Danke für Einordnung zum CRA3! Bisher war das mein Favorit von den Reifen "mit Laufleistung". Ich war ja auch gerade in Portugal damit. Vielleicht pendelt es bei 210 km/h, aber das ist für mich irrelevant.
Beiträge von blahwas
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Bin gut daheim angekommen. Heute nur Autobahn. Fazit folgt
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Danke für den Bericht! Hast du einen Vergleich zum CRA3?
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Sa 19.3.22 Lyoner Land
Heute ist der vorletzte Tag dieses Urlaubs. Es soll deutlich nach Norden gehen, bis mindestens Lyon, damit ich am Sonntag keine ganz so brutale Tour vor mir habe. Das wären 3,5h Autobahn, oder 4,5h nach Macon, weiter nördlich. Ich habe aber einen Bogen westlich um Lyon vorbereitet, den ich heute zumindest probieren möchte. Immerhin habe ich die Zeit, das Wetter ist besser als je zuvor auf dieser Reise, und das Motorrad ist auch noch fit. Also los.
Zunächst aber finde ich einen Zettel an meinem Motorrad. Er ist auf französisch geschrieben, schwarz, die Schrift ist etwas verwischt. So weit ich das deuten kann, beschwert sich jemand über unfreundliche Behandlung, mangelndes Einfühlungsvermögen und fehlende interkulturelle Kompetenz. Unterzeichnet ist der Brief sinngemäß mit "Dein Michelin Pilot POWER". Na gut, er musste oft durch den Dreck, bekam etwas Schnee ab, fuhr bei 1° durch ein Skigebiet, und nach einer Pause am unbefestigten Straßenrand ist er ein gutes Stück die Asphaltkante entlanggeschrappt, bis er den Weg hoch gefunden hat. Als Sportreifen würde ich mich da auch fehl am Platz fühlen. Keine Angst, kleiner Hinterreifen, heute scheint die Sonne und es kommen Kurven! Ansonsten ist das Motorrad sehr dreckig nach ein paar Regentropfen nachts auf der Staubschicht, aber es springt willig an und fährt ohne weitere Warnlampen oder Auffälligkeiten.
Zunächst geht es 240 km Autobahn stumpf nach Norden. Podcasts helfen. Im Rhonetal biege ich schließlich links ab, Col de Viaux ist der erste Punkt. Heissa, das macht Freude.
Der Hinterreifen sieht schon etwas weniger traurig aus. Es folgen Punkte auf einer Linie nach Nordwesten, und es klappt wie am Schnürchen. Ich hatte die Befürchtung, das ich hier wieder Waldwege fahren muss, aber das hier sind ordentliche Motorradstrecken. Das finden auch Einheimische, ist es schließlich ein sonniges Wochenende. Der Hinterreifen quiekt vergnüngt, legt die Scheu ab und zeigt den Übergang von harter Mitte zu weichem Rand optishch sehr deutlich. Das war eine gute Idee mit dem frischen Reifen. Dem Vorderreifen wird das gegen Ende des Tages etwas zu hektisch, aber ich habe es ja nicht eilig.
Ich hatte in diesem Urlaub bisher noch keinen eiligen Einheimschen. Der gehört zu jedem Motorradurlaub in Südeuropa, und ist ein Motorrad- oder Autofahrer, der es ganz schön eilig hat. Meistens Autofahrer. Der heutige Kandidat schleicht sich von hinten an, als ich nach einer Pause einen Pass runter fahre. Klar, bergab hat er keinen so großen Leistungsnachteil. Ich lasse ihn vorbei und staune nicht schlecht. Der fährt Rechtskurven komplett auf der linken Straßenseite an. Entweder hat er Röntgenaugen, einen Papa mit Militärsatelliten, oder unverschämtes Glück. Daraus schließe ich, dass es in dieesm Landkreis sicherlich keinen zweiten solchen Fahrer gibt, sonst hätten die sie sich schon sehr plötzlich kennengelernt, mit großem Getöse, und dann weitere Autofahrten eingestellt.
Irgendwann beim fröhlichen Pässesammeln meldet sich die Reserveleuchte. Achja, Tanken! Ich bin im Hinterland, es sind wenig Tankstellen entlang der Route. Diese eine in Pelussin müsste aber reichen, wenn auch knapp. Sehr knapp. Nagut, es geht bergab, und wenn ich einfach hinter den Autos her rolle... da habe ich doch den Col du Planil glatt übersehen, Foto vergessen. Naja. Danach rechts abbiegen, Autoschlange, Checkpoint: Nö! Hier heute bitte nicht mehr. Die Strecke zum Ort mit der Tankstelle ist gesperrt wegen einer lokalen Rally. Ach das noch. Also in die andere Richtung, ab ins Tal nach Saint-Chamond, da stehen 30 Autos Schlange an der Tankstelle. Uff. Sich hier vorzudrängeln ist wohl keine SO gute Idee. Es sind aber auch 8 Zapfsäulen offen, also dauert es nicht allzu lange. Ich gehe derweil meine Optionen durch: Zurück in die Berge scheidet. Jetzt kann ich direkt auf die Autobahn, durch Lyon, oder noch 4 Passknacker im Westen davon sammeln. Ach, ich habe heute schon 14 Passknacker, und 17 Uhr im Hotel wäre auch nicht zu früh. Ab jetzt direkte Strecke. Ich buche ein Hotel bei Macon, tanke voll, und ab geht's.
Die Autobahn führt wirklich mitten durch Lyon. Es ist echt eine Schande. (Und ich fahre da entlang...) Eine Stunde später, beim Verlassen der Mautobahn schiebe ich das Ticket in die Mautstelle, fummle die Kreditkarte hervor - da fragt der Automat nach dem Ticket. Das hast du doch schon? Oder wieder ausgespuckt und vom Winde verweht? Schöne Scheiße! Wer das Mautticket verliert, zahlt Höchstrafe - also die höchste Maut, die man auf dem Weg hier her sammeln können hätte. Ich suche alles ab, nichts zu finden. Ich drücke auf den Hilfe!-Knopf. Eine französische Stimme fragt, ob sie helfen könne, und in dem Moment sagt der Autobahn: 3,50 Euro, bitte! Voila! Kreditkarte dran gehalten und weiter. Maut, ein Spaß für die ganze Familie.
Das Hotel in Macon ist einfach und abgelegen, aber ruhig und gepflegt, und es ist ein Restaurant daneben. Ich glaube, das passt mir heute genau so. Dass der Fön fehlt, merke ich erst nach der Dusche, aber hey. Ich ziehe eine komplett frische unterste Lage an fürs Restaurant, bin ich nicht zivilisiert?
