Michael berichtet von seinem...
ZitatAlles anzeigenAbstecher zu Col et Tunnel de Parpaillon:
Ich hatte mir für diesen Urlaub fest vorgenommen, einen erneuten Versuch zu starten, den Col et Tunnel de Parpaillon zu erreichen, nachdem der letzte Versuch 2016 durch großflächige Schneefelder vereitelt wurde. Auf dem Col de la Bonette strahlte uns aus Richtung Norden schönstes Wetter entgegen und es war noch keine 15:00 Uhr. Da der Parpaillon nicht weit weg war, wollte ich es versuchen. Auf eine kurze Frage in die Runde, wer mit kommen wollte, meldete Sebastian Interesse an. Blahwas hatte nicht ganz zu unrecht Bedenken wegen der ausgiebigen Regenfälle am Vormittag hinsichtlich Schlamm und eventuell Schnee in höheren Lagen. Wagen wollte ich es trotzdem. Mit einer MT09 oder Manuels Z900 hätte ich es auch gelassen. Das Wetter blieb stabil, doch wir ließen die Regenkombis noch an, wohlwissend, dass es auf über 2.600m Höhe empfindlich kühl werden würde. Wir machten uns auf den Weg nach La Condamine-Châtelard, von wo aus die Passstraße Richtung Nord-Westen startet.
Der erste Teil des Weges führt durch einen Wald und ist recht einfach zu fahren. Er besteht aus Schotter und einigen kleineren matschigen Stellen und tiefen Pützen, die man aber umfahren kann. Dann lichtet sich der Wald und es eröffnet sich ein weites Tal. Von hier an wird der Weg anspruchsvoller und die Felsbrocken nach und nach größer.
Einige Querrinnen, durch die Regenwasser abläuft und einige glattere Steinplatten sind kein Problem, aber man muss wegen scharfer Felskanten auf seine Reifen achtgeben. Der Weg wird enger, die Temperatur fällt mit jedem Meter und ich hoffe insgeheim, dass sich nicht hinter der nächsten Biegung ein unpassierbares Schneefeld über den Weg legt. Wir legen eine Trink- und Fotopause ein und genießen die Landschaft. Die Murmeltiere kümmern sich nicht weiter um uns und zeigen sich wenig scheu.
Ein kleiner Größenunterschied der Maschinen ist nicht zu verleugnen
Ich freue mich über jeden Meter Schotter, Fels und Singletrail. Das angedeutete Stollenprofil bietet ausreichend Grip. Sebastian hat mit den Straßenreifen Mühe und fährt angemessen vorsichtig. Dafür lässt er mich auf der Landstraße mit seinem Flitzer locker stehen. Nach 5 Minuten starten wir den Endspurt. Hinter der nächsten Kurve liegt ein größeres Schneefeld, aber es scheint aus der Ferne betrachtet eine kleine Spur frei zu sein. Und tatsächlich, eine Reifenbreite direkt an der Kante ist noch frei und wir fahren SEHR vorsichtig über den Schnee, um nicht eine unfreiwillige motorisierte Schlittenfahrt talwärts zu riskieren. Alles geht glatt
und wir gelangen zum nächsten Hindernis einer engen Durchfahrt rechts und links durch Felsen begrenzt. Aber wir passen durch und einige Kurven später sehen wir den Tunneleingang. YES! Um diese frühe Jahreszeit hier hoch zu kommen ist alles andere als wahrscheinlich.
Wir schießen stolz unsere Siegerfotos und inspizieren dann den Tunnel.
Doch wie zu erwarten war ist der Tunnel aufgrund einer sehr dicken spiegelglatten Eisschicht unpassierbar. Das ist nicht weiter tragisch, weil die Anfahrt von der Nord-West-Seite wohl recht einfach und unspektakulärer ist, als unsere Seite. Wir entschließen uns, den Tunnel zu Fuß zu erforschen. Allerdings verschluckt der Tunnel jedes Licht unserer Smartphone-Taschenlampen vollständig und wir sehen nicht mehr, wohin wir treten. Und die Pfützen werden tiefer. Wir beschließen umzukehren.
Sebastian füllt noch seine 3 Liter Benzinreserve aus dem Kanister in den Tank und dann machen wir uns auf dem Rückweg. Auf dem Weg nach unten stürmt mir ein Murmeltier entgegen, da ich ich mich wohl schon zwischen ihm und seinem rettenden Bau befinde. "Mach keinen Scheiß, ich habe schon ein Reh auf dem Gewissen!". Doch es flitzt knapp an mir vorbei. Glück gehabt.
Die Abfahrt klappt reibungslos und wir kommen zurück im Tal an. Dort stehen zwei geländefähige Rettungsfahrzeuge bei einem kleinen Zeltlager. Offensichtlich hat sich jemand verletzt. Im ganzen Tal gibt es kein Netz, daher sollte man die Strecke hoch zum Tunnel nicht alleine fahren. Wer da oben verunglückt kann nicht damit rechnen, dass jemand in den nächsten Tagen vorbei kommt.
Im Tal tanken wir in Jausiers an der kleinsten denkbaren Tankstelle, einer einzelnen Zapfsäule vor einem Hotel. Den Tankbetrag muss die Wirtin draußen an der Säule ablesen. Wir machen noch einen kleinen Zwischenstop beim Supermarkt und fahren sehr zufrieden zum Platz zurück.
Nach dem gemeinsamen Abendessen bestehend aus Pizza und Paella, werden noch die Motorräder durchgecheckt. Die Patina aus jeder Menge Dreck sind sieht ausreichend verwegen aus und wird nicht angerührt. Allerdings sifft Sebastians Gabel ein wenig, also werden die Staubkappen abgezogen und der Dreck unter den Dichtringen beseitigt. Die Operation war erfolgreich. Es hatte sich offensichtlich ein Steinchen und das Gummi gemogelt. Ein sehr schöner erster Tag, zumal die Wettervorhersage für die kommenden Tage schönstes Wetter verspricht.
Unsere Route des heutigen Tages: