Beiträge von blahwas

    Di 17.09. Italien, Izoard, Vars, Bonette


    Morgens sind wir im Hotel aufgebrochen, um den kleinen Schotterpass Col de la Pousterle in der Nähe gefahren, und zwar ohne Gepäck! Das tut doch mal wieder gut. Der Pass an sich war nichts besonders und weder besonders schwer noch schön noch lang. Immerhin fahren wir das erste Mal durch eine Elektroschranke.



    Danach wieder zum Hotel, eingeladen und ausgecheckt. Markus nimmt mir etwas Gepäck ab (Vakuumbeutel mit sauberer Wäsche). Das ist der größte Freundschaftsdienst, den ich mir bei einer Rundreise vorstellen kann - Danke, Mann! Nebenan kaufen wir Frühstück ein und los geht die Tour! Der zweite Punkt heute ist der Col de l'Echelle. Da fährt man reichlich Kilometer ein Hochtal entlang, biegt rechts ab, und kommt dann irgendwie nach Italien rüber, und zwar nach Bardonecchia. Wir frühstücken aber erst, und fahren dann lieber wieder zurück und zum Montgenèvre, weil wir lieber in Frankreich als in Italien fahren, und weil ich nicht glauben konnte, dass es da durchgeht. Über den Montgenèvre geht es nach Italien. Eigentlich wollte ich die Asietta-Höhenstraße fahren, aber mit dieser Topcase-Konstruktion wird das nichts. Auch Markus war nicht ZU begeistert von der Vorstellung, 50 km Schotter zu fahren. Also hatte ich umgeplant und schnappe in Italien ich nur einen Passknacker, den Colle del Sestrière mitten in einem Ort, und dann sonst nur die Kurvenstrecken rundum. Das klappt gut um macht Spaß. Und Spaß muss ja auch mal sein.



    Zurück über den Montgenèvre geht es wieder nach Frankreich, schweizer Motorradfahrer jagen, die italienische Sitten beherrschen. Wer fährt denn sonst bitte Yamaha FJR mit Brülltüten und fährt auf einer Kurvenstrecke mit Tunneln im Hochgebirge, als wäre es ein Computerspiel?


    Dann geht es wieder auf die Route das Grande Alpes. Über den Izoard geht es mit reichlich Fahrspaß. Die Landschaft ist auch beeindruckend, aber man ist es inzwischen fast schon gewohnt. Abwärts kann man rechts zum Col de Furfande abbiegen, einem Schotterpass, der nur von einer Seite befahrbar ist. Es sind 29 km bis zum Gipfel. Da die Yamaha schon seit 15 km auf Reserve fährt und die nächste Tanke 27 km entfernt ist, bei einer vermutete Reservereichweite von 45 km, habe ich Bedenken, diesen Schotterpass jetzt zu fahren. Man könnte zuerst tanken fahren, was ein großer Umweg und Zeitverschwendung ist. Man könnte Benzin bei Markus abzapfen - einen Schlauch habe ich, aber kein geeignetes Gefäß. Plastikflaschen werden von Benzin ruckzuck aufgelöst. Man könnte bei Anwohnern hausieren gehen, wobei das hier ja kein echter Notfall ist. Wie ich so sinniere kommt Markus mit dem größten Vorschlag aller Zeiten um die Ecke: Ich kann mir sein Motorrad leihen. Er hat ja deutlich mehr Reichweite. Wow. Da bin ich baff. Sein Motorrad zu verliehen fällt niemanden leicht. Mir ein Motorrad zu leihen, wenn man weiß, dass ich alles außer langsam bin, ist eine andere Hausnummer. Und für den explizierten Wunsch, einen Schotterpass damit zu fahren, ein Straßenmotorrad zu verleihen, das zeugt von Vertrauen, das als Selbstaufgabe grenzt. Da kann ich gar nicht anders, als ECHT?! JA KLAR! zu sagen. Markus will derweil sein gewerkschaftlich garantiertes Mittagsnickerchen halten - ob er da ein Auge zubekommt?


    Nun denn, auf geht's mit einer F800R auf Pirelli Angel GT einen Schotterpass hoch. Das Gepäck haben wir extra abgebaut. Die Kehren sind betoniert, die Geraden lose. Es sind Furchen drin und auch Steine bis Golfballgröße. Der 1. Gang ist sehr lang übersetzt, der Motor schiebt ganz unten aber gut, die Sitzposition ist tief und hecklastig, aber das klappt eigentlich alles sehr gut. Ich mache zwei Pausen für Konzentration und Handgelenke auf 8 km. 2 km vor dem Ziel warnt ein Schild vor den Herausforderungen des letzten Abschnitts und empfiehlt, hier zu parken. Ich beiße mich natürlich durch bis ganz oben. Geschafft! Hier geht’s nicht mehr weiter.




    Und da oben stehen dann Autos. Panda, natürlich, aber nicht 4x4 aus 1983, sondern das aktuelle 0815-Modell, und auch sonst normale Autos. Andere Wege hierher gibt es nicht. Okay, die Locals sind also recht schmerzfrei. Oder Touristen mit Mietwagen. Offenbar hat denen noch niemand gesagt, dass man einen SUV mit Allradantrieb und 2 Tonnen Masse für solche Wege braucht.


    Im Display der F800 steht "Lamp". Tatsächlich, das Rücklicht hängt schief. Es ist rechts und links mit einer Schraube fest, und die rechte ist nicht mehr im Gehäuse drin. Clever, der Bordcomputer! Ich verwende die noch montierten Rokstraps, um das Rücklicht mittig zu fixieren, damit es nicht ganz verloren geht. Den Pass runter geht es einfacher als hoch, mit Angst vorm ungebremsten Absturz statt Angst vorm Abwürgen und Umkippen im Stand. Am Parkplatz angekommen ist Markus putzmunter und am Telefonieren. Er guckt sich das Rücklicht genauer an und fixiert es mit Kabelbindern. Ich stopfe das abgebrochene Massekabel wieder in den Kabelschuh, damit es wieder ordnungsgemäß leuchtet. Voila, sieht auf den ersten und zweiten Blick normal aus und hält 100 Jahre, oder bis zum Morgen vor der nächsten Fahrt zum TÜV.



    Danach geht es zur nächsten Tanke. Dank Google finden wir eine Tanke in 12 km Entfernung, und dann geht's euphorisch den Col du Vars hoch. Das macht ja mal richtig Laune! Dort wird auch mal eingekehrt und Eis und Kaffee genossen. Meine Yamaha freut sich über ein kleines Familientreffen.



    Dann geht's spaßig nach Jausieres zu unserer bescheidenen Unterkunft, doch dazu später mehr. Jetzt gilt es keine Zeit zu verlieren, wenn wir haben noch einen Plan: Die Cime de la Bonette liegt nur 12 km die Straße rauf. Die höchste "Passstraße" Europas. Nur warten darf man nicht, denn es wird bald dunkel. Die Fahrt ist einfach wunderbar! Man hat 18 Uhr fast alles für sich alleine. Bei bestem Wetter und Fernsicht.





    Da uns das noch nicht genügt, biegen wir abwärts scharf links ab und Col de la Moutière. Einfach hier scharf links fahren. Da fährt man 3 km Schotter und landet bei einem Bunker. Auf die Strecke kann man vom Bonette oben hinabblicken. Die Murmeltiere wundern sich über die späte Störung. Wir freuen uns über die Landschaft und das Abenteuerfeeling.







