Portugal "auf Achse"

  • #21

    Die elektronische Maut in Portugal.

    Maut in Portugal

    Manchmal ist es ganz nützlich, sich vor der Reise zu informieren.


    Ich benutze ein Badge um die Maut in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal zu bezahlen. Sehr komfortable und funzt super

    Badge


    Die Kette (ohne Ritzel/ Kettenrad) hatte ich zuletzt in Guarda wechseln lassen.

    Marken Kette DID 80€

    Montage 20€


    Grüssle

    Jojo

    2 Mal editiert, zuletzt von jojo ()

  • #23

    Do 10.3.22 Wenn du Jesus siehst, musst du bremsen!


    Morgens komme ich nicht aus dem Quark. Ach was soll's, ich habe Urlaub. Auch das Packen nach zwei Übernachtungen dauert länger als nach einer, weil ich mehr ausgepackt hatte als sonst. Zusammen mit der zusätzlichen Fahrzeit, und der zusätzlichen Fahrstrecke - die durchaus auch Geld kostet - muss ich sagen, dass sich diese Doppelübernachtung für mich nicht so recht gelohnt hat. Und dass das Motorrad nicht beim Hotel parkt, möchte ich eigentlich auch nicht wieder. Das kostet alles Zeit und Nerven.


    In Sachen Maut hat sich ein Freund eingeschaltet, der bei Easytoll aber auch an angeblich ungültigen Kreditkartendaten scheitert. Also bucht er mir eine 3 Tage-Flatrate. Das kapiere ich erst, als ich schon mit gezogenem Mautticket auf einer der analogen Mautstrecken unterwegs bin. Nunja, 8 Euro dem Betreiber geschenkt - das müsste sich dann ja eigentlich verrechnen lassen mit den ca. 5 Euro, die ich gestern geprellt habe. Heute fahre ich aber reinen Gewissens die grüne Spur, an den Schranken vorbei. Die Route ist auch eher autobahnlastig.


    Ich muss nach 140 km Überführung durch die Stadt Setubal, um zu einer netten Küstenstraße zukommen. Hier liegt der Passknackerpunkt Arrabida. Große Schilder warnen, dass irgendwas irgendwo gesperrt sein soll - glücklicherweise betrifft es mich nicht, denn sonderlich viele Straßen gibt es hier nicht. Es ziehen Wolken vom Meer her auf und in hohem Tempo die Steilküste hoch - ich fahre direkt unten durch. Ziemlich beeindruckend.



    10 Minuten später klart es schon auf. Das gefällt mir besser.



    Die Wettervorhersage hat Schauer angesagt im Regenradarvorhersagefilm. Davon ist im aktuellen Regenradar aber nichts zu sehen. Ich freue mich, denn Regen hatte ich noch nicht, brauche ich auch nicht. Danach geht es direkt nach Lissabon. Ich besuche die große Jesus-Statue Christo Rei. Die ist gar nicht so gut ausgeschildert, und das Navi hat innovative Ideen für Abkürzungen. Die Statue ist echt groß, und dahinter ist der Ausblick auf Lissabon, Bucht und Brücke beeindruckend.




    Hier mache ich meine Mittagspause, und verzehre eine kleine Tüte Chips, die ich gestern vergessen hatte. Die sind vom Packmaß her verflucht unpraktisch. Dann ist wieder Passknacker angesagt: Der westlichste Punkt auf dem europäischen Festland ist einer. Ab auf die Autobahn, per Express durch den Ballungsraum! Im Großraum Lissabon werden die Autos neuer und teurer als auf dem Land, und Tempolimits interessieren hier auch kaum jemanden. Hier stehen 2 von insgesamt 3 festen Blitzern im Land, aber jeder weiß Bescheid. Ich habe es nicht eilig. Dann kommt eine kurvige Küstenstraße, Abstecher an die Küste: Tourigegend! Haken dran.



