Zwei Versys-Tracer in Andalusien

  • #1

    Andalusien!


    Hier war ich 2015 schon mal, damals 4 Tage mit einer nackten Yamaha MT09, alleine, in einem Hotel. Dieses mal sind es 7 Tage mit MT07 Tracer, mit Rainer und in mehreren Hotels hintereinander (Roadshow). Rainer besitzt eine Versys 650 und eine MT09-Tracer, und lässt letztere aus Deutschland per Spedition anliefern, ich miete mir eine MT07 Tracer vor Ort und zahle dafür weniger, als er nur für den Transport. Aber er hängt halt dran. Rainer hat in liebevoller Kleinarbeit Touren geplant und die Hotels ausgesucht und gebucht. Dafür geht schon mal ein Wochenende drauf, wenn's reicht. Auf meinen besonderen Wunsch wurde dabei vermehrt auf Passknackerpunkte geachtet. Perfekter Service!


    Tag 1, Sa 01.04.2017 - Anreise, Run auf Ronda


    Anreise ist für mich am Samstag FRÜH. Flug geht 5:50, Fahrdienst kommt 4:15 - das wird sogar recht knapp, denn schon so früh ist so viel los, nur Touris, alle mit richtig viel Gepäck und kaum ein Laden im Flughafen hat schon auf. Ich reise wieder mal mit kleinem Gepäck - zweiteiliger Tankrucksack plus Helm (mit 3 Paar Handschuhen und 2 Sturmhauben darin), habe diese Mal aber sogar den Platz für ein paar Turnschuhe gefunden, und einfach weil ich es kann, gebe ich die untere Hälfte des Tankrucksacks sogar als Gepäck auf, statt mich mit beiden Teilen plus Helm als Handgepäck an Bord zu drängeln. Das hat letztes Mal zwar auch geklappt, aber vor dem Rückflug wurden Teile meines Werkzeugs konfisziert, wegen Sicherheit, wissenschon. Werkzeug nehme ich gerne mit zwecks Zubehörmontage am Mietmopped: Navi, Kamera, Steckdose samt den jeweiligen Haltern sind mit dabei. Der Flug klappt 1a, Taxi ist schnell gefunden und als ich beim Vermieter ankomme ist das Tor noch zu, aber es steht eine MT07 Tracer an der Straße.



    Geschenk am Wegesrand


    Das wird dann ja wohl "meine" sein, und so schraube ich Halter für Navi und Kamera dran und eine Steckdose, die ich extra dafür noch 2 Tage vorher gekauft habe. Ich kaufe Wasser und Sonnencreme – ich habe einen ziemlich nordischen Hauttyp. Den elektrischen Anschluss erledigt mir der Vermieter. Die Maschine ist makellos und sieht aus wie neu. Tatsächlich hat sie erst 1700 km runter und noch nie gelegen. Es ist Pilot Road 4 montiert, ein zeitgemäßer Tourensportreifen. Damit sollte einiges möglich sein.


    Rainer ist bereits am Vorabend angereist, hat sein Motorrad abgeholt und dann in der Nähe von Malaga übernachtet. Der Plan war, mich mit Rainer unterwegs zu treffen, und dann auf dem Weg zum Hotel (Hotel Cortijo San Antonio, direkt an der A-357) möglichst alle der 13 Passknackerpunkte westlich vom Hotel anzufahren. Ich fahre zunächst über die Autobahn westwärts inkl. kurzer Mautabschnitte (Kreditkarte wieder mal sehr praktisch) und dann nördlich Richtung Ronda. Diese Traumstrecke A-397 ist mir noch in guter Erinnerung und der Puerto El Madrono hier soll der erste Passknackerpunkt dieses Urlaubs sein. Auch heute lasse ich es hier fliegen und bin damit nicht alleine. Allerdings fehlen die Luxussportwagen vom letzten Mal im Straßenbild. Dafür ist das Wetter eitel Sonnenschein - beste Sicht hatte ich letztes Mal nicht. Das macht wieder richtig gut Laune, auch andere Motorradfahrer genießen die Kurven. Die Yamaha wirkt etwas klein und holpert über Unebenheiten, aber das ist nichts was einen als Fahrer einer 23 Jahre alten Honda NTV mit 111000 km schrecken könnte. Leistung und Durchzug sind knapp über meiner Versys 650, und der zweite oder dritte Gang geht eigentlich für alles.


