Sa 22.6. Regenvermeidung, Süden, Col de la Bonette
Morgens bei Tageslicht sieht unsere Parzelle sehr gediegen aus.
Wir haben auch die Parzelle daneben angemietet, um die Autos in der Nähe zu haben. Das kostet dann zwar etwas mehr, aber mit insgesamt 10 Euro pro Person und Nacht noch absolut überschaubar. Heute ist laut Wetterbericht weiterhin der einzige Tag mit nennenswerter Regenwahrscheinlichkeit, daher planen wir spontan aus der Hüfte eine Route in den Süden, denn dort ist im Tagesverlauf am wenigsten Regen angekündigt. Im nächsten Ort gibt es einen Bäcker, wo das Frühstück besorgt wird, dass dann 20 km weiter am Wegesrand verzehrt wird. Es gibt freundlicherweise immer wieder Sitzgelegenheiten dafür.
Wir planen nun spontan die Route weiter und entscheiden uns für eine Runde Richtung Osten, die über den schon geöffneten Col de la Bonette führt. Unterwegs nehmen wir natürlich noch alles mit, was geht: Col de Robines, Col de Toutes Aures, Col de Valberg, Col de Ste-Anne, Col de la Couillole sind geplant. Schon hinter dem Col de Robines erreichen wir einen unverschämt schönen See namens Lec de Castillon, und da ist auch noch ein Cafe direkt dran: Snack du Lac. Da kann doch nicht vorbeifahren! Außerdem ist es eine prima Kulisse für Fotos. Also knippsen wir, bis die Moppeds magersüchtig werden, und kehren dann ein. Hier kann man es echt gut aushalten.
Auf der weiteren Strecke entdeckt Michael eine alte, schmale Brücke, die bis 2 Meter Breite und 3 Tonnen freigegeben ist, die eine nette Fotolocation abgibt.
Diese KTM ist unter 2 Meter breit und unter 3 Tonnen schwer, aber wenden wäre spannend
So landen wir schon wieder in dieser wundervoll zu fahrenden Schlucht mit dem roten Gestein, den tollen Aussichten und den Einbahnstraßentunneln. D2202 heißt die Straße, Var der Fluss, und Gorges de Daluis das Naturschutzgebiet.
Hier erwischt uns der Regen dann doch und wir schlüpfen in die wasserdichten Klamotten. Der Regen hört bald wieder auf, die Straßen sind trocken, aber es ist etwas frisch. Den Col de la Bonette hoch wird ordentlich der Fahrspaß zelebriert, und meine MT-09 zeigt, was sie kann. Besonders dem Vier- und dem Zweizylinder. Hier mit den Augen von Manuel als Standbild und als Video:
Anbei erste bewegte Bilder vom Col de la Bonette am ersten Tag:
Der serienmäßige Quickshifter hilft, den 1. Gang sinnvoll zu nutzen. Da sie etwas lang übersetzt ist, muss das wohl auch sein, wobei ich mich stellenweise mehr nach vorne lehnen müsste, als mir mit Tankrucksack möglich. So oder so, seriöses Passgebretzel mit Freunden ist das höchste der Gefühle. Auch für Manuel mit dem Vierzylinder.
Genau dafür habe ich die MT-09 gekauft, und zwar vor 7 Monaten! An der Passhöhe auf 2715 Metern wird auf den Rest gewartet. Die noch mit 2802 Metern höhere Schleife zum Cime hat leider noch zu. Für ein ordentliches Gruppenfoto ist es hier aber zu voll.
Die Nordseite ist dann bald wieder sonnig. Im Tal teilen wir uns auf: Sebastian und Michael wollen sich zum Col et Tunnel de Parpaillon auf 2636 Meter hoch schottern. Vor 3 Jahren waren wir schon hier, Michael und ich sind damals an den Schneemengen gescheitert. Ich wünsche viel Glück, auf Schlamm habe ich keine Lust, und Manuel natürlich erst recht nicht. Vielleicht gegen Ende der Woche, aber nicht an einem Regentag.
Manuel und ich besuchen stattdessen den Col de la Cayolle, mit 2326 Meter auch nicht gerade flach. Dafür muss man 27 km eine einsame schmale Straße eine Schlucht entlangfahren, und zurück das gleiche nochmal. Freundlicherweise lassen uns alle Autos sofort passieren. Weil die Strecke recht holprig ist, machen wir zur Hälfte Pause. Schon vor der Passhöhe ist die Aussicht beeindruckend und entschädigt für die Strapazen.
Wir müssen den gleichen Weg zurück, haben aber Lust auf Gastro, und tatsächlich liegt knapp unter der Passhöhe ein Gasthaus, das aber recht verlassen aussieht. Ich will an den Pollern vorbei zum Gucken am Eingang vorbeifahren, zwischen den leeren Bänken hindurch. Manuel folgt. Leider ist der Platz recht tief geschottert und die Wende klappt nicht so gut.
Dann kommt auch noch jemand aus dem Gebäude gestürmt und beschwert sich intensiv, dass wir hier durchfahren. Wer traut sich denn bitte in Frankreich, Motorradfahrer anzupflaumen? Immerhin, offensichtlich ist geöffnet. Wir parken wieder hintern den Pollern, und die Ducati Monster hier erklärt den Mut des Beschwerdeführers: er ist selbst französischer Motorradfahrer. Wir schieben unsere Spuren im Schotter mit unseren Stiefeln zusammen so gut es geht und entschuldigen uns – der Wirt kann englisch und mag es halt nicht besonders, wenn man quer durch sein Restaurant fährt. Die Heißgetränke schmecken trotzdem und Smalltalk gibt’s auch. Er wohnt hier oben und fährt nicht jeden Tag runter. Trotzdem cooler Arbeitsweg. Klar, dass er da lieber eine MT-09 als eine Ducati Monster hätte.
Danach geht’s auf schnellstem Weg zum Zeltplatz. Die „Bundesstraße“ den See entlang und der Pass zum Campingplatz in Montclar hoch werden unsere Hausstrecke für die folgenden Tage sein. In Montclar gibt es einen kleinen Supermarkt, wo wir noch kurz Getränke und Snacks für den Abend einkaufen. Wir sind die ersten am Campingplatz, aber Michael und Sebastian kehren bald darauf zurück und berichten begeistert von ihren Erlebnissen. Das können Sie hier sicher auch selbst ![]()
Unsere Route heute (#12 ist der Abstecher von Manuel und mir), 357 km: