Do 27.6. Gemütlicher Ausklang
Ist heute echt schon der letzte Fahrtag? Was machen wir da? Die Entscheidung fällt auf "Best-Of als Gruppe". Also fahren wir noch mal an den See vom ersten Fahrtag, dort werden wir baden und essen. Daher soll die Tour heute deutlich kürzer werden. Wir können uns auch fast auf eine Route einigen: Ich will noch einen unerledigten Passknacker einsammeln, was Michael zu schmal und verwinkelt ist, aber ab dem zweiten Zwischenziel sind wieder auf einer Route unterwegs.
Erneut gibt es Brötchen im ersten Ort. Michael seilt sich zum Tanken ab, er hat ja auch den größten Tank, und ich fahre meine Nebenstrecken. Sebastian und Manuel kommen mit. Die Strecken sind tatsächlich eng und verwinkelt und es sind Bauarbeiten im Gang, an denen wir uns aber vorbeiquetschen dürfen. Sonst drohen Schilder bis zu 45 Minuten Wartezeit an. Das macht aber nichts, denn wir werden durch die Baustelle gewunken.
Dann fangen wir Michael wieder ein und zelebrieren ein letztes Frühstück am Wegesrand. Dieses Mal liegt der Fokus aber nicht auf Sitzgelegenheiten, sondern auf Schatten. Weiter geht es über die Hauptstrecke. Leider finden wir keine geeignete Kurve für Posingfotos. Am Col de Orme erkenne ich einen Blitzer früh und mache extra langsam, was zwei Fahrer hinter mir aus irgendeinem Grund als Aufforderung zum Überholen verstehen. Tjaaa.
Am Snack du Lac springen die KTM-Fahrer tatsächlich in den See, während die Nipponbiker sich nur bis zu den Füßen rein trauen und ansonsten die Sieben Sachen bewachen. Dann wird im Snack du Lac getafelt und die weitere Route ausbaldowert. Auch hier will ich weder eine Sonderlocke namens Col du Défend, 21 km Umweg, verspreche aber, den Rest der Truppe wieder einzuholen. Auch der Col des Champs spaltet die Gruppe, Manuel und ich wollen, Michael und Sebastian eher nicht. Spätester gemeinsamer Treffpunkt ist damit der Col de Allos.
So fahre ich alleine im Passknackerrausch diesen Nebenstreckpass ab und genieße Kurven, Landschaft und biege bald zum Colle Saint Michel ab. Von Michael ist aber nichts zu sehen. Dafür aber umso mehr Landschaft.
Also weiter zum Col des Champs, ein Abstecher zur Passhöhe von Westen her. Auch hier kommt mir noch keiner von meiner Gruppe entgegen. Dafür haut mich die Aussicht um.
Völlig verwirrt bin ich, als mir nach dem Umkehren bei der Abfahrt Manuel entgegenkommt – wieso bin ich denn nun vor ihm? Bin ich jetzt auch vor den KTM? Auf jeden Fall bin ich vor allen anderen Motorradfahrern, wenn man sie nach Tempo sortiert, und freundlicherweise lässt einen jeder früher oder später passieren, oder sie sind so langsam und mit sich beschäftigt, dass ich völlig problemlos sicher überholen kann. Danke! Den Col de Allos hoch wird es wieder richtig schick. Jenseits der Passhöhe kehre ich ein – und ich bin tatsächlich der erste. Was machen die anderen bloß? Aber das können sie ruhig selbst erzählen.
Den Col de Allos abwärts tausche ich mit Manuel, der MT-09 fahren will. So habe ich nun eine Z900 unter mir. Zunächst fällt auf, wie krass tief man hier sitzt, verglichen mit meiner MT-09 mit der geraden Street Rallye-Sitzbank. Der Tank ist deutlich höher als die Sitzbank und die Sitzmulde ist eng. Mit anderen Worten, das Mopped tritt einem bei jeder Bodenwelle mit dem Zorn einer betrogenen Ehefrau ins Gemächt. Schön ist anderes. Die Michelin Road 5 überzeugen mich auf diesem Belag hier nicht; ich kann jederzeit Rutscher vorne und hinten produzieren. Der Motor ist drehfreudig, ohne Schrulligkeiten und deutlich kürzer als die MT-09 übersetzt. Das gleicht die 30 kg Mehrgewicht zur MT-09 ziemlich aus. Fahrwerk und Brems verhalten sich unauffällig. Leider bummelt Michael als Tourguide sehr rum und reagiert auf keine Signale, und überholen ist auf dieser Strecke nicht trivial, klappt dann aber doch. So kann ich die Z dann auch mal ausdrehen. Ja, die ist einfach zu fahren und man merkt das Gewicht kaum. Aber Vierzylinder sind halt irgendwie langweilig.
Wir fahren nun nach Barcelonette rein direkt zu einem Supermarkt. Ich gebe meine Bestellung auf und fahre mit der MT-09 zur erstbesten Motorradwerkstatt, um das Problem mit dem Ventil beheben zu lassen. Sowas geht in südlichen Ländern einfacher als in Deutschland. Normalerweise wäre ich ja zur Werkstatt gegangen, die es mir eingebaut hat, aber das Motorrad wird wohl nie wieder dort vorbeikommen, weil es nach Reiseende direkt dort verbleibt, wohin ich demnächst umziehen werde. So ist die Yamaha dann schon umgezogen und ich fahre mich dem Zug heim. Also ab zur Werkstatt, erst 10 Minuten ignoriert zu werden gehört wohl dazu, als ich die Aufmerksamkeit des Chefs habe gieße ich etwas Wasser aufs Ventil und er versteht sofort was ich will. Da die Regale voller Reifen sind, erwäge ich noch den Kauf eines neuen Vorderreifens: Dieser MPP3 hier zwar erst 3000 km und erst etwa halb runter, aber die nächste Tour übersteht er nicht, und die Arbeit für Reifen auf-/abziehen muss ich bereits bezahlen. Ich frage nach einem Preis, er nennt 140 Euro inkl. Alles, ich gucke gequält. Der Chef zaubert am PC und es kostet nur noch 125 Euro. Das ist kein sensationeller Preis, aber angesichts der Umstände kommt das gerade recht. 20 Minuten später ist das Motorrad fertig, der Mechaniker stellt mir die Rechnung… über 140 Euro. Kam da noch Steuer drauf? Ich diskutiere nicht lange rum, Geld ist meinerseits ausreichend vorhanden und der Service war Klasse. Nachdem ich bezahlt habe kommt der Chef dazu und wundert sich über den Betrag. Der Mechaniker sagt, der hat doch schon bezahlt. Ich packe derweil ein und kümmere mich nicht drum. 100% fair ist anders, aber so gibt’s dann halt kein Trinkgeld und keine namentliche Nennung. Ich fahre zurück zum Campingplatz.
Abends werden noch die Ereignisse der Rückfahrt der restlichen Truppe besprochen, und die Motorräder aufgeladen. Ich fahre zur Abwechslung bei Sebastian statt Michael mit, denn ich habe am Samstag einen Termin in Nürnberg, und das liegt näher an Sebastians Route. Dann wird der Pavillon abgebaut und ein letztes Mal im Restaurant getafelt. Zur Abwechslung gibt’s für mich mal was Anderes als Pizza oder Burger, nämlich Lamm mit Kartoffelpüree. Das war nicht schlecht, aber typisch Französische Küche ist anders.