher nach oben, zu einem Aussichtspunkt. Der ist 2 Kilometer lang. Aha, ich erinnere mich an die 2 km vom Winterdienstfahrer! Es geht also zum "Francia, Santuario de la Peña", auf 1699 Meter hoch. Hier ist schon alles weiß und grau und ich fahre auch im Nebel rum, unterstützt vom Nebel am Helmvisier. Es liegt hier und da Schneematsch, der lässt sich aber umfahren, ist nicht gefroren und auch nicht sonderlich tief. Einfach vorsichtig fahren, dann klappt das schon.



    Und sich nicht fragen, was man hier eigentlich gerade macht und wie man das irgendwem erklären würde, wenn's schief geht. Immerhin hat mich der Winterdienst vorhin gesehen, der würde mich spätestens morgen früh finden. Nicht grübeln, Foto machen!



    Und weiter geht's, zurück zum Los Lobos, auf die Westseite. Das ist ja an sich die Schattenseite, also rechne ich mit dem schlimmsten. An zwei Stellen sind Schneeverwehungen, aber nur ein paar Meter lang und es ist bereits ein Auto drüber gefahren. Gut, dass der CRA3 auch als Winterreifen taugt. Danach ist es weiterhin neblig und schattig, aber die Straße verliert schnell an Höhe und es wird wärmer. Da kommt auch Fahrspaß auf, denn hier ist niemand sonst. MT-09 fahren auf einsamen Bergpässen rockt einfach.



    Jetzt geht es die Sierra entlang auf überwiegend breiten und guten Straßen. 5. und 6. Gang dominieren das Geschehen. Fahrfreude kommt auf - denn dafür bin ich doch hier! Irgendwann will mein Navi links. Hmm. Die Straße sieht suspekt aus. Es stand aber ein Wegweiser an der Kreuzung, und die Straße hat sogar eine Nummer.



    Da schaue ich mal lieber im Navi und in OSM nach: Ja, das lohnt sich, und nein, das wird nicht schlimmer. Na gut, 8 Kilometer sind trotzdem recht lang, wenn man auf besonders tiefe Schlaglöcher und eine stellenweise lose Deckschicht achten muss. Umso mehr Spaß macht danach wieder die Hauptstraße. Die ist wirklich vorzüglich zu fahren und hat alles, was das Motorradfahrerherz begeht. Wie schon letztes Mal in Spanien kommt der Eindruck auf, in einer Simulation unterwegs zu sein. Alle paar Kilometer kommt noch ein Extra dazu. Z.B. ein Stausee, ein motivierter Einheimischer, Dörfer und Burgen am Hang, idyllische Hänge, diese historische Brücke in der Nähe der Stadt Alcantara...



    ... es wird einfach immer besser. Irgendwann habe ich auch nahezu Rundumaussicht am Passknacker.



    Dann geht es eine Weile sehr zügig, aber immer kurvig an der Grenze entlang. Ich fasse noch Sprit und weil eine Waschbox daneben ist, darf der Schmodder von der schlechten Wegstrecke und das Salz der letzten Tage auch gleich runter. Und dann bin ich auch schon in Portugal.



    Hier ist die Landschaft und der Straßenbau zunächst ebenso nett.



    Dann wird alles etwas gerade, und Richtung Süden geht's für mich dann über Bundesstraßen. Hier machen die Autofahrer sehr nett Platz. Die Spritpreise sind hier eher 2,00 Euro statt 1,75, darum hat es niemand sonderlich eilig. Das Thermometer zeigt sagenhafte 16 Grad bei bewölktem Himmel. Die nächsten Tage ist besseres Wetter angesagt. Das freut mich wirklich sehr und so lege ich auch die Regenjacke ab. Die befürchteten Regenschauer verpasse ich, oder sie haben sich in Wohlgefallen aufgelöst.


    Ich suche mir das Hotel heute etwas südlicher, also weiter, als ursprünglich geplant, damit ich morgen wieder hier übernachten kann. Es wird ein Stadthotel in Beja mit Garage in der Nachbarschaft. Ich spreche original 1 Wort portugiesisch, hatte ab der Eindruck dass man da mit Englisch durchkommt. Im Hotel klappt es, auch wenn ich es selbst unhöflich finde. Ich muss dringend ein paar einfache Sätze lernen.



    10 Passknacker und 525 km heute

    Rangliste Platz 16 von 78

    2498 km nach Hause, 109 km vor Plan

    5,6% von Portugal

  • #19

    Mi 9.3.22 Süd-Portugal, Algarve


    Gestern Abend habe ich im Hotel noch die Fernsteuerung für die Klimaanlage gefunden und hatte damit eine Heizung! Eine sehr warme Lüftung, die mir im Bett ins Gesicht bläst, um genau zu sein. Abendesse war Pizza Schinken Speck Würstel mit Getränk für 10 Euro, in einem zugigen Außenzelt. Die Kohlenhydrate konnte ich gebrauchen.