    Mein Navi möchte jetzt den gleichen Weg zurück, das sieht auf der Karte aber nach Umweg aus, daher platziere ich einen Punkt in die Verlängerung der Küstenstraße. 3 Kurven später beginnt Nieselregen, dann kommen lange Abschnitte mit aufgefrästem Asphalt und Wechselampel. Noch 5 Kurven später fängt es richtig zu regnen an. Seufz. Dann also rein die Regenjacke und weiter. Meine Hose ist ja wasserdicht und so kalt wird's hier nicht. Noch 5 Kurven später kommt die nächste Autobahn. Das hat sich ja mal nicht gelohnt...


    Es geht jetzt 80 km Richtung Norden, und zwar im Regen. Die Hose entpuppt sich als doch nicht so wasserdicht. Die habe ich jetzt keine 12 Monate im Einsatz und bin höchstens 30000 km damit gefahren. Schönen Dank auch, IXS! Garantiefall! Erst nach dem feuchten Eindruck aktiviere ich die Sitzheizung, und das macht es doch deutlich angenehmer. Der Montejuno ist mein nächstes Ziel. Der Regen lässt nach und hört fast ganz auf. Navi will durch einen Recyclinghof navigieren :)


    Irgendwie kommt es mir hier bekannt vor. Tatsächlich, bei der Nacharbeit stelle ich fest, dass ich 2014 schon mal hier war, damals mit einer Mietmaschine, und hier waren lustige Dreiräder unterwegs :)

    https://www.motorradonline24.d…ostID=2040664#post2040664



    Aber so richtig bekannt kommt's mir dann doch nicht vor, denn die letzten Kilometer habe ich eher wenig Sicht...



    Am Rückweg entdecke ich noch ein paar Windräder. Da fahre ich doch mal hin! Mit meiner solar betriebenen Kennzeichenbeleuchtung bin ich ja auch ein Fan von allem, was nicht fossil betrieben wird ;)



    Und das war dann schon der Pflichtteil für heute. 50 km weiter im Norden liegen die nächsten Punkte. Das wäre mir aber zu spät, bzw. will ich nicht in den Bergen übernachten: Weniger Auswahl und kälter. Mein Hotel für heute ist dann also in Rio Maior. Das ist eine Kleinstadt, die schon bessere Zeiten gesehen hat, und das Hotel ist beachtlich groß und stark frequentiert dafür, dass hier eigentlich nichts besonderes ist. Zum Abendessen gibt's Falafel, und für morgen früh Milka Schokokekse. Das Motorrad steht vor dem Hotel und wird dort hoffentlich auch morgen früh noch stehen. Bei der Nachbereitung fällt auf, dass ich es irgendwie geschafft habe, am Tag mit dem höchsten Autobahnanteil meinen Plan zu verfehlen. Vielleicht wegen des Umwegs aufgrund der Doppelnacht in Beja? Na egal, ich hab Urlaub.



    3 Passknacker und 398 km heute

    Rangliste Platz 12 von 83

    2333 km nach Hause, 32 km hinter Plan

    21,1% von Portugal (15 von 71)

  • #26

    Fr 11.3.22 Zentralportugal


    Morgens komme ich mal gut aus dem Quark. Zum Frühstück gibt's Kekse. Das Motorrad ist noch da. Das Wetter sieht verschnupft aus, so geht's in Regenhose und mit griffbereiter Regenjacke los. Heute steht endlich mal weniger Überführung mehr Pässeknacken auf dem Plan.


    Die Pässe liegen sehr abseits, in zwei dünn besiedelten Regionen. Trotz kurzer Entfernungen auf der Karte hat man erhebliche Strecken zu fahren. Vom Tagesziel verabschiede ich mich schon früh - was soll's, ich hab Urlaub.


    In Spanien werden Kurvenstrecken von der Verkehrspolizei mit Drohnen und Helikoptern überwacht, an denen Kameras montiert sind. In Portugal geht man da anscheinend etwas robuster vor, wenn ich dieses Schild richtig deute:



    Kleiner Scherz. Natürlich interessiert sich niemand in Portugal für die StVO. Erst recht nicht da, wo ich fahre.