14 Passknacker und 575 km heute
Rangliste Platz 4 von 128
726 km nach Hause, noch 1 Tag
2 von 2 Rückspiegeln intakt
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Fr 18.3.22 PyreNebelBahn
Es beginnt der Rückweg. Da ist frühes Aufstehen angesagt, wenn ich die letzten 3 Tage irgendwas außer Autobahn sehen will. Der Aufzug in die Tiefgarage ist kaputt. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, mich raus zu schleichen, um mir die 9 Euro fürs Parken zu sparen. Ich frage an der Rezeption, wie ich in die Tiefgarage komme. Ja, leider kaputt, außenrum laufen. Ich gucke wenig erfreut. Ihre Zimmernummer? Ah, die Parkgebühr ist noch offen. Ist die nicht schon bezahlt? Nein, die kostet... ach, der Aufzug ist kaputt, es kostet nichts. So schnell kann sich die Laune bessern. 8:30 sitze ich im Sattel und tanze den Stadtverkehr. Merken: Das nächste Stadthotel näher am Ortsausgang der Wahl wählen. Heute ist kein Regen angesagt, allenfalls Wolken. Tja, leider fahre ich bald in den Nebel rein, und bei 6 Grad und weniger ist das nicht so schön.
Am Ibaneta hole ich mir auch die beiden Punkte auf der Grenze, die ein Stück weiter im Westen liegen, hinter einem abseitigen, aber asphaltierten Waldweg. Der hintere Sportreifen fügt sich brav seinem Schicksal. Der Pilot Power 3 ist aber auch eher der Tourer unter den Sportreifen. Hier beschlägt dann leider das Visier, und ich habe keine andere Wahl, als bei 3° im Nieselregen mit offenem Visier zu fahren. Das heißt, dass das Visier danach weiter beschlagen bleiben wird, denn wenn es erst mal kalt und nass ist, dann war es das. Außerdem wird die Brille nass, was dem Durchblick auch nicht hilft. Beeindruckend war dann noch dieses Tiergatter hier.
Vermutlich wollen die hier Elefanten an der Flucht hindern. Wie mich da so durch den Nebel taste kommen mir doch Zweifel, ob das so eine gute Idee war mit den Pyrenäen heute. Dann fällt mir ein Supermarkt ein, in Auritz, wo ich letztes Jahr war. Da kriege ich bestimmt Helm und Visier wieder trocken und warm. Dass er einen Kachelofen direkt hinter dem Eingang hat, genau für diesen Zweck. Das wusste ich noch nicht, aber mein Plan geht auf. Außerdem kaufe ich Snacks für den Tag Weiter unten im Tal werde ich den Nebel zum Glück los und es kommt Fahrspaß auf - dafür bin ich doch schließlich hier!
Ich sehe auf dem Navi eine Passage mit Kehren auf der Ostseite des Remendia kommen und denke mir, hey, mal gucken was die Reifentemperatur dazu sagt. Et Voila: Unten am Pass 3 Grad mehr im Hinterreifen als oben. Das spricht wohl für Vertrauen in den Vorderreifen. Ich muss Conti wirklich immer wieder auf Knien für den CRA3 danken. Was dieser Reifen leistet, und in welcher Bandbreite, ist schier unglaublich. Die Quadratur des Kreises.
Ich will eigentlich weiter östlich fahren, aber einen Abstecher zum Hauptkamm probiere ich - aus Neugier, und aus Ehrgeiz. Der Puerto de Larrau ist laut Schildern geschlossen. Ich versuche es trotzdem, ist ja nicht weit. Ich habe tolle Aussichten. In den Wolken verstecken sich schneebedeckte Gipfel. Ich hoffe man sieht es auf den Fotos.
Dann habe ich teilweise Schnee auf der Straße, aber links bleibt immer genug Platz für mein Motorrad. Das Schmelzwasser sieht aus, als hätte es Struktur - oha? Entwarnung, das ist kein Eis, das sind Fließmuster. Leider geht's dann irgendwann doch nicht mehr weiter.
Ich habe keine Schneeketten dabei. Also geht es eben wieder runter. Rückwärts. Nicht zu schnell werden! Das Wendemanöver 400 Meter weiter gelingt. Umfallen wäre jetzt blöd. Weniger später folgt mit dem Collado de Argibiela ein neuer Punkt, den ich letztes Jahr noch nicht hatte. Haken dran! Jetzt wird's Zeit für den Abschied von Spanien, denn es geht zum Hauptkamm hoch und ab da bleibe ich in Frankreich. Der Col de la Pierre-St.-Martin ist zwar mit 1802 Meter noch mal 250 Meter höher als der verschneite Pass vorhin, wird aber offensichtlich geräumt. Hier ist reger Wintersportbetrieb. Ich kriege eine ganze Menge ungläubiger Blicke ab. Unbezahlbar
Und dann die Nordseite. Hier liegen die Punkte dicht, und ich habe mir viel vorgenommen. Leider ist der Nebel noch dichter, und Visier droht schon wieder zu versagen. Die Straßen sind eng und verwinkelt, Schildern warnen vor Eis, und mit wenig Sicht macht das alles wenig Freude. Ich kürze die Route großzügig und bewege mich recht zügig ostwärts. Im Tal kann ich trocknen, aber kaum geht es wieder über einen Pass, ist es auch wieder feucht, neblig und man kommt schlecht voran. Irgendwie idyllisch ist es trotzdem.
Und dann schließlich die Exit-Strategie: Jetzt noch so weit Autobahn fahren wie möglich, damit es die nächsten beiden Tage nicht ganz so viel wird. Ich suche mir ein günstiges Motel bei Beziers und kämpfe mich durch. Zum Tanken verlasse ich die Autobahn, und dann habe ich große Schwierigkeiten an der Intermarche Automatentankstelle. Drei VISA Kreditkarten funktionieren nicht, dann aber die deutsche VPay-Karte, im Volksmund "EC-Karte" genannt. Da ich eh gerade am Intermarche bin und eine Pause brauche, kann ich auch gleich gemütlich einkaufen geben. Abendessen und Frühstück müssen noch her. Ein Abschiedsessen von Frankreich im Restaurant kann ich auch morgen machen. Dafür habe ich sogar noch eine frische Unterhose und ein frisches T-Shirt im Gepäck Die letzte Stunde auf der Autobahn wird dann echt fad. Es wird dunkel, und 20 Minuten vor dem Ziel kommt dann auch die Müdigkeit. Ich war heute 11 Stunden unterwegs.
Das Abendessen heute erinnert an frühere Campingurlaube in Frankreich (und Spanien):
Ich stelle fest, dass man die Würstchen nicht roh essen sollte. Es gibt keine Kochgelegenheit im Hotel. Hm, wie viele davon kann ich wohl roh essen, bis ich Probleme bekomme? Wie heiß ist der Auspuff noch? Wie heiß wird das Leitungswasser auf dem Zimmer? Die Antworten auf diese Fragen erfahren Sie morgen an gewohnter Stelle, oder aus der Tagespresse
Für die nächsten beiden Tage habe ich neben Autobahn einen kleine Pässebogen um Lyon eingebaut - es ist aber fraglich, ob ich dafür Zeit haben werde. Theoretisch könnte ich am letzten Tag ab Lyon in einem Rutsch nach Hause fahren.
