Fr 26.6. Ozieri - Nordsardinien - Porto Torres
Heute früh heißt es Abschied nehmen. Max bleibt länger auf der Insel als ich und verlagert sich heute in den Süden. Einpacken macht nie Spaß, aber am letzten Tag auf der Insel besonders wenig. Wir bezahlen die 86 Euro für die Unterkunft gerne, auch wenn wir ein gemeinsames und kein "eigenes" Bad hatten. Vielleicht ist damit gemeint, dass das Bad nicht vom Gastgeber genutzt wird. Das Frühstück auf der Terrasse lädt auch zum Verweilen ein. Jeden Tag kriegen wir hier liebevoll unser Buffet aufgebaut.
Ich bummle heute mit Gepäck noch etwas im Norden rum, gerade mal 240 km, sammle die letzten fünf Passknacker und mache etwas Tourismus. Außerdem halte ich die Augen offen nach einem Reifenhändler am Wegesrand, und falls ich keinen finde, habe ich als letzten Wegpunkt vor der Fähre noch einen eingespeichert, der mir gestern empfohlen wurde.
Meine Route beginnt mit Bundesstraßen zum Punkt San Pietro, eine schöne Bergstrecke.
Dann knubbelt sich die Route rund um die quirlige Stadt Tempio Pausania. Mir ist das eigentlich schon zu quirlig. Es ist heiß und voll, und man kommt nicht vorwärts. Aber zum Passo del Limbara führt kein anderer Weg. Der ist eine 1A-Kurvenstrecke. Ich raste auf der Passhöhe und lausche dem Z900-Fahrer mit dem 4-in-0-Auspuff, der das offensichtlich auch so sieht. Danach geht's zum Monte Limbara. Es geht in sehr vielen Kehren immer den Berg rauf. Es könnte mit 1335 Meter fast der höchste anfahrbare Punkt auf der Insel sein. Man hat fast rundum Aussicht bis aufs Meer, aber die vielen Antennen stehen optisch im Weg. Praktisch sind sie schon, so hat man fast überall Handynetz.
Weiter geht es wieder nur durch Tempio Pausania. Dann geht es östlich zum Sant'Antonio di Gallura. Hier wird's wieder richtig einsam und ländlich.
Ich wollte um den Lago di Liscia eigentlich herumfahren, was aber nicht geht - das Sackgassenschild war da recht eindeutig, und OSM auch. Also wird die Route noch kürzer. Da mein Navi wieder durch Tempio Pausania fahren will, helfe ich ihm auf die Sprünge: Die Verbindung von der SP137 zur SP10 ist laut OSM immerhin durchgehend asphaltiert! Real ist sie etwas zugewuchert, und eine schmale Brücke deutlich versandet, aber hey, lieber so als noch mehr Bundesstraßen.
Auch heute habe ich wieder keine Tiere auf der Straße. Das scheint also eher im Osten der Insel ein Thema zu sein. Kurven und Berge hat es aber überall
Dann geht an die Nordküste. Hier fährt man einfach mal auf Korsika zu und sieht das auch. Weil es dabei schnurgerade steil bergab geht, können sich Skeptiker selbst von der Krümmung der Erdoberfläche überzeugen: Die Spitzen bleiben stehen, das Flachland verschwindet.
Am Küstenort gibt's Eis und Cola und ich genieße die Aussicht, also die auf mein Motorrad direkt an meinem Tisch. Hier sind immerhin ein paar Gäste - rund 10% Auslastung. Auch ein paar Autos mit deutschen Nummernschildern sind zu sehen. Ich freue mich für die Gastgeber.
Dann steht da am Ende einer Ortsdurchfahrt so 'ne scharfe neue Yamaha R1 am Wegesrand - vor einem Reifenhändler? Hallo? Stopp! Hier bin ich richtig. Der Reifenhändler steht meinem Problem mitfühlend gegenüber. Er hat aber nur Mitas auf Lager. Na gut, den Mitas Sportforce+ halte ich für einen Pilot Power-Ersatz, der darf drauf. Und für 88 Euro kann man das mal machen. Leider muss ich eine Stunde warten, und stelle am Ende fest, dass ich einen Mitas Touringforce montiert bekommen habe. Seufz. Der auf der MT-09 ja nun nichts verloren, eher auf der Versys. Bei 30 Euro fürs Umziehen lohnt das aber kaum. Es ist höchste Zeit, dass ich mich selbst werkzeugmäßig zum Reifenwechseln ermächtige.
Da es auch schon 17:30 ist, geht es ab nach Porto Torres. Die Yamaha kriegt noch einen vollen Tank und der Tankrucksack 5 frische Getränkeflaschen. Ticket und Ausweis greifbar verpacken und ran an den Hafen. Das Boarding hat bereits begonnen und ich bin nach Ausweis, Ticket und Fiebermessen schon drin. Dieses Mal guckt zusätzlich jemand, ob das Nummernschild am Motorrad zum Ticket passt. Die Kabine ist leicht zu finden, aber die Tür geht nicht auf. Ziemlich genervt hole ich Personal dazu, und der braucht auch drei Versuche, die Tür einzurennen. Später versuche ich es mit Tür Eintreten, und auch da brauche ich jedes Mal zwei Versuche.
Nach der Dusche hole ich mir im SB-Restaurant Paella mit Fisch und 'ne Limo dazu. Macht schlappe 22 Euro und bleibt nicht mal bis zum Ende warm. Ansonsten ist auch dieses Schiff zu 80% leer, aber es sind mehr Deutsche drauf als noch auf der Hinfahrt. Sonstige ausländische Kennzeichen sind nicht zu sehen. Auch hier werden Abstandsregeln und Maskengebot mehr oder weniger eingehalten. Morgen früh bin ich dann wieder am Festland...