    Beim Frühstück gab's kein Nutella :( Der Tag konnte ja nichts werden. Aber der Reihe nach: Es ist trockenes Wetter angesagt mit bis zu 18 Grad heute. Darauf freue ich mich schon sehr lange. Nach dem Frühstück laufe ich in Motorradkombi mit Tankrucksack die 400 Meter zur Tiefgarage, bezahle mittels Voucher von der Hotelrezeption, und starte in die Tour - nein, ich tanke erst, hier ist eine Supermarkttankstelle im Ort. Üblicherweise sind das die günstigsten. Ich starte erstmals in diesem Urlaub ohne Regenkombi und ohne Heizweste! Ein echter Meilenstein.


    Die Route führt mich zunächst 113 km stumpf nach Süden. Anfangs gerade Hauptstrecke, Kreuzungsfrei und flüssig zu fahren, kommt danach Bergland mit der dazu nötigen Trassierung. Aus Rücksicht auf Motorradfahrer geht es also wenig geradeaus. Der Straßenzustand schwankt zwischen 1 und 2. Die Fahrbahn- und Fahrspurbreite erinnert an deutsche Autobahnen. Und es ist nichts los. Hier kann man sich also ungestört frei entfalten, z.B. auf der ER124. Wer schon mal in Sardinien war, fühlt sich daran erinnert, inkl. Überhöhung der Kurven. Traumhaft!




    Bemerkenswert ist dann noch ein Luchs-Schutzgebiet. Besondere Beschilderung, Tempo 50, doppelte Zäune auf beiden Seiten der Straße und die bisher einzige Anzeige "Sie fahren xyz km/h" in Portugal.



    So geht das die erste Hälfte der Tour nett immer weiter. Mittags hatte ich mir auf ausdrücklichen Rat eines Forenusers einen Wegpunkt direkt an die Küste gelegt, und wenn ich schon mal hier bin, sollte ich da ja auch wirklich hin. Außerdem muss ich ja irgendwo Mittag machen. Meine Befürchtung, auf einer Partymeile zu landen mit deutschen Bierbäuchen und verzweifelten russischen Oligarchentöchtern, denen das Nasenpuder ausgeht, weil ihre Kreditkarten nach dem SWIFT-Rausschmiss nicht mehr funktionieren, hat sich nicht bewahrheitet. Hier sind ein paar andere Touristen, aber vor allem Portugiesen, und der Parkplatz ist 90% leer. Und der Strand nicht weniger schön. Zeit für Schokoriegel und Würstchen!




    Dabei fliegt eine Möwe sehr dicht an mir vorbei. Klar, die will ja auch Schokoriegel und Würstchen. Aber nicht von mir, ätsch! Die nächsten Punkte liegen deutlich westlich. Die mautfreie Strecke ist verkehrsreich, mit durchgehendem Überholverbot, vielen Kreuzungen und oft auch baulicher Trennung der Fahrspuren. Also ganz schön öde. Ich tanke noch und kaufe ein, danach schwinge ich mich auf die mautpflichtige Autobahn, in der Erwartung, dass ich dafür bezahlen werde. Tja, nö. Das ist so eine elektronische Mautgeschichte, ohne Mautstationen. Ich nehme mir vor, abends nachzuschlagen, wie das geht.


    Der erste Passknackerpunkt der zweiten Tageshälfte, Espinhaco de Cao, liegt genau da, wo die Autobahn aufhört, also an der Hauptstrecke. Das macht sie zwar nicht weniger schön, aber etwas Verkehr ist hier schon. Einer davon ist ein Einheimischer auf einer Royal Enfield, die ich andächtig verfolge. Er kann's kaum glauben und guckt alle drei Sekunden in den Spiegel :) Dann bin ich auch schon am Punkt und mache Pause, denn das waren jetzt schon wieder 60 km.


    In der nächsten Stadt biege ich rechts ab, zurück ins Hinterland, und habe die Straßen wieder fast für mich alleine. Hier ist alles etwas robuster und rauer. Die EN267 lockt wieder mit Traumradien und -landschaft, hat aber Bodenwellen im Kurvenbereich in Petto, die die Yamaha und mich doch aus der Ruhe bringen. Wenn dabei die Fußraste aufsetzt, weiß man: Bis hier hin und nicht weiter. Man nehme eine halbe Kohle aus dem Feuer. Apropos: Der nächste Punkt heißt Foia *badumm-tss* und das hier ist die Aussicht auf der Südwestseite:



    Es ist schon sehr cool hier. Auf der Nordostseite ist die Straße enger und holpriger, bis man wieder auf die EN266 einfädelt. Überall wachsen Zitronen.