15 Passknacker und 622 km heute
Rangliste Platz 6 von 121
1149 km nach Hause, noch 2 Tage
2 von 2 Hinterreifen
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Do 17.3.22 Pico Pampo Power
Die Nacht war nicht so erholsam, weil ich mitten in der Nacht Schmerzen in der linken Schulter bekommen habe. Das hat mich viel Schlaf gekostet, hat sich nach dem Hotel-Frühstück aber zum Glück beruhigt. Ich wollte früh los kommen, weil ich "bis 18 Uhr" in Pamplona ein Date zum Reifenwechsel habe.
Zunächst geht es noch 130 km durch die Picos ostwärts. Die letzten 300 km sind dann stumpf Autobahn. Also los! Los? Der Motor orgelt, mag aber nicht anspringen. Mit etwas Gas geht er an. Und beim Spielen am Gas auch wieder aus. Das macht sie doch sonst nicht? Also nochmal an mit etwas Gas, und gleich losfahren - okay, was war das? Und warum ist die Öldruckwarnleuchte jetzt an? Das hatte ich noch nie. Diese Warnlampe nehme ich tatsächlich ernst. 100 Meter gefahren: Sie bleibt an. Mist. Rechts ran, aus. Warten. An: Nur mit Gas, aber dann läuft sie. Ölwarnlampe ist aus. Losgefahren: Ölwarnlampe bleibt aus. Okay. Vielleicht ist ihr zu kalt? Es hat 3 Grad und das Motorrad stand nachts draußen. Mir ist nicht kalt, ich bin wärmer angezogen als gestern und habe Sitz- und Griffheizung.
Heute ist der Saharastaub endlich weg, dafür ist es bewölkt und es nieselt immer mal wieder. Mit 1 mm Restprofil hinten im Hochgebirge bei Straßenzustand "Belgisch-4" nicht so toll, aber man hat ja TCS - und die hat wenig zu tun, es geht mehr als man denkt. Ich will's aber nicht wissen, sondern entspannt ankommen, unterwegs Eindrücke sammeln und natürlich Passknackerpunkte
Ich kann mich gut an die Region erinnern. Ich weiß z.B. noch, wo ich letztes Jahr gefrühstückt habe. Da war aber besseres Wetter als heute, und ich hatte mehr Zeit. Ich gucke viel auf die Uhr. Was mich jetzt gar nicht mehr wurmt, ist die Tankstellensituation. Ich komme jetzt mit einem einzigen Tank quer durch die Picos! Und ich nehme mir vor, in Pamplona eine Waschbox zu suchen. Ich will kein komplett verdrecktes Motorrad zum Reifendienst bringen.
Leider regnet es immer wieder am Tag, so dass eine vorzeitige Wäsche keinen Sinn macht. So geht es dann auf die Autobahn. Diese verläuft parallel zur Küste. Irgendwann denke ich, wow, das ist aber ein breiter Fluss. Und es riecht hier nach Meer. Auf welcher Höhe bin ich hier eigentlich? Navi sagt ZWEI METER?! Okay, das ist offensichtlich das Meer. Da könnte man doch mal noch 'ne romantische Pause machen? Ich liege ja gut in der Zeit.
Also gibt's hier Trinken, Snack, Stoffwechsel und Routenplanung. Ich habe noch etwas Zeit übrig, also entscheide ich mich für die mautfreie Strecke, laut Google Maps nur 2:10 Stunden statt 2:00. Das war 'ne blöde Idee, denn die hatten auch andere, und es geht anfangs ohne Überholmöglichkeiten auch durch Ortschaften. Keine Ahnung, wie das nur 10 Minuten langsamer sein kann. Irgendwann ist der Verkehr plötzlich weg, und ich habe Fahrspaß - sogar auf einem Pass, dem Puerto de Barazar, den Passknacker aber nicht kennt.
Ich komme trotzdem so früh in Pamplona an, dass ich erst ins Hotel einchecken, abladen und eine Schicht ausziehen kann, bevor ich zur Werkstatt fahre. Der Checkin verläuft holprig. Ich kann ja kaum spanisch, aber die Dame an der Rezeption des Stadthotels im Universitätsviertel kann kaum besser englisch. Die Parkplatzsituation ist angespannt, ich gehe ins Hotel-Parkhaus und lasse mir den Weg dorthin erklären. Zweite links, sie öffnet das Tor, dann den Wegweisern zu "Hotel" folgen und auf Flächen mit "H" parken. Okay.
Regenjacke aus und auf zur Werkstatt, die gleichzeitig freundlicher Honda Händler (FHH) ist. Lirica hat mir den Termin vereinbart und es klappt alles wie am Schnürchen. Ich entschuldige mich für den Dreck am Mopped, der Mitarbeiter ist aber davon nicht schockiert.
Ich habe jetzt eine Stunde Zeit zur Verfügung. Die fülle ich mit Abendessen (Dürüm Döner Teller vom nächstbesten Pakistani-Imbiss) und Einkauf (Frühstück und Snacks für morgen unterwegs). Kaum bin ich zurück am FHH, steht mein Motorrad auf der Bühne und der Mechaniker dreht am Rad. Am frisch besohlten Rad, sogar. Und er hat es geschafft, die Patina drauf zu lassen. Es ist ein Michelin Pilot Power 3, und es hat 161 Euro gekostet. In Deutschland hätte alleine der Reifen mindestens 126 Euro gekostet - da ist der Preis hier mit Montage absolut fair. Und die Hinterradbremse geht danach auch noch! Ich habe mich für einen Sportreifen entschieden, weil daheim ein kompletter Satz Tourenreifen und noch ein paar vordere Sportreifen im Keller liegen. Die muss ich auch mal runterfahren. Ich habe schon länger ein zweites Hinterrad für die Yamaha, und das zweite Vorderrad samt Bremsscheiben kam letzte Woche mit der Post, muss aber noch zum Lackierer.
So, jetzt noch zum Hotel fahren, weil eine Tankstelle in der Straße ist auch gleich voll machen für morgen, und die Tiefgarage suchen. Es gibt zwei Straßen weiter die beiden beschriebenen Tore, und nach etwas warten öffnet sich eines davon wie von Zauberhand. Sie hatte gesagt, sie sieht mich auf der Kamera und drückt dann auf. Ich sehe zwar keine Kamera, und irgendwie ist das hier alles etwas suspekt, aber hey, ich bin hier fremd. Also runter in die Tiefgarage... es steht nirgends "Hotel" oder "H". Es gibt auch keine weitere Etage. Hm. Ich parke platzsparend im Niemandsland und will fragen gehen.
