Achsensturzpads im Eigenbau

  • #1

    Wir bauen uns Sturzpads für die Achsen!


    Man nehme:
    4 Skateboardrollen (12,50 Euro)
    1 Meter Gewindestange M6 (1,50 Euro)
    10er Pack Abstandhalter 20x20 mm (4,50 Euro)
    Je 1 Meter PVC Schlauch 8 mm und 10 mm (2,70 Euro)
    2 selbstsicherende und 4 gewöhnliche Schraubmuttern M6 (unter 1 Euro)
    8 Unterlegscheiben M6 (unter 1 Euro)


    Vorrausetzung: Hohle Achsen vorne und hinten am Motorrad
    Spaß am Basteln
    keinen Boxermotor ;)


    Idee: Wir fädeln Mutter, Unterlegscheibe, Skateboardrolle, Unterlegscheibe, Abstandhalter (Hülsen) auf beiden Seiten der Schwinge bzw. Gabel auf eine Gewindestange, damit die Teil bei einem Sturz keinen Bodenkontakt kriegen und sich hässliche Kratzer oder gar Löcher holen. Die Skateboardrolle übernimmt dabei die Funktion eines Sturzpads. Es gibt eine breite Auswahl an Skateboardrollen auf dem Markt. Meine heißen "Funkelnden Sterne 4 PCS 52 mm 100 A Skateboard Rollen PU Skate Longboard Rollen, weiß" und kosten bei Amazon 12,50 Euro. Es gibt Farben für jeden Geschmack.


    Alle weiteren Teile bekommt man im Baumarkt (ich war bei Bauhaus) als Meterware oder im Eisenwaren-/Kleinteilsortiment. Abstandhalter heißen auch Hülsen - wer kreativ ist, kann sich was aus irgendwelchen Rohren bauen, wer sparsam ist nimmt zu große Schraubmuttern und Unterlegscheiben, das zeigt dann auch akustisch an, wenn etwas locker wird...


    Für die Montage brauchen wir keinen Motorradheber und kein besonderes Werkzeug, außer einer Eisensäge, einem Bolzenschneider oder einer anderen Möglichkeit, eine M6 Gewindestange zu trennen. Zangen kommen da an ihre Grenzen. So lange hin und her biegen bis es bricht würde ich nicht empfehlen, denn gerade bleiben sollte sie schon. Für Hobby-Chemiker: Eisspray und Hammer könnte funktionieren. Stichsäge, Kreissäge, Flex müsste auch funktionieren. Einen Bolzenschneider im Haushalt zu haben kann nicht schaden, denn er ist genau dafür gedacht. Er darf ruhig etwas kürzer sein, denn man kann einen Arm auf den Boden auflegen und den anderen Arm mit seinem Körpergewicht belasten. Mit 40 cm hat man keine Probleme.


    Wir beginnen einfach mal bei der Vorderachse. Gewindestange durchschieben und von beiden Seiten auffädeln, was man da haben will bis die Endlänge der Gewindestange feststeht. Die Stelle markieren (z.B. durch eine vorher aufgedrehte Mutter) und anschließend mit 1 cm Sicherheit abschneiden.


    Wer noch nie eine Gewindestange gekürzt hat: Vorher drei Muttern aufdrehen, eine kurz hinter der Schnittstelle, und zwei am anderen Ende. Die beiden am anderen Ende dreht man mit Kraft gegeneinander, und die eine am frisch geschnittenen Ende nutzt man dann, um das Gewinde frei zu schneiden, indem man sie über das frische Ende wieder runter dreht. Mit etwas Glück hat man jetzt ein regulär nutzbares Gewindeende - kann man schließlich immer gebrauchen, auch wenn nicht zwingend hier und heute bei diesem Projekt, denn für uns reicht ein nutzbares Ende. Am anderen Ende verkanten wir zwei Muttern und können prima gegenhalten. Da die beiden verkanteten Muttern nie wieder runter müssen, kann man dafür auch das frische Ende nutzen.


