Tag 4 (Rovinj - Pag)
7.00 Uhr morgens, aufstehen ist angesagt. Diese Nacht hab ich dann auch tatsächlich keinen einzigen Krampf bekommen, aber aufgewacht und aufgestanden bin ich trotzdem mehrmals.
Magnesium hat nämlich die dumme Eigenschaft, bei übermäßigem Konsum abführen zu wirken und da ich etwa das 5 bis 10-fache der empfohlenen Tagesdosis intus hatte.....naja, ich glaube, man kann sich's in etwa vorstellen, warum ich so oft aufstehen musste.
Bin wieder der Erste im Frühstücksraum und beschließe, heute - an meinem letzten Tag hier in dieser Unterkunft - nochmal so viel von diesem Wahnsinns-Brot zu essen, bis ich kurz vorm Platzen bin.
Kurz drauf setzt sich ein Päärchen neben mich und wir begrüßen uns. Ich hab bereits meine Motorradhose an und bin somit wohl einwandfrei als Biker identifizierbar.
Was wohl auch dem Typen aufgefallen ist, denn er dreht sich rüber zu mir und sagt:
"Das ist Deine Maschine dort unten, oder? Cooles Bike! Wohin geht's denn?"
Ich freue mich über die freundliche Kontaktaufnahme und es entwickelt sich eine richtig angenehme Unterhaltung.
Wie sich herausstellt, sind es Österreicher (dieses Mal meint's der Herrgott wohl gut mit mir und schickt mir welche von der netten Sorte) und er ist selber Biker.
Er antwortet mir auf meine Frage, welches Bike er denn habe, daß er ein vergleichbares Bike wie ich habe, eine KTM, ähnliche Hubraumklasse.
Ich unterbreche ihn, weil ich direkt eine Vorahnung habe und falle ihm entschuldigend ins Wort, bevor er noch mehr Details erzählt und frage:
"Sorry, daß ich Dich unterbreche, aber Du hast doch nicht etwa eine 990er SMT?"
Und natürlich, wie soll's anders sein, er hat tatsächlich eine SMT.
An dieser Stelle sei erwähnt für die, die's noch nicht wissen: Die KTM SMT 990 hätte ich mir zweimal fast gekauft und sie wäre eigentlich die Maschine meiner Wahl gewesen, allerdings hab ich mich dann letzten Endes doch gegen die SMT und für die Tracer entschieden.
Ganz einfach deshalb, weil ich mir die zahlreichen (Qualitäts-) Mängel, Macken und ständigen Reparaturen, die bei der KTM anfallen, nicht mehr schönreden konnte, je länger ich danach recherchiert habe.
Und wie's das Schicksal so will, vor ein paar Wochen erst hatte ich eine coole Zufallsbegegnung direkt vor meiner Haustüre, als ich gerade aufsteigen wollte auf die Tracer. Spricht mich ein Typ an im Vorbeilaufen mit den Worten:
"Geile Maschine! Ich weiß, wovon ich rede, hatte genau die selbe."
Daraufhin entstand eine mehr als halbstündige Unterhaltung und es kam heraus, er fährt schon seit über 20 Jahren Motorrad und die Tracer 900 (RN57) war nicht nur sein letztes (hat sie vor Kurzem verkauft, wegen Unfall), sondern auch sein bisher bestes Motorrad meint er. Er hätte in den fast drei Jahren nur Öl gewechselt und Services gemacht an der Tracer, sonst absolut nichts reparieren müssen.
Ganz anders war das Motorrad zuvor, welches er eigentlich gemocht hat und auch ein paar Jahre hatte, aber dann entnervt hergegeben hat, weil er in der ganzen Zeit mehrere Tausend Euro an Reparaturen reingesteckt hat und es kein Ende nehmen wollte.
Es war - Überraschung! - eine 990er SMT.
Und er hat's voll abgekriegt: Motorschaden, Kupplung, Getriebe, Elektronik ... das volle Programm.
Zitat: "Geiler Motor, das muß man schon sagen. Aber da sind Sachen kaputt gegangen, das gibt's eigentlich gar nicht."
Und jetzt hab ich hier in Kroatien wieder eine Zufallsbegegnung und auch dieser Kerl hat eine SMT, what da hell ...
Da will ich's natürlich ganz genau wissen und frage ihn, wie er mit seiner SMT zufrieden ist und staune nicht schlecht, denn: Vor mir sitzt offenbar einer der wenigen KTM-Besitzer, der - bis jetzt zumindest - von dem ganzen krassen Shit verschont geblieben ist.