    Zurück in Jausiers schnappen wir uns das Abendessen am See. So kann der Tag ausklingen. Zurück zum Hotel mache ich die erste Fahrt mit der Yamaha beim Dunkelheit und bin vom LED-Licht begeistert: Das Licht liefert eine komplett einheitliche Ausleuchtung eines klar abgegrenzten Bereichs, der geradeaus auch perfekt reicht. In Kurven sieht man eher weniger, weil sie vorne weiter einfedert als hinten. So kommen wir wieder an der Unterkunft an, der vielleicht schönsten auf dieser Reise.



    Nein, wir haben nicht das ganze Schloss, nur ein 30 qm-Zimmer mit sehr getrennten Betten, Platz für vier Leute und Balkon. Unser Hotelzimmer riecht inzwischen sehr nach dem Käse, den wir jetzt zwei Tage spazieren fahren, den wir vor der Abendrunde hier abgelegt haben. Dafür haben wir einen Balkon zum Tal und können am Himmel 1 Million Sterne sehen. Lichtverschmutzung gibt es hier nicht wirklich. Sehr zufrieden geht’s ins Bett.


    317 km heute mit besonders schönen Hotspots

    Mo 16.09. Madelaine, Iseran, Galibier


    Auf schnellstem Weg zum Col de la Madelaine. Der "richtigen", 2000 Meter hoch (davon 7 Meter aufgeschüttet). Dort wird dann gefrühstückt. Da wir früh dran sind, können wir den Passschildaufbau als Tisch benutzen.



    Der Col du Tra lag am Weg, den nimmt man mit, so als Abwechslung. Da gibt’s Kehren, wo man seinen Mitfahrer elegant im Auge behalten kann. Nicht dass der da hinten heimlich eine dreckige Linie fährt!



    Wir kommen wieder durch Bourg-Saint-Maurice, da waren wir auch schon gestern. Dann geht’s Richtung Col de Iseran. Er liegt auch sehr abgelegen hinter Val-d'Isère. Man kann nicht mal eben irgendwo anders hin abbiegen – man fährt ihn ganz oder gar nicht. Deshalb war ich vermutlich noch nie da. Auf dem Weg dorthin lange nix außer Landschaft. In eine Galerie (seitlich offener Tunnel) wurde extra eine Ampel mit Wartezeitanzeige gebaut, damit man auch in Ruhe ein Foto davon machen kann. Vorbildlich, diese Franzosen!



    Der Iseran ist der landschaftlich beeindruckendste Pass, den ich bisher gefahren bin. Das hat sich gelohnt!






    Außerdem ist er nach mancher Defintion der höchste "überfahrbare" Gebirgspass der Alpen - höher als Col de Bonette (und niedriger als Cime de Bonette, die eigentlich kein Pass ist). Markus und ich verlieren uns einige Minuten aus den Augen, aber Markus wartet dann halt weiter vorne mit der Mittagspause. Dann machen wir noch einen ganz kurzen Abstecher zum Col du Mont Cenis Richtung Italien. Dann geht es tatsächlich mal ohne Höhepunkte 40 km das Tal entlang, bis wird auf die Route des Grade Alpes (RDGA) einbiegen. Statt den Télégraphe nehmen wir heute den Col d'Albanne. Der ist etwas westlicher und den kennt kein Mensch. Das ist eigentlich eine Sackgasse, aber man kann per Schotter nach Süden weiter auf die RDGA. Die Strecke ist total seriös und kein bisschen gefährlich.




    Die RGDA Richtung Süden kommt der Galibier. Das ist einer der Klassiker im Radsport und auch auf der RDGA. Es gibt einen Tunnel auf 2556m, aber ohne Schnee kommt man auch über die Passhöhe von 2642m. So oder so ist man jenseits der Baumgrenze.



    Es gibt noch einen kleinen Snack am Cafe am Col de Lautaret, am südlichen Ende des Galibier. Wir sind die letzten Gäste heute. Zuletzt fahren wir den Col de Granon. Das ist eine Sackgasse mit mäßigem Straßenzustand, aber toller Landschaft und beeindruckenden Farben.



    Weiter geht es nur mit Ausnahmegenehmigung, weil Militärgebiet. Man sieht schon diverse historische Anlagen vom Col aus. Es ist nach 18 Uhr und Zeit, hurtig zum Hotel zu kommen. Wir müssen durch Briancon und dann noch etwas Bundesstraße fahren.
    Wir haben heute zwei Einzelzimmer. Markus hat sogar drei Betten. Zum Abendessen gibt’s Burger direkt im Hotelrestaurant, nach dynamischen Spaziergang.


    Wir hatten 375 km heute und jeder davon war genial!


    So 15.09. Nach Frankreich übersetzen


    Nach einer erholsamen Nacht kriechen wir aus den Betten und auf die Moppeds. Flugs das Frühstück gekauft und dann über den kleinen St. Bernhard nach Frankreich gewechselt. Ein toller Pass, man hat viel zu gucken, auf beiden Seiten.



    Wir frühstücken unterhalb der Passhöhe von 2188m, mit einer Mauer als Tisch.



    Kaum in Frankreich im Tal angekommen geht’s rechts zum Lac de Roselend. Das ist zwar ein künstlicher Stausee, aber guckt einfach selbst…





    Der Tag war an diesem Punkt schon besser als der letzte. Wir waren hier schon mal vor geraumer Zeit, aber so genau wussten wir nicht, wo. Das vor meiner Passknackerzeit und dem damit verbundenen Dokumentationsfimmel. Dank Sonntag und gutem Wetter haben wir auch andere Motorradfahrer vor uns, und manchmal sogar auch hinter uns. Die Franzosen wissen eben, wie es geht! Richtig hoch wird’s dann wieder am Col de July – 1989m.




    Danach folgt eine Schleife über diverse kleine Pässe im äußersten Norden, die man jederzeit abkürzen könnte – und das haben wir auch. Ist ja Urlaub hier! Ich verachte sogar den Col du Merdassier, den mein Navi über irgendeinen doofen schlammigen Feldweg anfahren will. Ich interessiere mich mehr für diese Rundstrecke hier:



    Das ist ein „Pump Track“ für BMX- und MTB-Fahrer, die dort nur durch aufrichten und buckeln Tempo aufbauen können. Leider reichte die Bodenfreiheit der MT09 nicht. Wir wuseln stattdessen weiter quer durch die Passknackerpunkte, grob Richtung Süden. Ja, DA lang!



    Wir hatten heute viel Fahrspaß, auch wenn die Straßen nicht alle super breit ausgebaut waren, manche sahen eher so aus:



    Nach der Pause sehe ich, dass mein Topcase stark nach hinten geneigt ist. Was'n da los? Hat mir einer das Mopped umgefahren und wieder aufgerichtet? Eine eingehende Fehlersuche fördert zu Tage, dass die Gelenke nicht mehr richtig fest sind. Weil der Schwerpunkt des Topcase hinter den Gelenken an der Unterseite der Halteplatte sitzt, kann das Topcase nach hinten wegklappen, wenn es gerade nicht auf der Sitzbank aufliegt, z.B. wenn das Hinterrad gerade ausfedert. Als Gegenmaßnahme zurren wir zwei Gurte fest zwischen den Packösen (die an der Sitzbankunterseite fest sind) und der Halteplatte, so dass die Halteplatte auf der Sitzbank bleibt. Ich zweifle etwas an der Haltbarkeit, aber es das Problem trat danach tatsächlich nicht mehr auf.