Hinter der beschriebenen braunen Tür "Salida" (Ausgang) ist eine enge Wendeltreppe statt des versprochenen Aufzugs. Und als die Tür zufällt, ist es stockdunkel. Okay, Handy rausfummeln: Die Tür geht nur von innen auf. Treppe hoch, noch so eine Tür: Ich bin wieder an der Straße. Ziemlich suspekt. Ich laufe zum Hotel, und an der ersten Querstraße sehe ich noch eine Tiefgarageneinfahrt, die weniger suspekt aussieht und noch besser zur Beschreibung passt. Klasse, Motorrad in die falsche Tiefgarage gestellt und sich dann ausgesperrt. Also wieder zurück latschen, das ganze natürlich in Motorradklamotten zum Pässejagen bei 5° abzüglich Regenjacke, und warten, bis jemand rein fährt, dann hinterher rein mogeln. Das klappt innerhalb von 10 Minuten. Drinnen aufs Motorrad, und wie Indiana Jones im letzten Momentzwischen der Wand und dem sich seitlich schließenden Tor durch, zur Zeitersparnis ohne Helm und ohne Handschuhe, mit einem flammneuen Hinterreifen auf glattem Garagenboden? Nein, so nötig habe ich es dann doch nicht. Also den berechtigten Nutzer angesprochen, ob er mich rauslassen könnte: Er fragt mich nicht, was ich hier verloren habe, er hilft mir einfach, und drückt auf einen unscheinbaren Lichtschalter. Gracias! An der korrekten Garage verläuft dann alles wie beschrieben. Sitzbankheizung wieder abklemmen, und dann in den Lift direkt aufs Zimmer. Würde ich nicht so schwitzen wäre ich jetzt kurz davor, mich an der Rezeption zu beschweren. Sie hat klar "zweite links" gesagt, nicht "erste links". Aber lieber raus aus den Klamotten, rein in die Dusche, und danach ist der Ärger verflogen.
Das Hotel ist ein typisch modernistisches Stadthotel. 100 Lichtschalter, optimierte Flächen, neuer Eindruck, wenig Platz, offene Dusche, die einen ungefragt von oben volltröpfelt. Naja.
Das hat ja dann doch alles gut geklappt heute. Mit dem frischen Hinterreifen kann ich sicher den Heimweg antreten. Morgen geht's in die Pyrenäen. Ich wollte eigentlich auf der französischen Westseite was für mein Lebenswerk tun und ein paar Punkte das erste Mal überhaupt fahren, aber leider ist da laut Google Maps eine Verbindung zur Zeit gesperrt. Also bleibe ich eben zunächst mehr auf der spanischen Seite. Da ist eh das Wetter besser. Die letzten beiden Tage reicht die Zeit wohl nur noch für Autobahn.
5 Passknacker und 425 km heute
Rangliste Platz 7 von 117
1571 km nach Hause, noch 3 Tage
2 von 2 Hinterreifen
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Mi 16.3.22 Gewinnen und Verlieren
Heute war wieder gutes, trockenes, warmes Wetter angesagt, aber weiterhin habe ich keine Fernsicht wegen Saharastaub. So geht es verhalten optimistisch rein in den Tag. Ich will in zwei Tagen durch Nordspanien, in den Picos de Europa ein paar schöne Strecken fahren, und morgen Abend in Pamplona sein. Da läuft mir hoffentlich ein neuer Hinterreifen zu, damit ich nicht auf Gewebe mit Tempo 60 durch Frankreich heimeiern muss. Das alles heißt leider: Zeitdruck.
Hotelfrühstück, packen, auschecken läuft alles gut, aber leider ist am Motorrad wieder mal die Sitzheizung über Nacht an geblieben. Das Voltmeter zeigt schüchterne 6 Volt. Hmpf. Ich war mir sicher, es ausgeschaltet zu haben. Da habe ich wohl unterschätzt, wie viele Leute nachts an meinem Motorrad rumspielen. Oder die Katzen in diesem Hinterhof sind erstaunlich kreativ wenn es darum geht, warme Sitzflächen zu finden. Die haben auch schon Satellitenverbindungen zu Fall gebracht.
https://www.smithsonianmag.com…f-heating-beds-180979401/
Hilft mir jetzt nichts, zurück ins Hotel, dem aufreizend netten Mitarbeiter das Problem schildern. Er spricht englisch und kümmert sich. Es kommt jemand "in einer Minute". Ich gehe zum Motorrad, lege schon mal alles frei, und suche mir am Handy eine Beschäftigung für die nächste Stunde. Zeitdruck? Ich hab Urlaub.
Nach 30 Minuten erscheint ein freundlicher Mensch mit einer Starthilfebox und wir werfen ohne Probleme die Yamaha an. Heute bleibt nur die ABS-Lampe an, nicht die auch die TCS-Lampe. Die Motorkontrollleuchte ist weiterhin überklebt. Ich trenne jetzt den Stecker der Sitzheizung, damit das Problem nie wieder passiert! 2x in 10 Tagen ist schon peinlich. Dann rödle ich wieder auf und starte... verliere aber vorher noch 1 Stück Gehörschutz, das auf dem Kies unsichtbar wird. Gut, dass ich 4 Stück dabei habe.
Es geht ohne besondere Vorkommnisse zum ersten Passknackerpunkt heute, der gleichzeitig der letzte für Portugal ist. Damit ist der mir der Landespreis sicher, wenn nicht noch irgendein Fehler in den noch nicht freigeschalteten Nachweisen entdeckt wird. Jippie! Zeit für einen Passknacker-Nachweis mit Selfie:
Hier habe ich etwas gewonnen. Und dann geht's rüber nach Spanien, wo ich erst mal tanke. Der Sprit ist hier mit 1,85 etwa 15 Cent günstiger als in Portugal. Danach kommt viel Autobahn nach Osten, dann Autobahn nach Norden, ich werde die Großstadt Leon passieren und danach in die Picos einrollen, das nördliche Gebirge in Spanien.
Während der Fahrt fallen mir ein paar Dinge auf:
1. Es ist noch immer arg staubig. Mein Motorrad sieht gruselig dreckig aus.
2. Es ist echt arg kalt. Irgendwann ziehe ich die Regenkombi drüber.
3. Auch das reicht noch nicht. Irgendwann stecke die Sitzheizung doch wieder an, und das hilft wirklich sehr bei 8°.
4. Sena ärgert mich heute. Es will einfach nicht mehr so laut spielen wie die letzten Tage. Alles drehen und regeln hilft nichts. Auch nicht die App. Es gibt übrigens mehrere offizielle Apps von Sena. Nicht jede spricht mit meinem 50S. So geht es dann mit Tempo 110 über die Autobahn, damit ich überhaupt noch verstehen kann, was der Podcast so erzählt. Das spart Reifen und Sprit, aber keine Zeit. Häufiges Anhalten zum Fummeln am Headset auch nicht.
5. Leon? Da habe ich doch letztes Jahr Reifen wechseln lassen! Aber mit Übernachtung, also abends bestellen, morgens montieren. Anrufen kann ja nicht schaden. Ich probiere 3 Motorradwerkstätten anzurufen, obwohl ich kaum Spanisch kann. Nr 1 legt sofort wieder auf und geht danach auch nicht mehr ans Telefon. Nr 2 entschuldigt sich und legt dann auf. Nr 3 sagt auf Englisch, dass er kein Englisch kann, und dann klappt die Verständigung doch. Ja, es wäre möglich, aber heute nicht mehr. Hmm, schade, dann würde ich einen halben Tag verlieren. Und jetzt habe ich schon 20 Minuten mit telefonieren verloren.
