Fr 18.3.22 PyreNebelBahn
Es beginnt der Rückweg. Da ist frühes Aufstehen angesagt, wenn ich die letzten 3 Tage irgendwas außer Autobahn sehen will. Der Aufzug in die Tiefgarage ist kaputt. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, mich raus zu schleichen, um mir die 9 Euro fürs Parken zu sparen. Ich frage an der Rezeption, wie ich in die Tiefgarage komme. Ja, leider kaputt, außenrum laufen. Ich gucke wenig erfreut. Ihre Zimmernummer? Ah, die Parkgebühr ist noch offen. Ist die nicht schon bezahlt? Nein, die kostet... ach, der Aufzug ist kaputt, es kostet nichts. So schnell kann sich die Laune bessern. 8:30 sitze ich im Sattel und tanze den Stadtverkehr. Merken: Das nächste Stadthotel näher am Ortsausgang der Wahl wählen. Heute ist kein Regen angesagt, allenfalls Wolken. Tja, leider fahre ich bald in den Nebel rein, und bei 6 Grad und weniger ist das nicht so schön.
Am Ibaneta hole ich mir auch die beiden Punkte auf der Grenze, die ein Stück weiter im Westen liegen, hinter einem abseitigen, aber asphaltierten Waldweg. Der hintere Sportreifen fügt sich brav seinem Schicksal. Der Pilot Power 3 ist aber auch eher der Tourer unter den Sportreifen. Hier beschlägt dann leider das Visier, und ich habe keine andere Wahl, als bei 3° im Nieselregen mit offenem Visier zu fahren. Das heißt, dass das Visier danach weiter beschlagen bleiben wird, denn wenn es erst mal kalt und nass ist, dann war es das. Außerdem wird die Brille nass, was dem Durchblick auch nicht hilft. Beeindruckend war dann noch dieses Tiergatter hier.
Vermutlich wollen die hier Elefanten an der Flucht hindern. Wie mich da so durch den Nebel taste kommen mir doch Zweifel, ob das so eine gute Idee war mit den Pyrenäen heute. Dann fällt mir ein Supermarkt ein, in Auritz, wo ich letztes Jahr war. Da kriege ich bestimmt Helm und Visier wieder trocken und warm. Dass er einen Kachelofen direkt hinter dem Eingang hat, genau für diesen Zweck. Das wusste ich noch nicht, aber mein Plan geht auf. Außerdem kaufe ich Snacks für den Tag
Weiter unten im Tal werde ich den Nebel zum Glück los und es kommt Fahrspaß auf - dafür bin ich doch schließlich hier!
Ich sehe auf dem Navi eine Passage mit Kehren auf der Ostseite des Remendia kommen und denke mir, hey, mal gucken was die Reifentemperatur dazu sagt. Et Voila: Unten am Pass 3 Grad mehr im Hinterreifen als oben. Das spricht wohl für Vertrauen in den Vorderreifen. Ich muss Conti wirklich immer wieder auf Knien für den CRA3 danken. Was dieser Reifen leistet, und in welcher Bandbreite, ist schier unglaublich. Die Quadratur des Kreises.
Ich will eigentlich weiter östlich fahren, aber einen Abstecher zum Hauptkamm probiere ich - aus Neugier, und aus Ehrgeiz. Der Puerto de Larrau ist laut Schildern geschlossen. Ich versuche es trotzdem, ist ja nicht weit. Ich habe tolle Aussichten. In den Wolken verstecken sich schneebedeckte Gipfel. Ich hoffe man sieht es auf den Fotos.
Dann habe ich teilweise Schnee auf der Straße, aber links bleibt immer genug Platz für mein Motorrad. Das Schmelzwasser sieht aus, als hätte es Struktur - oha? Entwarnung, das ist kein Eis, das sind Fließmuster. Leider geht's dann irgendwann doch nicht mehr weiter.
Ich habe keine Schneeketten dabei. Also geht es eben wieder runter. Rückwärts. Nicht zu schnell werden! Das Wendemanöver 400 Meter weiter gelingt. Umfallen wäre jetzt blöd. Weniger später folgt mit dem Collado de Argibiela ein neuer Punkt, den ich letztes Jahr noch nicht hatte. Haken dran! Jetzt wird's Zeit für den Abschied von Spanien, denn es geht zum Hauptkamm hoch und ab da bleibe ich in Frankreich. Der Col de la Pierre-St.-Martin ist zwar mit 1802 Meter noch mal 250 Meter höher als der verschneite Pass vorhin, wird aber offensichtlich geräumt. Hier ist reger Wintersportbetrieb. Ich kriege eine ganze Menge ungläubiger Blicke ab. Unbezahlbar ![]()
Und dann die Nordseite. Hier liegen die Punkte dicht, und ich habe mir viel vorgenommen. Leider ist der Nebel noch dichter, und Visier droht schon wieder zu versagen. Die Straßen sind eng und verwinkelt, Schildern warnen vor Eis, und mit wenig Sicht macht das alles wenig Freude. Ich kürze die Route großzügig und bewege mich recht zügig ostwärts. Im Tal kann ich trocknen, aber kaum geht es wieder über einen Pass, ist es auch wieder feucht, neblig und man kommt schlecht voran. Irgendwie idyllisch ist es trotzdem.
Und dann schließlich die Exit-Strategie: Jetzt noch so weit Autobahn fahren wie möglich, damit es die nächsten beiden Tage nicht ganz so viel wird. Ich suche mir ein günstiges Motel bei Beziers und kämpfe mich durch. Zum Tanken verlasse ich die Autobahn, und dann habe ich große Schwierigkeiten an der Intermarche Automatentankstelle. Drei VISA Kreditkarten funktionieren nicht, dann aber die deutsche VPay-Karte, im Volksmund "EC-Karte" genannt. Da ich eh gerade am Intermarche bin und eine Pause brauche, kann ich auch gleich gemütlich einkaufen geben. Abendessen und Frühstück müssen noch her. Ein Abschiedsessen von Frankreich im Restaurant kann ich auch morgen machen. Dafür habe ich sogar noch eine frische Unterhose und ein frisches T-Shirt im Gepäck
Die letzte Stunde auf der Autobahn wird dann echt fad. Es wird dunkel, und 20 Minuten vor dem Ziel kommt dann auch die Müdigkeit. Ich war heute 11 Stunden unterwegs.
Das Abendessen heute erinnert an frühere Campingurlaube in Frankreich (und Spanien):
Ich stelle fest, dass man die Würstchen nicht roh essen sollte. Es gibt keine Kochgelegenheit im Hotel. Hm, wie viele davon kann ich wohl roh essen, bis ich Probleme bekomme? Wie heiß ist der Auspuff noch? Wie heiß wird das Leitungswasser auf dem Zimmer? Die Antworten auf diese Fragen erfahren Sie morgen an gewohnter Stelle, oder aus der Tagespresse ![]()
Für die nächsten beiden Tage habe ich neben Autobahn einen kleine Pässebogen um Lyon eingebaut - es ist aber fraglich, ob ich dafür Zeit haben werde. Theoretisch könnte ich am letzten Tag ab Lyon in einem Rutsch nach Hause fahren.
15 Passknacker und 622 km heute
Rangliste Platz 6 von 121
1149 km nach Hause, noch 2 Tage
2 von 2 Hinterreifen