    Unsere Gîte (Fewo) liegt in heute Aiguebelle, südlich von Albertville. Sie ist funktional eingerichtet. Für mich gibt es ein Doppelbett, für Markus wieder eine Schlafcouch.


    Wir finden noch ein offenes Restaurant in Spaziergang-Entfernung, wo wir liebevoll bedient werden. Für uns gibt es sehr reichhaltige Salatteller. Markus trinkt im Unterschied zum Vorjahr nicht mehr jeden Abend die Bar leer. So finden wir auch nüchtern in den Schlaf nach einem tollen Start in Frankreich!


    Tagesroute 337 km

    Sa 14.9. Iseosee, Transfer nach Aosta


    Heute ist allgemeiner Abreisetag vom Höhentreffen. Markus und ich reisen weiter nach Frankreich. Unsere Übernachtung ist heute im Aostatal, knapp vor der Grenze, noch in Italien, aber schon im französischsprachigen Teil. Zunächst fahren wir einen Bogen um den Gardasee und schnappen uns noch ein paar Straßen am Idrosee.



    Irgendwann ging es dann im Dorf rechts ab und länger steil abwärts auf einer sehr schmalen Straße.



    Sieht ja noch okay aus. Doch dann kamen Steine, …



    … und dann Waldboden. Ich halte an, um in OSM und im Navi nachzuschauen, was das soll. Geht es hier wirklich weiter? Zurück kommen wir nicht, wenn die Strecke noch schlechter wird.



    Dann erreicht uns ein Italiener auf einer Scrambler aus der Gegenrichtung. Er sagt, da geht es nicht weiter, nicht für uns, und nicht für ihn. Ich glaube ihm das, habe aber auch ernste Bedenken. Und dann kam der Panda. Klar, Italien geht nicht ohne Panda. Und Panda 4x4, natürlich das alte Modell, fährt jede Straße in Italien und jeden Maultierpfad. Und auch an den geparkten Moppeds oben im Bild vorbei ohne anzuhalten oder zu meckern – einfach mehr im Gebüsch. Wenn das die deutschen SUV-Fahrer wüssten!


    Zum Iseosee ging es über den Passo Tri Termini, wo heute eindeutig die Einheimischen Supersportler regieren. Andere halten Radfahrer auf.



    Die goldene Ananas geht heute an den Fahrer einer KTM 1290 Super Duke GT, der vorbildlich Rasten und Knie schleift, dabei eine saubere Linie aufs Parkett zaubert, nicht zu laut ist, und der alle 7 Minuten am Cafe vorbei kommt, in das Markus und ich eingekehrt sind. Wir wollen uns vor der drohenden Autobahnetappe noch erholen und stärken, und außerdem die tolle Aussicht aufsaugen.



    Kehrseite der Lage: Ein Stück Käsekuchen, ein alkoholfreies Bier und eine Cola kosten zusammen schlappe 18 Euro. Dann kommt der öde Teil, 255 km Autobahn in der Poebene. Die Sonne knallt, es ist sehr warm. Rastplatz muss auch mal sein.


    Die echte Autobahn durch das Aostatal kostet ziemlich viel Maut, entsprechend viele Leute sparen sie sich und fahren die Landstraße, die auch durch Ortschaften führt. So auch wir. Immer wieder schön ist die StVO für Motorradfahrer in der autonomen Region Aosta. Das hier ist rechtlich Italien, kulturell Frankreich, und im Straßenverkehr macht eigentlich jeder was er will. Wir stehen irgendwann neben einem Golf R vorne an der Ampel und lassen uns überraschen. Innerorts auf breiten Straßen wird anscheinend Autobahntempo gefahren. Fahrspuren sind gar nicht erst markiert. Es ist eigentlich durchgehend Tempolimit 50 oder 70 und Überholverbot, aber die einheimischen Motorradfahrer kommen außerorts auf ein deutlich dreistelliges Durchschnittstempo. Völlig krank aus deutscher Sicht, funktioniert aber irgendwie. Vielleicht gönne ich mir nächstes Mal die Autobahnmaut, denn es ist doch recht aufregend und damit anstrengend.


    Zur Abwechslung hatten wir einen Umweg über zwei Pässe eingebaut: Raus aus dem Aostatal, rauf zum Colle Tzecore, weiter zum Colle di Joux. Zwischendurch bemerke ich Kräftesalat beim Einfedern, da das Topcase ein Eigenleben entwickelt. Die Trägerplatte ist mit je einer Schraube an den beiden Trägern fest und liegt auf der Sitzbank auf. Leider hat sich eine Schraube gelöst, so dass sich die Grundplatte und damit das Topcase um die andere Schraube verdrehen kann. Das war so nicht vorgesehen, aber die lose Schraube ist noch da, und auch sonst ist kein Teil verloren gegangen. Die Schraube wird festgezogen, der passende Inbus liegt schließlich griffbereit. Das mache ich jetzt wohl besser täglich. Auf der Fahrt muss man auf die Streckenführung achten. Dabei die Aussicht nicht ignorieren und auf die Kühe aufpassen.



    Im Tal dämmert es schon und Nebel steigt auf. Da müssen wir gleich wieder runter.




    Der Tag neigt sich dem Ende zu, lange Schatten drohen, aber es sind noch 1,5 Stunden Route übrig, und der Hunger meldet sich auch schon wieder. Dazu sind wir reichlich platt. Also fahren wir gemächlich den Pass runter, ordnen uns in den fließenden Verkehr ein, und kehren bei der letzten Pizzeria auf der Hauptstrecke ein, 4 km vor dem Ziel. Wir wären wohl beide nicht mehr aufgebrochen, hätte wir erst mal die Klamotten ausgezogen. Die Pizza schmeckt gut, für mich mit Würstel (Frankfurter - wirklich typisch Italienisch, übrigens).


    Danach geht's mit dem letzten Rest Tageslicht zur Ferienwohnung ins Dorf. Leider hatte ich den Zielort nicht genau genug in die Route gepackt, oder das Navi war großzügig mit der Interpretation. Jedenfalls suchen wir das richtige Haus eine Weile. Dunkelheit und Hausnummern sind keine Freunde, aber die Gastgeberin steht an der Straße und hilft uns. Die Ferienwohnung war früher eine Scheue und wird anhand der liebevollen und umfassend alltagstaublichen Ausstattung offenbar auch vom Eigentümer reichlich genutzt. Es gibt Wii, Sky, reichlich DVDs und Bücher, ein hochwertiges Bad. Für mich ein Doppelbett, für Markus eine Schlafcouch - das war der Deal, weil ich mich um alles kümmere. Heute war viel Autobahn und Hitze, die nächsten Tage werden besser!


    Heute waren es 550 km, als Transfertag extralang und nicht mit Highlights gespickt. Man hätte hier auch zwei bis drei Tage verbringen können und sich die Schweizer Grenze und die anderen Seen entlang hangeln können, aber das fand ich weniger attraktiv als 1-2 Tage zusätzlich in Frankreich. Es ist auf den Hauptstrecken sehr voll da, und auf den Nebenstrecken kommt man kaum vorwärts.


