Beiträge von blahwas

    11.4. Südfrankreich, nah die spanische Grenze ran? vermutlich Regen


    Tagesziel ist heute möglichst nah an die spanische Grenze zu kommen, damit ich Montag vor 13:30 drüber kann - denn dann wird mein deutscher Coronatest 72 Stunden alt. Ich habe die erste Nacht in Frankreich nicht SO toll geschlafen, aber die Sonne geht auf und die Yamaha ist noch da - was will man mehr? Ich bin zwar schon um 6 wach, wenn man offiziell wieder vor die Tür darf mit einem triftigen Grund, aber irgendwie ist es mir da noch zu kalt. Also gemütlich packen und die Optionen peilen. Von Westen her zieht ein Regengebiet rein. Westlich vom direkt Weg hätte ich einen Cevennentour geplant, aber wie schon geschrieben, Priorität hat das nicht, und Cevennen mache ich im Regen NIE WIEDER, seit ich da mal einen Reifenschaden hatte, genau wie mein Mitreisender, weil die Brösel von den Überspülungen sehr scharfkantig sind. Also geht's direkt auf die Autobahn, Tagesziel ist Perpignan, die letzte Großstadt auf französischer Seite.


    Kurz vor Lyon bin ich etwas irritiert, dass man Navi den Weg durch die Innenstadt vorschlägt, statt der Beschilderung nach Marseille zu folgen, aber das schon richtig so. Leider war ich kurz abgelenkt und werden unbemerkt fotografiert. Dabei bin ich echt nicht schnell unterwegs. Über 120 wird's schnell sehr laut und anstrengend, und jedes km/h reduziert die Reichweite, die ohnehin ein knappes Gut ist. Mitten durch Lyon zu fahren erinnert an den letzten Motorradurlaub mit Hängeranreise. Weil Sonntag ist und auch eh keiner raus darf ist wenig los, so macht die Fahrt durch die Stadt tatsächlich Spaß. Wer's nicht kennt, ist es ampel- und kreuzungsfrei mit Tempo 50 bis 60. Der Tunnel ist ein Höhenübergang, und spätestens danach bin ich gefühlt in Südfrankreich. Leider kann man nirgends zum fotografieren anhalten.


    Ein paar Autos fallen mir auf, die beim Überholen eine Weile schräg hinter/neben mir verharren. Die interessieren sich vermutlich für mein deutsches Nummernschild. Es wäre vermutlich clever gewesen, ein Nummernschild zu verwenden, dass französischer aussieht, also schon mit dem richtigen Text drauf, aber Format und Schrift wie in Frankreich. Aber das wäre vermutlich irgendwie verboten. Außerdem bräuchte man dann auch noch je eins für Spanien und Portugal. Und wenn's eh schon verboten ist, könnte man auch gleich ein ganz anderes Nummernschild nehmen. Jaja, da war sie wieder, die kriminelle Energie. Manche der Glotzer haben übrigens selbst deutsche Nummernschilder am Auto. Man sieht auch Schweizer und hier und da mal einen Engländer.


    Für den ersten Tankstopp nach den üblichen zwei Stunden suche ich mir einen Tankstelle abseits der Autobahn. Das spart Geld und bringt etwas Abwechslung rein. Wieso zahlt man eigentlich erst Maut und dann auch noch Tankstellenaufschlag? Das klappt gut, es gehen 14,01 Liter in den 14 Liter-Tank rein, ohne das etwas überläuft. Da der MT-09 Tank oben sehr flach ist und der Tankdeckel einen Kragen hat, der tief rein geht, ist es unfassbar zeitraubend und nervig, den letzten Liter reinzukriegen. Motorrad schaukeln und mit der Pistole tröpfeln, heißt die Divise.