    Knapp vor Ronda biege ich Kulturbanause links Richtung Gaucin südlich ab, wo ich an einer Kreuzung halte und Rainer mich anruft, der gerade südlich von Ronda tankt und mich bald darauf aufsammelt. Wiedersehen macht Freude und so geht es nach wenigen Kilometern fröhlichen Bundesstraßensurfens links ran ins Cafe, Cola und Salat genießen. Rainer hadert noch etwas mit der spanischen gefühlten Straßenverkehrsordnung und ich muss viel warten. Für mich als Deutscher gilt natürlich nur die Deutsche StVO, und da diese Straßen hier nicht in Deutschland liegen, gelten dort auch keine Regeln – so! Oder zumindest gelten für mich nur die geringeren deutschen Bußgelder. Und selbst die müsste dann ja wohl die deutsche Polizei erheben und eintreiben. Das ist zumindest genauso logisch wie unsere tolle neue PKW-Maut. Aber ich schweife ab.



    Kleine Aussicht zwischendurch


    Bald nehmen wir den Abzweig östlich Richtung Jubrique, dem Ort meines Hotels von vor 2 Jahren – quasi Hausstrecke. Freudig nehme ich den erneuerten Belag zur Kenntnis. Ich kann mich tatsächlich noch an den Streckenverlauf erinnern. Da kommt mir der neue Belag gerade recht. Als ich mit Angasen fertig bin und eher so vor mich hin summend durch die Kurven bummle, mich über den gelungenen Einstand in Urlaub und Saison freue und wie gut das Kurvensurfen klappt, pfeift der Vorderreifen jedoch zum Abschied leise Servus.


    Okay, das macht wach. Was ist hier los? Ich bin in einer Rechtskurve, jenseits des Scheitelpunkts und habe gerade noch etwas nachgedrückt und dezent das Gas im dritten Gang geöffnet. Tempo 40 und diese Schräglage sind im Bereich routinierter Tourenfahrer, aber von sportlichen Ambitionen eigentlich weit weg. Der Lenker bewegt sich lose über den Asphalt, der Kurvenradius wurde gerade zur Geraden und die Schräglage vergrößert sich bedenklich schnell – ohne Grip am Vorderrad liegt am echt schnell auf der Nase. Und Gegenverkehr ist auch da, und zwar in meiner denkbaren Sturzzone - ich bin in einer Rechtskurve. Na herzlichen Dank.



    Bitte rechts abbiegen


    Nach eingehender Überlegung einschließlich Rücksprache mit dem Motorradvermieter und meiner Krankenversicherung beschließe ich, keine Lust auf einen Sturz zu haben, und fasse den Lenker recht locker an, aber irgendwie in die Richtung bestimmend, in die das Motorrad gerade ungefähr fährt, und rutsche dabei auf der Sitzbank zurück, damit der Hinterreifen mehr zu tun bekommt, und der Vorderreifen entsprechend weniger. Der Vorderreifen nimmt darauf hin wohlwollend zur Kenntnis, dass der abgerufene Grip jetzt wieder zur Fahrsituation passt (geradeaus) und dass das Rad auch wieder in die Richtung dreht, in die sich die Straße unter dem Motorrad hindurch bewegt, und prompt rastet der Michelin wieder in der Straße ein. Daran ändert auch ein vorsichtiger Lenkimpuls nichts, ich will ja schließlich eine Kurve fahren. Die gedachten Linienrichter am Straßenrand schütteln zwar den Kopf ob der so zelebrierten Kurvenlinie, doch weil ich bereits am Hinterschneiden war, komme ich weniger als 30 cm von meiner geplanten Fahrlinie ab und damit bequem am Gegenverkehr vorbei.