Ein paar Kleinigkeiten waren wohl schon mal, aber nix Großes, läuft ganz zuverlässig.
Ja, er weiß, daß es offenbar wirklich zahlreiche Fälle gibt, wo sich die Kürbis-Besitzer mit diversen Defekten und Reparaturen herumärgern mussten, ihm sind die ganzen Berichte bekannt, auch die bescheidene Laufkultur unter 3.000 U/min. möchte er nicht schönreden.
Doch seine läuft ganz zuverlässig und er hat wohl eine aus dem letzten Baujahr erwischt, die einfach läuft und die ihn bislang mit größeren Reparaturen verschont hat.
Cool.
Das freut mich dann auch für ihn, denn er war mir wirklich sympathisch.
Und auch gut zu wissen, daß es wohl auch KTM's zu geben scheint, die nicht dauernd kaputt gehen.
So, nachdem ich mittlerweile auch schon wieder zwei Mal Nachschlag geholt hab, weil ich von dem süchtig machenden Brot nicht genug kriegen kann und ja überhaupt sonst das ganze Jahr nix zu essen kriege (könnte man als Außenstehender zumindest meinen) und es jetzt schon wieder fast 9.30 Uhr ist, muß ich dann aber mal los.
Vor der Tür hab ich dem netten Ösi-Päärchen dann noch einen schönen Urlaub gewünscht, wir haben uns verabschiedet und sie haben mir noch eine gute Fahrt gewünscht.
Das war doch jetzt mal richtig nett, ab heute bitte mehr solcher Begegnungen.
Aber jetzt muß ich echt los, und tanken muß ich auch noch, verflixt.
Heute ist mein Ziel die Insel Pag, wo ich eine Unterkunft gebucht habe und so hab ich eigentlich einen vergleichsweise geringen Anreiseweg (ca. 250 Km), der mich u.a. über Rijeka an der Küste entlangführt, bis ich dann mit der Fähre nach Pag übersetze.
Deshalb dachte ich mir, daß ich auf dem Weg dorthin einfach einen Abstecher zur Insel Krk machen könnte (was sind das eigentlich für Freaks hier in diesem Land, die Namen erfinden ohne einen einzigen Vokal darin?!), ein paar Aufnahmen machen und dann weiter.
Aber es ist schon wieder kurz vor 10.30 Uhr, als ich dann endlich koskomme, unfassbar.
Wo geht die Zeit eigentlich im Urlaub immer so schnell hin?!
Ich ahne, wie sich mein ambitioniertes Vorhaben schon wieder in Luft aufzulösen scheint ...
Aber egal, einfach mal losfahren jetzt, heute keine Maut-kostenden Autobahnen, nur Landstraßen.
Apropo Maut: An dieser Stelle möchte ich mal das spezielle Maut-System lobend erwähnen, welches in Kroatien angewendet wird und kurz die Funktionsweise erklären.
Anders als in anderen EU-Ländern, wo man immer min. ein teures 10-Tagesticket lösen muß (weil's kein kleineres gibt), selbst wenn man nur an einem einzigen Tag 20 Km über die Autobahn fahren muß, gilt hier der Grundsatz: You pay what you drive.
In Kroatien ist an JEDER Autobahnauffahrt ein mehrspuriges Schrankensystem angebracht, wo man ein Ticket ziehen muß, erst danach öffnet sich die Schranke und lässt einen auf den Highway.
Und ebenso ist an JEDER Autobahnabfahrt ein mehrspuriges Schrankensystem angebracht, wo man das Ticket in einen Automaten stecken muß. Dort wird dann abgelesen, wie viele Kilometer man gefahren ist und der Automat berechnet, wie viel man für diese Strecke zu bezahlen hat.
That's it.
Easy and simple.
Herrlich unkompliziert und vorbildlich gelöst, fairer geht's eigentlich kaum. Und nix Schlange stehen am Mauthäuschen mit 30 anderen Leuten, wo's nur einen Schalter gibt.
Warum zum Geier ist es eigentlich nicht möglich, etwas vergleichbares und gut funktionierendes in good old Germany zu einzuführen...?
Ach ja, richtig.
Ich schätze, es wäre wohl schlicht und einfach ZU simpel und unkompliziert für Deutsche Land ...