    Aber ich habe es nicht mal eilig. Ich hab Urlaub. Und kalt genug ist es auch schon beim erlaubten Tempo. Ich habe 13 bis 8 Grad je nach Regen- und Höhenlage auf dem Tacho stehen. Die Punkte liegen zwischen 500 und 1000 Höhenmetern.


    In Sachen Maut habe ich gestern Abend noch festgestellt, dass meine 20 Euro-3 Tage-Flatrate nur für die rein elektronischen Strecken gilt, und ich eben nicht die grünen Spuren benutzen dürfen hätte, sondern weiterhin Tickets ziehen muss. Toll, Geld bezahlt, und trotzdem Straftäter. Heute stelle ich mich wieder zum Ticketziehen an, und prompt nimmt der Automat an der nächsten Station das Ticket nicht mehr an. Ich füßele zurück, zum Glück ist niemand hinter mir, und ich suche mir eine Spur mit Personal. Da geht's dann einwandfrei. Was zur Hölle... liebe Portugiesen, zündet die ganze Maut-Scheiße doch einfach an, fackelt sie ab, lasst die dort Beschäftigten sinnvollen Tätigkeiten nachgehen, nutzt die Flächen für was besseres und legt euch so'n simple Aufkleberlösung wie die Schweiz zu, wenn's unbedingt Maut sein muss. Einheimische juckt der Betrag nicht, Touristen auch nicht wirklich, Touristen zahlen je Fahrt denn deutlich mehr, und das völlig EU konform. Amen. In Ballungsgebieten bitte mautfrei, schönen Gruß von den Anwohnern, fertig.


    Kommen wir zu etwas erfreulicherem: Die Passknackerpunkte! Ich habe heute 10 Stück, das ist viel an einem Tag für Portugal. Manche sind einfach zu finden und gut beschildert, ...



    ... andere nicht so sehr. Die meisten sind leicht zu finden, aber bei einem führt mich das Navi durch dieses Dorf...



    ... was ja auch malerisch ist, aber dahinter wird die Hauptstraße (links im Bild, Kopfsteinpflaster, nass, steil) zum Waldweg. Pfui, aus, böses Navi! Die Straßen führen hier über eine weitläufige Hügellandschaft mit Lavendel.




    Der Straßenzustand ist eher so 3-4 und im Regen nicht wirklich vertrauenserweckend. Das kostet ziemlich Konzentrationen, und so suche ich schon etwas früher als sonst nach einem Hotel. Das ist gar nicht so einfach, weil es hier sehr dünn besiedelt ist, und weil die Umwege wegen der Hügellandschaft auch schnell richtig weit werden. Kommt dann noch ein Kartenfehler dazu, so dass man irgendwo den Berg doch wieder runter muss, hat man 45 Minuten Umweg zum Hotel von der Route. Morgens und abends sind das 1,5h oder 1/4 der Fahrzeit, wenn man 6h am Tag rollt. Aber es ist ein schöner Umweg.



    Mein Hotel heute ist in Arganil, und es ist mit Rally-Devotionalien dekoriert. Hier war und ist wohl gern die WRC Rally Portugal zu Gast. Ein gewisser Walter Röhrl hat hier in einer Nacht- und Nebeletappe die Konkurrenz so richtig demoralisiert, übrigens in meinem Geburtsjahr.

    https://www.rallye-magazin.de/…rl/walter-roehrl-arganil/



    Das Hotel ist echt kommod für 39,50 inkl. Frühstück. Die Kette kriegt noch etwas Spray, die Warnlampe im Cockpit kriegt einen Streifen Isolierband, ich kaufe ein und schnappe mir dann etwas zu Essen. Da ich früh dran bin, der Hunger nagt schon sehr, wird es Pizza - alles andere macht erst 19 Uhr auf. Morgen geht's weiter in die Berge bei weiterhin nicht so tollem Wetter.