    Sowas braucht kein Mensch, besonders nicht am ersten Tag. Vor zwei Jahren auf der MT09 mit Pilot Road 1-Holzreifen hatte ich hier und da kleine Rutscher, auch vorne, aber keiner davon über so eine lange Strecke. Ich misstraue im Folgenden dem spanischen Asphalt und brauche mehrere Tage, um da wieder Vertrauen zu fassen, insbesondere auf Nebenstrecken. Merke: In frostfreien Regionen gibt es keine Aufplatzer durch gefrierendes Wasser in Löchern, da leben die Beläge länger und können komplett platt gefahren werden. Das gilt besonders an Stellen, wo viel gefahren wird bzw. viel Grip abgerufen wird: Kreisverkehre, Engstellen, besonders eckige Kurven, z.B. Anfang und Ende von Brücken, wenn die Straße am Hang entlang läuft. Letzteres war auch hier der Fall. Dieses Mal ist es gut gegangen, vielleicht auch wegen meiner Reflexe, und ich werde ab jetzt vorsichtiger sein. Schließlich erreichen wir den Pass Puerto de Peñas Blancas. Nun geht es die Rallye-Strecke von vor 2 Jahren den Berg hinab.



    Eine von wenigen Kehren, und von vielen Kurvenstrecken mit super Aussicht


    Jetzt geht es nach Estepona hinein, was unangenehm warm und voll ist. Noch dazu finden wir wegen einer Veranstaltung nicht direkt den Einstieg in die nächste Bergpiste. Aber schließlich gelingt es doch und es wandert mit Puerto de la Cruz (Casares) der südlichste aller Passknackerpunkte in den Köcher. Der nördlichste wäre das Nordkap, aber das ist nicht halb so schön zu fahren – und kalt! Nachdem ich kurz gehalten habe um das Foto zu machen habe ist Rainer verschwunden, ich glaube, er ist vorgefahren. Ich fahre also weiter auf der geplanten Route. An der ersten Abbiegung warte ich drei Minuten, falls er doch hinter mir war? Da kommt aber keiner. Also geht es nördlich Richtung Gaucin über eine Nebenstrecke mit Baustelle, die leider teilweise kilometerweit geschottert ist.



    Ziemlich lange und lästige Baustelle


    Von Rainer ist weiter nichts zu sehen, aber er ruft an und wir vereinbaren ein Treffen in Ubrique. Ich bin vor ihm und baue einen Umweg ein über den deutlich westlich gelegenen Puerto de Galiz. Nach Ubrique kommt man nur über eine sehr lange Kurvenstrecke mit Wald rechts und Links, Straßenzustand 3 und wenig Sicht. Das schlaucht. Zeit für eine Pause am Wegesrand.



    Kamera läuft?


    In Ubrique finde ich Rainer nicht, er ist schon weiter. Wir vereinbaren ein Treffen am Hotel, ihm wird es langsam zu spät. Ich will meine mittlerweile erschöpften Wasservorräte auffüllen, aber alle Supermärkte haben schon zu – ist ja schließlich Samstag.


    Und dann verlässt mich auch noch die Technik: Das Headset mag sich nicht mehr mit dem Handy koppeln, die Digicam ist plötzlich leer, obwohl der Akku vor Reiseantritt noch voll angezeigt hat und eigentlich 10 Tage typische Nutzung hält, und - am schlimmsten – mein Pearl-Navi geht mit leerem Akku aus. Der flache USB-Stpösel hat wohl nicht geladen? Dafür habe ich als Lösung das PKW-Ladekabel meines Zumo 210 dabei, und notfalls auch noch einen zweiten Akku für das Pearl-Navi, eine volle Powerbank und dann noch das Garmin mit vollem Akku, das ich mangels Routine aber nicht so gerne benutzen mag. Statt Musik gibt’s jetzt Gehörschutz, was ich eine echte Wohltat ist, denn die Scheibe an der Tracer produziert nervig viel Krach (tiefe Stellung) oder unerträglich viel Krach (obere Stellung). Außerdem beginnt es langsam zu dämmern und ich habe ein getöntes Visier montiert. Dass ich seit 3:30 auf den Beinen bin merke ich dagegen noch nicht – wie letztes Mal, am Anreisetag dominiert das Endorphin.


