Beiträge von blahwas

    RN43 mit Serientank:

    Bei F-Trip 53 km geht der Motor aus

    1 Liter aufgefüllt aus Kanister, 20 km gefahren (=5 L / 100 km)

    15,5 Liter in Tank und Kanister aufgefüllt, aber ohne allerletzten Tropfen (damals noch ohne Ablufthilfsloch im Tankkragen)

    Realistischer Tankinhalt ist also mindestens 14,5.

    Do 10.3.22 Wenn du Jesus siehst, musst du bremsen!


    Morgens komme ich nicht aus dem Quark. Ach was soll's, ich habe Urlaub. Auch das Packen nach zwei Übernachtungen dauert länger als nach einer, weil ich mehr ausgepackt hatte als sonst. Zusammen mit der zusätzlichen Fahrzeit, und der zusätzlichen Fahrstrecke - die durchaus auch Geld kostet - muss ich sagen, dass sich diese Doppelübernachtung für mich nicht so recht gelohnt hat. Und dass das Motorrad nicht beim Hotel parkt, möchte ich eigentlich auch nicht wieder. Das kostet alles Zeit und Nerven.


    In Sachen Maut hat sich ein Freund eingeschaltet, der bei Easytoll aber auch an angeblich ungültigen Kreditkartendaten scheitert. Also bucht er mir eine 3 Tage-Flatrate. Das kapiere ich erst, als ich schon mit gezogenem Mautticket auf einer der analogen Mautstrecken unterwegs bin. Nunja, 8 Euro dem Betreiber geschenkt - das müsste sich dann ja eigentlich verrechnen lassen mit den ca. 5 Euro, die ich gestern geprellt habe. Heute fahre ich aber reinen Gewissens die grüne Spur, an den Schranken vorbei. Die Route ist auch eher autobahnlastig.


    Ich muss nach 140 km Überführung durch die Stadt Setubal, um zu einer netten Küstenstraße zukommen. Hier liegt der Passknackerpunkt Arrabida. Große Schilder warnen, dass irgendwas irgendwo gesperrt sein soll - glücklicherweise betrifft es mich nicht, denn sonderlich viele Straßen gibt es hier nicht. Es ziehen Wolken vom Meer her auf und in hohem Tempo die Steilküste hoch - ich fahre direkt unten durch. Ziemlich beeindruckend.



    10 Minuten später klart es schon auf. Das gefällt mir besser.



    Die Wettervorhersage hat Schauer angesagt im Regenradarvorhersagefilm. Davon ist im aktuellen Regenradar aber nichts zu sehen. Ich freue mich, denn Regen hatte ich noch nicht, brauche ich auch nicht. Danach geht es direkt nach Lissabon. Ich besuche die große Jesus-Statue Christo Rei. Die ist gar nicht so gut ausgeschildert, und das Navi hat innovative Ideen für Abkürzungen. Die Statue ist echt groß, und dahinter ist der Ausblick auf Lissabon, Bucht und Brücke beeindruckend.




    Hier mache ich meine Mittagspause, und verzehre eine kleine Tüte Chips, die ich gestern vergessen hatte. Die sind vom Packmaß her verflucht unpraktisch. Dann ist wieder Passknacker angesagt: Der westlichste Punkt auf dem europäischen Festland ist einer. Ab auf die Autobahn, per Express durch den Ballungsraum! Im Großraum Lissabon werden die Autos neuer und teurer als auf dem Land, und Tempolimits interessieren hier auch kaum jemanden. Hier stehen 2 von insgesamt 3 festen Blitzern im Land, aber jeder weiß Bescheid. Ich habe es nicht eilig. Dann kommt eine kurvige Küstenstraße, Abstecher an die Küste: Tourigegend! Haken dran.



    Mein Navi möchte jetzt den gleichen Weg zurück, das sieht auf der Karte aber nach Umweg aus, daher platziere ich einen Punkt in die Verlängerung der Küstenstraße. 3 Kurven später beginnt Nieselregen, dann kommen lange Abschnitte mit aufgefrästem Asphalt und Wechselampel. Noch 5 Kurven später fängt es richtig zu regnen an. Seufz. Dann also rein die Regenjacke und weiter. Meine Hose ist ja wasserdicht und so kalt wird's hier nicht. Noch 5 Kurven später kommt die nächste Autobahn. Das hat sich ja mal nicht gelohnt...


