Man kann sich auch während der Saison gegenseitig motivieren, mehr zu fahren, und gucken wie man sich so schlägt im Vergleich Ohne dass man jetzt nach jeder Fahrt aktualisiert. Nach jeder Reise reicht (bei mir).
Beiträge von blahwas
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Fr 28.6. Abreise
Morgens klingelt 5:30 Uhr der Wecker, damit wir um 7 Uhr losfahren können, wenn die Schranke an der Ausfahrt sich erstmals öffnen lassen soll. Der Abbau läuft sauber mit dem Schönheitsfehler, dass mein Zelt von unten völlig nass ist. Auf der neuen Zeltunterlage hat sich offensichtlich eine Pfütze gebildet, die weder abfließen noch verdunsten konnte. Daher muss das Zelt zwingend zeitnah ausgepackt und aufgebaut und getrocknet werden, und das heißt, dass es mit zu mir nach Hause muss, statt bei Michael im Auto mitzufahren und irgendwann von mir abgeholt zu werden. Das wird also leider noch mal eng auf der recht kurzen Sitzbank, denn die Packrolle muss auch noch drauf.
Ich fahre mit Sebastian 830 km Auto bis Heilbronn, bzw. er fährt mich. Frühstück kaufen wir bei unserem Wohlbekannten Bäcker, gegessen wird aber erst später am Wegesrand. Sebastian hält sein Auto gerne sauber, im Gegensatz zum Motorrad. Dafür haben wir das elegantere Gespann.
Manuel und Michael (M&M) tauchen wenig später auf und gesellen sich dazu. Dann geht die endlose Fahrerei los. Wir stehen 10 Minuten im morgendlichen Verkehr bei Grenoble (liebevoll Grenobyl genannt), dann läuft es lang rund. Erst in Deutschland auf der A5 haben wir wieder reichlich Stau, es ist ja auch Freitagnachmittag. Dann endlich laden wir an einem Parkplatz an der A6 die Yamaha ab und mein Gepäcktetris beginnt, natürlich in der prallen Sonne.
Schließlich finde auch noch einen Platz für meine fünf Buchstaben und beginne die 175 km Heimreise auf eigenen Rädern. Irgendwelche Passknacker liegen leider überhaupt nicht auf dem Weg, und durch die kurze Nacht bin ich auch eher nicht fit genug für weite Umwege. Nach 1,5 Stunden Autobahn kommt endlich die Ausfahrt, und es folgen 20 km Landstraßen. Da es 20 Uhr ist, wird es jetzt frisch, und ich bin froh, die Membraninnenjacke zugänglich verpackt zu haben.
Freundlicherweise ist es noch hell, als ich am Ziel ankomme, und quäle direkt reichlich die Waschmaschine im Elternhaus. Außerdem baue ich das Zelt im Garten auf. Da weiterhin kein Tropfen Regen angekündigt ist, kann dabei ja nicht viel schiefgehen. Die anderen drei sind auch alle gut heimgekommen. So ist der Urlaub nun zu Ende, nur dass ich noch nicht ganz daheim bin.Sa 29.6. Zwischenstopp Nürnberg
Heute Abend habe ich „20 Jahre Abi“-Klassentreffen, und vorher treffe ich noch einen Motorradkumpel, der sich gerade eine Duke 790 zugelegt er. Er will damit seine SuperDuke 950 ersetzen. Mit den beiden hatte ich der Vergangenheit viel Spaß auf Alpentouren, und so genießt man den Mittag in einem Biergarten, wie sich das in Franken halt so gehört.
So 30.6. Nürnberg nach Essen
Die letzte Etappe meiner Reise verläuft wenig glorreich mit dem Zug, da ich die MT-09 in Nürnberg lasse - ich werde in ein paar Wochen dorthin umziehen, und so ist schon eines von drei Fahrzeugen umgezogen. Das Gepäck wird insgesamt sehr viel, weil ich die Campingsachen alle noch in den folgenden Wochen brauche – nur das Zelt nicht, da habe ich ein zweites. Da ich auch nicht alle Motorradsachen anziehen will, stopfe ich Stiefel und Hose in die Packrolle. Die geht dann zwar nicht mehr ganz zu, aber es bleibt alles drin.
Der Schultergurt sorgt für eine sofortige 180°-Drehung, und ich mache mir angesichts des Gewichts auch Sorgen über die Haltbarkeit dieser zwei Haltepunkte. Also verwende ich die beiden Trageschlaufen, dann sind es vier Haltepunkte. Das Ganze ist derart schwer, dass ich mich von einer Nachbarin zum Bahnhof fahren lasse, statt zu laufen, und in Essen fahre ich dann Taxi. Der Luxus darf sein, denn ansonsten war dieser Urlaub sehr günstig. Die Bahn war heute besser als ihr Ruf: Meine beiden Züge waren pünktlich, klimatisiert, sauber und nicht überfüllt. So bin ich dann Sonntagnachmittag wieder gut daheim, und die allermeisten Klamotten sind sogar schon frisch gewaschen. Die Versys lauert auf die nächste Ausfahrt ab Essen, und die MT-09 lauert auf die nächste Ausfahrt ab Nürnberg.
Fazite folgen
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Manuel berichtet von seinem Mittwoch:
ZitatSocial Media Day für Manuel
Da ich ja mittlerweile doch erfolgreicher mit Instagram bin und die Alpen eine prima Kulisse sind, nehme ich mir vorm Urlaub vor, einen Tag nur für Social Media Content zu produzieren. Das heißt alle Nase lang Stopp für Fotos und auch paar mehr Youtube Videos machen. Auf dem Plan stehen der Montgenevre, der Izoard, der Allos und der Bonette von Norden, nachdem wir ihn von Süden her schon im Nassen am ersten Tag gefahren sind. Nass werde ich auch noch, aber dazu später mehr.
Vor allem auf den Izoard freue ich mich, da der eng, tricky aber doch sehr geil zu fahren ist. Eben nix für jedermann, sondern schon einer Herausforderung.Morgens möchte Miss Kawa aber erstmal zur Tankstelle, sie sagt mir 60 km Range. Ok, ins Navi geschaut und gesehen, dass in 40 km auf der Route eine Versorgung ist. Da ich nicht so auf Abenteuer wie der Yamaha- oder KTM-Fahrer stehe, suche ich im Navi nach der nächste Tanke im Umkreis und kloppe die als erstes Zwischenziel ins Navi.
Flux getankt und danach wieder zurück auf die Route.
Dabei durch dieses schöööne Tal gekommen, ok die Fotos sind etwas extrem für Insta bearbeitet, macht aber trotzdem gut Stimmung:Danach geht auf schnellsten Weg nach Briancon, aber nicht ohne noch einen Pass zu knacken, den Col Lebraut, sehr schön zu fahrende Strecke.
Die Strecke bis Briancon ist wieder langweilig und nun entdecke ich, warum ich den Blitzer von letzten Mal fast übersehen hätte. Der blitzt von oben und steht direkt hinter einem Schild. Pöhse Falle.
Durch Briancon durch wird es etwas französischer vom Fahrstil her, weil auf der Hauptstraße eine Baustelle ist. Aber nun gut, ich bin mittlerweile assimiliert.
Den Pass hoch lasse ich so es gut fliegen und dabei überhole ich, ganz französisch mittlerweile, die Autos der Baustellenampelschlange fast in einem Rutsch und habe danach freie Fahrt, dass es eine wahre Freude ist:
Oben mache ich einmal ein Bild nach Bella Itlalia rein:
Nach links beginnt hier übrigens die von BDR beschriebene Kältekammer.
Und einmal Vive la France:
Runterzu passiert nichts Besonderes und ich beschließe, mich in Briancon einzudecken mit Nahrung und Gatorade, um für den Izoard gestärkt zu sein.
Also flugs den erstbesten Supermarkt angesteuert, bisschen was eingekauft und die Kaffeetränke geentert. Direkt an der Kaffeetränke stand im Supermarkt freundlicherweise noch ein Stehtisch, sodass die Vesper beginnen konnte. Mir ist die Lokalität meiner Essensaufnahme relativ egal, solange es nicht komisch riecht oder so.Danach ging es den Pass hoch auf den schon die ganze Zeit gewartet habe, den Izoard. Eine wahre Freude. Nix los, weil unten im Tal die Hauptstraße lang führt. Grip Grip und die Straßenführung, ein Träumchen. Die Kawa ist schon zu übermotorisiert, da reicht fast der erste Gang von Kehre zu Kehre. Es macht halt schon Spaß den R4 mal bisschen schreien zu lassen. Scream for me Baby.
