Frankreich ist mein Lieblingsreiseland, und mit Manuel, Michael und Sebastian war ich schon mehrmals dort. Wir sind ein eingespieltes Team. Wir reisen mit Auto und Anhänger an und nutzen einen Campingplatz als Basislager, wo wir Luxuscamping betreiben: Jeder hat sein eigenes Zelt, und als privaten Gemeinschaftsraum gibt es einen ordentlichen Pavillon mit Tisch, vier Stühlen, Beleuchtung und einer großen Kühlbox. Touren fahren wir mal alle zusammen, mal in verschiedenen Grüppchen, oder auch mal jemand solo - alles kann, nix muss. Wir sind alle versierte Motorradfahrer ohne Angst vor Kurven und Kehren. Nur am Schotter scheiden sich die Geister: Michael und Sebastian JAAAAAAAA *geifer*, Manuel NEEEEEEEEEEEIN *wegrenn*, ich eigentlich ganz gerne, muss aber nicht sein, schon gar nicht mit der MT-09. Als Zielregion haben wir uns dieses Jahr für den Lac de Serre-Ponçon entschieden, der liegt zwischen Gap und Barcelonette. Von dort kann man die Route des Grande Alpes fahren, aber auch ins Vercours, zum Monte Ventoux und nach Italien. Es gibt kurvige Passstraßen ohne Ende auf Asphalt und Schotter, darunter mit dem Cime de Bonette die höchste Straße Frankreichs und die zweithöchste legal befahrbare in Europa. Passknacker kennt folgende Höhepunkte, und unser Basislager ist rot markiert:
Außerdem gibt es den See selbst, und noch weitere Seen. Als Reisezeitraum haben wir uns auf Ende Juni geeinigt: Da sind die Pässe normalerweise schon offen, aber es ist noch nicht brutal heiß und vor allem nicht überfüllt, weil es vor den Sommerferien ist. Es gibt einen Feiertag in der Vorwoche, so dass man 6 Fahrtage und 2 An-/Abreisetage partnerkompatibel unterbringen kann. Oder man schraubt, packt und wäscht je 1-2 Tage davor und danach
Wir sind, von links nach rechts:
Michael hat erstmals seine KTM 1090R Adventure im Auslandseinsatz. Gegenüber der BMW R1200GS hat er so mehr offroad-Fähigkeiten, mehr Leistung und ein sportlicheres Image. Das etwas dröge Image der Marke BMW und insbesondere des Boxers passte nie zu recht zu ihm. Er ist in der Vergangenheit schon mal vom richtigen Weg abgekommen und tritt als Rheinländer und erfahrender Zweiradpendler bürokratischen Regelungen und Bedenkenträgern gelassen entgegen. Schotter ist sein Element, und so steht seine KTM auf 21/18" auf Reiseenduroreifen, während der Rest von uns Tourensportreifen fährt. Michael bringt Pavillon und Kühlbox mit und ist dadurch mit natürlicher Autorität ausgestattet. Er kennt sich in der Region gut aus und will nicht unbedingt immer nur Motorradfahren.
Sebastian startet unverändert auf seiner KTM 690 SMC-R und ist wahrscheinlich der beste Motorradfahrer von uns, noch dazu der jüngste. Ihn zeichnen ein sehr hohes Grundtempo und völlige Gelassenheit gegenüber den Schrulligkeiten seiner KTM und sportlichen Herausforderungen im Allgemeinen aus, ohne jedoch auf Sicherheit zu verzichten. Schotter fährt er auch mit Straßenreifen gerne. Dank der Sitzhöhe der KTM ist er immer für Slapstick zu haben. Er fährt gerne anspruchslos hinterher und plant keine Routen selbst, oder nur heimlich. Dafür stellt sein abendlicher Durst unsere Kühlbox auf eine harte Probe.
Ich starte diesen Urlaub erstmals auf der Yamaha MT-09. Im Lastenheft standen gegenüber der Versys 650 mehr Leistung, weniger Gewicht, und es sollte eine Naked sein. Der Dreizylinder verführt zu einer sportlichen Fahrweise, zickt aber keinesfalls rum, wenn man es ruhiger angehen lässt. Ich muss mich noch dran gewöhnen, jederzeit zu viel Leistung abrufen zu können, da ist diese Tour ohne das wachsame Auge deutscher Ordnungshüter genau richtig. Ich habe dieses Motorrad letzten Herbst genau für solche Touren gekauft, und zuvor nur 300 km bewegt. Ich sammle nebenbei Passknackerpunkte bei diesem Urlaub (oder umgekehrt?), und habe dafür die Routen geplant. Motorradfahren ist meine Lieblingsbeschäftigung, insbesondere auf kurvigen Bergstraßen in Frankreich.
Manuel startet auf einer Kawasaki Z900 statt einer MT-07 Tracer. Er wollte einen Vierzylinder und außerdem einen Vierzylinder. Es war ihm wichtig, dass es ein Vierzylinder sein soll. Außerdem sieht sie gut aus und Manuel mag das Fahrwerk seines Vierzylinders. Manuel fotografiert sein Motorrad (mit dem Vierzylinder) sehr gerne und ist inzwischen erfolgreicher Instagrammer geworden, so dass er auch mal länger fotografiert. Ich fahre schon meine ganze Motorradkarriere mit ihm und habe ihn auch schon mal auf einem Vierzylinder mit 150 PS alt aussehen lassen. Er teilt das Passknackerhobby mit mir, ist aber nicht so besessen.