    Es geht jetzt 80 km Richtung Norden, und zwar im Regen. Die Hose entpuppt sich als doch nicht so wasserdicht. Die habe ich jetzt keine 12 Monate im Einsatz und bin höchstens 30000 km damit gefahren. Schönen Dank auch, IXS! Garantiefall! Erst nach dem feuchten Eindruck aktiviere ich die Sitzheizung, und das macht es doch deutlich angenehmer. Der Montejuno ist mein nächstes Ziel. Der Regen lässt nach und hört fast ganz auf. Navi will durch einen Recyclinghof navigieren :)


    Irgendwie kommt es mir hier bekannt vor. Tatsächlich, bei der Nacharbeit stelle ich fest, dass ich 2014 schon mal hier war, damals mit einer Mietmaschine, und hier waren lustige Dreiräder unterwegs :)

    https://www.motorradonline24.d…ostID=2040664#post2040664



    Aber so richtig bekannt kommt's mir dann doch nicht vor, denn die letzten Kilometer habe ich eher wenig Sicht...



    Am Rückweg entdecke ich noch ein paar Windräder. Da fahre ich doch mal hin! Mit meiner solar betriebenen Kennzeichenbeleuchtung bin ich ja auch ein Fan von allem, was nicht fossil betrieben wird ;)



    Und das war dann schon der Pflichtteil für heute. 50 km weiter im Norden liegen die nächsten Punkte. Das wäre mir aber zu spät, bzw. will ich nicht in den Bergen übernachten: Weniger Auswahl und kälter. Mein Hotel für heute ist dann also in Rio Maior. Das ist eine Kleinstadt, die schon bessere Zeiten gesehen hat, und das Hotel ist beachtlich groß und stark frequentiert dafür, dass hier eigentlich nichts besonderes ist. Zum Abendessen gibt's Falafel, und für morgen früh Milka Schokokekse. Das Motorrad steht vor dem Hotel und wird dort hoffentlich auch morgen früh noch stehen. Bei der Nachbereitung fällt auf, dass ich es irgendwie geschafft habe, am Tag mit dem höchsten Autobahnanteil meinen Plan zu verfehlen. Vielleicht wegen des Umwegs aufgrund der Doppelnacht in Beja? Na egal, ich hab Urlaub.



    3 Passknacker und 398 km heute

    Rangliste Platz 12 von 83

    2333 km nach Hause, 32 km hinter Plan

    21,1% von Portugal (15 von 71)

    Mi 9.3.22 Süd-Portugal, Algarve


    Gestern Abend habe ich im Hotel noch die Fernsteuerung für die Klimaanlage gefunden und hatte damit eine Heizung! Eine sehr warme Lüftung, die mir im Bett ins Gesicht bläst, um genau zu sein. Abendesse war Pizza Schinken Speck Würstel mit Getränk für 10 Euro, in einem zugigen Außenzelt. Die Kohlenhydrate konnte ich gebrauchen.


    Beim Frühstück gab's kein Nutella :( Der Tag konnte ja nichts werden. Aber der Reihe nach: Es ist trockenes Wetter angesagt mit bis zu 18 Grad heute. Darauf freue ich mich schon sehr lange. Nach dem Frühstück laufe ich in Motorradkombi mit Tankrucksack die 400 Meter zur Tiefgarage, bezahle mittels Voucher von der Hotelrezeption, und starte in die Tour - nein, ich tanke erst, hier ist eine Supermarkttankstelle im Ort. Üblicherweise sind das die günstigsten. Ich starte erstmals in diesem Urlaub ohne Regenkombi und ohne Heizweste! Ein echter Meilenstein.


    Die Route führt mich zunächst 113 km stumpf nach Süden. Anfangs gerade Hauptstrecke, Kreuzungsfrei und flüssig zu fahren, kommt danach Bergland mit der dazu nötigen Trassierung. Aus Rücksicht auf Motorradfahrer geht es also wenig geradeaus. Der Straßenzustand schwankt zwischen 1 und 2. Die Fahrbahn- und Fahrspurbreite erinnert an deutsche Autobahnen. Und es ist nichts los. Hier kann man sich also ungestört frei entfalten, z.B. auf der ER124. Wer schon mal in Sardinien war, fühlt sich daran erinnert, inkl. Überhöhung der Kurven. Traumhaft!




    Bemerkenswert ist dann noch ein Luchs-Schutzgebiet. Besondere Beschilderung, Tempo 50, doppelte Zäune auf beiden Seiten der Straße und die bisher einzige Anzeige "Sie fahren xyz km/h" in Portugal.



