29.4. Trübe und Müde
Der "Kühlschrank" hat funktioniert, es gab Schlemmerfrühstück. Heute sammle ich ein paar Punkt nördlich von Pamplona, dann geht es in Pamplona zum Covid-Test.
Danach gibt es in westlicher Richtung rund um Vitoria-Gasteiz noch ein paar Punkte zum sammeln, und dann ganz weit im Westen liegt Er Portillo (Masa) recht einsam in der Gegend rum, und passte bisher in keine Tour. Den erreiche ich wohl nicht mehr, sondern übernachte vorher.
Aber erst mal los! Der Plan:
Die Realität:
Tja, leider fahre ich fast den ganzen Tag im Nebel rum.
Den ganzen Tag? Nein, nur auf den Pässen. Im Tal geht's, also in Pamplona. Mein Test-Termin ist gebucht und bezahlt, satte 95 Euro, da will man pünktlich sein. Es gibt natürlich sinnvollere Aktivitäten als im Nebel auf nassen Passstraßen an Ende der Welt unter Zeitdruck Motorrad zu fahren, aber es passt zufällig ganz gut. Auf der Autobahn könnte ich noch Zeit aufholen, denke ich mir so, und drehe am Quirl. Dabei überhole ich zwei PKW der Feuerwehr, und denke mir nichts dabei. Ein paar Minuten später kommt ein Tunnel, da mache ich lieber langsam. Am Ende des Tunnels überholt mich der vordere Feuerwehr-PKW, bremst, und setzt sich vor mich. Und macht das Blaulicht an.
Ich bin verwirrt. Feuerwehr? Nein, Policia Foral. Äh, wie bitte? "Blumenpolizei?" Immerhin macht das Blaulicht nur Dauerleuchten und nicht Blinkiblink. Das ist ziemlich verwirrend und einigermaßen einschüchternd. Jetzt, beim Schreiben des Reiseberichts gucke ich mal nach wer die sind: "Die Policía Foral de Navarra (bask. Nafarroako Foruzaingoa) ist seit 1982 die autonome Polizei der spanischen Region Navarra." Oha. Naja, ich bin einfach mal hinterher gefahren. Er wurde nicht langsamer und fuhr ungefähr Tempolimit. Das kann ich auch. Ich habe es zwar eilig, und als Deutscher ist mir Pünktlichkeit natürlich sehr wichtig, aber mit Verfolgungsjagd ins Krankenhaus fahren muss auch nicht sein, und führt eher nicht dazu, dass ich meinen Termin pünktlich wahrnehmen kann. Mal gucken wie sich die Lage hier entwickelt. Der zweite rote PKW setzt sich hinter mich. Wir fahren einen im spanischen Straßenverkehr üblichen Abstand von 30 Metern bei Tempo 120. Jo, läuft. Es kommt die erste Ausfahrt, keiner macht Anstalten mich anhalten zu wollen. Wir überholen andere PKW. Hmm. Ich überhole den anderen PKW einfach mal nicht! Ha, Pech gehabt, der zweite rote PKW bleibt hinter mir. Das ist jetzt schon einigermaßen beunruhigend. Wenn das eine Einschüchterungsaktion sein soll: Funktioniert. So gondeln wir Richtung Pamplona und ich freue mich nicht wirklich auf die erste Ampel. Aber kurz vor einer Mautstelle fahren die beiden roten ab, und ich bin erleichtert. Naja, vielleicht kriege ich noch Post. Es gibt ja Halterhaftung in Spanien.
Aber jetzt hat der Covid-Test Priorität. Dazu muss ich 1x komplett ins Zentrum rein. Das Uniklinik-Gebäude ist schnell gefunden. Das war klar. Wo ich parken kann, und wo ich genau hin muss, das findet man online nicht raus. Es ist auch keine Teststation von außen zu sehen, so mit Container oder Zelt. Das Motorrad findet einen Moto Stellplatz bei einem benachbarten Gewerbe, und ich gehe mal zum Haupteingang. Dort steht ein Schild, kein Zutritt ohne digitale Anmeldung. Gut, ich habe noch 15 Minuten. Nein, ich habe keine Covid-Symptome, nein, ich hatte keinen Kontakt zu einem Infizierten. Drinnen ist eine Security-Schleuse und der Wachmann erklärt mir, ich habe das Formular für Begleitpersonen ausgefüllt. Englisch kann er nicht, aber eine Pflegerin. Diese erklärt mir, wohin ich muss: Anderer Eingang. Emergencia.