Oben auf dem Izoard mach ein zwei drölf Bilder:
Runterzu geht es weiter im schönen Tempo, ich halte an der Felsnadel die dort so in der Gegend rumsteht auch für ein Bild:
Danach gehts den Allos hoch, der ist leider ein wenig langweiliger, weil zwischendurch arg durch ein Skigebiet zugebaut. Was mir auffällt sind die vielen Parkbuchten um Schneeketten anzulegen. Aber warum sollte ich im Sommer so etwas tun? Damit darf ich doch nur 50 fahren...
Oben ist die Aussicht klasse
Ich lasse mir meine Wasserflasche wieder auffüllen, nicht ohne eine Frage vom Wirt zu bekommen ob das Wasser "pour moi" (für mich) "ou pour la machine" (fürs Mopped) ist. Natürlich für mich. Aber die Frage spricht schon Bände...
Runterzu folge ich einer Gruppe aus Spanien und die letzte Fahrerin mit einer 12er GS wollte mich schon vorbeilassen, aber ich bin grade im Chillmode unterwegs und bummle hinterher.
Am Hotel Sans Souci in Jausiers tanke ich wieder, weil es danach auf den Bonette hoch geht und da weit und breit keine Zivilisation ist. Aber dort oben ist die Aussicht geil:
Erfreulicherweise ist die Cime de la Bonette offen und ich darf bis auf 2860m hochfahren. Oben tritt ich einen aus dem Kreis GL, was quasi Nachbarn für mich sind. Klein ist die Welt.
Die Regenwolke auf dem Bild wird mir gleich noch Freude bereiten.
Aber erstmal geht‘s den Bonette wieder runter. Natürlich mache noch paar Selfies, ich will ja meine Follower entsprechend unterhalten.
Die schwarze dunkle Wolke sehe ich immer näher kommen, und eine nasse Straße bereitet nichts Gutes. Fast ganz unten kommt mir eine S1000RR entgegen, wo der Fahrer ängstlich gen Himmel zeigt.
Kaum in Jausiers angekommen haut es auch schon runter, dass es nicht mehr feierlich ist. Ich halte an der ersten Gelegenheit zum unterstellen und gucke aufs Regenradar. Ok, ich müsste also zwei Stunden warten bis der Schauer vorbei ist. Könnte spät werden und ich habe keine Lust auf rumstehen. Eine Regenkombi oder Membran habe ich aber auch keine bei. Wer konnte denn auch mit Regen rechnen. Zum Glück hat der Tankrucksack eine Regenhaube und die Kriega US-10 Hecktasche ist wasserdicht. Also alles Empfindliche (dachte ich) da reingepackt und losgefahren. Binnen Sekunden war ich bin auf die Unnerbux durch, aber nützt ja nix. Dafür habe ich jeden Motorradfahrer mit Weichei betitelt, der sich irgendwo untergestellt und gewartet hat... Zwischendurch stelle ich fest, dass ich das vorm Urlaub gekaufte, 170 € Bose Headset in der Jackentasche hatte, die nicht wasserdicht und somit völlig durchnässt ist... Zum Glück ging es noch und ich keinen 170 € Schrott produziert.
Naja, nach 20 Minuten war das Schauspiel auch schon wieder vorbei und meine Kombi etwas sauberer. Und wusstet ihr, dass sich die 30° danach im Fahrtwind noch nie sooo gut angefühlt haben? Ich bin extra noch bisschen um den Quark gefahren um weiter trocken zu werden. Abends erzähle ich die Erlebnisse des Tages und höre von Michaels Privatpools und dem Ausflug an den See. Ja, hat auch was.
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Michael berichtet von seinem Donnerstag:
ZitatTagestour mit krönendem Abschluss:
Der letzte Tag bot alles, was ein Urlaubsabschluss benötigt: Schöne Strecken, tolle Landschaften, kühlende Seen. Irgendwas fehlt noch. Ach ja, Spiel Spaß und Spannung. Die spare ich mir für den Schluss auf.
Irgendwie fahren wir heute alle fast die gleichen Strecken aber immer mit kleinen Sonderlocken, Umwegen und in wechselnder Besetzung. Die Strecken und Landschaft haben viel zu bieten. Auf dem Col de Allos gibt es noch einen kleinen Abstecher von Sebastian und mir zu einer Bergstation eines Skilifts zum Fotoshooting.
Vom Allos fahren wir gemeinsam bergab. Ich fahre in zügigem Tempo die enge Passstraße herunter. Blahwas und Manuel tauschen die Motorräder. Ich bemerke Blahwas Ambitionen zu überholen hinter mir erst nach geraumer Zeit, weil ich mich auf die Strecke konzentriere. Mein zügiges Tempo (keine Heizerei) nennt er Bummeln und fliegt irgendwann an mir vorbei. Er wartet später am Ende der Passstraße. Die Rasten von Manuel Z900 sind jetzt angeschliffen.
Zum Glück fragt er mich nicht nach einem Fahrzeugwechsel mit meiner schönen KTM
Wenn hier jemand was anschleift, dann bin ich das!
Blahwas sucht sich danach einen Reifenhändler, der sich den Druckverlust am Vorderrad anschauen soll. Angesichts des bevorstehenden nächsten Urlaubes eine gute Entscheidung. Manuel, Sebastian und machen uns auf den Rückweg mit einem Stopp beim Supermarkt. Es werden noch Einkäufe für den Rückweg benötigt. Beim Losfahren vom Supermarkt kündigt Manuel an uns am Pass "herzubrennen". Aha. Wir schauen etwas verwundert und fahren los. Alles läuft rund und wir nähern uns dem Campingplatz. Auf dem Weg nach oben stört eine kleine Baustelle. 30m lang einspurig und die Ampel ist rot. Der Gegenverkehr ist lange weg und neuer weit und breit nicht in Sicht. Noch 40 Sekunden. Das nervt. Sebastians Blick und meiner treffen sich. Ein kurzer Blick und wir geben Gas. Manuel bleibt zurück. So wird das nichts mit dem "Herbrennen".
Dann kommt mein Highlight des Tages. Der Kurvenspeed war ok, aber die Kurve zu eng. Ich komme zu weit nach außen und sehe Split, richte die Maschine auf und lange auf dem Schotterstück neben der Straße voll in die Eisen. Zum Glück ist die Auslaufzone für eine Bergstraße recht großzügig bemessen und durch einen kleinen Erdwall begrenzt, in den ich seitlich schon deutlich heruntergebremst einschlage. Das war sehr nett von dem Erdwall, weil die Alternative sehr tief war. Meinen linken Fuß ziehe ich mit Nachdruck unter der Maschine hervor, als Manuel sich durch die Staubwolke nähert und beim Aufheben der Maschine behilflich ist.
Schadensbilanz: Der Fuß hat was abbekommen, mein Hemd und der Rücken sind schottermäßig gemustert. Zudem werden sich einige blaue Flecken an der Schulter dazu gesellen und eine Rippe ist angeknackst. Davon merke ich aber noch recht wenig, weil das Adrenalin zuverlässig wirkt. Die KTM zeigt sich deutlich unbeeindruckter als ich. Der Sturzbügel ist zerkratzt und das linke Spiegelglas ist gesprungen. Letzteres ist allerdings nicht von KTM, sondern von LSL, daher zählt das nicht. Sie springt ohne zu meckern an - vielleicht genießt sie auch die Ready-to-Race-Atmosphäre
- und ich fahre hoch zum Campingplatz, solange das Adrenalin noch wirkt. Oben angekommen ärgere ich mich über meine Blödheit auf den letzten zwei Kilometern so gepennt zu haben; aber andererseits wäre es am ersten Tag noch blöder gewesen.
Die Schmerzen im Fuß nehmen zu, aber da ich Automatik im Auto habe, sollte die Rückfahrt gehen, und ich beschließe ich erst in Deutschland am nächsten Tag den Fuß untersuchen zu lassen. Abends wird der Fuß gekühlt. Wider Erwarten schwillt er nicht an und ich sehe auch keinen Bluterguss, allerdings schmerzt er sehr stark beim Beugen. Auftreten ist eher schlecht. Die Schürfwunde am Rücken ist zwar recht groß aber nur oberflächlich. Der Fuß schmerzt auch am nächsten Morgen noch, sollte sich aber bis Sonntag komplett erholen, weshalb ich als medizinischer Laie von einem eingeklemmten Nerv ausgehe, weil ein (an-)gerissenes Band oder ein Bruch nicht in 2 Tagen heilen können. Am Montag konnte ich schon wieder ohne Einschränkung Tennis spielen. Einfach Glück gehabt. Fazit: Ich war zu schnell, um mir solche Unkonzentriertheiten leisten zu können. Das muss sich ändern, denn man hat nicht jedes Mal so viel Glück.
Immerhin gewinne ich die Punktewertung mit deutlichem Vorsprung:
Platz 1: Michael (3 Punkte)
Platz 2: Blahwas und Sebastian (jeweils 1 Punkt)
Manuel bleibt den zweiten Urlaub in Folge ohne Punkte. Irgendwas macht der besser als wir. Hoffentlich hat es nichts mit Intelligenz zu tun.Mein Gesamtfazit folgt noch.