    Fr 13.9. Dolomitenrunde mit Renate


    Zu jedem Höhentreffen gehört für mich eine Dolomitenrunde. Andere verbringen in den Dolomiten eine ganze Woche, ich mache das an einem Tag. Dazu werfe ich mich morgens auf die Autobahn und klappere eilig und am besten alleine alles ab, was sich irgendwie auf eine Route zwingen lässt. Heute kommt aber Renate mit, der es sonst nicht schnell genug geht.


    Ins Tal runter überholen wir eine S1000RR aus München, die ich glaube ich schon in unserer Hotelgarage gesehen habe. Dann folgt Autobahn, und dann die Mautstation an der Ausfahrt. Leider wird dort keine EC/Maestro/VPay/Wieauchimmerdasjetztschonwiederheißt-Karte akzeptiert, sondern nur VISA und Bargeld. Ich zahle mit VISA, aber Renate probiert es mit der deutschen Bankkarte. Ich kann leider nicht helfen, weil die Polizei direkt dahinter steht, und dahinter stehen LKW in 2er Reihe. Also warte und warte ich. Renate erhält derweil Hilfe vom Personal, u.a. muss ihr 20 Euro-Schein geglättet werden. Danach gibt es 16,80 Euro Wechselgeld in Münzen, und ab geht’s in die Berge!


    Die Hauptwege in den Dolomiten sind leider voller Verkehr und Überholverbote. Ein Bauarbeiter droht mir mit der Schaufel, als er meint, mich beim verbotenen überholen gehört zu haben. Tsts! Auf der Hochebene wird getankt, das reicht dann hoffentlich bis zum Ende.


    Die Strecken selbst sind wunderschön, aber da sind immer diese anderen Leute. Leider gibt es auch bei Motorradfahrern den Typ "Ich bin zwar langsamer als Du, aber VOR dir, und ich lasse dich nicht vorbei!". Gut, dass ich statt 64 PS jetzt 115 dabeihabe und mich von fetten Harleys oder BMW K1300S "Bayerbusa" nicht lange aufhalten lassen muss. Weniger schön dagegen ist der Schwund an Baumbestand.




    Die Passknackerpunkte wandern in den Köcher, und Renate braucht erfreulich wenig Pausen. Eigentlich brauche eher ich die Pausen. Eine Mittagspause machen wir dann erst bei der Ochsenhütte am Nigerpass.



    Da gibt es einen geschotterten Parkplatz, wo Autos stehen, und ich stelle mich halt dazu. Danach fällt mir erst auf, dass es reichlich steil ist, Renate hat ja nicht allerlängsten Beine. Es klappt aber. Später erscheint eine andere Gruppe deutscher Motorradfahrer. Beim Verlassen der Location sehe ich ihre Motorräder nicht - die stehen erst ganz unten, an der Straße. Alle Kennzeichen Essen (wie ich) und Ennepetal (wie der angrenzende Kreis). Grüße in den Ruhrpott!


    Besonders schön wird‘s wieder am Rollepass, da rasten wir wieder, und zufällig treffen wir auf Markus/Duck, der heute alleine auf Fototour ist. Fotografieren geht hier natürlich auch toll.



    Der Passo Ghobbera ist wegen einer Rally leider gesperrt, aber der Brocon ist offen. Eine Gruppe K1600-Fahrer behindert den Verkehr leider schon im Tal, aber da kommt man noch gut vorbei. Fahrt doch lieber Cabrio. Oder Bus. Oder Kreuzfahrtschiff. Oder einfach mal Platz machen, kostet ja nix. Der Brocon ist wieder schön.



    Und mit der richtigen Linie braucht man auch keine Angst vor Gegenverkehr zu haben, den man hier eigentlich immer hat.



    Jenseits des Brocon will ich zum Cima di Campo und Forte Leone, aber meine beiden Navis finden keinen Weg dorthin. OSM zeigt mir den rechten Weg - die Straße gibt es einfach nicht auf meinen beiden Navis. Vielleicht ist sie zu neu. Man hat hier weitgehend seine Ruhe.



    Bei einer Rast passiert uns eine Viergruppe Dänen, alle winken, drei davon auf MT-09, und alle auf dem Hinterrad. Okay? Was ist denn hier los? Ist das der geheime MT-09-Gruß?


    Der Schotterweg zum Forte Leone hoch ist noch harmloser, als ich ihn in Erinnerung hatte - besser als viele Parkplätze. Renate bummelt etwas und flucht über Kuhscheiße auf dem Hinterrad, ist oben aber umso stolzer. Ein toller Punkt hier! Das Fort selbst ist geschlossen, wird aber aktuell bearbeitet, um in Zukunft zugänglich zu sein. Es gehört zur gleichen Verteidigungslinie wie das Fort, das wir am Sonntag besucht haben.




    Zurück geht es jetzt auf schnellstem Weg. An der Schnellstraße gibt es noch Sprit, die Yamaha hat Durst, und dann den Kaiserjäger hoch. Da laufe ich auf ein Auto auf, das seinerseits an einem Lieferwagen nicht vorbei kommt. Als der Lieferwagen in einer Linkskehre zurücksetzen muss, erkenne ich meine Chance, hupe kurz und gehe innen durch. So eine Gelegenheit bietet sich so schnell nicht wieder! Leider fehlt von Renate danach jede Spur, und auch sonst kommt keiner mehr von unten hoch, als ich warte. Oha! Besser umdrehen. Sie kommt mir bald entgegen und dreht an ihrem linken Spiegel rum. Diagnose: Sie ist umgefallen, weil sie im entscheidenden Moment Angst vorm Lieferwagen bekommen und gezögert hat. Dann stand sie, und dann war zu wenig Straße unterm Bein. Innen in der Kehre ist es sehr uneben. Leistungsabruf und/oder Hupe hätte geholfen. Sie hat sich nichts getan, aber ihre Z hat Kampfspuren am Motordeckel (trotz Sturzpads), Lenkerendgewinde, Spiegel, und der Kupplungshebel ist an der Sollbruchstelle verkürzt worden. Da wurde am letzten Fahrtag also schnell noch etwas Schrott produziert, aber keine Verletzungen. War ja auch Freitag der 13.


    Zurück am Hotel wird der letzte Abend des Treffens ausreichend gewürdigt, auch wenn von 16 Teilnehmern nur noch 10 da sind. Durchgehende Anwesenheit ist ja keine Pflicht. Alle sind zufrieden, auch die Erstbesucher. Auch Markus als BMW-Alien fühlt sich wohl. Morgen reise ich mit ihm weiter.


    355 km heute und sehr zur Nachahmung empfohlen!

    Do 12.9. Dosso Alto, Maniva, Croce Domini


    Die Dosso Alto Höhenstraße und die Nordseite des Passo Manivas im weiteren Verlauf sind meine absoluten Lieblingsstrecken dieser Region, und eigentlich auch überhaupt. Deswegen macht es mir auch nichts aus, jedes Jahr die gleiche Route zu fahren. Heute kommen Duck (Markus) und Mirko (Angstnippel) mit, die beide das erste Mal hier in der Region Motorrad fahren. Die können sich auf etwas gefasst machen! Angstnippel hat ein Handycap wegen eines ultraeckigen Vorderreifens, und Duck ist erst 2 Tage in Italien, daher gilt das Prinzip "lose Gruppe": Ich fahre mal vor, und warte dann vor dem Abbiegen.