    Von dem Rückweg direkt zur Autobahn mal wieder Blick auf die Karte: Wo bin ich hier eigentlich? Westlich vom Vercours. 3 Passknackerpunkte sind ganz nah an der Autobahn. Also, wenn man weit rauszoomt, zumindest. Es regnet noch nicht und auf dem Regenradar sieht es auch nicht so aus, als ob es noch kommen würde, zumindest nicht zwingend. Da kann ich doch schlecht nein sagen, oder?


    Es tut nach stundenlangem Autobahngebummel im Halbschlaf echt gut, wieder Landstraße zu fahren. Noch dazu in Frankreich! Die Passknackerpunkte im Vercours kenne ich alle schon, aber nicht, was westlich davon es. Es geht in Serpentinen der Berg hoch und ich habe jede Menge Spaß. Normalerweise mag ich Serpentinen nicht besonders, heute dagegen sehr. Die Yamaha schnurrt wie eine Katze, die Reifen haben Grip, und außer mir sind sonst nur Radfahrer unterwegs.


    Die drei Passknackerpunkte wandern ohne besondere Vorkommnisse in den Köcher. Am dritten angekommen will ich umdrehen, aber mein Navi nicht. Ich drehe trotzdem um. Die Restzeit wird länger. Oh, habe ich da eine Abkürzung entdeckt? Sicherlich nicht, aber immerhin kann ich noch einige Kilometer schön über hügeliges Land fahren und dabei Maut sparen. Das war das erste Highlight heute.


    Dann kommt wieder lange und öde Autobahn ohne besondere Vorkommnisse, außer dass der Regen tatsächlich kommt. Es regnet nicht besonders intensiv, aber auf der Autobahn wird man nach ein paar hundert Kilometern einfach doch ganz schön nass. Die Klamotten halten dicht, bis auf die Handschuhe. Notiz an mich selbst: Handschuhe dürfen neu.


    Derweil schrumpfen die Kilometer bis Perpignan und gegen Mittag steht fest, dass ich das locker schaffe. Ich könnte es heute auch noch nach Spanien schaffen. Da ich so gut in der Zeit liege, kann ich quasi heute schon mit Pässe knacken in Spanien anfangen - die Pyrenäen sind schließlich die Grenze und voll mit spanischen Pässen. Das macht nur begrenzt Sinn, weil ich später eh für die Pyrenäen noch mal separat anreisen will/muss. Einzige abseits liegende Punkte würden Sinn machen. Z.B. der eine da, zwischen Autobahn und Küste, der kann heute in den Köcher. Und der französische Pass knapp daneben auch gleich. Ankunftszeit 16 Uhr, das ist doch noch immer super. Bonus, der spanische Pass ist auch ein Grenzübergang. Dort wird wohl kaum jemand fragen, was ich in Spanien verloren habe.


    Also runter von der Autobahn, quer durch Perpignan - da kommt mir ein Konvoi von ca. 100 bunt gemischten Motorrädern entgegen. Das freut mich sehr. Die 1,5 Meter Abstand halten sie zwar nicht ein, und Masken trägt auch niemand, aber sie vom FFMC - fédération française des motards en colère - Französischer Bund der wütenden Motorradfahrer - so 'ne Art Motorrad-ADAC, aber in militant. Denen dürften wir einen Gutteil der französischen Motorradkultur verdanken, insbesondere ihre Verankerungen in der allgemeinen Gesellschaft, sprich, die vielen kleinen Freiheiten. Vorher am Tag habe ich noch drüber nachgedacht, was für ein tolles Verin das ist, und ob nicht vielleicht irgendeine deutsche Behörde Lust hätte, mich dort als V-Mann einzuschleusen? Falls hier einer mitliest, ich bin mir sicher, die planen was gemeines gegen die Verfassung, außerdem finanziert ihr doch auch sonst jeden Blödsinnsverein mit umgefallenen Doppelagenten, da kommt's auf einen mehr doch auch nicht an.