    10 Passknacker und 375 km heute

    Rangliste Platz 11 von 84

    2207 km nach Hause, 240 km hinter Plan

    35,2% von Portugal (25 von 71)


    Ich bin jetzt den 8. Tag unterwegs. Zwischenfazit? Anreise war nicht angenehm, aber okay, und ich find's cool, dass ich es gemacht habe. Das Motorrad läuft gut, die Reifen halten wie geplant, der Plan war vielleicht etwas optimistisch, aber ich habe genug Zeit. Portugal flasht mich bisher nicht so sehr wie Spanien und ist weiter weg. Das Mautsystem ist ein einziges Ärgernis. Ich hatte ein paar echt schöne Strecken und viele dröge, aber vielleicht liegen auch einfach die geplanten Punkte der Route bisher zu weit auseinander. Die werden die nächsten Tage noch enger, insbesondere im Norden. Mir ist ehrlich gesagt im Moment ein wenig fad, aber es kommen sicher auch bald bessere Tage. Das liegt bestimmt auch am trüben Wetter. Und für die Kilometer nach Hause gibt es ja noch einen romantischen Grund ♥

  • #27

    Sa 12.3.22 Serra da Estrela


    Die Nacht war erholsam. Das Hotelfrühstück war etwas mau, aber für den Preis okay. Das Regenradar verheißt leider nichts Gutes, also ziehe von Anfang an die Regensachen drüber. Kaum in den Bergen, geht's auch schon los mit mal mehr, mal weniger Regen. Immerhin habe ich die Straßen zunächst fast für mich alleine. Und die Schilder sind gut zu erkennen.




    Schon am dritten Passknacker wird's aber kompliziert: Der liegt laut Navi 400 Meter neben der Straße, an einer Stelle, wo die Straße unscheinbar ist. Das kann ja nicht stimmen.



    Handy raus, OSMand checken: Da gibt's ja wohl eine Straße! Also dort behutsam hoch getastet zu "Senhora das Necessidades / Monte Colcurinho".



    Dann geht's endgültig rein in die Serra da Estrela, dem höchsten Gebirge Portugals (auf dem Festland). Es ist Samstag und ich sehe zwar den ganzen Tag keine anderen Motorräder, aber einige Autofahrer sind zum Spaß hier - das Gebirge ist als Ausflugsziel beliebt. Leider habe ich meistens wenig Sicht, und die Regensachen versagen in erstaunlichem Tempo. Die Nässe kriecht überall rein. Und ich meine ÜBERALL. Sogar zwischen Visier und Pinlockvisier steht eine Pfütze. Die gehört da nicht hin! Kurzer Lichtblick:



    Der höchste Punkt ist 1993 Meter hoch. Es wird richtig kalt, 3 Grad. Leider ist die Straße heute gesperrt. Schranke zu, Polizei steht dabei. Nachfrage mit Hand und Fuß führt zum Ergebnis: Heute und morgen gesperrt.



    Da mir und auf dem Weg dorthin und zurück viele Einsatzfahrzeuge entgegenkommen, vielleicht ein Unfall? Schnee liegt nur neben der Straße, die Straße ist erkennbar gut geräumt, Räumfahrzeuge stehen am nächsten Parkplatz. Hmmm. Da bin ich wohl mal wieder auf die Gnade der Passknackeradmins angewiesen. Wintersperre ist normalerweise persönliches Pech, komm später wieder (oder nächstes Jahr). Sperrung wegen Unfall, Lawine kann man freigeschaltet bekommen.


    Ich fasse meine Lage mal zusammen: Eiskalt, Hose voll, Landespreis in Gefahr. Der Bergsee hier tröstet mich auch wenig:



    Da hilft nur weiterfahren ins nächste Tal. Hier bin ich im Windschatten der Berge und habe mal 20 Minuten ohne Regen. Zeit für eine längere Pause. Die Chips von gestern müssen noch gegessen werden.


    Im weiteren Verlauf der Route geht es 80 km nach Westen, über so eine elektronische Zauber-Maut-Autobahn. Wenn ich mich nicht verzählt habe, ist heute der dritte Tag meines 3-Tages-Tickets, also fahre ich sorgenfrei dort entlang. Und werde echt arg müde dabei. Zeit für noch eine Pause. Leider gibt es keine Parkplätze oder Rastplätze an diesen Autobahnen, also vertrete ich mir halt an einer Tankstelle zwischen Häuschen und Zapfsäule 15 Minuten die Beine, womit ich das Personal erkennbar irritiere. Mein Ziel so weit westlich ist Portela da Guardao, ein Pass von Rang für Radsportler. Leider hat mein Navi mehrere kreative Ideen, um Wege zu finden, die dort nicht hinführen, sondern auf den nächsten matschigen Waldweg.



