Sa 5.3.22 Mitten durch Frankreich
Die Nacht im Hotel war erholsam. Ich hatte Frühstück dazu gebucht und mir Zeit gelassen, da es um 7 Uhr früh -4° Grad hatte. Ich parke das Motorrad aber vor dem Frühstück um, so dass es in der Sonne steht und ich mich nicht auf die vereiste Sitzbank setzen muss. Dabei drehe ich gleich noch Bremspumpe und Griffschale höher.
Nach der Abreise folgt Autobahn, dann Autobahn, und danach noch etwas Autobahn. Das ist so fade, dass ich sogar die mautfreie Abkürzung Seurre-Crissey verpasst habe. Da hätte ich mir die A6 sparen können. Da ist richtig was los! Immerhin zum Tanken fahre noch noch geldsparend zum Intermaché ins nächstbeste Dorf. Danach verlasse ich die Nord-Süd-Autobahn und bewege mich autobahnfrei südwestlich. Immer noch größtenteils vierspurig, aber etwas ländlicher, was viel schöner zu fahren ist. Ich passiere die südlichen Ausläufer der Mittelgebirgslandschaft Morvan, die erstaunlich frei von Passknackerpunkten ist. Frankreich hat aber wirklich schon genug Passknackerpunkte. Diesen Landespreis zu fahren kann ich mir echt nicht vorstellen. Aber ich pflege mein Lebenswerk, also insgesamt will ich irgendwann mal an allen Passknackerpunkten in Frankreich gewesen sein. Es ist 895 Stück von der Nordsee bis zum Mittelmeer, von den Pyrenäen zu den Alpen zu den Vogesen zu den Ardennen, von allem dazwischen ganz zu schweigen.
Dafür habe ich heute 4 Punkte in der Region Auvergne in der Route. In der Auvergne sieht es wirklich so aus wie in Need for Speed 5 "Porsche" - und vor ein paar Jahren war ich hier auch schon mal 3 Nächte, weil es in den Pyrenäen mit dem Wetter gar nicht geklappt hat. Man kommt gut voran, es sind weite Radien, man muss keine Kehren fahren. Großstädte finde ich keine, es ist ein wenig Fernverkehr, aber nichts was einen Motorradfahrer in Frankreich aus der Ruhe bringen würde.
Nach der nächsten Tanke fahre ich zu Aldi und decke mich etwas ein - der kleine Hunger ist, und eine kleine Reserve zu haben wäre auch praktisch, wenn es mal abends oder morgens nichts gibt. Morgen ist Sonntag. Danach überlege ich: Es ist 15:30. Bald kommen die ersten Passknackerpunkte. Ab 17 Uhr wird's dunkel Nehme ich die Punkte noch mit, oder suche ich mir vorher ein Hotel?
Da mich kein Hotel in der Nähe so richtig überzeugt, fahre ich lieber weiter. Juhu, meine ersten Passknacker in Frankreich dieses Jahr! Beim Fotografieren fällt auf, dass das Kabel der Heizweste etwas zu kurz ist, um sinnvoll Schild und Motorrad von hinten zu machen. Weitwinkel hilft zwar, aber gefallen wird das nicht. Da es auch nicht so kalt ist, kable ich mich eben ab, wenn eh bald der nächste Punkt kommt, und erst bei von der nächsten längeren Lücke wieder an. Zum Einschalten der Heizweste muss ich leider Regenjacke, Motorradjacke, Membranjacke und Fleecepulli öffnen, da der Druckschalter auf der Weste kein haptisches Feedback liefert. Aber es ist auch gar nicht so kalt: 11 Grad stehen auf dem Thermometer und die Sonne wärmt schön. Aber sie geht langsam unter.
Hier am Aussichtspunkt steht mein Motorrad schon im Schatten der nächsten Bergkette:
Gerade als ich müde werde, wechselt der Podcast von theoretischer Physik zu Michael Martin, dem weltreisenden Motorrad-Fotograf. Das hilft dann doch. 20 km vor dem Ziel verstummt er - Handy leer. Naja, für die letzten Minuten krame ich jetzt nicht das Zweithandy raus, das schaffe ich noch so wie früher ![]()
Auf dem Weg kam ich noch über einen ungeplanten Passknacker - den nimmt man gern mit. Das Hotel ist schnell gefunden. Am Hotel werde ich freundlich empfangen, man zeigt mir einen überdachten Parkplatz. Ah, es ist ein Relais Motards! Es gibt ein Restaurant im Haus und einen See 100 Meter weiter. Da gehe ich nach den Gepäckschleppen und der Kettenpflege (WD40 auf untere Kettenhälfte sprühen, 1 Meter schieben, 3x wiederholen) auch hin. Und siehe, es ist noch nicht dunkel: Sonnenuntergang ist hier erst um 18:40. Das lasse ich mir gern gefallen.
Ja, das gefällt. Wobei, ist das Schnee auf den Bergen? Wie hoch bin ich hier eigentlich? 930 Meter??! Das kann ja heiter werden morgen früh. Aber heute früh ging es ja auch.
Die Routenplanung für Morgen ergibt, dass ich durch den Umweg zum Hotel auf dem Weg zurück zur Route zufällig an zwei weitern Passknacker vorbei komme. Was tut man nicht alles, um auf schnellstem Weg wieder zur Autobahn zu gelangen
Morgen abend bin ich vermutlich schon in Spanien. Das Wetter ist weiterhin trocken angesagt. Alles im Lot!
5 Passknacker und 666 km heute
Rangliste Platz 31 von 64
965 km nach Hause