    Die 45 km von der Autobahn bis zum Coll de Mollo haben mich zunächst erschrocken, ob tatsächlich ist das meiste davon Schnellstraße. Das beruhigt das Planergewissen. Als es dann endlich in die Berge geht, freut sich das Motorradfahrerherz umso mehr. Schmale Straße, enge Kurven und Kehren, ziemlich steil, starker Wind. Und, Prämiere, der starke Wind fängt mitten in der Kehre an oder hört mitten drin auf. Außerdem gibt es auch hier Brösel von Überspülungen, aber so wenige, dass man noch ganz gut ausweichen kann. Das alles mit 1000 km Autobahn gestern und heute in den Knochen - aber hey, vertrauen Sie mir, ich weiß was ich tue. Und ich genieße die Aussicht :)






    Vom Coll de Mollo soll es direkt zum Col de Banyuls gehen. Das sah auf der Karte nah aus, ist real aber ein ganz schöner Umweg. Leider gucke ich nichts aufs Navi und fahre wirklich komplett aus den Bergen ans Meer und wieder zurück, 19 statt 13 km, dafür aber auch schön.

    10.4. Nürnberg-Nach Frankreich? Dann Besancon oder Lyon oder Jura oder so?


    Start ist schließlich um 10 Uhr. Ich bin gut drauf und muss mich zusammenreißen, nicht schon zu fahren, als wäre ich bereits in Frankreich. Auch der Spritverbrauch würde es mir danken, wenn man nicht zu doll über 130 fährt. Das erste Mal geht der Reserve-Zähler an, da bin ich noch auf der A6 kurz vor Künzelsau. Die nächste Tankstelle ist in einer Ortsdurchfahrt, was kann da schon schief gehen? Kurz runter von der Autobahn und da ran gefahren. Okay, sie hat geschlossen. Aber es gibt eine Automatensäule. Ich zählen sagenhafte 3 Kartenschlitze an diesem Automaten, und kein einziges VISA/Giro oder sonstwas-Zeichen. Au weia. Ein Einheimischer, der partout keinen Abstand halten möchte, klärt mich auf, dass "EC"-Karten funktionieren. Tatsächlich klappt das dann auch. 13 Liter fließen in den 14 Liter-Tank, ein halber Liter tröpfelt hinterher.


    Fertig getankt, Blick aufs Navi: Hey, auf dem Rückweg zur Autobahn liegt ja fast ein Passknackerpunkt! Waldenburg. Den nehmen wir doch mal mit, Abwechslung tut Not. Das Navi findet schnell einen Weg, aber kuriose Schildern kündigen eine Sperrung an "Mit Schranke!". Eine Umleitung ist mal wieder nicht vorgesehen, Hauptsache uns fährt keiner vorm Haus vorbei, fahrt ihr mal alle Umwege, wenn ihr welche findet, und dabei mehr Leuten vorm Haus vorbei. Ich bin Deutschland müde. Aber dann ein Lichtblick.




    Na gut, ich bin versöhnt. Die Kurvenstrecke da hoch ist auch nett. Die beladene MT09 nimmt die Kehren bequem im dritten Gang. Foto eingetütet und wieder auf die A6. Heute ohne Staus, aber wie immer mit Baustellen ohne Ende. Später mal links abbiegen, auf die A5 - jetzt geht's nach Süden und es sind schon 18°! Zeit für eine Pause und die Regenjacke kann ich jetzt auch ausziehen. Beim nächsten Tankstopp kaufe ich mir zwei Brezen und Süßgebäck. Noch eine Pause später esse ich eine halbe Breze. Das war das Mittagessen. Auf Tour brauche ich wenig. Vielleicht geht meine Coronawampe in diesen 3 Wochen ja weg.



    Die Einreise nach Frankreich gelingt fast beiläufig. Kein Stau, keine Engstelle, keine Kontrolle. Das war ja einfach! Die Straßen sind ziemlich leer. Ein wenig bedrückend wäre das schon, wenn nicht die Natur hier gerade aufblühen würde. Schnee in Deutschland, blühender Raps in Frankreich. Und ich mitten drin. Wundervoll.