Am anderen Eingang steht ein Container "PCR Test C". Da gehe ich mal rein. Drin eine Frau in Vollschutz die mich wahrnimmt, mir sagt ich sei falsch, und mich dorthin führt, wo ich wirklich hin muss: Rein in die Notaufnahme, dann links, dann nochmal links, da sind zwei Schalter. Freundlicherweise ist keine Schlange. Es kann zwar keiner englisch, aber meine Daten sind durch die Online-Anmeldung ja schon im System. Ich erhalte einen Beutel mit Stäbchen und Röhrchen, den ich selbst tragen soll (mit anfassen!), und dann führt man mich zurück in den Container. Hier kriege ich ein Stäbchen in die Mundhöhle, harmlos, und eins durch die Nase in den Rachen, weniger angenehm. Ungewohnt dabei, sie nimmt mir die Maske ab, d.h. berührt meine Maske, und geht nur auf einer Seite durch die Nase. Bei den Teststationen in Bayern wird nur durch den Mund tief im Rachen gerührt, und das nur durch ein Fenster. Wie auch immer, ich bin hier fertig und kann weiter. Bloß raus aus der Stadt.
Es geht wieder in die Berge, auf eine Hochebene. Ich bin der einzige weit und breit - halt der Highlander. Hier ist sogar mal kurz Aussicht:
Es ist wie überall wenig Betrieb und ich sehe heute 0 andere Motorradfahrer. Pässe knacken bei Schlechtwetter ist ein hartes Geschäft. Hier steht als Foto-Tipp "Landschaft" in der Beschreibung.
Immerhin keine Mülltonnen
Kleiner Lichtblick zwischendurch:
Danach kommt wieder eine lange Überführung und wie schon erwartet verlassen mich die Kräfte, denn leider geht während der letzten Stunde der Regen erst richtig los, und neben den Handschuhen wird auch die Hose undicht, trotz Regenkombi. Dabei hat es auch nur noch 8°C und mir ist schon lange echt kalt. Wäre der Tracer-Tank-Umbau vor der Reise gelungen, hätte ich jetzt auch Sitzheizung. Aber das nur am Rande. Beim letzten Tankstopp suche mir also ein Hotel mit Restaurant, und werde für 28 Euro fündig, wenn auch 20 km abseits der Route. In den Bewertungen ist von sicherem Motorradparkplatz die Rede.
Die letzten Kilometer ziehen sich wirklich. Dass es durch eine schöne Schlucht geht tröstet mich nicht, ich gucke fast schon mehr auf die restlichen Kilometer als auf die Straße. Völlig nass und durchgefroren komme ich am Hotel an, aber die Tür ist vergittert und drinnen ist es dunkel. Nein, bitte nicht auch noch das. Ich wende, parke davor, da hält ein Passant. Den quatsche ich an: Hotel apierto? Si! Das Hotel ist offen! Klar, es hat mehrere Türen. Ich fummle mein Gepäck runter, was ewig dauert, und werde nach der Garage gefragt. Der Passant ist wohl der Wirt. Klar will ich in die Garage! Er geht zu Fuß 100 Meter weiter, und öffnet er Tor zu ca. 60 qm mit Sandboden, Enduro, Traktor und 3 Autos. Das passt für mich.
Einchecken und den Krempel aufs Zimmer zerren, raus aus den nassen Sachen. Leider muss man ja erst mal lüften. Leider ist die Heizung kalt, aber eingeschaltet, und Fön gibt's auch nicht. Aber ein heiße Dusche hilft auch ohne Haarwäsche.
Für Madrid buche ich mir noch ein anderes Hotel, denn das Ibis vermietet zwar ein günstiges Einzelzimmer, warnt aber nach der Buchung, dass es kein Fenster habe, und man ein Upgraden buchen kann (kostenpflichtig). Wer vermietet denn in einer Pandemie ein Hotelzimmer, das man nicht lüften kann? Bait and switch heißt die Devise, oder zu deutsch, Lockangebot. Ach ja, und den beworbenen Airportshuttle gibt's eigentlich schon, man soll aber lieber ein Taxi für 30 Euro nehmen. Da nehme ich lieber ein anderes Hotel.
Und dann muss ich mich für einen Yamaha-Händler entscheiden, der mein Motorrad bespaßen und beherbergen darf, während ich in Schlandland meinem traurigen Arbeitnehmerdasein fristen muss:
a) außerhalb, 1h Zugfahrt, sympathisch
b) näher dran, aber keine Öffis
c) so halb, Öffis umständlich, will als einziger Geld fürs Parken, dafür aber gleich 400 Euro (nein, der wird's nicht)
Positiv dagegen, dass mich schon abends das Ergebnis des PCR-Tests erreicht: Negativ. Damit fällt der Restaurant-Besuch gleich leichter - ohne schlechtes Gewissen.
Zielerreichung:
67,1% von 295 spanischen Passknackern
Alles nass außer Jacke
2 von 2 Covid Tests negativ