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Do 27.6. Gemütlicher Ausklang
Ist heute echt schon der letzte Fahrtag? Was machen wir da? Die Entscheidung fällt auf "Best-Of als Gruppe". Also fahren wir noch mal an den See vom ersten Fahrtag, dort werden wir baden und essen. Daher soll die Tour heute deutlich kürzer werden. Wir können uns auch fast auf eine Route einigen: Ich will noch einen unerledigten Passknacker einsammeln, was Michael zu schmal und verwinkelt ist, aber ab dem zweiten Zwischenziel sind wieder auf einer Route unterwegs.
Erneut gibt es Brötchen im ersten Ort. Michael seilt sich zum Tanken ab, er hat ja auch den größten Tank, und ich fahre meine Nebenstrecken. Sebastian und Manuel kommen mit. Die Strecken sind tatsächlich eng und verwinkelt und es sind Bauarbeiten im Gang, an denen wir uns aber vorbeiquetschen dürfen. Sonst drohen Schilder bis zu 45 Minuten Wartezeit an. Das macht aber nichts, denn wir werden durch die Baustelle gewunken.
Dann fangen wir Michael wieder ein und zelebrieren ein letztes Frühstück am Wegesrand. Dieses Mal liegt der Fokus aber nicht auf Sitzgelegenheiten, sondern auf Schatten. Weiter geht es über die Hauptstrecke. Leider finden wir keine geeignete Kurve für Posingfotos. Am Col de Orme erkenne ich einen Blitzer früh und mache extra langsam, was zwei Fahrer hinter mir aus irgendeinem Grund als Aufforderung zum Überholen verstehen. Tjaaa.
Am Snack du Lac springen die KTM-Fahrer tatsächlich in den See, während die Nipponbiker sich nur bis zu den Füßen rein trauen und ansonsten die Sieben Sachen bewachen. Dann wird im Snack du Lac getafelt und die weitere Route ausbaldowert. Auch hier will ich weder eine Sonderlocke namens Col du Défend, 21 km Umweg, verspreche aber, den Rest der Truppe wieder einzuholen. Auch der Col des Champs spaltet die Gruppe, Manuel und ich wollen, Michael und Sebastian eher nicht. Spätester gemeinsamer Treffpunkt ist damit der Col de Allos.
So fahre ich alleine im Passknackerrausch diesen Nebenstreckpass ab und genieße Kurven, Landschaft und biege bald zum Colle Saint Michel ab. Von Michael ist aber nichts zu sehen. Dafür aber umso mehr Landschaft.
Also weiter zum Col des Champs, ein Abstecher zur Passhöhe von Westen her. Auch hier kommt mir noch keiner von meiner Gruppe entgegen. Dafür haut mich die Aussicht um.
Völlig verwirrt bin ich, als mir nach dem Umkehren bei der Abfahrt Manuel entgegenkommt – wieso bin ich denn nun vor ihm? Bin ich jetzt auch vor den KTM? Auf jeden Fall bin ich vor allen anderen Motorradfahrern, wenn man sie nach Tempo sortiert, und freundlicherweise lässt einen jeder früher oder später passieren, oder sie sind so langsam und mit sich beschäftigt, dass ich völlig problemlos sicher überholen kann. Danke! Den Col de Allos hoch wird es wieder richtig schick. Jenseits der Passhöhe kehre ich ein – und ich bin tatsächlich der erste. Was machen die anderen bloß? Aber das können sie ruhig selbst erzählen.
Den Col de Allos abwärts tausche ich mit Manuel, der MT-09 fahren will. So habe ich nun eine Z900 unter mir. Zunächst fällt auf, wie krass tief man hier sitzt, verglichen mit meiner MT-09 mit der geraden Street Rallye-Sitzbank. Der Tank ist deutlich höher als die Sitzbank und die Sitzmulde ist eng. Mit anderen Worten, das Mopped tritt einem bei jeder Bodenwelle mit dem Zorn einer betrogenen Ehefrau ins Gemächt. Schön ist anderes. Die Michelin Road 5 überzeugen mich auf diesem Belag hier nicht; ich kann jederzeit Rutscher vorne und hinten produzieren. Der Motor ist drehfreudig, ohne Schrulligkeiten und deutlich kürzer als die MT-09 übersetzt. Das gleicht die 30 kg Mehrgewicht zur MT-09 ziemlich aus. Fahrwerk und Brems verhalten sich unauffällig. Leider bummelt Michael als Tourguide sehr rum und reagiert auf keine Signale, und überholen ist auf dieser Strecke nicht trivial, klappt dann aber doch. So kann ich die Z dann auch mal ausdrehen. Ja, die ist einfach zu fahren und man merkt das Gewicht kaum. Aber Vierzylinder sind halt irgendwie langweilig.
Wir fahren nun nach Barcelonette rein direkt zu einem Supermarkt. Ich gebe meine Bestellung auf und fahre mit der MT-09 zur erstbesten Motorradwerkstatt, um das Problem mit dem Ventil beheben zu lassen. Sowas geht in südlichen Ländern einfacher als in Deutschland. Normalerweise wäre ich ja zur Werkstatt gegangen, die es mir eingebaut hat, aber das Motorrad wird wohl nie wieder dort vorbeikommen, weil es nach Reiseende direkt dort verbleibt, wohin ich demnächst umziehen werde. So ist die Yamaha dann schon umgezogen und ich fahre mich dem Zug heim. Also ab zur Werkstatt, erst 10 Minuten ignoriert zu werden gehört wohl dazu, als ich die Aufmerksamkeit des Chefs habe gieße ich etwas Wasser aufs Ventil und er versteht sofort was ich will. Da die Regale voller Reifen sind, erwäge ich noch den Kauf eines neuen Vorderreifens: Dieser MPP3 hier zwar erst 3000 km und erst etwa halb runter, aber die nächste Tour übersteht er nicht, und die Arbeit für Reifen auf-/abziehen muss ich bereits bezahlen. Ich frage nach einem Preis, er nennt 140 Euro inkl. Alles, ich gucke gequält. Der Chef zaubert am PC und es kostet nur noch 125 Euro. Das ist kein sensationeller Preis, aber angesichts der Umstände kommt das gerade recht. 20 Minuten später ist das Motorrad fertig, der Mechaniker stellt mir die Rechnung… über 140 Euro. Kam da noch Steuer drauf? Ich diskutiere nicht lange rum, Geld ist meinerseits ausreichend vorhanden und der Service war Klasse. Nachdem ich bezahlt habe kommt der Chef dazu und wundert sich über den Betrag. Der Mechaniker sagt, der hat doch schon bezahlt. Ich packe derweil ein und kümmere mich nicht drum. 100% fair ist anders, aber so gibt’s dann halt kein Trinkgeld und keine namentliche Nennung. Ich fahre zurück zum Campingplatz.
Abends werden noch die Ereignisse der Rückfahrt der restlichen Truppe besprochen, und die Motorräder aufgeladen. Ich fahre zur Abwechslung bei Sebastian statt Michael mit, denn ich habe am Samstag einen Termin in Nürnberg, und das liegt näher an Sebastians Route. Dann wird der Pavillon abgebaut und ein letztes Mal im Restaurant getafelt. Zur Abwechslung gibt’s für mich mal was Anderes als Pizza oder Burger, nämlich Lamm mit Kartoffelpüree. Das war nicht schlecht, aber typisch Französische Küche ist anders.
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Mi 26.6. Mont Ventoux
Heute fahre ich mit Sebastian und Michael zum Mont Ventoux. Manuel macht heute sein eigenes Ding und schießt viele Fotos seines Motorrads. Es ist heute noch heißer als sonst und meine geplante Route erscheint etwas lang. Wir wagen es trotzdem. Mein Vorderreifen hat morgens 1,5 Bar, also genau 1 Bar weniger als gestern früh – die kriegt er wieder reingepumpt. Ich habe gerade keine Lust, mich um eine nachhaltige Lösung zu kümmern, und die Mitfahrer halten mich deshalb nicht für komplett bekloppt – das ist ein ungewohnt gutes Zeichen.
Michael biegt vorher noch zu einer Waschbox ab, um seine Kette von Schlamm zu befreien. Er trifft uns am zweiten Passknackerpunkt dieser Route, dem Col d'Araud. Das ist eine einsame Bergstraße mit nahe Null Verkehr und ohne erkennbare Ortschaft. Glücklicherweise gibt es oben auf der Passhöhe Schatten und etwas grün, so dass es erträglich ist. Für das Nachweisfoto (wo Ortsschild, Nummernschild, und Passknackerjahresschild drauf müssen) will ich nicht aus dem Schatten raus, daher wird da mal etwas optisch gezaubert.