    Hinter einer Mautstation mit zwei Spuren steht dann doch Mal die Polizei, dahinter 2 Lieferwagen. Ich wähle die freie Spur, bezahle, und fahre dann äußerst langsam vor, Suche Blickkontakt. Ein Lieferwagen mit Nummerschild Estland fährt rechts ran, der ist wohl noch nicht fertig. Ich werde beiläufig vorbei gewunken.


    Wieder mal zum Tanken verlasse ich die Autobahn. Die Tankstelle ist mitten in einer Kleinstadt. Hier ist augenscheinlich unverminderter Betrieb. Die Motorradfahrer grüßen, alles eigentlich wie immer. Ich hatte Bedenken, mit dem deutschen Nummernschild negativ aufzufallen, aber ich bin nicht der einzige und es scheint sich auch keiner drum zu kümmern.


    So langsam muss ich entscheiden, was ich mit dem restlichen Tag machen möchte, und wo ich nächtige. Ab 19 Uhr ist Ausgangssperre, dann sollte man ein Hotel gefunden haben. Unter Berücksichtigung der Wettervorhersage, ab morgen Mittag Regen, will ich noch Strecke machen. im Süden regnet es wärmer. Ich buche mir also per booking ein Motel zwischen Dijon und Lyon, wo ich laut Navi 45 Minuten vorher ankomme.


    Da Autobahn auf Dauer nicht nur langweilig sondern auch teuer ist, nutze ich in Frankreich gerne hier und da mal eine Bundesstraße, besonders wenn sie diagonal zu rechtwinkligen Autobahnen verläuft, also auch noch kürzer ist. Es sind ein paar kleine Ortsdurchfahrten dabei, aber das stört mich nicht. Im Gegenteil, mir geht das Herz auf. Ich finde es einfach schön in Frankreich. Oder ich finde es schön, in Frankreich zu sein. Der Unterschied ist mir gerade egal. Und dann kommt diese Pausengelegenheit, aber hallo!




    Im Zielort, aber noch nicht im Hotel, sehe ich einkaufende Menschen und denke mir, ich habe mein Abendessen schon! Aber moooment, es ist Samstag. Sonntags shoppen ist schwierig, auch in Frankreich. Und der Tank ist zwar noch halb voll, aber warum sollte ich morgen früh mit einem halb leeren Tank starten? Es folgt also ein Besuch beim Supermarkt und Tankstopp Nummer vier heute. Bei der Ausfahrt schenkt mir ein Clio mit Tempo 5 von rechts die Vorfahrt, dabei räumt mich aber fast ein 2CV von links ab, der erstaunlichem Tempo um die Ecke kam. Die französische StVO lässt eine große Bandbreite zu.


    Im Zusammenhang mit Supermarkt fällt mir auf, dass ich kein Besteck dabei habe. Somit kann ich schlecht warmes Essen ins Hotel mitnehmen oder liefern lassen. Auch eine 12V-Steckdose würde sich gut machen zu meinem 12V-Kompressor. Naja, Details. Das Hotel ist ein schlichtes Massen-Motel wie es sie in Frankreich zuhauf gibt. 10qm 45 euro, wahlweise Doppelbett oder Doppelbett plus Einzelbett. Das Einzelbett ist ein Hochbett, taugt also kaum als Ablagefläche. Es ist nicht gelüftet, aber sauber. Passt. WLAN stark, aber langsam, naja, es gibt ja LTE. Die Dame an der Rezeption im Hotel und an der Supermarktkssse tragen Maske, zwei andere Kunden im Hotel nicht :(