    Die Vorderachse hat einen geringen Innendurchmesser. Da reicht uns der dünnere PVC-Schlauch, damit die Gewindestange nicht umherschlackern kann - ohne dass wir die Muttern an beiden Enden wie verrückt anziehen müssten. Davon würden sich die Sturzpads auf Dauer verformen. Der PVC-Schlauch kommt über die Gewindestange, und dann kommt die Gewindestange von rechts in die Achse. Links kommt der Schlauch nicht wieder raus, also Länge merken, und passend abschneiden.


    Alles nochmal anhalten und ggfs. die Gewindestange nochmals kürzen, damit kein Gewinde übersteht. Hinter den doppelten Muttern kann man den Gewindestangenüberstand mit einer Feile glätten, wenn es schöner werden soll. Am "guten" Ende der Gewindestange drehen wir eine selbstsichernde Mutter auf, und mit den beiden verkanteten Muttern kann man prima Gegenhalten. Wenn alles wirklich schön und final ist, kann man gerne auch noch Schraubensicherung an der selbstsichernde Mutter auftragen.



    Mit der Hinterachse verfährt man ebenso, nur dass sie einen dickeren Innendurchmesser hat. Hier verwenden wir den dickeren Schlauch. Im dickeren Schlauch hat die Gewindestange zuviel Spiel, daher kommt noch der dünnere Schlauch dazwischen. In meinem Fall muss das ganze ziemlich davon überzeugt werden, dass es ineinander passt, daher hält es dann auch künftig besser und rutscht nicht auseinander.



    Wer mit Bobbins an der Schwinge ("Primabuchsenaufnahmen" zur Verwendung eines Heckhebers) fahren will, sollte ausreichend Abstandhalter zwischen Schwinge und Sturzpad packen, damit im Fall eines Falles der Bobbin keinen Bodenkontakt hat - da reißen gerne mal Gewinde aus der Schwinge aus, und dann kann man (in schön) nur noch die Schwinge tauschen (oder man findet jemanden der heimlich das Loch wieder zu schweißt). In meinem Fall hat man damit auch eine gute Einschätzung, ob man links und rechts gleich weit von der Schwinge entfernt ist, denn dazu sind bei der MT-09 rechts/links unterschiedlich viele Abstandhalter nötig.



    Und noch ein letzter Tipp aus der Erfahrung vom letzten Motorrad: Die Skateboardrollen ziehen Dreck geradezu magnetisch an. Man bekommt sie leichter wieder sauber, wenn man sie mit transparenter Folie beklebt. Ganz gewöhnlicher Tesafilm um die Lauffläche wirkt da Wunder.


    Und wer breitere Rollen mag, nimmt Longboard-Rollen.

  • #2

    Interessante Idee die du da sehr kreativ umgesetzt hast :clap:
    Ich habe aber leichte Bedenken was den wirklichen Schutz des Motorrades angeht. Ist schon ein paar Tage her das ich auf einem Skateboard gestanden habe aber meines Wissens nach sind die Rollen eher weicher und Gummi artig. Bei einem UMFALLER im Stand ist sicher eine gewisse Schutzwirkung vorhanden aber bei einem Rutsche bei niedriger Geschwindigkeit könnte ich mir Vorstellen das die Skaterrollen nicht gut über den Asphalt rutschen und viel Haftung aufbauen. Wenn die entstehenden Scherkräfte überhaupt von den günstigen Gewindestange aus dem Baumarkt (fehlende Festigkeitsangabe) aufgenommen werden besteht die Gefahr das das Moped unkontrolliert herum schlägt. Der Sinn von Sturzpads ist ja dafür zu sorgen das teure Bauteil wie Schwingen, Rahmen und Gabel vor Kontakt mit der Fahrbahn geschützt werden und das Moped auf diesen Auflagepunkten gleiten kann. Deswegen nimmt man gerne Kunststoffe mit guten Gleiteigenschaften.
    Das soll aber nicht heißen das deine Idee nicht funktioniert. Müßte man ausprobieren aber da findet man immer so schlecht Freiwillige ;)