    So geht das die erste Hälfte der Tour nett immer weiter. Mittags hatte ich mir auf ausdrücklichen Rat eines Forenusers einen Wegpunkt direkt an die Küste gelegt, und wenn ich schon mal hier bin, sollte ich da ja auch wirklich hin. Außerdem muss ich ja irgendwo Mittag machen. Meine Befürchtung, auf einer Partymeile zu landen mit deutschen Bierbäuchen und verzweifelten russischen Oligarchentöchtern, denen das Nasenpuder ausgeht, weil ihre Kreditkarten nach dem SWIFT-Rausschmiss nicht mehr funktionieren, hat sich nicht bewahrheitet. Hier sind ein paar andere Touristen, aber vor allem Portugiesen, und der Parkplatz ist 90% leer. Und der Strand nicht weniger schön. Zeit für Schokoriegel und Würstchen!




    Dabei fliegt eine Möwe sehr dicht an mir vorbei. Klar, die will ja auch Schokoriegel und Würstchen. Aber nicht von mir, ätsch! Die nächsten Punkte liegen deutlich westlich. Die mautfreie Strecke ist verkehrsreich, mit durchgehendem Überholverbot, vielen Kreuzungen und oft auch baulicher Trennung der Fahrspuren. Also ganz schön öde. Ich tanke noch und kaufe ein, danach schwinge ich mich auf die mautpflichtige Autobahn, in der Erwartung, dass ich dafür bezahlen werde. Tja, nö. Das ist so eine elektronische Mautgeschichte, ohne Mautstationen. Ich nehme mir vor, abends nachzuschlagen, wie das geht.


    Der erste Passknackerpunkt der zweiten Tageshälfte, Espinhaco de Cao, liegt genau da, wo die Autobahn aufhört, also an der Hauptstrecke. Das macht sie zwar nicht weniger schön, aber etwas Verkehr ist hier schon. Einer davon ist ein Einheimischer auf einer Royal Enfield, die ich andächtig verfolge. Er kann's kaum glauben und guckt alle drei Sekunden in den Spiegel :) Dann bin ich auch schon am Punkt und mache Pause, denn das waren jetzt schon wieder 60 km.


    In der nächsten Stadt biege ich rechts ab, zurück ins Hinterland, und habe die Straßen wieder fast für mich alleine. Hier ist alles etwas robuster und rauer. Die EN267 lockt wieder mit Traumradien und -landschaft, hat aber Bodenwellen im Kurvenbereich in Petto, die die Yamaha und mich doch aus der Ruhe bringen. Wenn dabei die Fußraste aufsetzt, weiß man: Bis hier hin und nicht weiter. Man nehme eine halbe Kohle aus dem Feuer. Apropos: Der nächste Punkt heißt Foia *badumm-tss* und das hier ist die Aussicht auf der Südwestseite:



    Es ist schon sehr cool hier. Auf der Nordostseite ist die Straße enger und holpriger, bis man wieder auf die EN266 einfädelt. Überall wachsen Zitronen.



    Dann kommt auch schon der letzte Wegpunkt heute, Portela das Corchas. Das ist der vermutlich einzige Passknackerpunkt, der in einer Senke liegt. Links eine Ruine, rechts Gestrüpp, irgendwo später eine Kreuzung, kein Schild. Ich verrichte mein Geschäft, mache danach Pause, bin irgendwie fertig für heute und fahre weiter. Es sind noch 127 km und es ist bereits 16 Uhr. Ich bin hier übrigens in einer anderen Zeitzone, daher geht die Sonne heute früher unter als vorgestern. Also wundert euch nicht über die späteren Berichte, mein Arbeitsvertrag richtet sich nach Ortszeit ;)


    Der Weg zurück nach Beja zieht sich echt. Leider sind die letzten 100 km der Strecke auch einfach öde. Sehr breite Bundesstraße, kreuzungsfrei, Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen. Es ist ein Wenig Verkehr, aber alle lassen mich vorbei bzw. gibt es genug Überholmöglichkeiten. Es gibt aber keine Pausen- oder Rastplätze. Und auch kein taktisch nutzbares Gebüsch, denn mein Flüssigkeitsstoffwechsel läuft endlich wieder. Die letzten Tage habe ich zu wenig getrunken, weil mir kalt war, und weil noch kältere Getränke da richtig schwer runter gehen.