    Dann kommt auch schon der letzte Wegpunkt heute, Portela das Corchas. Das ist der vermutlich einzige Passknackerpunkt, der in einer Senke liegt. Links eine Ruine, rechts Gestrüpp, irgendwo später eine Kreuzung, kein Schild. Ich verrichte mein Geschäft, mache danach Pause, bin irgendwie fertig für heute und fahre weiter. Es sind noch 127 km und es ist bereits 16 Uhr. Ich bin hier übrigens in einer anderen Zeitzone, daher geht die Sonne heute früher unter als vorgestern. Also wundert euch nicht über die späteren Berichte, mein Arbeitsvertrag richtet sich nach Ortszeit ;)


    Der Weg zurück nach Beja zieht sich echt. Leider sind die letzten 100 km der Strecke auch einfach öde. Sehr breite Bundesstraße, kreuzungsfrei, Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen. Es ist ein Wenig Verkehr, aber alle lassen mich vorbei bzw. gibt es genug Überholmöglichkeiten. Es gibt aber keine Pausen- oder Rastplätze. Und auch kein taktisch nutzbares Gebüsch, denn mein Flüssigkeitsstoffwechsel läuft endlich wieder. Die letzten Tage habe ich zu wenig getrunken, weil mir kalt war, und weil noch kältere Getränke da richtig schwer runter gehen.


    Wenigstens muss ich heute kein Hotel suchen, ich bin ja im gleichen wie gestern. Ab ins Parkhaus, 400 Meter laufen, umziehen, sammeln, Verwaltung. Dann der Schock: Warum habe ich nur 7 Passknackerfotos, ich war doch heute bei 8 Passknackerpunkten? Scheiße! Es fehlt der allerletzte. Die Ruine in der Senke vor der öden Rückreise. SEUFZ. Nach dem vorherigen Punkt habe ich nur den Zitronenbaum fotografiert, aber leider zu schnell, als dass das Handy schon GPS drin hätte. Den findet man nicht einfach so in Street View, falls es das auf diesen Ministraßen überhaupt gab. Inzwischen habe ich einen Draht zum Passknackersuperadmin und lege ihm mein Problem dar. Nach eingehender, aber unkomplizierter Prüfung kommt er zum Schluss: Na gut! Puh, da hatte ich Glück.


    So, und was war jetzt mit dieser Maut? Elektronisch online kenne ich aus Italien, da kann man sich nachträglich registrieren, da stehen auch extra Schilder mit der Domain. Nicht so in Portugal! Da steht ein Schild mit einem Auto drauf, einem Eurozeichen und Funkwellen, und das heißt, wer hier ohne VORHERIGE Registrierung oder Transponder durchfährt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Es gibt keinen vorgesehenen Weg, das wieder gut zu machen durch nachträgliche Anmeldung. Ich versuche mich wenigstens für zukünftige elektronische Maustrecken anzumelden, aber die Webseite mag keine meiner drei Kreditkarten. Oder sie erwartet die Eingabe in einem bestimmten Format. Nicht registrierte Nutzer werden gefilmt und kriegen einen Kostenbescheid nach Hause, inkl. Zusatzgebühr. Wer nicht zahlt, kriegt noch eine Strafe oben drauf. Die Maut kostet übrigens zwischen 50 Cent und 2 Euro je Ausfahrt, und andere Ausländer hatten mit der Verwaltung dazu ebenfalls schon viel Spaß, weil ausländische Nummernschilder oder Bankverbindungen nicht in allen Teilsystemen vorgesehen sind. Da kommt also noch was auf mich zu, und ich vermeide diese Strecken jetzt eben so gut ich kann. Es gibt auch "normale" Mautstrecken mit Schranke und Ticket usw., das wäre ja okay. Mein Navi kann aber nicht nur eine davon vermeiden, sondern alle oder keine. Das heißt für mich zusätzlicher Planungsaufwand und irgendwann böse Post daheim.


    Okay. Dann wäre da noch der Hunger. Es ist spät, jetzt nichts kompliziertes. Was ist das näheste? Pizzeria. Hatte ich gestern. Asia? OK! Es wird Garnelenspieß und Sushiteller für 11 Euro, Takeaway. Besteck habe ich dabei. Danach kann sich auch keiner beschweren, dass es im Hotelzimmer nicht frittiertem Seafood riecht. Morgen geht's Richtung Lissabon.



    8 Passknacker und 475 km heute

    Rangliste Platz 12 von 79

    2498 km nach Hause, 81 km vor Plan

    16,9% von Portugal (12 von 71)

    Einmal editiert, zuletzt von blahwas ()

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