    675 km heute, trocken 12-18°. Für Morgen ist Regen angesagt, spätestens ab Nachmittag. Der Coronatest von Freitag 13:30 in Deutschland gilt noch bis Montag 13:30 für die Einreise nach Spanien. Das sollte ich schaffen, wenn ich morgen keine Umwege fahre. Das Passknacker Lebenswerk kann ich auch am Rückweg pflegen. Primärziel ist der Passkacker Landespreis Spanien. Passkacker Landespreis Portugal wäre ein nettes extra. 2021 wäre auch der Passkacker Landespreis Schweiz denkbar - dafür kann ich am Rückweg vorsorgen mit ein paar abgelegenen Punkten im Süden der Schweiz. Heute habe ich drauf verzichtet, weil die Priorität auf Spanien liegt.

    9.4. Reisevorbereitung


    Frankreich, Spanien und Portugal fordern bei der Einreise einen Coronatest aus dem Labor, der maximal 72h alt ist. Das ist ihr gutes Recht und völlig sinnvoll. Nur ist es unpraktisch, wenn man 24-48h auf sein Testergebnis warten muss und nicht in Deutschland auswärts übernachten kann/darf. Na dann, terminiere ich den Coronatest auf Freitag Mittag und hoffe, dass er bis Samstag vorliegt. Hoffentlich arbeiten die überhaupt am Wochenende? Tatsächlich kommt er schon am Freitag spät abend.


    Frankreich hat eine Corona-App. Sie tut das gleiche wie deutsche, aber zusätzlich muss man vor dem Verlassen der Wohnung einen Grund eintragen. Dann erhält man einen QR-Code. Bei den Gründen ist "Transit" nicht dabei. Ich nehme das nächstbeste: Umzug. Ein französischer Kontakt hätte das auch so gemacht.


    Die Tour ist insgesamt ca. 10000 km lang. 3 Wochen Urlaub plus die Wochenenden macht 23 Fahrtage, rechnerisch 434 km jeden Tag. Das ist zu schaffen, besonders in Südeuropa, außerdem sind es ja nicht nur Pässe, sondern auch Überführungsetappen. Rechnet man 4 Tage An/Abreise mit je 600 km, sind es sogar glatte 400 km am Tag. Das sollte wirklich zu schaffen sein. Für die Wege durch Frankreich habe ich Routen vorbereitet über Pässe in verschiedenen Mittelgebirgen, bei denen ich noch nie war. Der Passknacker pflegt das Lebenswerk ;)


    Motorradmäßig ist klar die MT09 gesetzt. Die ist mein Motorrad für Straßentouren in Südeuropa. Sie hat inzwischen einen seriösen Topcaseträger bekommen und eigentlich auch einen größeren Tank (18 statt 14 Liter), aber der Lackierer ist nicht rechtzeitig fertig geworden. Ich warte seit November, mit Unterbrechungen und viel Fahrerei, aber das ist eine andere Geschichte. Als Notbehelf ist ein 1 Liter-Kanister im Gepäck. Nicht, weil 15 statt 14 Liter so viel Unterschied macht, sondern weil ich mich sonst nicht wirklich traue, die 14 Liter zu nutzen, und echte Probleme kriege, wenn ich es doch versuche und dann eine Tankstelle geschlossen hat. Siehe auch Sardinien 2020. Auf die Räder kommt hinten ein frischer CRA3 und vorne bleibt halt drauf, was schon drauf ist, ein angefahrener Pilot Power, von dem ich nicht mal weiß, wie lange er schon drauf ist. Der hält sicherlich nicht durch. Der hintere aber auch nicht. Vielleicht haut's ja gleichzeitig hin? Das Netz auf dem Sozius wird ersetzt durch eine Tasche, und zwar einen Tankrucksack. Da ist Regenkleidung und Technik für Pannen drin, z.B. Werkzeug, Teile, Kanister. Der Teil bleibt nachts im Topcase. Im erweiterbaren Fach kann ich Einkäufe verstauen.