    Wenigstens muss ich heute kein Hotel suchen, ich bin ja im gleichen wie gestern. Ab ins Parkhaus, 400 Meter laufen, umziehen, sammeln, Verwaltung. Dann der Schock: Warum habe ich nur 7 Passknackerfotos, ich war doch heute bei 8 Passknackerpunkten? Scheiße! Es fehlt der allerletzte. Die Ruine in der Senke vor der öden Rückreise. SEUFZ. Nach dem vorherigen Punkt habe ich nur den Zitronenbaum fotografiert, aber leider zu schnell, als dass das Handy schon GPS drin hätte. Den findet man nicht einfach so in Street View, falls es das auf diesen Ministraßen überhaupt gab. Inzwischen habe ich einen Draht zum Passknackersuperadmin und lege ihm mein Problem dar. Nach eingehender, aber unkomplizierter Prüfung kommt er zum Schluss: Na gut! Puh, da hatte ich Glück.


    So, und was war jetzt mit dieser Maut? Elektronisch online kenne ich aus Italien, da kann man sich nachträglich registrieren, da stehen auch extra Schilder mit der Domain. Nicht so in Portugal! Da steht ein Schild mit einem Auto drauf, einem Eurozeichen und Funkwellen, und das heißt, wer hier ohne VORHERIGE Registrierung oder Transponder durchfährt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Es gibt keinen vorgesehenen Weg, das wieder gut zu machen durch nachträgliche Anmeldung. Ich versuche mich wenigstens für zukünftige elektronische Maustrecken anzumelden, aber die Webseite mag keine meiner drei Kreditkarten. Oder sie erwartet die Eingabe in einem bestimmten Format. Nicht registrierte Nutzer werden gefilmt und kriegen einen Kostenbescheid nach Hause, inkl. Zusatzgebühr. Wer nicht zahlt, kriegt noch eine Strafe oben drauf. Die Maut kostet übrigens zwischen 50 Cent und 2 Euro je Ausfahrt, und andere Ausländer hatten mit der Verwaltung dazu ebenfalls schon viel Spaß, weil ausländische Nummernschilder oder Bankverbindungen nicht in allen Teilsystemen vorgesehen sind. Da kommt also noch was auf mich zu, und ich vermeide diese Strecken jetzt eben so gut ich kann. Es gibt auch "normale" Mautstrecken mit Schranke und Ticket usw., das wäre ja okay. Mein Navi kann aber nicht nur eine davon vermeiden, sondern alle oder keine. Das heißt für mich zusätzlicher Planungsaufwand und irgendwann böse Post daheim.


    Okay. Dann wäre da noch der Hunger. Es ist spät, jetzt nichts kompliziertes. Was ist das näheste? Pizzeria. Hatte ich gestern. Asia? OK! Es wird Garnelenspieß und Sushiteller für 11 Euro, Takeaway. Besteck habe ich dabei. Danach kann sich auch keiner beschweren, dass es im Hotelzimmer nicht frittiertem Seafood riecht. Morgen geht's Richtung Lissabon.



    8 Passknacker und 475 km heute

    Rangliste Platz 12 von 79

    2498 km nach Hause, 81 km vor Plan

    16,9% von Portugal (12 von 71)

    Wenn das klappt können Schweine fliegen...


    Wenn du Glück hast, will jemand andersrum umbauen.


    Gibts da nicht was im OEM-Look beim freundlichen Chinesen, also bei aliexpress? Die haben passgenaue Leuchten für viele Modelle.

    Di 8.3.22 Zielland erreicht


    Gestern Abend gab's im Restaurant noch eine heiße Suppe für mich, und dazu Kartoffelbrei. Der Koch hat extra für mich gekocht, denn ich war der einzige Gast. Leider war nach dem Abendessen die Heizung am Zimmer aus, und so näherte sich das Zimmer samt allen Inhalts über Nacht der Außentemperatur an. Ich finde noch eine warme Decke und verbarrikadiere mich im Bett. Wärmeflasche geht auch nicht, denn das Warmwasser ist ebenfalls kalt. Brrr. Mir ist echt langsam kalt genug.


    Am nächsten Morgen ist es noch immer kalt, die Extradecke hat sich über Nacht vom Bett verflüchtigt. Da muss dann die Heizweste ran, und ich überlege, wie ich meine Motorradsachen warm bekomme. Bei draußen 2° will ich nicht im Gefrierbeutel gegen den Fahrtwind antreten. Am Ende sitze ich in Motorradkluft unter der Bettdecke und frühstücke die Schokoröllchen. Danach hüpfe danach solange Pogo durchs Zimmer, bis mir warm und/oder schwindelig wird. Bloß weg hier.