    Inzwischen prasselt auch der Regen richtig runter und meine Laune ist auf dem Tiefpunkt. Ich buche mir ein Hotel in der Nähe, 26 km in die richtige Richtung, und komme 15:50 in Oliveira de Frades an. Leider ist beim Hotel niemand da, ich muss jemanden herbeitelefonieren. SEUFZ. Genau dafür suche ich doch gezielt Hotels und nicht Ferienwohnungen, Bnb oder sowas, damit ich eben niemanden herbeitelefonieren, hoffen dass es klappt und so lange draußen warten muss.


    Immerhin, ich stehe unter einem schmalen, aber wirksamen Vordach, ich war kurz vorher schon für kleine Passknacker, die Mitarbeiterin ist 5 Minuten später am Ort, ich kann trocken parken, das Zimmer ist groß, und sie organisiert mir auch gleich Abendessen: Burger "mit alles", Pommes, Cola, 7,30 Euro, direkt auf's Zimmer. Super Service. Ich breite derweil meine nassen Klamotten im Bad aus. Heute ist auch das zweite Paar Handschuhe abgesoffen, noch bevor das erste Paar wieder richtig trocken ist. Schönen Gruß an die Firma Held. Und die Stiefel waren heute so undicht, dass sogar die wasserdichten Socken Wasser durchgelassen haben auf die drunter liegenden Merino-Kniestrümpfe. Alles bäh. Heizung auf Vollgas, ab in die Badewanne, danach ab unter die Bettdecke und für morgen auf besseres Wetter hoffen... und auf gnädige Admins. Ansonsten habe ich später in der Reise 200 km / 3h Umweg, um nochmal her zum Estrela (Torre) zu fahren...


    Ich bin inzwischen fast einen ganzen Tag hinter meiner Planung, ich kriege in Portugal nicht die Tageskilometer hin, die ich aus Spanien gewohnt bin. Einerseits fahre ich kürzer, andererseits ist es dichter besiedelt, und ich gehe ja in (Hotel-)Restaurants essen. Den Landespreis gefährdet es nicht, allenfalls das eine oder andere Leckerli am Rückweg. Dafür habe ich ja mit Puffer geplant. Im schlimmsten Fall, wenn ich 10 statt 7 Tage für die Portugal Rundreise brauche, besteht mein Rückweg wie der Hinweg aus 3 Tagen stur Autobahn. Für den Landespreis brauche ich noch 1131 km, ggfs. +200 km für den Estrela (Torre).



    (hoffentlich) 9 Passknacker und 345 km heute

    Rangliste Platz 9 von 94

    2178 km nach Hause, 357 km hinter Plan

    47,9% von Portugal (34 von 71, hoffentlich)

  • #29

    Das Wetter erinnert mich an die Reise meiner Gattin und mir in Frankreich. Von 10 Tagen hatten wir zwei trockene. Jeden Tag Hotelzimmer mit nassen Handschuhen, Socken, Regenkombis und Stiefeln jeweils für zwei Personen unter Wasser gesetzt. Als wir im Jura ankamen wurde aus haselnussgroßen Wassertropfen von jetzt auf gleich walnussgroße Schneeflocken. Visier von innen beschlagen und mindestens alle zwei Minuten das Visier außen von der Schneedecke befreien - wir haben schnell das nächste Hotel gesucht und da fielen ganze Schneebretter von meiner Brust.

    Ich hoffe das die Wettergötter Dir den Rest Deiner Reise holder sind!


    Entspannte Grüße

    Stoppelhopser

    Ich kann gut Mitmenschen umgehen.