Danach fällt mir auf, dass ich doch einen Haufen hilfsbereiter Menschen kenne, von denen jemand Spanisch kann, die Motorrad fahren und die die besonderen Bedürfnisse eines passknackenden Europareisenden verstehen: Die Passknacker-Telegram-Chatgruppe. Ich überlege was ich will, einen frischen Sportreifen hinten morgen abend in Pamplona. Dann schildere ich meinen Wunsch im Kanal, und Lirica nimmt sich dem an, telefoniert verschiedene Händler ab, und macht mir dann ein Date klar. Ich muss nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein - wunderbar, 1000 Dank Da habe ich etwas gewonnen.
Mit einer Sorge weniger geht's runter von der Autobahn, rauf auf die Bundesstraße nach Riano. Hier hat es mir letztes Jahr besonders gut gefallen, hier wollte ich wieder hin. Es geht vorbei an einem weiteren Stausee, den ich noch nicht kannte, den mir aber jemand empfohlen hat: Embalse del Porma. Eine wunderschöne Gegend, auch zum Motorradfahren.
Im Unterschied zum letzten Jahr ist kein Lockdown mehr. Die Einheimischen dürfen sich wieder privat zwischen Landkreisen bewegen, was sich im erhöhten Verkehrsaufkommen ausdrückt: Alle 10 Minuten ein Auto. Es ist auch viel weniger Polizei unterwegs. Am ersten Pass wird es gleich mal knackig kalt. Es ist ja auch hoch hier. Aber die Straße ist frei von Schnee und Eis.
Die Straßen und Landschaften sind interessant, aber teilweise nicht im besten Zustand.
Ich komme auch wieder an der Tankstellen vorbei, die letztes Jahr geschlossen hatte, so dass ich mit genutztem Kanister schließlich auf dem letzten Tropfen in Riano angekommen bin, wo ich mehr tanken konnte, als laut Hersteller in den Tank passt. Heute habe ich diese Sorgen nicht mehr, mein Tank ist jetzt 4 Liter größer, und ich habe elegant bei der letzten Tanke vor dem Nationalpark hier getankt, was auch gleichzeitig nötig war.
Es gibt schöne Seen hier und man kann sich kaum sattsehen.
Irgendwann fängt es an zu nieseln. Ich bin war schon wasserdicht angezogen - bis auf die Socken - ziehe aber zusätzlich die Hülle über den Tankrucksack.
Nach dem nächsten Fotostopp frage ich mich: Wo ist eigentlich die Hülle? Wieder was verloren. Angesichts des Windes lohnt sich umdrehen nicht. Mal sehen, was eine SW Motec City Hülle einzeln kostet. Als weiteres Ärgernis fängt auch das neue Sena an, sich ständig selbst zu bedienen. Und das bei der dritten Fahrt. Offensichtlich kommt Sena nicht mit Wüstenstaub zurecht. Hoffentlich beruhigt sich das wieder, das wäre sehr ärgerlich und auch teuer zu ersetzen.
Zwischenzeitlich suche ich ein Hotel und finde genau das Hotel wieder, wo ich schon letztes Jahr war - ich war zufrieden, es gibt ein Restaurant, und es liegt an der Kreuzung zu einem Abstecher - ich kann mir also aussuchen, ob ich vorher oder nachher den Abstecher fahre. Perfekt. Spoiler: Es wird vorher. Ich muss ja morgen Abend pünktlich sein. Morgen noch die Picos, Rest Autobahn bis Pamplona. Dann 1 Tage mehr oder weniger schön die Pyrenäen entlang, dann zwei Tage geradeaus nach Hause und Montag wieder fit im Home Office
Im Hotel erst mal die Sitzbankheizung wieder abklemmen, und dann unter die Dusche Toller Tag heute. Hoffentlich beruhigen sich die Senas wieder.
5 Passknacker und 500 km heute
Rangliste Platz 7 von 114
1863 km nach Hause, kein km-Plan mehr
100% von Portugal (71 von 71)
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Di 15.3.22 Nordost unter der Glocke
Heute war gutes, trockenes, warmes Wetter angesagt, aber trotzdem habe ich keine Fernsicht: Saharastaub!
Die Nacht fast gut. Mitten in der Nacht werde ich von Stimmen wach. Ich verstehe nichts. Es ist noch dunkel. Ich brauche eine Weile zu begreifen, dass die Stimmen portugiesisch sind und vom Flur her kommen. Die Zimmertür hält wohl nichts auf. Der Singsang der beiden Gesprächsteilnehmer klingt nach enttäuschter Teenager-Liebe nach der zweiten Flasche Vodka und der dritten Packung Taschentücher. Das können die ja gern machen, aber bitte auf ihrem Zimmer, und nicht vor meinem. Ich öffne wie ich bin die Hoteltür und gucke verschlafen, aber freundlich bis verwirrt raus. Man entschuldigt sich sofort, und 5 Minuten später ist Ruhe. Nett.
Beim Hotelfrühstück gilt wieder mal: Das ist alles bezahlt! Ich gehe nicht, bevor mir schlecht ist! So. Eingepackt hatte ich zum Glück vorher schon. Elegant geht's raus an der Tiefgarage. Es ist noch genug Sprit drin und ich kann direkt auf die Autobahn... und erwische hinter der Mautstelle fast die richtige Abzweigung. Egal, nächste Ausfahrt raus und wieder zurück. Wann kommt die? IN ZWANZIG KILOMETERN!? Toller Start in den Tag. Immerhin klappt der Trick mit dem schnellen Rausziehen noch immer.
Heute wird es nicht richtig hell. Entweder haben alle gleichzeitig ihre Gartenabfälle abgefackelt, oder es ist Wüstenstaub. Das ist schade, denn ansonsten ist prima Wetter heute 12-19 Grad und kaum ein Tropfen Regen.
Ich folge dem Fluss Duoro. Das wurde mir empfohlen, außerdem deckt es sich mit der schnellsten Route zwischen den Passknackerpunkten.
Es gibt sogar einen Aussichtspunkt.
Tja, leider ist heute nix los mit Fernsicht. Ich kann nicht mal bis ins Tal gucken. Aber Pause mache ich hier trotzdem. Eine lange Pause mittags, und eine etwas kürzere nachmittags. Es gibt Kekse und Iso-Wasser aus dem Tankrucksack. Ich komme gut voran und habe keine Schwierigkeiten, mit nichts.
Bei der zweiten Pause merke ich, dass ich die geplante Route heute wohl nicht schaffe. Also suche ich mir ein Hotel, am besten vor dem letzten Passknackerpunkt. Leider ist die Region so dünn besiedelt, dass sich da nichts findet. Also wird es ein Hotel weiter südlich, wo ich quasi gleich dran vorbeifahre, und danach wieder zurück. Insgesamt ist es aber trotzdem noch kürzer als die Route zu Ende zu fahren und danach etwas zu suchen. Ich werde langsam müde, und Sicherheit geht vor.