    Das besondere an dieser Reise ist dass nichts gebucht oder geplant ist. Ich habe im Voraus Tagesetappen geplant und mich in die Coronaregeln dreier Länder reingelesen, das war's. Wo ich wirklich rein komme, sehe ich, wenn ich davor stehe. Also einfach los!


    WICHTIG - HYGIENEREGELN! Reisende sind potentielle Superspreader. Ich schütze ich mich und andere maximal mit Maske, Abstand, Hygiene - und lüften (Hotelzimmer vor und nach Bezug). Möglichst nichts anfassen was nicht euch gehört. Ich gehe auch in kein Restaurant, obwohl die Außenbereiche offen sind, und nicht jeden Tag in den Supermarkt. Ich mache mehr als verlangt wird, und ich mache mehr als Einheimische. Es ist nicht nur mein Risiko! Zurück daheim wieder Test, eine Woche Quarantäne und noch ein Test. Falls das nicht schon Gesetz ist, mache ich es halt freiwillig, weil es sinnvoll ist.

    Live-Bericht? Naja, tagesaktuell. Ich reise alleine und habe abends niemanden zum vollquatschen. Ich habe aber auch keine Zeit für Bildbearbeitung oder aufwändige Bildauswahl von Serienaufnahmen der mitlaufenden Gopro. Da müsst ihr jetzt leider herhalten mit meinen Notizen. Immerhin wurde ich danach gefragt. Im Nachgang gibt's ne "schöne" Version, versprochen.


    Motivation der Reise:


    Im Jahre 2021 wollte ich eigentlich die Passknacker-Landespreise für Spanien und Portugal machen. Im Herbst 2020 gingen in beiden Ländern die Corona-Fallzahlen durch die Decke, in Portugal kam es zu einer derartigen Überlastung des Gesundheitssystems, dass sogar die deutsche Bundeswehr zur Hilfe gerufen wird. Beide Länder, und Frankreich, das halt am Weg liegt, haben Lockdown-Maßnahmen ergriffen, die im Vergleich zum Deutschen Lockdown unerträglich drakonisch klingen. Landesweit Ausgangssperre am 19 Uhr. Kein Verlassen der Wohnung ohne Dokumentation des Grundes. Dabei maximaler Bewegungsradius rund um die Wohnung von 10 km, oder halt Landkreisgrenze. Auf die Idee, Hotels zu schließen, ist aber niemand gekommen. Dass reisende Privatpersonen sich private Unterkünfte organisieren könnten, wo die Hygieneregeln schlechter eingehalten und gar nicht überwacht werden können, auf den Gedanken kam in Deutschland wohl noch niemand. Portugal hat sogar die Einreise von Ausländern komplett untersagt. Im Frühjahr 2021 zeigten diese Maßnahmen dann allmählich Wirkung (außer in Frankreich), und ein Hauch von Öffnung liegt in der Luft. Ich habe meinen Urlaub aber schon im Januar eingereicht, und das sind halt 3 Wochen im April, und denn muss ich auch nehmen, weil es Resturlaub aus 2020 ist.


    Ich bin inzwischen auch weichgekocht genug von eigenen Einhalten aller Regeln und vielem Freiwilligen darüber hinaus, und dem Gegensatz zur Welt um mich herum, wo viele jede Regelungslücke maximal ausnutzen, dass ich jetzt Mal 3 Wochen auch nur dem Wortlaut der Gesetze entspreche, wenn sie mir gerade nicht in den Kram passen.