    Weitere Passknackerpunkte liegen auf dem Weg bzw. an knappen Abstechern, wobei der Puerto de Montejaque zwei Schilder hat und auch als zwei Punkte gilt, d.h., man hätte zwei Fotos machen müssen, obwohl der Name gleich ist und keine 5 Minuten zwischen den beiden liegen. Das merke ich leider jetzt noch nicht. Danach geht es über völlig freie Bundesstraßen nördlich an Ronda vorbei. Weil es flacher wird, dämmert es noch länger – wenn die Sonne hinter den Bergen steht, aber man aus den Bergen raus fährt, wird’s schneller heller als dunkler.




    Pässe knacken bei Sonnenuntergang


    Puerto de Las Abejas ist der dreizehnte und letzte Passknackerpunkt des Tages, und damit ist mein geplantes Ziel erreicht, auch wenn ich dabei Rainer verloren und einen bösen Rutscher hatte. Die Ankunft am Hotel ist für mich erst um 21 Uhr, gerade noch hell genug für das leicht getönte Visier, und ich bin jetzt definitiv gut fertig. Das Hotel liegt unterhalb einer Bundesstraße, man fährt eine Sandpiste hinab, wo man nichts sieht – keine Ahnung, ob man da bei Regen wieder hoch kommen würde. Aber an Regen ist überhaupt nicht zu denken. Das Hotel ist offenbar eine alte Pferdewechselstation und durchaus etwas besonders, und zwar im positiven Sinn.


    Unser gemeinsames Fazit beim Abendessen: Supergeil, wie geträumt. Als würde einer zugucken und fragen: Hast du auch genug Spaß? Wie wäre es mit etwas Abwechslung? Hier, neu Farben für die Felsen. See gefällig? Gerne, nimm ruhig türkisblau. Ist die Streckenführung so gut, oder doch lieber mehr Supermoto? Oder vielleicht zur Abwechslung mal wieder weite Radien? Hier, nimm noch ein paar 60° am Hang entlang mit. Und wenn du rechts runter guckst, hier sind die nächsten 8 Schleifen, die vor dir liegen. Aussicht immer rechts langweilig? Dann führen wir die Straße jetzt mal etwas auf dem Kamm entlang und danach hast du Aussicht links. Gut so? Vielleicht ein Cafe zum Einkehren mit Kaffee, Cola und Eis für 3 Euro? Eine prima Art, in die Saison zu starten. Sowas gibt einem kein Fahrsicherheitstraining.

  • #2

    Tag 2, So 02.04.2017 - Angekommen


    Nach so einem Fahrtag mit Anreise und Aufstehen um 3:30 ist man in der folgenden Nacht natürlich ordentlich bettreif und entsprechend erholt fühlt man sich morgens. Erstmals sehe ich das Hotel und sein Umfeld bei Tageslicht. Es liegt ziemlich idyllisch an ein Bachlauf mitten im Grünen – nur halt recht nach an einer Bundesstraße. Das Frühstück lasse ich mir schmecken und dann wird gepackt. Jetzt ist das Topcase der „Handapparat“ für alles was man tagsüber braucht und der Tankrucksack wird auf dem Sozius verschnürt, für alles was man erst wieder abends braucht. Das klappt dann unterwegs viel besser als gestern umgekehrt.
    Der beginnt mit Nebenstrecke und einer Einkehr in ein Cafe am historischen Dorfplatz. Dann geht es an einem wirklich schönen See vorbei auf einer wirklich guten Knieschleiferstrecke.



    Später wieder engere Radien, dann auch mal Aussicht aufs Meer.



    Im Laufe des Tages wird es ordentlich warm, und die Strecken sind weiterhin traumhaft mit einem guten Mix aus Vorwärtskommen, weite Kurven und engen Kurven. Dazu Kaiserwetter und auf 99% der Strecken wenig bis gar nichts los und immer mehr Berge in Aussicht.