    Es geht zunächst auf den schnellsten Weg zum Gardasee, wo natürlich reichlich Verkehr und wenig Fahrspaß ist. Dann geht's zum Ledrosee, wo man mit erheblichem Einsatz immerhin Spaß beim Überholen findet. Mir fällt eine MV Agusta Brutale Dragster RR auf, deren Fahrer anscheinend bereits alles überholt hat, jetzt auf seine Gruppe wartet - die ich wiederum gerade überholt habe - und der mich bereitwillig vorbeilässt. Danach mache ich das Foto am Passo Ampola, warte auf die beiden Mitstreiter und rufe die Vormittagspause aus. Dafür steht ein Café direkt hinter der Kreuzung zur Tremalzo bereit.


    Eigentlich könnte man hier zum Passo di Tremalzo hoch fahren, aber da sieht man nicht wirklich was, und man muss umdrehen, weil der eigentliche Höhepunkt nur für Radfahrer erlaubt ist. Aus Zeitgründen sparen wir uns das. Den Passo Ampola westwärts geht es die Schlucht entlang, sehr schick zu fahren, mit etwas Aussicht und launigen Überholmanövern. Wie immer hört der dichte Verkehr am Ledrosee auf. Die Leute scheinen den ganzen Tag zwischen Ledrosee und Gardasee hin und her zu fahren.


    Den Idrosee entlang stelle ich fest, dass die Mitfahrer inzwischen die italienische Seite des Motorradfahrens an sich entdeckt haben. Schließlich biegen wir auf die Dosso Alto Höhenstraße ein. Die ist etwa 3 Meter breit und schraubt sich in diversen Kehren immer höher. An einer Kehre gibt’s Pippi-Pause mit Aussicht auf den See. Dann beginnt der wirklich hohe Teil der Strecke. Hier jagt eine Hammeraussicht die nächste und man weiß gar nicht, wo man überall für Fotos oder einfach zum Gucken anhalten soll.



    Als Passknacker gibt es noch drei Pflichtstopps. Schließlich weicht der Asphalt dem Schotter, der sich aber gut fahren lässt. Dann laufen wir auf eine MV Agusta Brutale Dragster RR auf, die mir verdächtig bekannt vorkommt. Er bemerkt uns und lässt uns passieren, sein vorausfahrender Freund auf 1200 GS ebenso.



    Markus gefällt’s:



    Mirko auch:



    Kurz danach erreichen wir den Passo Maniva und kehren ein. Die andere Gruppe auch – das trifft sich gut. Ich stehe auf die MV Agusta Brutale Dragster RR, die eigentlich meiner MT-09 recht ähnlich ist – aber nur von den Daten her.



    Die Nordseite des Maniva führt komplett jenseits der Baumgrenze an diversen Radiotelekospen vorbei zum Croce Domini. Das ist laut Landkarte eine gewöhnliche Straße. In echt ist sie ca. 10 km lang unbefestigt, aber breit, eben und nicht besonders steil. Nur der letzte Kilometer ist steil und löcherig. Für die Strapazen entschädigen allerdings mit die besten Aussichten, die ich überhaupt je im Sattel hatte.






    An der Passhöhe des Croce Domini erreichen wir wieder Asphalt und schwingen uns gemütlich durch die Natur ins Tal. Dabei wird noch mal eingekehrt, ist ja Urlaub hier, und man will die Umgebung aufsagen.


    Zur Weiterfahrt starte ich mit der F800R von Markus, der sich stattdessen auf meiner MT-09 vergnügt. Natürlich ist die Sitzposition ganz anders, ich habe schließlich die „Street Rallye“-Sitzbank, also eine Supermoto-Sitzposition weit vorne und oben auf dem Motorrad, während man bei der F800R mehr weiter hinten und drin sitzt statt drauf. Der Twin schiebt bei niedrigen Drehzahlen sehr gut, aber danach passiert kaum noch was. Dagegen ist mein Triple eine Abrissbirne, die bei jeder Drehzahl einschlägt und einem den Boden unter den Füßen wegzieht, dass es eine wahre Freude ist. Markus mag die Sitzposition nicht, hätte aber gern den Motor. Nö, den behalte ich!


    Zurück im Tal haben wir dann eigentlich nur noch Hauptstrecken vor uns. Umwege über Höhenlagen machen wenig Sinn, da würde die Route zu lang werden. Den ersten Abstecher zum Passo Daone sparen wir uns aus Zeitgründen. Ein Abstecher geht aber: Goletto di Cadino und Passo Barmone – dien sind aber auch eher für Passknacker-Fans.


    Im späteren Verlauf haben wir noch einen Bundesstraßenstau, wo wir echt lange warten. Ich bin Ingenieur, und als Ingenieur kennt man Murphys Gesetz: Alles was schief gehen kann, geht auch schief. Das klingt negativ, aber man kann es positiv anwenden: Es wäre doch echt ärgerlich, wenn ich jetzt meine Handschuhe ausziehe und anfange am Handy rumzufummeln, und es dann plötzlich doch weiter geht. Dann müsste ich hektisch das Handy verstauen und die Handschuhe anziehen, um nicht den Verkehr aufzuhalten! Das wäre sehr unangenehm! Murphy kriegt das mit, ich ziehe die Handschuhe aus, halte kurz inne – gucke mich misstrauisch um – nichts passiert. Ich hole das Handy raus und entsperre es – sofort setzt sich die Kolonne vor uns in Bewegung. Ha! Wieder ein Sieg über das Schicksal! :) Anlass des Unfalls war ein Kreuzungsunfall zweier Autos, glücklicherweise offensichtlich ohne Schwerverletzte, daher regelt die Polizei den Verkehr wechselseitig.


    Danach ging es wieder mit „Feuer frei!“ den Berg hoch, und zurück zum Hotel, wo wir alle ziemlich begeistert von dieser Tour waren. Der Passo Maniva hat einen festen Platz in meinem Herzen.


    Die Route von heute, 345 km, weitgehend zur Nachahmung empfohlen:


    Mi 11.9. Rund um Reifen


    Bea und ich habe um 15:30 einen Termin beim Reifenhändler. Sie bekommt einen Satz Michelin Road 5, ich einen ContiRoadAttack 3 Hinterreifen. 15:30 ist eine etwas blöde Zeit, weil man danach nicht mehr wirklich etwas machen kann, und davor auch nichts Tolles. Also grasen wir die nächsten Pässe ab:



    Am Monte Baldo gibt es einen Kaffee, und in Brusago gibt es Mittagessen in einem dieser landestypischen Restaurants, wo sonst eher Handwerker und Rentner günstig essen gehen. Über den Passo Redebus geht schick…



    Und dann endlich nach Pergine, wo der Reifenhändler wartet. Bea lässt mir den Vortritt und lädt mich ein, ohne sie weiter zu fahren, weil sie meinen Tatendrang spürt - da sage ich nicht nein.