Michael erscheint nach 20 Minuten mit einem frisch geputzten Mopped, was uns sehr verwirrt.
Nun geht es zu dritt weiter. Der Col de St Jean (Lachau) ist eine prima Kurvenstrecke und macht richtig Spaß, auch wenn es heiß ist. Knapp unterhalb der Höhe kann man auf den Col de la Muze abzweigen, und weil die Routenplaner direkt wieder zurückwollen, hatte ich noch einen Wegpunkt weiter westlich platziert - was sich als Fehler entpuppt, denn die Strecke ist arg eng, verwinkelt und unübersichtlich. Freundlicherweise sind wir weiterhin die einzigen Verkehrsteilnehmer weit und breit.
Kurz drauf ist Tanken angesagt, Sebastians SMC und meine MT-09 haben nun wirklich nicht viel Reichweite. Michael ist es zu heiß und kurvig und er seilt sich ab, weil er lieber Baden gehen möchte. Sebastian fährt mit mir weiter. Weiter westlich erklimmen wir den Col de Macuègne und den Col de l'Homme Mort. Sebastian möchte mal MT-09 fahren, was er auch darf. Die SMC kenne ich zwar schon, aber gerade im direkten Vergleich fällt auf, dass das ein echtes Bauernfahrzeug ist. In Sachen Laufkultur liegen hier gefühlt 50 Jahre dazwischen. Und vor lauter Gewechsle vergesse ich, am Col de l' Homme Mort das Passknackernachweisfoto zu machen. Dann muss ich da wohl leider noch mal hin – bitte um eine Runde Mitleid
Und dann kommt schon der Mont Ventoux. Wir steigen von Osten auf. Dies ist heiliger Boden für Radfahrer, daher kann hier schon mal was los sein. Gegen 11 Uhr sind die meisten schon fertig, und den Rest überholt man halt mit reichlich Seitenabstand. Es sind auffallend viele Holländer und Belgier hier. Es wird angenehm kühl hier oben. Unterhalb der Passhöhe kehren wir in die Gastro ein, erholen uns und genießen ein Mittagessen im kühlen Gasthaus. Abkühlung ist wichtig. Der Mont Ventoux steht einsam und verlassen als höchster Berg weit und breit in Frankreich rum. Es wächst nichts drauf, und bei klarer Sicht kann man Alpen und Pyrenäen sehen. Heute ist es diesig, weil es schwül ist. Trotzdem beeindruckend!
Weiter geht es nach Südwesten, zum Col de la Madeleine (Bedoine). Dabei habe ich einen etwas haarigen Moment, denn ich will eigentlich schon mit einem Überholvorgang anfangen, meine dann aber doch, etwas hinter der Hecke zu erkennen, die die Straße hinter dem kommenden Linksknick leicht verdeckt – und zwei Sekunden später knattert mir ein Motorradfahrer entgegen. Holzauge, sei wachsem! Und dann beginnt ein Weg über einsame und spaßig kurvige Strecken durch das Hinterland, wo man einwandfrei Landschaft genießen und die Reifen quälen kann: Pas du Voltigeur, Col de Veaux, Col d'Ey, Col de Peyruergue, Col de Perty und schließlich Col de Pierre Vesce. Das sind wirklich spaßige Strecken, die mit dem engen Zickzack heute Morgen nichts gemein haben. Auch Sebastian gefällts.
Die Yamaha fühlt sich wohl, obwohl das Thermometer bis zu 39° anzeigt, nix leuchtet oder blubbert. Mein CRA3 Hinterreifen protestiert stumm in Form von feinen Würsten auf der ganzen Breite der Lauffläche, und die Fußrasten winseln um Gnade – aber nur, weil ich die Angstnippel dran gelassen habe. Es ist schließlich meine erste richtige Tour mit diesem Motorrad, und ich bin mir nicht sicher mit der Schräglagenfreiheit der China-Sturzpads am ohnehin recht breiten Motor, daher steigere ich mich lieber langsam. Drollig ist noch ein Holländer mit ranzigen Peugeot-Kombi, der einen ähnlichen Weg wie wir fährt, aber mit weniger Abstechern, Nebenstrecken und Pausen, daher überholen wir ihn mindestens drei Mal. Bei einer Fahrpause im Baumschatten am Nordhang eines Berges knapp vor der Passhöhe – Abkühlung ist wichtig – überholt er uns, und ich winke freundlich – und wer winkt sogar zurück!
Und dann geht es auf schnellstem Weg zum Campingplatz zurück. Das ist warm! Abkühlung ist wie gesagt wichtig. Warum nicht mal in einen Bach steigen?
Auch im Tal mit der Bundesstraße findet sich eine Möglichkeit. Hier werden Obst und Wein angebaut, und dafür wird auch bewässert. Freundlicherweise wird an manchen Stellen auch teilweise die Straße bewässert. Da steht dann schnell mal ein Motorradfahrer drunter und freut sich über die Erfrischung.
Da wir eh noch tanken müssen, hole ich mir im klimatisierten Supermarkt daneben Getränke und eine Packung Twix-Eis. Das Eis wird direkt gegessen. Es ist zwar ein 6er-Pack, aber Eis verschenken ist schwerer als man denkt, und wir sind immerhin zu zweit. So geht’s kommen wir dann doch noch recht fit zurück am Campingplatz an – die Strategie mit Pausen alle 30 Minuten statt „Augen zu und durch“ hat für mich gut funktioniert.
Unsere Route war heute 371 km:
Michael berichtet von seinem Mittwoch:
ZitatFür den heutigen Tag kündigt der Wetterbericht neue Rekordtemperaturen an. Stellenweise werden in Frankreich 45° erreicht und die Regierung ruft den Klimanotstand aus. Die Bevölkerung wird aufgerufen unnötige Fahrten mit Kraftfahrzeugen zu vermeiden (wir gehen davon aus, dass damit nur heimische Fahrzeuge gemeint sind). Am Freitag sehen wir auf Autobahnen Hinweisschilder, die das Tempolimit um 20 km/h herabsetzen und mit Radarkontrollen drohen. Wie diese Maßnahme allerdings die aktuelle Hitzewelle eindämmen soll ist mir völlig schleierhaft.
Wir fahren zu dritt los und ich biege in eine Waschbox ab. Die Kette muss vom Sand befreit werden. Mangels Folien muss ich von großflächigen Abdeckmaßnahmen Abstand nehmen. Und nachdem die Kette sauber ist, ist praktisch die gesamte hintere Hälfte der KTM sauber, war sehr merkwürdig aussieht, also wird alles abgesprüht. Als ich dann Sebastian und Blahwas wieder treffe, sieht meine KTM neben Sebastians ein wenig beschämt aus, weil sie völlig unstandesgemäß weitgehend sauber ist. Die Fahrt dorthin führt mich durch ein kleines wildes Tal mit einem Bach, der einige Badestellen bietet. Aber ich bin spät dran und fahre weiter. Allerdings brennt sich das Bild in meinem Kopf ein und wird mit steigenden Temperaturen immer präsenter. Danach werden die Straßen immer enger und sind streckenweise mit Split geflutet. Entweder Schotter und Gelände oder richtige Straße, aber Rollsplittorgien auf Asphalt brauche ich nicht.
In mir reift die Entscheidung bei den heutigen Temperaturen nicht über die lange heiße Ebene bis zum Mont Ventoux zu fahren, sondern es lockerer anzugehen und die Gegend im Bummeltempo zu erkunden. Zudem lockt die Schlucht mit dem Bach. Bei der nächsten Tanke verabschiede ich mich von den beiden und entledige mich der Jacke und Handschuhe. Dafür bummle ich jetzt mit 60-70 über die Landstraße und genieße die schöne Gegend und Ortschaften. Ich suche mir über die Google-Zeitachse (sehr praktisch) die Schlucht heraus, die ich gesehen habe und parke in einer kleinen Bucht neben der Straße. Ich klettere etwa 15m tief zum Bach herunter und finde eine traumhafte Stelle zum Baden. Die Einheimischen haben den Bach an vielen Stellen mit kleinen Steindämmen aufgestaut, so dass sich überall kleinere Pools zum Baden gebildet haben. Sehr zuvorkommend! Mein persönlicher Pool ist etwas über zwei Meter tief und angenehm temperiert. Baden wie Gott in Frankreich!
Eigentlich will ich hier nicht mehr weg, aber ich bekomme Hunger und trete die Rückreise an. Unser Campingplatz liegt schließlich oberhalb eines riesigen Stausees, der auch bebadet werden will. An einem Supermarkt versorge ich mich mit eiskalter Gaspacho, Brot und Fruchtsaft. Hier ist nicht viel los, aber bei den Temperaturen sind nur Leute unterwegs die müssen oder Bekloppte. Ich müsste nicht unterwegs sein.