    Rainer führt mich durch wenig besiedeltes Gebiet von Ronda Richtung Osten, immer wieder über Bergkämme oder entlang. Da kann es auch mal steil zugehen.



    Alle 20 Minuten wird mal ein Auto überholt, oder eine Gruppe Reiter auf Pferden. Hier und da etwas wenig Grip, aber hohes Wohlfühltempo möglich. Es wurden gemeinsam fünf Pässe geknackt: Puerto Del León, Puerto Sabar, Puerto Del Sol, El Navazo (Panorámica del paisaje de Alhama) und Pico de Lopera. Das sind zwar weniger als die 12 gestern, aber sie sind hier ja auch nicht so dicht gesät.


    Der Tag endet für uns an der Küste in Almuñécar im Hotel Casablanca. Es liegt direkt am Strand und hinter einem Vogelpark (laut), hat eine Tiefgarage und macht einen eher massentouristischen Eindruck mit desinteressiertem Personal. Nach 300 km in der Sonne haben wir uns natürlich ein Abendessen im Restaurant am Strand verdient – natürlich Meeresfrüchte.

  • #3

    Tag 3, 03.04.2016 - Auf nach Tabernas


    Heute werden mal keine Pässe geknackt - es liegt nix auf der Route. Rainer war aber schon mal hier und hat das Beste zusammengeplant, was man an Straßenbau in Andalusien finden kann. Ziel des Tages ist anrollen in unser kommendes Basislager für Touren in die Sierra Nevada. Aber trotzdem, da waren heute Routen dabei, Freunde, da fällt mir nix mehr ein: Haza del Lino, 1280 m (1293 m?), N 36.816° W 3.318°. Beste Kurvenstrecke überhaupt - Punkt. Sauerland? Eifel?? Alpen??? Ok, Alpen haben vielleicht noch etwas mehr landschaftliche Abwechslung zwecks Baumgrenze, aber auch sonst hat man das Gefühl, da sitzt oben einer an den Hebeln und guckt einen zu, ob wirklich alles passt, und nimmt ggfs. schnell Änderungen vor. 1000 Kurven auf 70 km, vielleicht 5 Kehren, Aussicht abwechselnd aufs Meer, oder aufs Tal, oder mal auf einen See, oder auf ein Dorf. Nehmen wir z.B. gerne mal dieses hier:



    Wie hieß das noch gleich?



    Drei Sachen fallen auf:
    1. Das Dorf heißt fast genauso wie ich.
    2. Einheimische fahren merkwürdiges Zeug.
    3. Was bedeuten die Buchstaben auf der Straße??


    Ohanes heißt fast genauso wie ich - ey, das ist doch Betrug. Was mischen die hier ins Trinkwasser? Und warum sind die Reifen an Tag 3 eigentlich noch nicht fertig? Waren jemals Angstnippel an der Tracer? Die Fragen häufen sich.



    Aussicht OK so? Wir gehen so vor, dass Rainer abbiegt und dann entweder selbst Tempo macht und ich gucke mir das an, oder ich überhole halt bzw. er fordert mich dazu auf, wenn er lieber gucken mag - Landschaft oder meine Linie (die ersten 2 Kurven). Bei einem dieser Anlässe überhole ich ihn über eine frische Fahrbahnmarkierung und rutsche direkt über beide Räder, bis es wieder "Gummi auf schwarz" heißt, dann geht's vorwärts weiter. Nur weil ich gerade keinen Bock auf die Realität habe heißt das halt nicht automatisch, dass die Realität auch keinen Bock auf mich hat - I don't like the drugs but the drugs like me, oder so... aber verdammt, es gefällt. Wenn das falsch ist will ich nicht richtig liegen.


    Hin und wieder muss ich länger auf Rainer warten, weil er innerorts ein Tempo anschlägt, als würde er alle Klingelschilder lesen, und/oder spontane Fotosessions startet, um seine Yamaha Werbekatalog-gerecht darzustellen. Die Kulissen und das Licht machen es aber auch leicht.