  • #30

    So 13.3.22 Ab nach Norte


    Die Nacht war gut. Ich habe kein Hotelfrühstück, aber Milka Kekse. Außerdem habe ich ein Hotelzimmer und ein Badezimmer voller halb trockener, halb feuchter Motorradklamotten. Das alles wieder einzupacken und anzuziehen, ohne sich selbst nass zu machen und ohne das gesamte Zimmer zu versauen ist was für fortgeschrittene Allwettertourenfahrer. Es dauert also etwas länger. Die Yamaha ist noch da, die Sonne scheint, das ist gut. Es hat nur 8 Grad, das ist etwas frisch.


    Los geht's! Ich starte ohne Regenkombi, um die Textilkombi trocken zu fahren. Das Regenradar ist heute bunt gemischt - von jedem Wetter etwas dabei. Zunächst bleibt es trocken, aber in der Bergen wird's schnell knackig kalt. 4 Grad stehen auf dem Tacho. Da ziehe ich dann doch die Regenjacke über. Es beginnt mit einer Hochebene jenseits der 1000 Meter. Sie erinnert an Norwegen. Echt cool hier.



    Hier und da sind Kühe auf der Straße. Mein Navi möchte auch eine Nebenstrecke abbiegen. Da stehen Wegweiser, es ist befestigt, naja, gepflastert. Ganz falsch kann das nicht sein?



    Es wird immer abenteuerlicher. Brücken aus Naturstein, Pfützen. Ob das der beste Weg war? Bisher hat mich das Navi auch schon oft genatzt in dieser Landschaft. Es hat wohl keine unterschiedlichen Geschwindigkeiten für diese Sorte Straßen im Kartenmaterial. So komme ich zwar überall hin, aber oft nicht auf dem schnellsten, einfachsten, besten Weg.



    Keine Gegend ist zu einsam für wilde Hunde.



    Den hier habe erst nach dem Anhalten gesehen, der lag ich Schatten und hat sich erst bewegt, als ich angehalten habe. Auch andere Vierbeiner tummeln sich auf der Straße.



    Mein Navi leitet mich heute oft über obskure Wege. Ich habe "Mautstrecken vermeiden" eingestellt. Aber so obskur kann das nicht der beste Weg sein.



    So richtig bescheiden wird's dann auf dem Weg zum Marao / Sra. da Serra. Da sind die letzten 6 km schlecht unterhaltene Schotterpiste.



    Stelleweise ist aufgeweichter Sand drauf, ca. 10 cm tief. Ich bin natürlich das einzige Fahrzeug weit und breit, habe reine Straßenreifen montiert und keinen Unterfahrschutz. Immerhin sind die Steine nicht zu groß. Woher ich weiß, dass der Sand 10 cm tief ist? Wegen der Erosionsspuren. Da drin kann man prima mit den Rädern einfädeln und dann versuchen, nicht umzufallen. Wenn man umfällt, kann man sich vermutlich nur noch 'ne Hütte bauen. Laut meinem Navi ist dieser Weg übrigens befestigt, und die "leichte" Route. Schönen Gruß an den Lieferanten des Kartenmaterials! Fast schon humorvoll ist dann die Anweisung "rechts abbiegen" an dieser Stelle.



    Also ja, da ist eine... Straße? Strecke? Ein Weg? Ein gerades Geröllfeld? Das kann man schon "befestigt" nennen. Hat zwar 20% Steigung, ist aber eigentlich nur Kopfsteinpflaster. Sind halt große Köpfe. Und ungleiche. Nee, da gucke ich mir im OSM die Welt an und stelle fest, dass es geradeaus weniger steil ans Ziel geht. Dafür aber länger. Das ist ganz schön anstrengend. Irgendwo in einer Sandfurche an einer kleinen Stufe würge ich dann auch ab - im letzten Moment blinkte "TCS". Okay, dann schalte ich die Traktionskontrolle mal runter (und nicht aus) auf Stufe 1, damit ein wenig Schlupf möglich ist, ich mich aber nicht sofort auf die Nase lege, wenn ich wieder aufm Asphalt bin, noch Sand auf den Reifen und besonders gute Laune habe ;) Und so klappt's dann bis ganz hoch.