Der Rückweg wird weiter im Bummeltempo erledigt. Ich winke auf der Landstraße auflaufende Autos frühzeitig vorbei, um sie nicht unnötig zu verwirren. Normalerweise funktioniert das hier genau umgekehrt. Ich genieße die Spazierfahrt, nehme die Eindrücke in mich auf und beschließe das zukünftig öfter zu machen.
Am Campingplatz zurück, ziehe ich mir die italienische Sommerkombi über (Badehose, Hemd und Flip-Flops) und fahre den Berg runter zu einem Strand an unserem Stausee und genieße ein Stündchen mit etwas Musik den Nachmittag. Am Horizont hört man Donner und der Wind frischt auf. Ich packe meine Sachen und fahre zurück. Der Regen erreicht den Campingplatz nicht, aber nicht alle werden trocken am Campingplatz eintreffen.
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Über Geschmack kann man nicht streiten. Zur Umsetzung: Die Lampe ist oben von der Seite rechts und links mit je einer Schraube fest (silber in deinem Bild), da könnte man leicht etwas dazwischen setzen. Leider wird sie unten direkt in die untere Gabelbrücke gesteckt. Da wird es schwer, bzw. man müsste sich ordenltich was zurecht basteln (Lampe noch 2 cm weiter vor, damit der Halter unterhalt der Gabelbrück in einen Eigenbau-Halter einrastet).
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Ich bin noch lange nicht fertig
Manuel berichtet noch von seinem Sonntag, wo er sich mit einer Instagrambekanntschaft getroffen hat:
[quote]Ca. eine halbes Jahr vorher bekam ich mit, dass ein Bekannter von Instagram in der Nähe von Lyon wohnt, in meinem Alter ist, ziemlich gut (wie sich beim Treffen herausstellte wesentlich besser als ich) Englisch kann und viel fährt. Viel heißt für ihn 500 km am Tag durch die Alpen, ok mit einer Kawa GTR 1400 auch kein Kunststück. Ich unterrichte ihn also im Februar von unseren Plänen und wir machen ca. 2 Wochen vorher einen Treffpunkt aus. Er wohnt zwischen Lyon und Genf und ich schlage vor, dass wir uns südlich von Grenoble treffen, damit wir jeweils die Hälfte an Anfahrt haben. Ich suche eine Tankstelle heraus. Später stellt sich zu meiner Freunde heraus, dass direkt ums Haus eine Bäckerei ist.Also morgens um nach Acht die Kaffeetränke des Campingplatzes aufgesucht, einen Kaffee einverleibt und dabei Komplimente für die Kawa bekommen. Danach ging es auch schon los, geplant ist die N85 ab Gap zu nehmen, die sogenannte "Route Napoleon". Diese Route hat der kleine Herrscher zurück von seiner Verbannung von Elba genommen um wieder nach Paris zu kommen. Zwischendurch knacke ich noch den Col Bayard, der sogar ein Video verdient hat, wer er sich so schön fahren lässt.
Ich merke unterwegs, dass meine Kippen leer sind und möchte neue kaufen (ich rauche gerne beim Motorradfahren in den Pausen, aber auch fast nur da). In Frankreich ist das nicht so einfach, das es Zigaretten nur in den dafür vorgesehenen Shops, aber nicht an der Tankstelle oder so gibt.
Ereignislos geht es nach Vizille und ich bin sogar 10 mins eher am Treffpunkt als gedacht. Yves ist nicht direkt die Strecke über die Autobahn gefahren, sondern nimmt auch noch paar Ds unter die Räder und schickt mir zwischendurch per Whatsapp seinen Standort. Ich merke, dass ich mir noch etwas Zeit lassen kann. In der Tanke direkt gabs schon einen Kaffee. Danach ging's in die Bäckerei ums Haus, ich sehe die gerade angesprochene Nachricht von Yves und bestelle nicht nur "deux pain au chololat" sondern auch noch "une Cafe au lait". Den lasse ich mir dann schmecken und bald sehe ich eine blaue GTR1400 mit einem von Bildern bekannten Fahrer. Hat trotzdem was von Blind Date und ich war vorher sichtlich aufgeregt wie das sprachtechnisch wohl laufen würde. Aber: alles safe, er konnte wie gesagt wesentlich besser als ich Englisch. Ich unterrichte Yves darüber dass ich noch Kippen kaufen muss und er nur so... "well, mate, we'll find something". Ich hatte geplant nach Alpe D'Huez hochzufahren, weil ich das auch Kindheit noch aus dem Fernsehen kenne wo sich auch welche auf zwei Rädern den Berg hochquälen. BDR merkt den Abend vorher noch an, dass es am Sonntag ziemlich voll werden könnte. Danach war weiter geplant weiter nach Süden und ein bisschen um den Quark zu fahren. Daraus wurde leider (zum Glück) nichts. Als ich Yves fragte, ob der die Route noch hat, sagte er nur "Yes, i have it, but should we drive the Galbier?" Das lass ich mich nicht zweimal fragen. Also ab Richtung Alpe. Ich habe Ihn vorfahren lassen und dabei ein zwei Lektionen französischen Fahrstil gelernt bekommen. Hoch nach Alpe d'Huez war weniger Fahrradverkehr als gedacht und die Straße ist auch breiter als im TV zu sehen. Schöne Strecke da hoch. Oben quatschen wir ein bisschen, suchen den nächsten Tabakladen, der aber am Sonntag zu hat. Naja, so groß ist die Sucht auch wieder nicht. Auch bemerkt Yves, dass ich jetzt sagen kann das ich Alpe d'Huez mit einem Bike gefahren bin.
Runter von Alpe d'Huez geht es entweder den Weg den wir gekommen sind oder aber über die Col de Sarenne. Der Weg ist asphaltiert, schmal aber gut zu fahren und wenn er mit seinem Dickschiff da lang fahren will wird das die grazile Schwester auch schaffen. Ich bin schon schlimmeres mit der Tracer gefahren. Zwischendurch überholen wir zweimal einen Niederländer mit einer SV1000S, der sich sichtlich unwohl auf der Straße fühlt so verkrampft wie er draufsitzt. Zweimal, weil ich zwischendurch natürlich einen Nachweis für dieses Passknackerinternet machen muss.
Runter den Pass laufe ich mehrmals auf Yves auf und schnupfe ihn in einem unachtsamen Moment auf, weil es mir doch etwas zu gemütlich zugeht. Danach kommt die Heizerstrecke vor dem Herrn, der Col de Lautaret. Eine wahnsinnig geile Strecke, mit top Belag und super zu fahren. Ich muss mich zügeln damit die Zahlen nicht zu sehr dreistellig werden. Die GTR hat Mühe dran zu bleiben, so geil gehen die Kurven. Oben am Lautaret stoße ich nur ein "what a proper road" aus. Im Restaurant auf dem Pass verquatschen wir uns etwas länger, was aber dafür sehr interessant ist. Wusstet ihr, dass das mobile Standarddatenvolumen 20GB für 25 € sind... https://boutique.orange.fr/mobile/forfaits-orange und ich dachte ich bin günstig mit 8GB für 25 €... und das die Generation 50+ in der Schule als erste Fremdsprache Deutsch anstatt Englisch hatte? Und sich nur nicht traut das zu sprechen weil sie die Aussprache verlernt haben (die Erfahrung habe ich paar Tage später gemacht, als mir eine Bäckereiverkäuferin "Gute Reise" gewünscht hat und ich vorher auf französisch bestellt hatte...). Auch sehen wir paar schöne Ducatis rumstehen (Mulit1200, Panigale 1299 und V4) und philosophieren darüber, welche wohl was für uns wäre... für mich definitiv die Multi1200.
Oben am Galiber wird Yves, aufgrund seiner vielen Aufkleber auf den Koffern (die war schon in Montenegro und so) von einem älteren Pärchen aus der Bretange angesprochen. Er ist 78, sie 76 und sie fahren auf einer betagten Royal Enfield von Campingplatz zu Campingplatz. Als er merkt, dass ich aus Deutschland komme und nur so ein bisschen Französisch verstehe erzählt er mir in guten Deutsch, dass er mal als Vertreter in Deutschland war. Schon geil.Aufgrund der schon fortgeschrittenen Zeit und der prognostizierten Ankunftszeit von 19 Uhr mache ich mich auf die Reise und verabschiede mich von Yves, toller Typ.
Den Lautarat nach Briancon runter laufe ich auf eine Gruppe Motorradfahrer aus Österreich auf und wir überholen zusammen eine Kolonne Autos die sich hinter einen Bus staut. An einer Stelle ist man sich mit dem Gegenverkehr nicht ganz einig und ich habe es echt schon knallen gehört, so eng war das. Der Transporter war schon mit dem rechten Rad auf dem Grünstreifen und der Motorradfahrer hat einen argen Schlenker gemacht. Im nächsten Ort merke ich nur wie die Gruppe das Geschehe ausdiskutiert.