    Abzüge in der B-Note für engagierte Motorradfahrer sind nur vereinzelt möglich, weil der Belag auf manchen Strecken zwar zunächst gut aussieht, aber glatt abgefahren ist, so dass der Grip nicht zum Rastenschleifen reicht. Das hat man aber schnell raus, wenn man sich am Kurvenausgang mit Schräglage und dem Gas langsam steigert. Kann mal jemand eine Grip-Anzeige rausbringen? Immerhin ist es mit den montieren Pilot Road 4 besser zu ertragen als mit den Pilot Road 1 vorletztes Jahr. Mit Sportreifen wäre vielleicht auch noch mehr möglich, aber die montiert einem kein Vermieter. An die besonders fiesen Stellen hat mich mein übler Rutscher an Tag 1 erinnert.


    Weiteres WTF heute: Da ballert man gemütlich fröhlich eine Kurvenstrecke den Berg runter, ...



    ... tankt an der Repsol-Tankstelle unten voll, geht schon mal für kleine Rennfahrer, kommt dann wieder raus aus der dunklen Pipibude – und um einen rum stehen diverse Transporter mit vergitterten Fenster, und Uniformierte mit Sturmgewehren gucken einen kritisch an. Habe ich noch die Sturmhaube auf? Die gucken nur. Dafür hatte ich jetzt keinen Plan parat. Wenigstens ordentliche deutsche Sturmgewehre, Typ G36. Die gucken weiterhin nur. Ich gucke dann mal weg und verhalte mich unauffällig. Stellt sich raus dass ein Konvoi der Polizei hier Fahrzeuge nachtankt und Snacks fasst. Und ab einer gewissen Truppenstärke sind hier wohl auch Sturmgewehre Standard. Körperpanzer übrigens keine. Spanien hat eine bewegte Geschichte weit ins 20. Jahrhundert hinein. Bis 1975 Diktatur, letzter Putschversuch 1982, diverse separatistische Terrororganisationen töten seitdem bis 2006 an die 1000 Menschen. Da tut etwas mehr Feuerkraft am Mann wohl Not.



    Schließlich erreichen wir Tabernas. Ein etwas größerer Ort, belebt, und abseits der Hauptstraße echt verwinkelt. Durch die Gassen passt kaum ein Auto, und die Anwohner parken dann auch gerne auf einspurigen Strecken. Das Hotel Casa Rural Jardín del Desierto ist aber schnell gefunden und hat eine ebenerdige Garage. Es ist sehr persönlich eingerichtet und gefällt uns beiden gut. Hier bleiben wir 3 Nächte, so dass wir nicht mehr jeden Tag alles ein-/auspacken und schleppen müssen, was echt erfrischend ist. Abendessen gibt es direkt im Hotel. Heute waren wir 331 km unterwegs und sind doch ein wenig platt. Die Sierra Nevada war oben schon im Hintergrund eines der Werbebilder zu sehen. Darauf kann man sich bestimmt auch freuen - ich habe mich daran gewöhnt, dass jeder noch so gute Tag noch weiter getoppt werden kann. Gute Nacht!

  • #4

    Tag 4, 04.04.2016 - Sierra de Baza


    Ah, Abfahrt nach dem Frühstück ohne Einpacken – ein Traum. Heute geht es das erste Mal in die Sierra de Baza hinein – ein bis zu 2269 m hoher Gebirgszug, der von der Sierra Nevada räumlich getrennt ist. Es gibt genug Pässe drüber und rundum, um sich zwei, drei Tage auszutoben, aber auch das Umland ist nicht zu verachten. Hier gibt es weniger Grün, dafür Nadelwälder und auch karge Landschaften – in den 1960/70ern wurden hier diverse europäische Western-Filme gedreht. Die Stadt Tabernas ist daran gut gewachsen.


    Unser erster Weg führt in die Berge rein. Die erste Auffahrt ist eine Art Carrerabahn für Motorradfahrer mit top Belag, Kurven ohne Ende, guter Sicht, guter Aussicht und 0,00 Verkehr. Alto de Velefice heißt der Pass, ist 1860 m hoch und wird dringend zum Befahren empfohlen.