    Auf dem Motorrad war mir dann zum Glück warm. Das Motorrad springt auch freiwillig an - ich hatte etwas Bammel, dass die Batterie die Tiefentladung nicht gut weggesteckt hat. Auch die Lage an der Warnlampenfront ist unverändert. Allerdings ruckt die Kette schon wieder. Seufz. Na, vielleicht kann ich nächste Woche Kette und Reifen gleichzeitig wechseln lassen, dann brauche ich am Heimweg nicht sparsam zu sein.


    Heute steht der Grenzübertritt nach Portugal an. Ab jetzt fahre ich an keinem Passknackerpunkt mehr vorbei, sondern sammle alle ein! Das sollten den Fahrspaß pro Kilometer drastisch erhöhen. Auch die Temperaturen gehen jetzt nach oben, ab morgen ist jeden Tag 10-20 Grad angesagt. So geht es optimistisch ans Werk.


    Der erste Passknacker wandert ohne besondere Ereignisse in den Köcher. Auf dem Weg zum nächsten Punkt, Los Lobos, 1499 Meter, steht eins von diesen "Pass offen/geschlossen" Schildern. Es steht auf gelb: Aufpassen. Okay. Dann kommt mir ein Räumfahrzeug entgegen, und der Fahrer winkt wie verrückt. Ich halte daneben und verstehe so halbwegs, dass die letzten 2 km wohl Schnee liegt. Au weia. Naja, dann schauen wir uns das mal an. Eine Katastrophe wäre es nicht, wenn es nicht kappt, denn ich bin ja noch in Spanien.


    Es wird nach oben kälter, es liegt immer mehr Schnee neben der Fahrbahn, das Thermometer sinkt auf 0 Grad, aber die Straße ist frei abgesehen von 4 Rehen und einem Fuchs, und ich komme einwandfrei zum Passschild. Check.



    Jetzt gibt es noch einen Abstecher nach oben, zu einem Aussichtspunkt. Der ist 2 Kilometer lang. Aha, ich erinnere mich an die 2 km vom Winterdienstfahrer! Es geht also zum "Francia, Santuario de la Peña", auf 1699 Meter hoch. Hier ist schon alles weiß und grau und ich fahre auch im Nebel rum, unterstützt vom Nebel am Helmvisier. Es liegt hier und da Schneematsch, der lässt sich aber umfahren, ist nicht gefroren und auch nicht sonderlich tief. Einfach vorsichtig fahren, dann klappt das schon.



    Und sich nicht fragen, was man hier eigentlich gerade macht und wie man das irgendwem erklären würde, wenn's schief geht. Immerhin hat mich der Winterdienst vorhin gesehen, der würde mich spätestens morgen früh finden. Nicht grübeln, Foto machen!



    Und weiter geht's, zurück zum Los Lobos, auf die Westseite. Das ist ja an sich die Schattenseite, also rechne ich mit dem schlimmsten. An zwei Stellen sind Schneeverwehungen, aber nur ein paar Meter lang und es ist bereits ein Auto drüber gefahren. Gut, dass der CRA3 auch als Winterreifen taugt. Danach ist es weiterhin neblig und schattig, aber die Straße verliert schnell an Höhe und es wird wärmer. Da kommt auch Fahrspaß auf, denn hier ist niemand sonst. MT-09 fahren auf einsamen Bergpässen rockt einfach.



    Jetzt geht es die Sierra entlang auf überwiegend breiten und guten Straßen. 5. und 6. Gang dominieren das Geschehen. Fahrfreude kommt auf - denn dafür bin ich doch hier! Irgendwann will mein Navi links. Hmm. Die Straße sieht suspekt aus. Es stand aber ein Wegweiser an der Kreuzung, und die Straße hat sogar eine Nummer.



    Da schaue ich mal lieber im Navi und in OSM nach: Ja, das lohnt sich, und nein, das wird nicht schlimmer. Na gut, 8 Kilometer sind trotzdem recht lang, wenn man auf besonders tiefe Schlaglöcher und eine stellenweise lose Deckschicht achten muss. Umso mehr Spaß macht danach wieder die Hauptstraße. Die ist wirklich vorzüglich zu fahren und hat alles, was das Motorradfahrerherz begeht. Wie schon letztes Mal in Spanien kommt der Eindruck auf, in einer Simulation unterwegs zu sein. Alle paar Kilometer kommt noch ein Extra dazu. Z.B. ein Stausee, ein motivierter Einheimischer, Dörfer und Burgen am Hang, idyllische Hänge, diese historische Brücke in der Nähe der Stadt Alcantara...



    ... es wird einfach immer besser. Irgendwann habe ich auch nahezu Rundumaussicht am Passknacker.