Auf der N94 von Briancon zum See komme ich gut voran und habe einen flotten Amarok aus Italien im Schlepptau. Mensch, der war echt flott unterwegs. Einer der vielen Blitzer hätte mir fast eine Erinnerung beschert, aber zum Glück waren da bummlige Autos vor mir. Unten am See mache ich dann tropical House an und genieße beim Kurvenfahren das Leben. Mensch, hier könnte man glatt Urlaub machen.
Es waren 350 km.
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Di 25.6. Vercours / Asietta
Tagesplan: Manuel und ich fahren Vercours, Michael und Sebastian fahren Assietta Kammstraße. Ich messe heute früh mal den Luftdruck. An meinem vorderen Pilot Power 3 meldet das Luftdruckprüfgerät 0,6 Bar. WAS? Das kann ja nicht stimmen. Die Fußpumpe meldet auch 0,6 Bar. Oha. Damit wäre das schwammige Fahrverhalten von gestern wohl erklärt. Wir suchen einen Schaden im Reifen, finden aber keinen. Wasser auf dem Ventil zeigt dann leichte Blasenbildung am Übergang von Felge zu Ventil. Da hat wohl mein Reifenheini nicht gründlich gearbeitet. Das sollte dann aber zumindest nicht schlimmer werden. Ich fahre also erst mal weiter. Einen 12V-Kompressor habe ich ja dabei. Per Fußpumpe gibt’s wieder 2,5 Bar, und auch der Rest der Truppe bedient sich an Prüf- und Einstellgeräten. Und wo ich schon mal dabei bin, mache ich die Felgen auch gleich noch ordentlich sauber. Ist ja ein schönes Motorrad. Nicht so wie das neben mir, das der Besitzer zu tarnen versucht
Dann teilen wir uns auf in KTM- und Nipponbiker und starten unsere Routen. Wir Siebenzylinder kommen nicht so recht aus dem Quark. Es ist jetzt schon heiß. Einen gesperrten Tunnel auf der Bundesstraße am See können wir mit 15 Minuten Zeitverlust umfahren, und dabei landen wir in dieser malerischen Schlucht hier:
Wir machen bald schon eine Kaffee- und Raucher-Pause. Zum Col de Rousett fährt man viel Bundesstraße. Eine Kuriosität haben wir noch Col du Pignon: Michael beschwert sich gelegentlich über Mülltonnen an Passknackerpunkten, das hatten wir in Italien tatsächlich häufiger. Hier ist es umgekehrt: Eine Mülltonne IST der Passknackerpunkt. Das ist dann nebenbei auch der erste mobile Passknackerpunkt.
Im Folgenden drängelt ein Kleintransporterfahrer, den wir passieren lassen, um uns hinten drananzuhängen. Wir lernen einiges über das Verhältnis mancher französische Autofahrer zur dortigen Straßenverkehrsordnung und betrachten es mit wissenschaftlicher Faszination aus sicherer Entfernung. Es wird endlich schön über den Col de Cabre, aber dann wieder monoton. Unsere Vielzylinder haben Durst und wir tanken gemeinsam. Da die Tankstelle nur eine Säule hat und gerade befüllt wird, ist etwas Kreativität gefragt, aber davon haben zum Glück reichlich. Und die Schlauchlänge reicht auch.
Und dann wird es richtig nett am Col de Rousett. Der ist ein kilometerlanger Anstieg mit einer Auswahl feinster Radien, ohne Störfaktoren. Oben hat man eine schöne Aussicht, und aus dem Tunnel kommt sogar kühle Luft.
Manuel ist nicht so richtig fit heute, es ist heiß und die Sitzbank quält ihn. Da man die Tour nicht vernünftig abkürzen kann, und da es bereits 12:30 ist, geht es für ihn leider jetzt schon auf direktem Weg zurück. Ich knacke dann mal weiter Vercours. Als Solofahrer kann ich da nach Herzenslust alles knacken was nicht bei 3 aufm Baum ist und ich verlängere meine Route noch. Der Combe Laval ist Pflicht und das Highlight schlechthin am Vercours:
Die anderen Pässe sind nicht so spektakulär zu fahren, aber solider Fahrspaß, und freundlicherweise wird es hier auch kühl. Beim Überholen fällt mir eine Gruppe Youngtimer (und/oder Retrobikes) mit Nummernschildern aus dem Ruhrgebiet. Ansonsten genieße ich das Leben und fresse mich weiter durch die Passknackerkarte, dass es eine wahre Freude ist
Zwei Dinge machen mich dabei nervös: Erstens, angekündigter Schotter auf einer einsamen Strecke durch hügelige Landschaft, der dann nicht kommt. Also geht das Tempo schleichend wieder hoch. Und dann kommt der Schotter halt doch mal irgendwann, und das Vorderrad zeigt am Ausgang einer Linkskurve schnell nicht mehr in Fahrtrichtig. Ich verlagere mich nach hinten und steuere das Motorrad mit dem Hintern an den rechten Fahrbahnrand. Es ginge dort auf Gras 45° hoch, das könnte ohne Sturz klappen. Freundlicherweise fängt der Reifen die Straße aber wieder ein und ich bleibe elegant 10 cm vom Rand auf der Fahrbahn. Puh! Französischer Straßenbau besteht oft aus eher zähflüssigem als festen Belag, der mit reichlich Kies griffig gemacht wird, so wie hier im Landschaftsfoto zu sehen.
Und dann ist da noch die Reichweite der MT-09. 14 Liter Tank und 5,5 Liter Verbrauch ergeben Kummer und Sorgen, wenn man Tagestouren um 400 km fährt und nicht an jeder Ecke eine Tankstelle ist. Kommt man an die Reserve, beginnt ein frischer Tageskilometerzähler, und dieser zeigt 45 km an, als ich endlich die Tankstelle erreiche. Auf dem Weg dahin schaltet man von "ich bin der geborene Rennfahrer!" um zu "Ich fahre eigentlich immer umweltfreundlich und spritsparend". Dann wird endlich getankt, wobei es wegen der Tankform echt langwierig ist, die letzten paar Liter rein zu quetschen, und dann geht's weiter. Das macht echt Laune und dann gilt wieder: "Ich bin der geborene Rennfahrer!"
Von den Assietta-KTM-Assis höre ich derweil per Whatsapp-Gruppe den aktuellen Stand in Sachen Umfallern und sonstigen Peinlichkeiten. Wir führen da eine interne Punktewertung. Heute trage ich bisher nichts dazu bei. Aber dazu mehr im Tagesbericht von Michael und Sebastian weiter unten.
Mein Rückweg führt auch wieder über lange Abschnitte Bundesstraßen. Da es mit 38° sehr heiß ist - ich habe jetzt endlich ein Thermometer im Cockpit zum qualifizierten jammern - suche ich nach einem Weg um die Stadt Gap herum. Da fällt mir der Col d'Espréaux auf. Der ist sehr einsam, schön kühl - und voller Schafsköttel? Bald laufe ich auf einen Schafsabtrieb auf. Hinterher fährt ein Transporter, und ich werde rangewunken. Man sagt mir, ich solle durchfahren. Ich wundere mich ziemlich, denn die Schafe kommen mir nicht entgegen, sondern ich müsste sie überholen. Sie nutzen aber die volle Straßenbreite. Ich fahre am äußerst linken Rand, und dann hilft der Zauber des Gasgriffs: Die Schafe erschrecken und machen etwas Platz. So arbeite ich mich langsam vor, bis der Schäfer an der Spitze des Zuges mich bemerkt. Er winkt mich heran und hilft mit dem Stock nach, dass die Schafe Platz machen. Derweil haben mich die Hirtehunde adoptiert und begleiten mich. Ich befürchte fast, dass sie mich jetzt für einen Teil der Herde halten, aber ich kann unbehelligt davonfahren, ohne angekaut zu werden, und der Schäfer grüßt noch freundlich. Breites Grinsen meinerseits - so rum hatte ich das Passieren von Schafen noch nicht.
Am Campingplatz zurück lausche ich den Heldentaten der restlichen Gruppe. Dann nutzen endlich mal das Schwimmbad. Beim Testen der Rutschen fällt auf, dass man sich dabei ordentlich Schrammen holen kann, so ganz ohne Schutzkleidung, deutsche Badeaufsicht, Ampelregelung, Drehkreuz und wöchentliche TÜV-Besuche. Spaß macht’s trotzdem, und ich freue mich echt, einfach nur ein paar Bahnen schwimmen zu können. Danach geht’s wieder ins Restaurant, essen und Pläne für morgen schmieden.
