Sa 12.3.22 Serra da Estrela
Die Nacht war erholsam. Das Hotelfrühstück war etwas mau, aber für den Preis okay. Das Regenradar verheißt leider nichts Gutes, also ziehe von Anfang an die Regensachen drüber. Kaum in den Bergen, geht's auch schon los mit mal mehr, mal weniger Regen. Immerhin habe ich die Straßen zunächst fast für mich alleine. Und die Schilder sind gut zu erkennen.
Schon am dritten Passknacker wird's aber kompliziert: Der liegt laut Navi 400 Meter neben der Straße, an einer Stelle, wo die Straße unscheinbar ist. Das kann ja nicht stimmen.
Handy raus, OSMand checken: Da gibt's ja wohl eine Straße! Also dort behutsam hoch getastet zu "Senhora das Necessidades / Monte Colcurinho".
Dann geht's endgültig rein in die Serra da Estrela, dem höchsten Gebirge Portugals (auf dem Festland). Es ist Samstag und ich sehe zwar den ganzen Tag keine anderen Motorräder, aber einige Autofahrer sind zum Spaß hier - das Gebirge ist als Ausflugsziel beliebt. Leider habe ich meistens wenig Sicht, und die Regensachen versagen in erstaunlichem Tempo. Die Nässe kriecht überall rein. Und ich meine ÜBERALL. Sogar zwischen Visier und Pinlockvisier steht eine Pfütze. Die gehört da nicht hin! Kurzer Lichtblick:
Der höchste Punkt ist 1993 Meter hoch. Es wird richtig kalt, 3 Grad. Leider ist die Straße heute gesperrt. Schranke zu, Polizei steht dabei. Nachfrage mit Hand und Fuß führt zum Ergebnis: Heute und morgen gesperrt.
Da mir und auf dem Weg dorthin und zurück viele Einsatzfahrzeuge entgegenkommen, vielleicht ein Unfall? Schnee liegt nur neben der Straße, die Straße ist erkennbar gut geräumt, Räumfahrzeuge stehen am nächsten Parkplatz. Hmmm. Da bin ich wohl mal wieder auf die Gnade der Passknackeradmins angewiesen. Wintersperre ist normalerweise persönliches Pech, komm später wieder (oder nächstes Jahr). Sperrung wegen Unfall, Lawine kann man freigeschaltet bekommen.
Ich fasse meine Lage mal zusammen: Eiskalt, Hose voll, Landespreis in Gefahr. Der Bergsee hier tröstet mich auch wenig:
Da hilft nur weiterfahren ins nächste Tal. Hier bin ich im Windschatten der Berge und habe mal 20 Minuten ohne Regen. Zeit für eine längere Pause. Die Chips von gestern müssen noch gegessen werden.
Im weiteren Verlauf der Route geht es 80 km nach Westen, über so eine elektronische Zauber-Maut-Autobahn. Wenn ich mich nicht verzählt habe, ist heute der dritte Tag meines 3-Tages-Tickets, also fahre ich sorgenfrei dort entlang. Und werde echt arg müde dabei. Zeit für noch eine Pause. Leider gibt es keine Parkplätze oder Rastplätze an diesen Autobahnen, also vertrete ich mir halt an einer Tankstelle zwischen Häuschen und Zapfsäule 15 Minuten die Beine, womit ich das Personal erkennbar irritiere. Mein Ziel so weit westlich ist Portela da Guardao, ein Pass von Rang für Radsportler. Leider hat mein Navi mehrere kreative Ideen, um Wege zu finden, die dort nicht hinführen, sondern auf den nächsten matschigen Waldweg.
Inzwischen prasselt auch der Regen richtig runter und meine Laune ist auf dem Tiefpunkt. Ich buche mir ein Hotel in der Nähe, 26 km in die richtige Richtung, und komme 15:50 in Oliveira de Frades an. Leider ist beim Hotel niemand da, ich muss jemanden herbeitelefonieren. SEUFZ. Genau dafür suche ich doch gezielt Hotels und nicht Ferienwohnungen, Bnb oder sowas, damit ich eben niemanden herbeitelefonieren, hoffen dass es klappt und so lange draußen warten muss.
Immerhin, ich stehe unter einem schmalen, aber wirksamen Vordach, ich war kurz vorher schon für kleine Passknacker, die Mitarbeiterin ist 5 Minuten später am Ort, ich kann trocken parken, das Zimmer ist groß, und sie organisiert mir auch gleich Abendessen: Burger "mit alles", Pommes, Cola, 7,30 Euro, direkt auf's Zimmer. Super Service. Ich breite derweil meine nassen Klamotten im Bad aus. Heute ist auch das zweite Paar Handschuhe abgesoffen, noch bevor das erste Paar wieder richtig trocken ist. Schönen Gruß an die Firma Held. Und die Stiefel waren heute so undicht, dass sogar die wasserdichten Socken Wasser durchgelassen haben auf die drunter liegenden Merino-Kniestrümpfe. Alles bäh. Heizung auf Vollgas, ab in die Badewanne, danach ab unter die Bettdecke und für morgen auf besseres Wetter hoffen... und auf gnädige Admins. Ansonsten habe ich später in der Reise 200 km / 3h Umweg, um nochmal her zum Estrela (Torre) zu fahren...
Ich bin inzwischen fast einen ganzen Tag hinter meiner Planung, ich kriege in Portugal nicht die Tageskilometer hin, die ich aus Spanien gewohnt bin. Einerseits fahre ich kürzer, andererseits ist es dichter besiedelt, und ich gehe ja in (Hotel-)Restaurants essen. Den Landespreis gefährdet es nicht, allenfalls das eine oder andere Leckerli am Rückweg. Dafür habe ich ja mit Puffer geplant. Im schlimmsten Fall, wenn ich 10 statt 7 Tage für die Portugal Rundreise brauche, besteht mein Rückweg wie der Hinweg aus 3 Tagen stur Autobahn. Für den Landespreis brauche ich noch 1131 km, ggfs. +200 km für den Estrela (Torre).
(hoffentlich) 9 Passknacker und 345 km heute
Rangliste Platz 9 von 94
2178 km nach Hause, 357 km hinter Plan
47,9% von Portugal (34 von 71, hoffentlich)