    Dann geht es eine Weile sehr zügig, aber immer kurvig an der Grenze entlang. Ich fasse noch Sprit und weil eine Waschbox daneben ist, darf der Schmodder von der schlechten Wegstrecke und das Salz der letzten Tage auch gleich runter. Und dann bin ich auch schon in Portugal.



    Hier ist die Landschaft und der Straßenbau zunächst ebenso nett.



    Dann wird alles etwas gerade, und Richtung Süden geht's für mich dann über Bundesstraßen. Hier machen die Autofahrer sehr nett Platz. Die Spritpreise sind hier eher 2,00 Euro statt 1,75, darum hat es niemand sonderlich eilig. Das Thermometer zeigt sagenhafte 16 Grad bei bewölktem Himmel. Die nächsten Tage ist besseres Wetter angesagt. Das freut mich wirklich sehr und so lege ich auch die Regenjacke ab. Die befürchteten Regenschauer verpasse ich, oder sie haben sich in Wohlgefallen aufgelöst.


    Ich suche mir das Hotel heute etwas südlicher, also weiter, als ursprünglich geplant, damit ich morgen wieder hier übernachten kann. Es wird ein Stadthotel in Beja mit Garage in der Nachbarschaft. Ich spreche original 1 Wort portugiesisch, hatte ab der Eindruck dass man da mit Englisch durchkommt. Im Hotel klappt es, auch wenn ich es selbst unhöflich finde. Ich muss dringend ein paar einfache Sätze lernen.



    10 Passknacker und 525 km heute

    Rangliste Platz 16 von 78

    2498 km nach Hause, 109 km vor Plan

    5,6% von Portugal

    An meiner RN43 kann man die vorderen Blinker auch mit Gewalt rein und raus drücken. Das ist ein Feature, denn damit bin ich schon 3x umgefallen und 2x gestürzt, ohne je einen Blinker tauschen zu müssen.


    RN69 finde ich optisch aber auch schwierig.


    Und preislich war die RN29 echt ein Knaller. Und fahrerisch auch ihrer Zeit voraus. Ich hatte sie damals in Andalusien gemietet und mich verliebt.:love:

    Mo 7.3.22 Anreise abreißen


    Der Tag begann etwas holprig. Mein Magen mag Zwiebeln und Alkohol nicht so recht. Meine Muskulatur ist unzufrieden mit der Gesamtsituation. Daheim mache ich täglich 20-30 Minuten Gymnastik. Dafür war ich auf der Reise bisher zu faul. Früher habe ich auf Reisen vorsorglich täglich Magnesium genommen, aber dieses Mal habe ich das irgendwie vergessen. Und jetzt leide ich. Mimimi, hilft ja nix, aufstehen, Laptop raus, Gymnastik nachturnen. Die Rückenstrecker sind deutlich zäher als sonst. Merken, damit sorgfältiger umgehen, und Magnesium auftreiben. Wo ist eigentlich der nächste Supermarkt? Laut Google Maps wohne ich genau über einem. Okay, dann warte ich auf 9 Uhr, bis er öffnet, suche Magnesium und kaufe dort gleich noch das Frühstück. Ich verpasse nichts, denn draußen ist es eher trüb.



    Bis 9 Uhr kann ich ja schon mal alles abfahrbereit einpacken. Um 9 Uhr gehe ich in den Supermarkt, finde kein Magnesium, aber Frühstück: Schokoröllchen. Das verzehre ich im Zimmer, gehe dann in die Tiefgarage, will die Yamaha satteln... aber das grüne Licht am Heizgriffschalter leuchtet. Oha! Entweder war jemand so freundlich, das gerade erst eingeschaltet zu haben, oder ich habe es gestern abends nicht ausgeschaltet und mir jetzt über Nacht die Batterie entleert. Zündschlüssel zeigt: Letzteres. Anschieben brauche ich auf dem glatten Boden dieser Tiefgarage nicht zu probieren, da lege ich mich nur beim Anschieben auf die Nase, oder ziehe danach mit dem Hinterreifen einen schwarzen Strich.