Auf dem Weg zu den letzten beiden Punkten werden die Straßen schlechter. Sie bleiben angenehm breit und die Radien eigenen sich auch für hohes Landstraßentempo, aber die Oberflächenbeschaffenheit lässt es wie eine schlechte Idee erscheinen, hier zu viel zu versuchen. Also gehe ich es gemütlich an. Auf dem Weg zum letzten Punkt kommt mir heute das erste Motorrad entgegen: Ein im Stehen fahrender Endurist. Der Punkt selbst ist eine Sackgasse, und warum, erfahre ich auch gleich:
Jjippie, ein Troposcatter! Das war im Kalten Krieg ein NATO-Kommunikationsnetz. Diese Stationen stehen immer auf hohen Bergen in ganz Europa. Die sollten eigentlich alle Passknackerpunkte sein. Dieser hier steht aber nicht in der Liste, nanu? Vielleicht doch kein NATO-Altsystem?
https://de.wikipedia.org/wiki/ACE_High
Heute wars eine Tour in unwirklicher Landschaft mit der Staubglocke und 1 km Sicht, aber ich kam gut voran. Abgesehen davon, dass ich morgens in die falsche Richtung auf die Autobahn aufgefahren, das waren 40 km Umweg. Morgen folgt der letzte Punkt und dann geht's schick zurück. Das Motorrad ist unfassbar dreckig, und auch an meinen Klamotten hängt Sand. Ebenso hat sich das alte Sena vom Staub gestört gefühlt und sich selbst bedient, was ich durch den Wechsel zum neuen Sena kompensieren konnte.
Die Nachbereitung verläuft erfreulich wie im Plan. Die Detailplanung lohnt wirklich. Damit hätte ich früher anfangen sollen. Abendessen gibt's zur Feier der letzten Übernachtung in Portugal heute im Restaurant. Wenn man im Restaurant essen gehen will, aber kein portugiesisch kann, geht man halt zum Italiener... denn da kommt man mit Italienisch halbwegs durch. Aber der "Italiener" spielt da nicht mit. Stellt sich raus, der kann Französisch. So schalte ich mal eben auf zwei Länder weiter um, genieße Spaghetti Carbonara, Mousse au Chocolat. Mit Softdrink und netter Unterhaltung dazu 12 Euro - läuft. Essen ist eher günstig in Portugal.
Morgen ist nach 73 km der erste Punkt gleichzeitig der Landespreis Portugal! Dann ist es geschafft und es beginnt die Rückreise. Mit den Optionen kann ich mich im weiteren Verlauf des Abends beschäftigen...
8 Passknacker und 468 km heute
Rangliste Platz 7 von 112
2063 km nach Hause, 450 km hinter Plan
98,6% von Portugal (70 von 71)
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Mo 14.3.22 Norte Marathon Rundtour
Die Nacht war gut. Das Hotelfrühstück auch. Ich bin pünktlich 7:30 zur Eröffnung da und erschrecke das Personal damit zu Tode Heute habe ich viel vor. 425 km, um genau zu sein. Da ich die letzten Tage Ärger mit den Ideen das Navi hatte, habe ich für heute eine Detailplanung gemacht. Das heißt, ich gucke mir jede Straße vorher im Routenplaner an und nagle überall Wegpunkte in die Landschaft, wo ich entlang fahren will, anstatt das Navi selbst einen Weg finden zu lassen. Bei der Planung kann ich das bessere OSM Kartenmaterial verwenden, und "Abkürzungen" über irgendwelche Holperstrecken vermeiden. Ich mache also etwa das Gegenteil von kurviger.de, denn für meine Kombination aus Fahrzeug und Landschaft passen die Hauptstrecken besser. Die sind natürlich immer noch kurvig, vielleicht sogar kurviger als die "Abkürzungen", aber dort kann man eben auch mal über 30 oder gar 50 km/h.
Frisch gestärkt geht's 8:30 auf Achse, nach Norden den ersten Pass hoch. Die Handschuhe sind komplett trocken geworden, das ist angenehm. Es ist aber mit 11 Grad doch noch kalt genug für die Regenjacke. Ich habe viel vor, daher achte ich heute darauf, die Standzeit zu minimieren. Bei einer Rundreise kann man sich halt schlecht irgendwo unterwegs ein Hotel nehmen. Also klar, das kann man schon, aber dann zahlt man eine Nacht doppelt und hat nichts dabei außer dem, was man am Mann hat. Ich gönne mir übrigens den Luxus, mit einem fast leeren Topcase zu fahren. Ich mag nämlich nicht beim Auf- und Absteigen immer über einen Turm aus Werkzeug und Regenklamotten steigen, und eine kleine Tasche für den Topcaseträger habe ich nicht dabei. Das könnte aber eine Idee fürs nächste Mal sein.
Ich habe heute viele Kühe und Pferde auf der Straße. Klingt niedlich, aber diese hier können pieksen.
Der Straße schraubt sich an einem See runter und danach wieder hoch. Sehr schön!
Auch sonst habe ich einige exponierte Punkte.
Ich würde mich unwohl fühlen, unterhalb solcher Felsbrocken zu wohnen. Apropos Punkte: Normalerweise ist bei mir jeder Wegpunkt im Navi ein Passknackerpunkt, also anhalten, Foto machen, weiterfahren. Heute habe ich zusätzlich reine Hilfspunkte (anderswo heißen die Viapunkte), wo ich NICHT anhalten muss. Ich stehe also vor der zusätzlich Herausforderung, die beiden nicht zu verwechseln, sonst muss ich morgen wieder zurück. Und wegen der Kreisform dieser Route vermutlich gleich einen Großteil der Strecke von heute. Also Uffbasse! Aber es läuft gut. Weiterhin kein Regen! Auch weiter im Westen ist es schick, und es kommt sogar die Sonne raus:
Ich habe heute fast keine verwinkelten Holperstrecken, sondern kann das Tempolimit von 90 km/h außerorts voll ausnutzen. Das treibt die Durchschnittsgeschwindigkeit in unbekannte Höhen, und die Laune auch gleich. Es flutscht richtig! Die Kurven machen Spaß, der Dreizylinder singt ein schönes Lied, die meisten Autos hier haben weniger Leistung als ich, und es geht gut voran. Mit meinem 42 Jahren, der 42 auf dem Nummernschild und auf der Yamaha RN43 (immerhin fast richtig) kann ich den Unwahrscheinlichkeits-Antrieb nutzen - am Lenker ganz außen rechts - das gönne ich mir heute einfach mal Heute höre ich auch keine Podcasts, das beruhigt zu sehr. Ich war heute in Extremo.
Nein, ich höre keinen Mittelalter-Folk Metal Ich höre heute 1914. Aus aktuellem Anlass, das ist eine ukrainische Blackened Death Metal Band, und die Thematik passt zum Bandnamen. Das treibt an, macht ein wenig morbide, hält mich frei von blödsinnigen Gedanken und hilft mir so, mich aufs Fahren zu konzentrieren.