    Nach dem Reifenwechsel schiebt der Mechaniker mein Motorrad 3 Meter rückwärts aus der Halle, und dann kleben bereits Steinchen an der Oberseite des Reifens. Es ist einfach klasse, wieviel Grip der CRA3 schon hat, bevor man einen Meter damit gefahren ist. 100 km vorsichtig Reifen einfahren ist was für andere Fabrikate. Ich breche nun zum Manghen auf, weil er wegen einer Oldtimer-Rally ab Morgen bis Sonntag gesperrt sein soll. Meine Gashand holt alles nach, was sie die letzten Tage durch "Profil schonen" verpasst hat. Die Yamaha schnupft dabei reichlich Schnell- und Bundesstraßen auf, biegt dann flüssig erst rechts und dann links ab, und dann geht's richtig los: Gegenüber dem Vorjahr ist der Belag besser und die Fahrbahn in weiten Teilen auch breiter geworden. Das nimmt man wohlwollend zur Kenntnis. Dass der letzte Sturm auch reichlich Bäume flachgelegt hat, ist weniger schön, aber zumindest hat man jetzt auch Sicht auf die Landschaft - und die lohnt sich hier richtig.



    Es ist weniger Verkehr, die wenigen Autos vor mir lassen mich gerne passieren - auch wenn sie selbst schon fast auf zwei Rädern um die Ecken fahren. Bergauf kommt gegen ein Motorrad wenig an. Natürlich ist der Manghen keine Rennstrecke, denn das oberste Drittel ist weiterhin unter 4 Meter breit, und es stehen auch reichlich Kühe drauf, die man nicht erschrecken will. Oben angekommen bin ich froh, es geschafft zu haben, und begeistert von den Eindrücken.



    Außerdem war ich deutlich schneller als das Navi dachte. Da könnte man doch noch...? Die weiteren Tage sind eigentlich schon verplant, und da bleiben ein paar Pässe übrig. Coe und sein Nachbar Valico di Valbona, und auch weniger Kilometer jenseits des Kaiserjägers, vom Hotel aus gesehen, Passo di Vezzena. Also flugs das Navi programmiert, und siehe, Ankunft 18:30. Das ist etwas spät, aber mal sehen, wie viel schneller ich heute wohl sein werde.


    Es folgt wieder Schnellstraße, und dann der Kaiserjäger. Da habe ich heute wenig Verkehr in meine Richtung, und in Gegenrichtung wundere ich mich etwas über andere Verkehrsteilnehmer. Wenn ein Motorrad in einem einspurigen Tunnel bergauf fährt, sollte man da eigentlich nicht mit einem Kleinbus reinfahren. Passt aber. Wenn man mit dem Auto um eine Kehre fährt, sollte man dabei eigentlich nicht die gesamte Straßenbreite reservieren. Ich rechne mit sowas, und bin eher amüsiert ob des Nichtkönnens als sauer oder gar erschrocken. Auch die Aussicht ist kult.



    Auf der Hochebene geht's links zum Passo di Vezzena, und auch hier kriege ich wieder bestätigt, dass eine durchgezogene Linie in einer nicht einsehbaren Kurve kein Hindernis sein muss, auch wenn die eigene Fahrspur reichlich breit ist. Ich weiche dem Übeltäter also aus und gucke etwas fragend. Schnell das Passknackerfoto am Passo di Vezzena geschossen, umgedreht, den Übeltäter von vorhin überholt und zurück nach Lavarone. Wer sieht etwas in diesem Bild?



    Aber noch nicht zum Hotel! Heute geht's recht weit durch die Ortschaften und endlich links zum Coe. Plötzlich kein Verkehr mehr und Idylle. Es fährt sich fast wie ein typischer Dolomiten-Pass.



    Weiter geht zum Valico di Valbona, an einer Schafsherde vorbei, die sich aber mehr fürs Gras neben der Strecke interessiert als für die Straße selbst. Am Valico di Valbona ist es heute ausnahmsweise nicht windig und feucht. Normalerweise kann man hier reichlich Wetter erleben.


    Das war mein letzter Passknacker für heute, und ich steige erleichtert wieder aufs Motorrad. Ich fahre an, klappe den Helm zu, und würge ab! Scheiße, Fuß raauuuuuuu... nope, da ist kein Boden, ich stehe ganz am linken Rand einer deutlich überhöhten Rechtskurve. Und so begibt sie die Yamaha erneut auf den Weg in die Waagrechte, obwohl ich das verhindern möchte. Alleine, es gelingt mir nicht so gut. Zwar bleibt der Lenker in der Luft, aber hoch bekomme ich sie auch nicht mehr. So hänge ich halb über und halb unterm Mopped und gucke recht sparsam aus der Wäsche. Immerhin, der Motor ist schon aus, also klappe ich den Seitenständer aus und warte einfach mal auf Hilfe, denn mit zwei weiteren Händen geht das sicherlich sehr leicht. Die Hilfe erscheint in Form eines italienischen SUV mit 3 Damen und einem Herrn mittleren Alters, die meiner misslichen Lage mitfühlend gegenüberstehen. Der Herr versteht schnell was ich will und hilft mir hoch. Die Donnas sind eher besorgt um meinen Gesundheitszustand. Es könnte sein, dass ich sie vorhin überholt habe, und dass sie von einem Sturz während der Kurvenfahrt ausgehen - wer steht denn schon sonst mitten in der Kurve, außen, entgegen der Fahrtrichtung. Ich spreche praktisch Null Italienisch und erkläre halb lautmalerisch "Pausa, Foto, Foto, a la Moto, *rechte Hand Gasgriff drehen* bröÖÖöppp *kopf nach vorne* uiuiiuuuiii *umfallen andeuten*. Tutto bene!" Dann will sie mir noch den Weg irgendwohin erklären, was ich gekonnt mit "capiche niente" kontere. Ich bedenke mich erneut, und so ziehen wir unserer Wege. Ich rolle vorsichtigst zum Hotel zurück und hechte unter die Dusche, um 19:00 pünktlich zum Abendessen zu sein. Bea ist schon längst da und begeistert bis verwirrt von ihren neuen Reifen. Beim Abendessen fällt dann allgemein auf, dass es irgendwie anders ist, jetzt ohne Claudia, die problemlos den ganzen Tisch unterhalten kann.


    Die Route nach dem Reifenwechsel:

    Di 10.09. Gardasee Herrenrunde


    Mein Hinterreifen ist weiterhin Baustelle und droht mit den TWIs. Morgens meldet sich der Wirt bei mir, mit genauen Daten zu meinem geplanten Reifenwechsel: Es gibt einen CRA3 für mich, für 180 Euro, und für Bea einen Satz Michelin Road 5 für 290 Euro. Das sind vernünftige Preise für Italien. Leider ist der Termin erst um 15:30, so dass wir noch zwei Tage mit den Resten unserer Hinterreifen leben müssen. Um Profil zu sparen, fahre ich heute also nur kurz, und langsam, und schließe mich einer Herrenrunde an, die "Gardasee" als Ziel nennt.


    Morgens geht es den Kaiserjägersteig hinunter nach Levico, durch den Ort und dann über weitläufige Serpentinen nach Compet hoch. Das kommt mir gelegen, denn das Ortsschild ist auch ein Passknackerpunkt, den ich sonst in keiner Route hätte. Das Foto gönne ich mir, jax als Tourguide hat dafür Verständnis. Dann geht es westwärts den Berg wieder runter, was wesentlich verschachtelter und unübersichtlicher ist.



    Dann näher wir uns dem Gardasee vom Nordwesten und haben den obligatorischen Kilometer Stau vor dem Kreisverkehr. Wir fahren die östliche Uferstraße entlang und suchen uns ein Café.