Meine Route heute, etwa 450 km:
Manuel berichtet von seinem restlichen Dienstag:
ZitatNach unserem rührenden Abschied am Col de Rousset mit "machs gut", "man sieht sich" und "tu nicht was nicht auch nicht auch tun würde" trennen sich unsere Wege. Mist Zorro bereitet mir etwas schmerzen, mein Popo und vorallem mein Nacken macht aua. Rächen sich etwa die 380 km von gestern? Ich mein, alles über 300km empfinde ich in den Alpen als straffes Programm.
Oben auf den Rousset wartet eine Gruppe passender Sportwagen (Lotus Elise, KTM X-BOW Caterham auf die Startampel in den Tunnel.Danach fahre in etwas forscherem, aber touristischerem Tempo den Pass wieder runter. Und in Die suche ich mir den nächsten Supermarkt und mache mich auf die Suche nach etwas Essbaren. Auf dem Supermarktparkplatz selbst sehe ich Gruppe V2-Biker aus dem deutschen hohen Norden stehen, da stelle ich meine kleine Japanerin doch glatt daneben. Drinnen im Supermarkt lassen es sich die Besitzer bei einem Eis gut gehen. Die größeren Supermärkte in Frankreich sind klimatisiert, was mir bei 38°C doch auch entgegenkommt. Normalerweise habe ich kein Problem mit Hitze, aber wenn es so anfühlt wie ein Fön im Gesicht wird es selbst mir zuviel.
Nach schier endloser Suche nach EINEM Eis und einem Gatorade marschiere mit einer Cola, zwei Wasser, einer Packung Würstchen, zwei Croissants und einem Cafe aus dem Supermarkt wieder raus und lasse es mir draußen schmecken. Die Highscores der Austria Fraktion bekomme ich derweil auch mit, aber das soll mir herzlich egal sein. Ich möchte da gerne wieder letzter sein.
Ich nehme jedoch nicht den direkten Weg nachhause, sondern baue als Extra noch ein paar Passknacker mit. So ganz ohne Ergebnisse will man auch nicht nachhause kommen.
Also wird der Col de Marignac und der Col de la Croix (St-Julien-en-Quint) geknackt. Danach mache ich mich auf die etwas längere und teils langweilige Rückreise. Auf der Hinfahrt ist mir ein Pass aufgefallen, wo ich die Rasten der Z etwas entgraten könnte und wahrscheinlich ein gutes Youtube Video draus werden könnte. Also flugs einen Wegpunkt ins Navi gemacht damit ich alter Mann das nicht vergesse. Zwischendurch fallen mir immer Schilder mit Radar auf 150 km auf... wow.
Unten an besagten Pass stelle ich die Zett in den Schatten, mache die Kamera und die Linse sauber und dann gehts schon los. Feinste 12 km Kurven mit besten französischen Asphalt laden engagierten, aber doch rücksichtsvollen Fahren ein.
In der nächsten Ortschaft werfe ich dann mal einen Blick aufs Profil des Road5 und denke mir: joar, so muss ein Reifen aussehen. Schön rau, klebt ein bisschen aber sieht lange nicht so malträtiert wie ein CRA3 aus.
Die restlichen knapp 90 km zeichnen sich durch ziemliche Langweile aus, die ich nur durch einen Waschboxbesuch der Zett und einer Lehre in französischer Städtefahrt aufzulockern versuche.Zwischendurch versuche ich mich noch ein wenig im Bildermachen für das Internetz:
Am Col de Rousset..
Blick auf paar Berge
Ein See im Irgendwo
Zu meinem Glück ist der Tunnel wieder offen und ich erspare mir die Buckelpiste von heute morgen, für die die Zett echt nicht gemacht ist.
Mit Erstaunen stelle ich fest, dass der örtliche Supermarkt noch offen hat und ich somit noch Nachschub für die Truppe heute Abend einkaufen kann. Flugs noch ein paar Hopfenkaltschalen und Knabbereien gekauft, den anderen mittlerweile eintrudelnden Spielgefährten die Storys des Tages erzählt und den Tag im Swimming Pool des Campingplatzes ausklingen lassen.
Auf der Rutsche habe ich festgestellt, dass ich an der Idealllinie noch etwas üben muss. Bevor die Rutsche mich ins Wasser entlässt hat sie noch eine böse Schikane, wo ich mir bisschen Aua am Becken mache. Mensch, da fährt man den ganzen Tag Motorrad und tut sich nix und dann sowas. Rutschen ist voll gefährlich!!!Und Michael berichtet von seinem Tag mit Sebastian:
ZitatDienstag, Assietta-Kammstraße
Für Sebastian und mich steht heute Schottern auf dem Programm. Die Assietta-Kammstraße bin ich noch nicht gefahren und hatte sie für diesen Urlaub ins Auge gefasst.
Fahrerisch ist die nicht sonderlich anspruchsvoll, zumal sich das erlesenste Sommer-Wetter angekündigt hat. Wir wollen den Kamm von Nord-Osten aus angehen, planen die Anfahrt daher über Briançon und Sestriere, um dann in Pourrieres zur Assietta hoch zu fahren.Der Start führt uns wieder entlang des spektakulär türkisfarbenen Stausees Lac de Serre-Ponçon. Einfach nur schön hier.
Die Durchfahrt durch Embrum und weitere kleinere Orte ist bei den jetzt schon hohen Temperaturen etwas lästig, aber das lässt sich verkraften. Es gibt schlimmere Schicksale, als hier mit dem Motorrad Urlaub zu machen. Wir fahren entlang des Flusses Durance. Die Aussicht ist toll, die Straße eher langweilig geradeaus und wir legen eine Pause ein. Der oder die Durance ist ein etwas größerer Fluss, der von Rafting-Schlauchbooten genutzt wird, die wir in einiger Entfernung sehen können.
Wir suchen einen Weg, der uns zum Flussufer bringen soll. Der Feldweg lässt sich anfangs ganz gut fahren. Nach hundert Metern gleichen die Fahrspuren zwei kleinen Rinnsalen, was aber der Fahrbarkeit keinen Abbruch tut. Am Flussufer ist der Weg wieder trocken, Sebastian ist eine Biegung voraus, als mir blitzartig das Vorderrad wegrutscht und ich verwundert im Matsch liege. Der vermeintlich einfach zu fahrende trockene Weg ist leider in den Rinnen mit einer oberflächlich matten Schlickschicht überzogen, die etwa soviel Haftung bietet wie Glatteis. Mein Pseudo Stollenprofil ist komplett zugesetzt und hier völlig nutzlos. Ich suche einen festen Stand und richte Motorrad wieder auf. Ich fahre SEHR langsam um die nächste Biegung, als mir Sebastian zu Fuß entgegen kommt. "Du auch?" "Yep, Vorderrad is' weggerutscht." Das muss zeitlich ziemlich synchron passiert sein.
Eine kurze WhatsApp-Nachricht mit dem neuen Spielstand: Blahwas 1, Sebastian 1, Michael 1, Manuel 0(!). Blahwas antwortet umgehend mit einem aufmunternden "Weiter so!". Wir wollen nicht den gleichen Weg wieder zurück, weil dort der nächste Ausrutscher vorprogrammiert ist. Also weiter geradeaus; der Weg ist hier trotz einiger querende Wasserinnen gut zu befahren, endet jedoch unvermittelt. Also doch wieder zurück. Ich versuche so weit wie irgendmöglich auf dem mittleren Grasstück zu bleiben, was allerdings nicht überall geht. Es kam wie es kommen musste und das Moped suhlte sich wieder im Matsch. Diesmal mental vorbereitet, konnte ich zumindest dem Sturz entgehen und rettete mich auf ein Grasstück. Moped wieder in die Senkrechte und ein ermahnendes Wort sich nicht noch mal in den Matsch zu werfen. Diesmal ereichen wir unversehrt die Straße. Ich sende ein kleines Update: Blahwas 1, Sebastian 1, Michael 2, Manuel 0(!). Ich liege in Führung und habe auch nicht vor, die wieder abzugeben.
Wir machen einen kurzen Tankstopp beim nächsten CarreFour, wo neben uns ein junge französische Motorradfahrerin ihre Cross-Maschine betankt. Bei uns sieht man sowas nur noch selten. Der Altersdurchschnitt der Motorradfahrer liegt in Deutschland deutlich höher und der Coolness-Faktor erheblich niedriger. Frankreich ist Motorradland.