Aber Hochmut kommt vor dem Fall. In einer Kurve verschätze ich mich um 5 mm. Das ist nicht viel, reicht aber für unerwünschten Kontakt zur Landschaft. Und zwar fahre ich bei 80 km/h eine 180° Rechtskurve, weit innen, weil sie übersichtlich ist, und gerate etwas zu weit nach innen, bzw. komme mit der Wahrnehmung meines Umfelds nicht nach. So kriege ich einen drei Finger dicken Ast an den Kopf, oder besser gesagt, an den Helm. Meistens überschätzt man die Nähe weit entfernter Dinge zu einem, wenn man sich schnell bewegt. So landen Motorradfahrer beim Überholen manchmal im Gegenverkehr, obwohl in der Mitte reichlich Platz gewesen wäre. Ich kriege heute einen deutlich hörbaren, aber nur wenig spürbaren Schlag ab. Ich halte danach an, um zu sehen, ob am Helm noch alles dran ist - aber sogar die Lufthutze samt Versteller ist noch dran. Das kann ja nicht viel Überlappung gewesen sein, maximal 5 mm. Vielleicht hat das Motorrad nach einer Senke schneller ausgefedert als erwartet, vielleicht bin ich über eine Bodenwelle gefahren, vielleicht habe ich zu wenig geguckt. So oder so, nix passiert - weiter. Künftig 5 mm mehr Platz nach oben einplanen.
Die letzten beiden Punkte sind stadtnahe Aussichtspunkte über Braga und über Guimaraes. Hier habe ich besonders sorgfältig den Weg geplant, um mich nicht im Häuserkampf zu verfranzen. Leider sind die Einbahnstraßen am Berg real inzwischen andersrum als in meinem Navi, aber die anderen Autofahrer nehmen Rücksicht Nein, kleiner Scherz, ich achte die real existierende StVO und finde eben frei Schnauze den Weg bis ganz nach oben. Als ich gerade parken will, sprechen mit zwei amerikanische Touristen an, dass man auch bis ganz ganz nach oben fahren kann. Na dann mal los. Blick über Guimaraes:
Schöner Abschluss. Den Berg runter ist das Sena leer. Weiter ohne Musik? Geht ja gar nicht! Für diesen Fall habe ich ein zweites Sena im Tankrucksack dabei, das in die gleiche Halterung passt! Und ich schaffe es, zu wechseln, ohne den Helm abzunehmen. Ohne es vorher geübt zu haben. Jetzt nur noch zurück ins Tal und 30 km auf der mautpflichtigen, aber analog betriebenen Mautobahn absitzen. Die Musik spielt weiter. An der Autobahnausfahrt ist eine Mautstelle zum Bezahlen, und der Autofahrer vor mir braucht echt lange. Es gibt echt Leute, die haben es nicht drauf. Aber ich habe es nicht eilig. Als ich dran bin, stelle ich fest, dass mein Tankrucksack schon offen ist. Oops. Da ist der Geldbeutel drin, wäre blöd wenn der weg gekommen wäre. Aber er ist noch da, nix passiert, cool bleiben, Ticket raus, Kreditkarte bereithalten, und siehe: Es klappt auch bei mir nicht. Das Ticket wird zwar akzeptiert, aber keine Kreditkarte wird akzeptiert. Der Automat beginnt mit mir zu sprechen. Ah, eine automatische Hotline. Nein, ich kann kein Portugiesisch. You have to put the card in and then pull it out quickly. Schnell rausziehen. Was ist das denn für eine seltsame Technik? Aber sie funktioniert, das reicht mir. Die Schlange hinter mir wird es wohl ebenso machen müssen. Am Hotel fahre ich direkt in die Garage - geschafft!
Oder? Erst mal die Nachbereitung machen. Habe ich alle Fotos? Ich konnte ja unterwegs nicht hochladen wegen Schluckauf des Passknacker-Telegram-Bots. Und bei der Marathon-Etappe in Sardinien 2021 hatte ich dann tatsächlich einen Punkt vergessen, und damit den Landespreis verpasst. Aber die Passknackerkarte ist schön grün. Yeah, heute ein Sieger! Heute habe ich den Plan heute erfüllt, und das ohne übermäßige Anstrengung und mit viel Fahrspaß. Da zeigt sich, dass sich die Detailplanung wirklich lohnt. Die mache ich jetzt jeden Tag. Auch wenn der Reisebericht dadurch etwas später kommt, ätsch
So, Dusche, Supermarkt, es ist noch Wurst und Käse von gestern da. Es kommt frisches Brot dazu und außerdem ein Cesar Salad. Und was Süßes. Und vielleicht noch was Süßes. Ach, hungrig einkaufen gehen
Bis zum Landespreis hätte ich nur noch 450 km, das könnte ich morgen schon schaffen. Und dann muss ich mir überlegen, was ich danach machen möchte.
a) Nordspanien fahren oder nicht fahren
b) Direkt in die Pyrenäen hüpfen und dort schick die französische Seite abfahren.
c) Nach Barcelona, auf eine Fähre, und zwar:
c1) Nach Mallorca - da kann man innerhalb 16h einen Landespreis sammeln - leider fährt die Fähre von Mallorca nach Frankreich um diese Jahreszeit noch nicht, so dass ich nach Barcelona zurück müsste. Das ergibt viel Zeit auf Fähren und/oder Autobahnen.
c2) Nach Genua - spart etwa 700 km Rückreise, eine Übernachtung und die gesamte französische Autobahnmaut, dafür muss ich dann imüber die Alpen. Im März.
d) Südfrankreich
e) Autobahn stur nach Hause
f) Irgendwo vorsichtshalber einen neuen Hinterreifen suchen
g) Jede mehr oder weniger sinnvolle Kombination davon
Tendenziell bin ich zur Zeit für "alles der Reihe nach, so lange noch Zeit ist", und keine Fähren. Thema ist doch schließlich "auf Achse"
16 Passknacker und 425 km heute
Rangliste Platz 8 von 111
2154 km nach Hause, 420 km hinter Plan
87,3% von Portugal (62 von 71)
-
So 13.3.22 Ab nach Norte
Die Nacht war gut. Ich habe kein Hotelfrühstück, aber Milka Kekse. Außerdem habe ich ein Hotelzimmer und ein Badezimmer voller halb trockener, halb feuchter Motorradklamotten. Das alles wieder einzupacken und anzuziehen, ohne sich selbst nass zu machen und ohne das gesamte Zimmer zu versauen ist was für fortgeschrittene Allwettertourenfahrer. Es dauert also etwas länger. Die Yamaha ist noch da, die Sonne scheint, das ist gut. Es hat nur 8 Grad, das ist etwas frisch.
Los geht's! Ich starte ohne Regenkombi, um die Textilkombi trocken zu fahren. Das Regenradar ist heute bunt gemischt - von jedem Wetter etwas dabei. Zunächst bleibt es trocken, aber in der Bergen wird's schnell knackig kalt. 4 Grad stehen auf dem Tacho. Da ziehe ich dann doch die Regenjacke über. Es beginnt mit einer Hochebene jenseits der 1000 Meter. Sie erinnert an Norwegen. Echt cool hier.