    Fündig werden an einem Yachthafen mit Surfschule. Als wir den Kaffee schlürfen, mit Aussicht auf den See und übende Surfer, nach einer philosophischen Diskussion, fällt uns etwas auf: Hier könnte man doch eigentlich auch prima Mittag machen. Gesagt, getan: 3x Pasta, 1x Lasagne. Eigentlich zu viel, aber hey, ist ja Schontag heute.



    Weiter geht es zum Monte Baldo. Da war ich zwar gestern schon, aber heute geht es über die Hauptstrecke statt über die Weinberge. Deshalb, und wegen der anderen Fahrweise, dauert es gefühlt doppelt so lange, und ich werde etwas unruhig. Das gibt sich aber schnell wieder, als wir Café mit Aussicht ankommen, wo Schoko und Chips schnabuliert werden.




    Jax führt uns danach auf schnellstem Weg zum Hotel zurück - und da sind wir auch erst kurz nach 17 Uhr. Passt also! Ich darf noch sein Motorrad testen: Er hat die neue Kawasaki Versys 1000 SE in Kawa-Grün, ein beeindruckend großes Motorrad mit allem Schnick und Schnack. Ich scheuche sie die Bergstrecken bis zum nächsten richtigen Pass rauf und wieder zurück. Es fällt sofort auf, dass sie sich viel leichter fahren lässt, als sie aussieht. Sie wiegt sagenhafte 65 kg mehr als meine MT-09, ist aber keineswegs träge. Dafür fühlt sich alles etwas indirekt an. Das könnte aber auch an den Reifen liegen. Zumindest vorne würde ein Sportreifen sicher guttun. Ich fahre mal im Sport-Modus, mal im Tour-Modus, merke da aber auf die Schnelle keinen Unterschied. Der Schaltassistent ist rauf und runter super, nur in Schräglage beim Beschleunigen sollte man nicht raufschalten.


    Da Claudia schon morgen abreist, machen wir schon an diesem Abend das Gruppenfoto. Mein MO24-Kumpel Duck stellt sich als Fotograf zur Verfügung, er macht das schließlich öfters, und dann muss er nicht sein Gesicht ins Foto halten - er ist halt schüchtern. Die Idee zum Foto ist "Gediegener Debattierclub", da es draußen schon dunkel ist und weil es in der Garage nicht richtig hell wird. Das Ergebnis bringt den Charme des 1901 eröffneten und seitdem nur sorgsam modernisierten Hotels gut rüber.


    Mo, 9.9., Monte Baldo, Hochebene, Süden


    Heute fahre ich alleine die Monte Baldo-Runde, weil ich mich lang nicht so wirklich entscheiden kann, was ich machen will. Klar ist, dass das Motorrad dreckig ist, dass es gewaschen werden muss, und dass es auf Schotter wieder dreckig wird. Also wird es diese Route, denn sie hat den höchsten Schotter-Anteil. Aber zunächst geht es runter zum Etschtal, immer am Fels entlang und manchmal auch mitten durch. Das ist fahrerisch interessant und auch anspruchsvoll, und wenn man rumbummelt, hat man auch was von der Aussicht.



    Dann geht es schnell wieder hoch zum Passo Bordala und Passo di Santa Barbara. Das sind eindeutig Motorradstrecken, und ich habe diverse deutsche Motorradfahrer vor mir, die alle wesentlich langsamer sind, und die teilweise haarsträubende Linien fahren, als wäre es eine Einbahnstraße. Zum Glück muss ich mir das nie lange anschauen, denn der 3-Zylinder verwandelt im Handumdrehen die Gegenwart in Vergangenheit, wenn man rechts dreht und halbwegs dran vorbei zielt. Mein China-Navi findet einen drolligen Weg hoch zum Monte Baldo, nämlich über Sano durch die Weinberge.



    Dann führt die SP3 bekannt und genial in die Höhe.



    Erster Stopp ist Bocca del Creer / Monte Baldo, wo man klettern könnte. Ich fahre weiter zur Bocca di Navene, und das hat einen guten Grund:



    Ich genieße hier einfach zu gerne eine heiße Schokolade mit dieser unverschämt guten Aussicht auf den halben Gardasee. Als ich mich zur Weiterfahrt vorbereite, kommt eine 5er Motorradgruppe an, die ich heute schon gesehen, aber nicht überholt habe - sie sind glücklicherweise nach 2 km abgebogen, die ich um Motoröl anschnorre. Ich habe nix dabei, denn ich fahre schließlich Japaner, aber Samstag hat sich wohl der eine oder andere Tropfen verabschiedet, denn nun bin ich am Minimum, und da fühle ich mich nicht wohl angesichts 14 weiterer Fahrtage. Einer hat Öl dabei und gibt es mir, ein anderer braucht Kettenspray, das gebe ich ihm - leider ist meine Mini-Spühdose damit leer, und so habe ich einen Eintrag auf dem Einkaufszettel.


    Die Monte Baldo Höhenstraße fahre ich nicht bis zum südlichen Ende, sondern biege zuvor links ab und fahre via Avio zum Passo Fittanze della Sega. Erinnerungen kommen hoch an die Schlachten, die bei vergangen Höhenstraße hier geschlagen wurden: Als Guide dozierte ich oben am Pass, dass mein schöner Sportreifen in der letzten Kehre doch ein wenig gerutscht sei, worauf den restlichen Sportfahrern auf Tourenpneus alles aus dem Gesicht gefallen ist, weil sie seit der zweiten Kehre eigentlich quasi durchgehend am Rutschen waren.


    Diese Passhöhe ist eigentlich weniger ein Höhenübergang als ein –eingang, nämlich zu einer Hochebene. Es folgen nun reichlich Kilometer auf einem prima ausgebauten Netz als breiten Schotterstraßen. Sehr früh überhole ich dabei 2 Enduros, Transalp und F650GS. Mit einer MT-09 (nix Tracer), vorne Sportreifen, hinten abgefahrener Sporttourenreifen. Da grüßt man doch besonders freundlich. Die MT-09 liegt hier unerwartet ruhig. Ob's am breiteren Hinterreifen liegt, am niedrigeren Schwerpunkt oder dem geringeren Gewicht gegenüber der Versys 650 weiß ich nicht, aber ich bin echt angetan und traue mich bis zu Tempo 60. Und dabei habe ich noch Zeit für die tollen Aussichten.




    Auch den abwegigen Abzweig zum Monte Tomba nehme ich unter die Räder, obwohl bei Passknacker extra vor einer Befahrung mit Straßenmotorrädern gewarnt wird - es war schon steiler und unebener, aber nicht wild. Die Wirtschaft oben wird wieder betrieben, also müssen hier auch Autos hoch und runter - zum Glück kommt mir keines entgegen, denn die Fahrlinie würde ich mir schon gerne selbst aussuchen. Die Aussicht von hier ganz oben ist Klasse!




    Im weiteren Verlauf folge ich einem 4x4-Pickup, wie sie nun mal typisch für diese Strecken sind. Es tauchen auch sehr große Pfützen auf, die ich artig umfahre. Dann folgt wieder Asphalt, ebenfalls mit tollen Aussichten, und mit einer anderen Art von Fahrspaß.