    Also aktiviere ich als ordentlicher Deutscher der ADAC Notruf und warte 4 Stunden. Nein, den Fehler mache ich nicht. Ich frage an der Bar des Hostels ohne Spanisch, aber mit Hand und Fuß (und Google) ob er mir helfen kann, er telefoniert jemanden herbei, und 30 Minuten später klemmt der eine kofferförmige Powerbank an meine Batterie, woraufhin die Yamaha anspringt, als hätte sie nie was anderes getan. Bevor ich mich richtig bedanken kann, oder ihm etwas anbieten kann, ist er auch schon wieder weg. Muchos Gracias! Ich bin glücklich. Die Yamaha nur so halb:



    Aber der Motor läuft - das reicht mir. Los geht's, insgesamt doch fast eine Stunde später als die Tage zuvor, jetzt bloß nicht abwürgen und bei Pausen lieber laufen lassen. Heute früh steht der Passknackerpunkt "Gorostieta, Alto" auf meinem Plan, der 2022 neu dazu kam. Da ich 2021 alle Punkte in Spanien gemacht habe, muss ich da natürlich hin. Wie sieht das denn sonst aus auf der "Lebenswerk"-Karte! Der Punkt ist auch der Grund für die Anreiseroute. Auf der Abreise wäre der Umweg hierher nämlich größer, und irgendwo muss ich ja entlang fahren. Weil ich eh schon hier bin und quasi auf der Zufahrt davon übernachtet habe, nehme ich auch noch den benachbarten Punkt mit dem kompakten Namen "Leurtzako urtegiak / Leurza, Embalses de" mit. Das ist ein kleiner Stausee im Wald, und zwar Sackgasse, aber man kann zwei verschiedene Wege hoch fahren, so dass ich nicht alles doppelt fahre. Die Route ist so 20 Minuten länger als ohne, aber ein bisschen Spaß muss sein.


    Also los. Kaum fahre ich, geht die ABS-Lampe aus. Das ist gut. Die TCS-Lampe und die Motorkontrollleuchte bleiben an - nicht so gut. Vielleicht gibt sich das ja beim nächsten Motorstart wieder. Das probiere ich am besten bergab, vor einer Motorradwerkstatt, die gerade geöffnet hat.


    Die Route den Berg hoch bin ich letztes Jahr schon gefahren, aber so recht erinnern kann ich mich nicht. Letztes Jahr war ich hier bei Regen und Nebel. Jetzt ist dagegen richtig warm, also mir zumindest, nach all der Warterei in den warmen Motorradsachen. 7 Lagen am Rumpf, 5 Lagen an den Armen und Beinen und 6 am Bobbes. Das Thermometer zeigt 7 Grad. Es sieht auch eher warm aus, mit erkennbaren Spuren von Kälte vorher:



    So fahre ich die ersten zwei Punkte ohne Heizweste. Das klappt gut. Ich achte darauf, dass ich keine TCS habe, nachdem ich mich deshalb letztes Jahr auf die Nase gelegt habe. Der Weg zum zweiten Punkt hoch ist neu. Der ist durchaus schön, und vielleicht nichts besonders in Spanien, aber ich habe Spaß. Es erinnert mich daran, was da noch alles leckeres auf mich zukommt. Der Quickshifter verweigert übrigens auch den Dienst - die zugehörige Kontrollleuchte habe ich abgeklebt, denn die leuchtet normalerweise permanent grün, was mich irritiert.


    Ein Passknackerfoto später kommt dann wieder: Autobahn, dann Autobahn, und danach noch etwas Autobahn. Das ist weiterhin fade, aber zumindest spannend: Wird die Maschine nach dem Tankstopp wieder anspringen? Ich komme auf die "geniale" Idee, auf einem abschüssigen Autobahnstück, vor einer Ausfahrt mit Tankstelle auszukuppeln, die Zündung auszuschalten, wieder einzuschalten und einzukuppeln. Voila, der Motor läuft sofort wieder, und die TCS-Lampe ist aus! Und auch der Quickshifter geht wieder! :) Jetzt ist nur noch die Motorkontrollleuchte an. Vermutlich irgendwas im Fehlerspeicher. Da hilft später vielleicht noch ein Klebestreifen, er beruhigt sich von alleine, oder lese mal nach, wie man das zurücksetzen kann.


    Beim ersten Tankstopp springt das Motorrad wieder an, und ich sitze die 500 km auf der Autobahn ab. Immerhin gibt's hier mehr Landschaft zu gucken als in Frankreich, und es geht auch über Berge und durch Tunnel. Ich eiere irgendwelchen Autos hinterher, damit ich keine groben Fehler bei der Tempowahl mache. Im Unterschied zum letzten Jahr ist viel mehr Verkehr, und es ist praktisch keine Polizei unterwegs. Letztes Jahr war mehr Behörden- als Privatverkehr auf den Fernstraßen. Beim zweiten Tankstopp mache ich etwas länger Pause und suche mir ein Hotel für die Nacht. Noch 2 Stunden fahren sollte möglich sein, das ist dann 17:15. Etwas kürzer als sonst, aber zum Abschluss des öden Teils der Reise ist das mal okay.