    Der ursprüngliche Plan (1) waren 2 Touren zu je 3 Wochen:


    1. Durch Frankreich auf eigener Achse, quer durch Spanien, nördlich an Madrid vorbei, und dann Portugal von Nord nach Süd runter. In Portugal hätte mich jemand begleitet, daher gemütliche 350 km-Tagesettappen. Vom Südzipfel Portugals aus entlang der Gebirge in Südspanien nach Osten, insbesondere Andalusien, und im Südosten dann das Motorrad stehen lassen und heim fliegen. Dort 2 Monate arbeiten, und dann zurück fliegen, Motorrad aus dem Parkhaus oder Hotel ziehen, und:


    2. Einmal diagonal durch die iberische Halbinsel nach Nordwesten, dann Nordspanien entlang Richtung Pyrenäen. Dann die Pyrenäen abgrasen, und durch Frankreich auf eigener Achse zurück.


    Plan 1 war schon hinfällig, als der Mitfahrer abgesagt hat. Dass man sich in Spanien nicht bewegen darf, hilft auch nicht. Durch Frankreich kommt man vielleicht noch durch, aber dann? Tja, dann fragen wir doch mal jemanden, der sich damit auskennt, und seit Jahren den Winter in Spanien verbringt, zwecks Surfen und Motorrad fahren: Hier ist alles normal. Am Wochenende wird auf Motorradstrecken kontrolliert. Durchreise ist erlaubt. Dann fragen wir zwei französische Motorradfahrer: Einer sagt alles verboten, der andere sagt jeder macht was er will. Okay, damit kann ich arbeiten.


    Okay, da ermöglicht Plan 2: Ich fahre einfach da runter und schau mal wie weit ich komme. Darf ich durch Frankreich durch? Die staatliche Webseite auf englisch sagt ja, die staatliche Website auf französisch schweigt sich aus. Darf ein EU-Land überhaupt einem EU-Bürger die Durchreise verwehren? Ich denke nicht. Dann ist der Fall doch klar: Frankreich muss mich nach Spanien lassen und Spanien muss mich nach Portugal lassen. Portugal lässt mich zwar im Moment nicht rein, aber die Regelung gilt im Moment nur bis 14.4. - das passt, so schnell komme ich da unten nicht an. Jetzt muss ich noch hoffen, dass die lokale Polizei meiner Argumentation folgt, was auf der Autobahn vermutlich besser gelingt als auf der hinterletzten Passstraße, oder auch, noch lieber genommen, dass mich einfach keiner fragt.


    Plan 3, ich fahre mal so weit es geht und wenn es nicht mehr weiter geht, dann fahre ich woanders hin. In der Schweiz ist so ziemlich alles offen, und die kommen auch nicht viel schlechter als wir durch die Pandemie. Da darf man auf dem Landweg sogar ohne Test einreisen. Allerdings ist das Wetter genauso schlecht wie in Deutschland und auch sonst wäre es schade um die drei Wochen Urlaub.


    Plan 4, ich verbringe 3 Wochen "ganz normalen Urlaub" in einem Land, das Corona in den Griff bekommen hat, wie Japan, Australien, Neuseeland, Israel, scheitert an deren Einreiseregeln: Die lassen aus der EU niemanden rein. Auch nicht mit Test oder Quarantäne. Island würde mich reinlassen mit 1 Woche Quarantäne, aber April ist leider echt zu früh im Jahr für Island. Thailand wäre denkbar gewesen, auch weil es ein potentielles Ziel für meinen Ruhestand ist, aber dafür hätte ich mich gerne vorbereitet.


    Nach reiflicher Überlegung wähle ich Plan 2, vor allem weil er den geringsten Planungsaufwand hat und weil ich viel selbst entscheiden und bestimmen kann, z.B. keine Abhängigkeit von Airlines, Veranstaltern, usw.

    Öhm, Tacho holt sich die RN43 von den Raddrehzahlsensoren. Man hat halt mehr Drehzahl bei gleichem Tempo im 6. Gang, daher ist der Verbrauch automatisch höher, zumindest auf der Autobahn.

    Da ist echt wenig freier Raum. Wenn du einen Liter unterbringst ist das schon viel. Ich habe auch keine nutzbaren Hohlräume entdeckt, z.B. der Rahmen ist nur ein Profil.