    Was für ein Abendteuer! Oben kommt sogar ein Einheimischer vorbei mit so einem typischen 90er Jahre Japan-Pickup und fragt, ob alles okay ist. Netter Mann! Weiter geht es dankenswerterweise über die andere Seite von Berg, auf einer asphaltierten Strecke. Die in einem erbärmlichen Zustand ist, aber hey. Wasserableitung war auch nicht vorgesehen.



    Das Wasser ist aber klar genug, dass ich unangenehme Überraschungen sehen kann. Und ein paar gute Aussichten habe ich hier auch. Die behalte ich aber für mich, ätsch :) Einfach selbst hinfahren ;)


    So... das war jetzt schon sehr anstrengend, und ich komme bald in die Nähe von Vila Real, wo sich die Landespreis-Rundreise-Route fast überkreuzt. Das heißt, man kann dort zwei Nächte in Folge machen, ohne dass daraus Umwege entstehen. Auch die Tourlänge passt halbwegs. So buche ich mir ein Hotel für 2 Nächte. Ich wage es, für 45 Euro je Nacht ein 1* Hotel mit Frühstück zu buchen, das groß und modern aussieht. Es ist gegenüber von einem Supermarkt und der Eingang ist unscheinbar. Die Rezeption ist nicht besetzt. SEUFZ! Ich drücke auf eine Klingel, und fange an die Nummer zu wählen, die auf einem Zettel steht - siehe gestern. Noch bevor ich den Anruf starten kann, kommt schon eine Mitarbeiterin und checkt mich ein. Sie war gerade am Aufräumen der Zimmer weiter oben. Wir haben keine gemeinsame Sprache, aber sie ist nett, bemüht und hilfsbereit. Das Zimmer ist gewaltig groß und top modern. Das Badezimmer ist komplett Marmor. 1*! Als ich später nach einem Fön frage, zeigt sie mir die elegant verbaute Schublade am Waschtisch, die ich bisher übersehen habe, und gibt mir ungefragt den Schlüssel zu Tiefgarage, von der ich bisher nichts wusste. Das nehme ich doch gerne an.


    Bei der abendlichen Passknackerverwaltung stelle ich fest, dass der problematische Nachweis von gestern mir anerkannt wurde. Das erleichtert mich sehr. Vielen Dank für euer Verständnis, liebes Passknacker-Team! :) Die Gegend sah vielversprechend aus, vielleicht fahre ich bei besserem Wetter übermorgen freiwillig noch mal hin.


    Zwecks Abendessen wandere ich die Stadt ab, aber nichts hat offen oder spricht mich an. Vielleicht mal wieder die Retro-Nummer, wie letztes Jahr im Spanien? Ich habe doch einen Supermarkt direkt am Hotel, und der hat Sonntags bis 21 Uhr offen. Also rein da, Baguette, Speck, Käse, Kekse, Cola, Powerade - heute schon an morgen denken. Nach diesem Mahl stecke ich die Reste in den Kühlschrank, der mal als Minibar diente, und zwar leer ist, aber trotzdem schon eingeschaltet war, als in eingecheckt habe. Strom sparen uns so... dann breite ich mal wieder meine nassen Sachen aus und föne 30 Minuten an 2 nassen Handschuhen und 2 klatschnassen Handschuhen herum.


    Ich bin inzwischen genau einen ganzen Tag hinter meiner Planung. Morgen abend bin ich wieder im gleichen Hotel, und habe mir damit eine 390 km-Runde aufgehalst. Das war vermutlich keine SO gute Idee. Ich spare morgens und abends Zeit, aber ich muss auf meine Aufmerksamkeit und Ausdauer achten. Ganz am Anfang der Route wären 40 km Autobahn mit Schranken zum Bezahlen. Das würde sich eigentlich lohnen. Oder ich fahre die Route andersrum, dann habe ich den gerade Teil, wenn ich schon müde bin. Die Route lässt sich leider nicht sinnvoll abkürzen.



    12 Passknacker und 292 km heute

    Rangliste Platz 9 von 105

    2154 km nach Hause, 420 km hinter Plan

    64,8% von Portugal (46 von 71)

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