    Meine Kettenspannung macht mir etwas Sorgen. Das merke ich am Lastwechselverhalten. Wenn der Schub verzögert und mit einem Ruck kommt, möchte die Kette gespannt werden. Leider kann man mit dem Bordwerkzeug der Yamaha nicht die Achse lösen. Interessanterweise ginge es mit dem Bordwerkzeug meiner Kawa, aber das habe ich nicht eingepackt. Die Kette zu spannen, ohne die Achse zu lösen ist zwar prinzipiell möglich, aber nur 1x - die Gewinde der Kettenspanner in der Schwinge sind dem nicht gewachsen. Also suche ich mir in der Nähe der Autobahn und der nächsten Großstadt, Salamanca, zwei Motorradwerkstätten in einem Gewerbegebiet raus und fahre da einfach mal vor. Das Gewerbegebiet ist nach deutschen Maßstäben ziemlich chaotisch. Es sind richtig viele eher kleine Unternehmen, Tür an Tür, die auch die Straße als Gewerbefläche nutzen. Ständig muss man Gabelstaplern und Arbeitern ausweichen. Werkstatt Nr. 1 hat geschlossen. Bei Werkstatt Nr. 2 stehen diverse Enduros und Quads und jemand räumt gerade dicht gedrängte 50er Roller aus einem Transporter. Da fühle ich mich richtig. Ich halte, stelle den Motor ab, gucke unschuldig und wackle an der Kette. Man steht meinem Problem mitfühlend gegenüber und 15 Minuten sowie 10 Euro später bin ich wieder unterwegs, und das auch noch mit frischem Kettenspray - von dem die Hälfte vermutlich nicht lange haften wird, zumindest nicht auf der Kette, aber was soll's.


    Frisch gespannt geht's auf die letzte Etappe, von Salamanca nach Südwesten in die Sierra de Francia. Francia heißt Frankreich, und die Sierre de Francia liegt an der Grenze zu Portugal - logisch, oder so. Hier haben tüchtige Menschen über den Winter 6 neue Passknackerpunkte auf der spanischen Seite eingetragen, wo ich also noch nie war, usw siehe oben ;) Aus Salamanca raus wähle ich die etwas kürzere Bundesstraße. Hier geht's zwischen Wiedewiesen und anderen landwirtschaftlichen Flächen mit geringer Nutzungsintensivität - nicht zu verwechseln mit Natur ode gar Wildnis - elegant verkehrsfrei auf gutem Asphalt direkt ans Ziel, nach El Cabaco. Bald tauchen Berge in der Ferne auf, was motiviert.



    Das Hostel ist über einer Bar, dort brennt Licht - gut! Die Tür ist abgeschlossen - schlecht. Es gibt eine Treppe zum Hostel hoch, wo die Tür offen ist. Ich klopfe und rufe und werde empfangen. Mit Hand und Fuß checke ich ein. Der Wirt stellt noch die Heizung ein - das ist gut. Das heißt aber, dass sie vorher komplett aus war, also ist auch alles kalt - das ist schlecht.


    Abendessen werde ich mir an der Bar suchen, Frühstück habe ich noch die Reste von heute. Auch hier gibt's wieder prima WLAN :) Das ist ja schließlich ein Ort mit 248 Einwohnern hier, und der einzige weit und breit. Natürlich hat man da LTE+ und 30 MBit im Hotel WLAN.


    Nach den 6 spanischen Punkten morgen früh geht's nahtlos nach Portugal rein, und damit dann richtig los. Sozusagen Zeit für ein Zwischenfazit Anreise: Ja, es ist weit. Nein, das macht keinen Spaß, aber man kann es ertragen. Die ersten Schwierigkeiten hatte ich heute und konnte sie meistern. Es ist in Summe echt unangenehm kalt auf der Naked, das Windschild reicht mir ungefähr bis zum Bauchnabel, und ohne das ganze Heizgeraffel weiß ich nicht, ob ich das geschafft hätte. Vielleicht muss ich doch mal einen Transporter anschaffen. Na, mal sehen was nach der Heimreise dazu denke - dafür habe ich doppelt soviel Zeit eingeplant wie für die Anreise :)



    1 Panne

    2 Passknacker und 557 km heute

    Rangliste Platz 25 von 77

    1992 km nach Hause