Hier und da sind Kühe auf der Straße. Mein Navi möchte auch eine Nebenstrecke abbiegen. Da stehen Wegweiser, es ist befestigt, naja, gepflastert. Ganz falsch kann das nicht sein?
Es wird immer abenteuerlicher. Brücken aus Naturstein, Pfützen. Ob das der beste Weg war? Bisher hat mich das Navi auch schon oft genatzt in dieser Landschaft. Es hat wohl keine unterschiedlichen Geschwindigkeiten für diese Sorte Straßen im Kartenmaterial. So komme ich zwar überall hin, aber oft nicht auf dem schnellsten, einfachsten, besten Weg.
Keine Gegend ist zu einsam für wilde Hunde.
Den hier habe erst nach dem Anhalten gesehen, der lag ich Schatten und hat sich erst bewegt, als ich angehalten habe. Auch andere Vierbeiner tummeln sich auf der Straße.
Mein Navi leitet mich heute oft über obskure Wege. Ich habe "Mautstrecken vermeiden" eingestellt. Aber so obskur kann das nicht der beste Weg sein.
So richtig bescheiden wird's dann auf dem Weg zum Marao / Sra. da Serra. Da sind die letzten 6 km schlecht unterhaltene Schotterpiste.
Stelleweise ist aufgeweichter Sand drauf, ca. 10 cm tief. Ich bin natürlich das einzige Fahrzeug weit und breit, habe reine Straßenreifen montiert und keinen Unterfahrschutz. Immerhin sind die Steine nicht zu groß. Woher ich weiß, dass der Sand 10 cm tief ist? Wegen der Erosionsspuren. Da drin kann man prima mit den Rädern einfädeln und dann versuchen, nicht umzufallen. Wenn man umfällt, kann man sich vermutlich nur noch 'ne Hütte bauen. Laut meinem Navi ist dieser Weg übrigens befestigt, und die "leichte" Route. Schönen Gruß an den Lieferanten des Kartenmaterials! Fast schon humorvoll ist dann die Anweisung "rechts abbiegen" an dieser Stelle.
Also ja, da ist eine... Straße? Strecke? Ein Weg? Ein gerades Geröllfeld? Das kann man schon "befestigt" nennen. Hat zwar 20% Steigung, ist aber eigentlich nur Kopfsteinpflaster. Sind halt große Köpfe. Und ungleiche. Nee, da gucke ich mir im OSM die Welt an und stelle fest, dass es geradeaus weniger steil ans Ziel geht. Dafür aber länger. Das ist ganz schön anstrengend. Irgendwo in einer Sandfurche an einer kleinen Stufe würge ich dann auch ab - im letzten Moment blinkte "TCS". Okay, dann schalte ich die Traktionskontrolle mal runter (und nicht aus) auf Stufe 1, damit ein wenig Schlupf möglich ist, ich mich aber nicht sofort auf die Nase lege, wenn ich wieder aufm Asphalt bin, noch Sand auf den Reifen und besonders gute Laune habe Und so klappt's dann bis ganz hoch.
Was für ein Abendteuer! Oben kommt sogar ein Einheimischer vorbei mit so einem typischen 90er Jahre Japan-Pickup und fragt, ob alles okay ist. Netter Mann! Weiter geht es dankenswerterweise über die andere Seite von Berg, auf einer asphaltierten Strecke. Die in einem erbärmlichen Zustand ist, aber hey. Wasserableitung war auch nicht vorgesehen.
Das Wasser ist aber klar genug, dass ich unangenehme Überraschungen sehen kann. Und ein paar gute Aussichten habe ich hier auch. Die behalte ich aber für mich, ätsch Einfach selbst hinfahren
So... das war jetzt schon sehr anstrengend, und ich komme bald in die Nähe von Vila Real, wo sich die Landespreis-Rundreise-Route fast überkreuzt. Das heißt, man kann dort zwei Nächte in Folge machen, ohne dass daraus Umwege entstehen. Auch die Tourlänge passt halbwegs. So buche ich mir ein Hotel für 2 Nächte. Ich wage es, für 45 Euro je Nacht ein 1* Hotel mit Frühstück zu buchen, das groß und modern aussieht. Es ist gegenüber von einem Supermarkt und der Eingang ist unscheinbar. Die Rezeption ist nicht besetzt. SEUFZ! Ich drücke auf eine Klingel, und fange an die Nummer zu wählen, die auf einem Zettel steht - siehe gestern. Noch bevor ich den Anruf starten kann, kommt schon eine Mitarbeiterin und checkt mich ein. Sie war gerade am Aufräumen der Zimmer weiter oben. Wir haben keine gemeinsame Sprache, aber sie ist nett, bemüht und hilfsbereit. Das Zimmer ist gewaltig groß und top modern. Das Badezimmer ist komplett Marmor. 1*! Als ich später nach einem Fön frage, zeigt sie mir die elegant verbaute Schublade am Waschtisch, die ich bisher übersehen habe, und gibt mir ungefragt den Schlüssel zu Tiefgarage, von der ich bisher nichts wusste. Das nehme ich doch gerne an.
Bei der abendlichen Passknackerverwaltung stelle ich fest, dass der problematische Nachweis von gestern mir anerkannt wurde. Das erleichtert mich sehr. Vielen Dank für euer Verständnis, liebes Passknacker-Team! Die Gegend sah vielversprechend aus, vielleicht fahre ich bei besserem Wetter übermorgen freiwillig noch mal hin.
Zwecks Abendessen wandere ich die Stadt ab, aber nichts hat offen oder spricht mich an. Vielleicht mal wieder die Retro-Nummer, wie letztes Jahr im Spanien? Ich habe doch einen Supermarkt direkt am Hotel, und der hat Sonntags bis 21 Uhr offen. Also rein da, Baguette, Speck, Käse, Kekse, Cola, Powerade - heute schon an morgen denken. Nach diesem Mahl stecke ich die Reste in den Kühlschrank, der mal als Minibar diente, und zwar leer ist, aber trotzdem schon eingeschaltet war, als in eingecheckt habe. Strom sparen uns so... dann breite ich mal wieder meine nassen Sachen aus und föne 30 Minuten an 2 nassen Handschuhen und 2 klatschnassen Handschuhen herum.
Ich bin inzwischen genau einen ganzen Tag hinter meiner Planung. Morgen abend bin ich wieder im gleichen Hotel, und habe mir damit eine 390 km-Runde aufgehalst. Das war vermutlich keine SO gute Idee. Ich spare morgens und abends Zeit, aber ich muss auf meine Aufmerksamkeit und Ausdauer achten. Ganz am Anfang der Route wären 40 km Autobahn mit Schranken zum Bezahlen. Das würde sich eigentlich lohnen. Oder ich fahre die Route andersrum, dann habe ich den gerade Teil, wenn ich schon müde bin. Die Route lässt sich leider nicht sinnvoll abkürzen.
12 Passknacker und 292 km heute
Rangliste Platz 9 von 105
2154 km nach Hause, 420 km hinter Plan
64,8% von Portugal (46 von 71)