    Weiter südöstlich besuche ich die beiden neuen Passknacker San Bortolo delle Montagne und Passo Santa Caterina, bevor ich mich wieder nördlich in Richtung Basislager orientiere. Die Uhr tickt, und das Navi schätzt 17:00 Uhr als Ankunftszeit. Das klingt gut, aber mit Pausen wäre es etwas knapp, da es ab 19:00 Uhr Abendessen gibt, und man will sich ja noch frisch machen. Den Punkt Roccolo Rossata fahre ich an, und nehme mir vor, ihn künftig auszulassen. Auch der Passo Zovo liegt eher in der Zivilisation als außerhalb und bringt wenig Flair mit. Das bringen danach Passo Xon mit seiner irren Kurvenführung und Passo di Campogrosso, wobei ich heute aus routentechnischen Gründen nur einen davon auf beiden Seiten fahren kann. Da die Nordseite des Passo di Campogrosso dauerhaft gesperrt ist (außer man hat eine Genehmigung), fällt die Wahl nicht schwer. Die Nordseite des Passo di Campogrosso führt übrigens fast durchgehend bergab und ließe sich daher auch ohne Motor hinabrollen - das wäre zwar rücksichtsvoll, aber genauso verboten.


    So oder so, man kommt zum Passo delle Fugazze, und dann zum Passo Xomo, trotz verwirrender "gesperrt bei Kilometer XY"-Beschilderung. Von hier nördlich zum Passo della Borcola hat man eine ganze Reihe von Kehren zu bewältigen, die mir heute richtig Spaß machen. Ende der Welt-Feeling und drohende Wolken sind eine nette Kombination für Abenteuer-Flair. Dazu wird es auch wieder ordentlich kalt. Andere Leute fahren dafür den Pordoi – ich habe hier noch mehr Kehren, aber die Straße für mich alleine.



    Über Serrada geht es endgültig zurück in Hotel-nahe Gefilde. Ich fahre sogar noch am Hotel vorbei, um die Yamaha zu waschen, und um sie dann wieder trocken zu fahren, sammle ich noch zwei Passknacker in der Nähe ein, nämlich den Passo del Cost und Spiazo Alto (viel besser bekannt als Kaiserjägerstraße).


    So geht ein schöner Solo-Fahrtag zu Ende. Das einzige, was etwas Sorgen macht, ist das verdampfende Profil am Hinterreifen. Der muss dringend neu. Freundlicherweise ist unser Hotelwirt bereits im Kontakt mit einem Reifenhändler, der sogar einen CRA3 für mich hat. Nur für die Mitfahrerin Bea sind wird noch am Feilschen: Er hat keinen BT-023, schlägt stattdessen einen Pirelli Diablo Rosso 3 vor - oha, das ist aber was ganz Anderes, und für die Dame sicherlich übertrieben. Ich lasse nach Pilot Road fragen.

    So 8.9. Lavarone


    Heute ist den ganzen Tag starker Regen bei eiskalten Temperaturen angesagt, und zwar von 8 bis 20 Uhr. Deshalb wird ein allgemeiner Ruhetag ausgerufen.



    Normalerweise ist mir Regen egal, aber nach dem TAg gestern spare ich mir das heute gerne. Ich bin ja noch lange genug unterwegs. Vormittags fahren drei Autos voller Motorradtouristen zum nahe gelegenen Forte Belvedere, einer Verteidigungsanlage aus dem ersten Weltkrieg. Wir sind gewarnt, dass es dort kalt ist, denn es war schon Ausflugsziel in einem der vorigen Jahre, und manch ein Teilnehmer hat sich dort einen Schnupfen eingefangen. Die Fahrt ist kurz, und dann muss man etwa 15 Minuten bei leichter Steigung zu Fuß den Berg hoch. Wir zahlen als Gruppe jeder 4 statt 5 Euro Eintritt. Dann ist man auch schon in der Anlage drin, die größtenteils oberirdisch angelegt ist. Sie ist ein Wiederaufbau, wird als Museum betrieben und ist daher sicher zu betreten.



    Es ist wie bei so vielen Weltkriegsbauten absolut bedrückend zu sehen, was damals los war. Man hat als Besucher schon nach einer Stunde ein beklemmendes Gefühl und will dringend wieder raus. So einfach war es für die damals dort stationierten Soldaten nicht. Die durften nicht raus, und sie waren auch nicht ganz freiwillig drin. Außerdem waren wir im Spätsommer dort, nicht das ganze Jahr über, es sind nur etwa 100 Leute drin statt über 2000, und vor allem schießt niemand mit 34 cm-Granaten auf uns. Glücklicherweise leben wir einer Periode, die von einer historisch beispiellos langen Zeit ohne Krieg gekennzeichnet ist. Möge sie noch lange dauern!


    Treffpunkt nach dem Rundgang ist die Bar, wo ich mich bei einem Tee aufwärme. Ich hätte ruhig noch mehr warme Sachen anziehen sollen, und die wasserdichten Motorradstiefel statt der luftigen Turnschuhe. Hunger macht sich bei Teilen der Gruppe breit, also laden wir zunächst am Hotel die übrigen Leute aus und machen uns dann, 14:40, auf die Suche nach einer Möglichkeit zum Essen fassen. Das klappt nicht so gut, alle Restaurants und Pizzerien schließen um 14:00 oder 14:30. Schließlich bekommen wir in einem Hotel immerhin belegte Brötchen. Dort an der Bar erleben wir den Anfang des Formel 1-Rennens in Monza. Es gibt ein großes Hallo, wenn ein Ferrari in irgendeiner Aktion beteiligt ist. Das Rennen ist ungewohnt ereignisreich, aber wir fahren trotzdem wieder ins Hotel. Ich will mich heiß duschen.


    Zurück am Hotel laufen sich zwei Trial Motorräder auf dem Parkplatz warm, die Robert freundlicherweise zusätzlich zu seiner Versys mitgebracht hat. Claudia und Mirko tragen Jethelme und lauschen gebannt den Anweisungen.



    Mir ist ziemlich kalt, ich will aber noch kurz nach meinem Motorrad schauen, vielleicht noch prüfen, wie fest das Lenkerendgewicht ist. Das ist ziemlich fest. Aber ich sehe Öl auf der rechten Motorseite am Schauglas außen? Oha! Es stellt sich heraus, dass das Sturzpad beschädigt ist. Es wird direkt auf den Motordeckel geschraubt. Da die mittlere Schraube nicht mehr wirklich festsitzt, mangels planer Auflagefläche, kann an ihrem Gewinde entlang Öl laufen. Gut, dass ich das gesehen habe. Bei näherer Betrachtung lassen sich die störenden Teile entfernen, und die Schraube könnte man ungehindert eindrehen - wenn sie nun nicht zu lang wäre. Der Blick schweift am Motorrad entlang, und bleibt an den Bobbins hängen (Montageständeraufnahmen an der Schwinge). Die haben ebenfalls M6 Innensechskantschrauben, und freundlicherweise sind sie genau passend kürzer. Fransjupp hat derweil aber auch schon ein Sortiment von Unterlegscheiben ausgepackt, aus dem ich mir hätte helfen können. Notfalls hätte auch eine Fahrt zum Baumarkt geholfen. Aber gut zu wissen, dass diese Sturzpads nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Immerhin sind sie deutlich günstiger zu ersetzen als die Motordeckel, und die übrigen beiden Schrauben bieten einen Restschutz. Künftig kommen die Original-Motorschrauben zusätzlich mit.