    Grüße aus dem Osnabrücker Land


    Andreas
    MTX80, CB400T, GPZ500S, XJ750, BANDIT 600S,
    ZX 600R, ZX10, VFR 750 F, GSX 1250 SA, VTR 1000 F, TRACER 900(RN57)mit Wilbers Gabelfedern + 641

  • #3

    Super Idee...man muss halt nur auf das richtige Material kommen. Ich hätte vielleicht statt der Weißen Reifen Schwarze oder Bunte genommen. ABer gute Anleitung und gute Umsetzung

  • #4

    Das schöne an Skateboardrollen ist die breite Verfügbarkeit am Markt in allen erdenklichen Farben und auch in mehrere größeren (Longboard-Rollen sind breiter). Ich habe weiß genommen, weil es zu meinen Griffschalen passt.


  • #5

    Ich habe die Sturzpads jetzt mal ausprobiert, anlässlich eines Lowsiders nach rechts bei ca. 35 km/h auf einer nassen Holzbrücke. Es waren Bobbins an der Schwinge montiert und außerdem China-CNC Sturzpads am Motor. Das vordere Achssturzpad hatte anscheinend keinen Bodenkontakt. Das hintere Achssturzpad hatte Bodenkontakt, und die Gewindestange hat es dabei ca 1 cm nach hinten verbogen. Der Bobbin blieb heile und auch die Fußraste war noch dran. Der Fuß-Bremshebel wurde etwas nach oben gebogen.


    Auch das Motorsturzpad hatte Bodenkontakt und hat Kraft aufgenommen - es wird also nicht überflüssig durch Achssturzpads.


    Leider ist der Handbremshebel gebrochen, und zwar sehr kurz (der Fluch verstellbarer Gusshebel), da die China-Griffschalen nicht robust genug waren. Mir ist nix passiert, und dank eines zweiten Bremshebels, den ich unter der Sitzbank immer dabei habe, konnte ich die Urlaubstour fortsetzen.

  • #6

    Das ist zwar sehr löblich, das selbst getüddelte auch in der Praxis auszuprobieren, wäre aber für mich persönlich nicht notwendig gewesen. Trotzdem vielen Dank für den Einsatz! Hauptsache Dir ist nix passiert.


    Entspannte Grüße
    Stoppelhopser

    Ich kann gut Mitmenschen umgehen.

  • #7

    Fahrer heil geblieben und Moped nicht total klump spricht doch schon mal für das Projekt. Mich würden ein paar Bilder vom Zustand der Crashpads nach dem Rutsche interessieren. Vielleicht könnte man das ganze ja mit ähnlich simplen Mitteln noch optimieren.

    Grüße aus dem Osnabrücker Land


    Andreas
    MTX80, CB400T, GPZ500S, XJ750, BANDIT 600S,
    ZX 600R, ZX10, VFR 750 F, GSX 1250 SA, VTR 1000 F, TRACER 900(RN57)mit Wilbers Gabelfedern + 641

  • #8


    Wenn man die Abstandhalter weglässt, damit die Skateboardräder direkt auf der Achse aufliegen, ist die Hebelwirkung kleiner und es verbiegt sich deutlich weniger.

  • #9

    Und damit fährst du durch die Gegend? :icon-eek:


    Bei allem Respekt vor deiner Initiative und deinem handwerklichen Geschick, aber z.B. bei GSG gibt es einen Satz für Vorder- bzw. Hinterachse für je 42 Euro. Und ich denke, im Falle eines Falles funktioniert der verwendete Kunststoff besser.

    Bis später,
    Peter
    "You will only see me smile, when I eat up a country mile." Rory Gallagher *1948 +1995

  • #10

    Mir ist null komma nix passiert. Nicht mal die Regenkombi hatte ein Loch.



    Da sehe ich dann aber die Fußrasten in Gefahr.


    Die Rollen sehen noch genauso aus wie vorher, die hintere wurden nur etwas dreckig.

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