Einige Kilometer später passieren wir die Grenze zu Italien. Es ist mit weit über 30° schon angenehm warm, bis wir bei Claviere zwei längere Tunnel passieren, die sich wie zwei Tiefkühltruhen anfühlen, da die Temperaturen drinnen 20° unter der Außentemperatur liegen. Die Sonne danach taut uns aber binnen Sekunden wieder auf. Wir laufen auf eine Gruppe süddeutscher Endurofahrer auf, die auch artig Platz machen. Alle, bis auf den Tourguide, der überholt werden wohl nicht mag. Aber er hat auf der Geraden keine Chance und ich fahre kopfschüttelnd vorbei. Das gleiche Spiel versucht er noch mal mit Sebastian, der allerdings auf den kurzen Geraden mit der etwas geringeren Leistung nicht überholen kann. Kurzerhand überholt er ihn elegant außen in der Kurve. Was die Aktion vom Tour-Guide sollte, weiß ich nicht, die waren viel langsamer unterwegs als wir. Egal, wir erreichen Sestriere, einem weniger idyllischen Skiort, der zu dieser Jahreszeit eher einer Geisterstadt gleicht. 15 Kilometer weiter gelangen wir zur Strada dell' Assietta, die uns zum Einstieg in die Kammstarße führt.
Dort stehen wir etwas ratlos vor dem Schild, dass die Assietta Samstags und Mittwochs für Motorradfahrer sperrt. Prima, heute ist Dienstag (vorher informieren kann auch mal besser sein). Aber das zweite Schild weist den Pass als geschlossen aus. Da das Schild aber reichlich verbeult ist und wir an dessen Verbindlichkeit juristisch fundierte Zweifel haben, kommt unsere Expertise zu dem Schluss, dass das Schild maximal empfehlenden Charakter haben kann und fahren durch. Der Weg ist steil aber problemlos auch mit Straßenreifen zu schaffen. Wir sind noch nicht lange unterwegs, als ich auf einen Esel auflaufe, der mich keines Blickes würdigt und auch den Kopf nicht einen Millimeter bewegt. ich bin skeptisch hinsichtlich seiner Friedfertigkeit und fahre langsam an ihm vorbei, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Kurze Zeit danach steht Sebastian dem Esel Auge in Auge gegenüber. Ich warte, dass einer eine Waffe zieht, aber Esel sind stur und er bleibt völlig unbeeindruckt von unserern motorisierten Pferden seelenruhig stehen.
Einige Kilometer weiter legen wir eine Trink- und Fotopause ein. Während Sebastian noch fotografiert nähert sich von oben ein kleiner Laster mit einem Streckenposten, der Schäden im Weg mit Hacke und Schaufel behebt und größere Felsbrocken wegschafft. Ich schiebe mein Moped zur Seite und hoffe, dass er uns nicht wieder zurückschickt, weil der Pass gesperrt ist. Aber keine Spur; wir unterhalten uns nett mit meinen wenigen Brocken Italienisch und viel Händen und Füßen.
Nachdem uns vier Italiener auf MX-Maschinen passiert haben, machen wir uns auch wieder auf den Weg. Ich lasse es jetzt etwas schneller angehen, womit mein auf die Sitzbank geschnallter Rucksack überhaupt nicht einverstanden ist und unter lautem Protest abspringt. Das Gummiseil des Rucksacks hat sich aus der Würgeklemme berfreit und muss mit einem bereitliegendem Naturhammer und -amboss wieder befestigt werden.
Unterwegs kommen wir noch an einer kleinen Gruppe von Geländefahrzeugen aus dem Erftkreis vorbei. Die Welt ist zu klein. Na gut, zumindest Europa. Dann treffen wir auf unsere süddeutschen Motorradfreunde mit dem bockigen Touguide, die die Assieta von Süden aus angefahren sind. Wir würdigen den Tour-Guide keines Blickes, grüßen aber die anderen.
Es gibt hin und wieder kleinere Single-Trail-Abkürzungen, die eine Serpentine auf geradem Weg umgehen. Die wollen auch gefahren werden und ich gebe kräftig Gas, weil die recht steil ist und nur aus unbefestigtem Geröll besteht. Die Reifen kommen mit ihrer Traktion an ihre Grenzen, aber ich schaffe es gerade so über die Kuppe. Wenden auf dem engen Weg wäre schwierig geworden. Zwei Kurven weiter mache ich das Gleiche noch einmal, diesmal aber bergab. Der Lehmpfad wird allerdings immer tiefer und ich habe schon Bedenken, dass ich mit dem Motorrad stecken bleibe, passe aber gerade so durch. Mit der GS wäre ich an den Zylindern hängen geblieben. Wir genießen die Reststrecke bis wir oberhalb von Sestriere wieder Asphalt ereichen. Sehr ungewohnt dieser Belag!
Die Rückfahrt in Richtung Frankreich verläuft ohne besondere Ereignisse, wenn man davon absieht, dass Sebastian von einer am Wegesrand stehender Gruppe Polizisten per Trillerpfeife zu gemäßtiger Fahrweise angehalten wird. Ich habe die Gruppe nicht sehen können, weil ich gerade einen Bus überholt habe. Glücklicherweise konnten mich die Polizisten im Gegenzug auch nicht sehen. Etwas weiter hält uns ein Auto etwas auf, der zwar auf der Geraden Gas gibt, dafür aber die Kurven zuparkt. Aber die Straße wir etwas breiter und ich komme vorbei. Im selben Moment wird mir klar warum die Straße breiter wird: Der Grenzübergang nach Frankreich! Ich werfe den Anker und setzt meine unschuldigste Miene auf, die mir möglich ist. Die Grenzer schauen mich etwas düster an, lassen mich aber unbehelligt passieren.
Den Rückweg wollen wir uns mit dem Izoard und anschließend dem Col de Vars verschönern. Am Aufstieg zum Izoard nähern wir uns einer etwas unsicher wirkenden deutschen Monster-Fahrerin an, die hinter einem Fahrzeug der Gendarmerie her fährt. Sie winkt uns vorbei. Hm, hier gilt Tempo 30! Andererseits sind wir in Frankreich; es würde vermutlich verdächtiger wirken, wenn wir ohne Not einem Fahrzeug der Gendarmerie mit etwa 40 km/h folgen würden anstatt es einfach zu überholen. Sebastian scheint diese Skrupel nicht zu kennen und überholt ohne auch nur zu zögern. Ich warte kurz, wie die Gendarmen reagieren. Es scheint sie nicht zu stören, also folge ich. Oben auf dem Pass stellt sich heraus, dass Sebastian das 30er-Schild schlicht nicht gesehen hat und von erlaubten 80 Km/h ausgegangen ist. Das ist als Motorradfahrer in Frankreich im Zweifel immer die korrekte Herangehensweise.
Nach dem Col de Vars tanken wir die Maschinen für den kommenden Tag voll. Dabei ist auffällig, dass Sebastians 690 SMC mit 4,4 Litern auf 100 Kilometern gegenüber meiner 1090 R mit über 7 Litern deutlich zu wenig verbraucht. Wenn eine KTM so wenig verbraucht besteht dringender Wartungsbedarf! Ich befürchte schon einen sich ankündigenden Motorschaden, weil selbst der Ölverbrauch des Eintopfes kaum messbar ist. Da stimmt etwas ganz und gar nicht.
Nach einem Zwischenstop beim Supermarkt erreichen wir den Campingplatz. Nur drei Ausrutscher an einem Tag können sich sehen lassen. Allerdings hat sich mein Moped heftig eingesaut, was sehr standesgemäß aussieht, aber die Kette ist mit einer Schleifpaste aus Fett und Sand eingeschmiert. Daher beschließe ich, am nächsten Morgen eine Waschbox aufzusuchen, um den Verschleiß ich Grenzen zu halten. Sebastian ermahnt mich, aber nur die Kette zu reinigen, damit der verwegene Look nicht verloren geht. Da hat er natürlich absolut recht und wir überlegen, ob man das Motorrad vor der Wäsche nicht großflächig abkleben könnte, und nur die Kette freilässt. Die anstrengende Tour und die Sonne haben unseren Gehirnen offensichtlich nicht geschadet und wir entwickeln weitere kreative Strategieen zur Erhaltung des Used-Looks.
Nachtrag zur Befahrbarkeit der Assieta-Kammstraße:
Bei schönem Wetter ist die Straße mit fast jedem motorisiertem Gerät befahrbar (ich schrieb "fast"!). Ich habe auch schon eine Ducati Supersport und ein Gespann auf dem Col de Sommeiller gesehen.
Wenn ein Kleinlaster der Streckenposten durchkommt, kann's ein Motorrad erst recht. Bei Schnee oder starken Regenfällen könnte es mit Straßenreifen stellenweise schwierig werden.
Wie überall auf Schotterpisten muss man auf scharfkantige Felsen oder loses Geröll aufpassen, aber man hat immer ausreichend Platz.Ob ich mit einer Rennsemmel oder einer sonstigen Asphalt-affinen Maschine da fahren möchte, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich würd's nicht tun, das wäre mir zuviel Gurkerei und ungeschützte Krümmer werden da auch nicht schöner.
Mit Federweg macht die Strecke naturgemäß viiiieeeel mehr Spaß.Falls jemand den Vergleich hat: Der Parpaillon oder der Sommeiller sind ungleich schwieriger.