    Wer das Panorama in Groß will klicke hier.


    Bei der Weiterfahrt fällt dann der Blick auf einen Berg mit Funkturm drauf. Da müsste man doch…?



    Man kann. Man fährt quasi direkt in den Himmel. Die Funkstrecke dieser Türme endet in Afrika. Und die Passknacker waren auch schon hier.



    Den nächsten Passknackerpunkt will mein Navi über einen Waldweg anfahren. Leider liegen „ein paar“ Bäume im Weg.



    Eine kurze Erkundung zu Fuß ergibt, dass es ewig so weitergeht. Stattdessen fahren wir also außen rum über Asphalt, das klappt 1a. Da hatte ich den Wegpunkt wohl ganz knapp ins andere Ende des Waldweges reingesetzt, so dass das Navi ausnahmsweise nicht unbefestigte Strecken vermieden und dann halt den kürzeren Weg genommen hat. So erreichen wir jedenfalls die Hochebene Calar Alto mit diversen Großteleskopen (Baumgrenze: Check) und der immer wieder beeindruckenden Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Die Sierra Nevada haben wir uns für spätere Tage auf dieser Reise aufgehoben.


    Es folgt ein sehr sehr SEHR langer Pass, den ich vor fahre. Der ist so lang, der hat sogar zwei Namen: Puerto de Escúllar / Puerto de Padilla. Am Ende kommt ein langes gerade Stück, und ich warte auf Rainer. Leider verlieren wir uns irgendwie – also machen wir einen Treffpunkt aus, und kehren gemeinsam ein in Séron. Wieder mal fällt auf: Dieser Urlaub ist sehr überzeugend – Traumwetter, Traumstrecken, tolle Moppeds, gute Planung, gute Hotels, brauchbares Essen, genau das richtige Maß an Gesellschaft – und dabei nicht mal SO teuer. Was will man mehr?



    Kurvenrausch (Symbolbild)


    Von Nord nach Süd zurück geht es über den Collado Garcia – ein echter Knieschleiferpass, rechts links rechts, immer weiter, alles leicht dreistellig zumachen, und dabei dreispurig ausgebaut. Statt Bergdörfer passiert man Steinbrüche und kann als besonderes Leckerli im Urlaub anderen Leuten beim Arbeiten zugucken.


    Unten im Tal ist man schnell wieder ins Hotel gerollt. Nach der Katzendusche wird der erfolgreiche Fahrtag begossen. Ich erkunde den Ort noch etwas zu Fuß zwecks Bewegung, und dann geht es ab ins Bett, waren ja doch viele Eindrücke heute, wenn auch nur 280 km laut Routenplanung.

  • #5

    Tag 5 - 05.04.2016 Der Osten des Südens


    Dieser Tag ist weniger bergig geplant, mehr touristisch. Zunächst geht es nach Süden über menschenleere Hügel…



    ... und Blumenwiesen am Strand entlang zum Aussichtspunkt Faro de Cabo de Gata. Das ist so ziemlich der östlichste Punkt von Spaniens Südküste, und gleichzeitig der südlichste der Ostküste. Wir sind quasi rechts unten auf der Landkarte.



    Dann folgt ein Abstecher in eine Bucht, der in dieser Sackgasse endet. Typisch Tourguide mit Garmin! :)



    Da kehrt man doch gerne mal ein: La Isleta del Moro. Der Laden ist voller Einheimischer und zwar nicht übertrieben günstig, aber sehr lecker - frische Tintenfischringe, man sieht noch die Saugnäpfe. Später kommen auch zwei Kuttenträger dazu, Marke Hell‘s Angels Spain, aber mit französischen Nummernschildern. Und natürlich würdigen sie normale Motorradfahrer keines Blickes. Manche Dinge ändern sich eben auch im Urlaub nicht. Rainer nutzt die Gelegenheit wieder für seine Bewerbungsfotos für die PR-Abteilung von Yamaha:




    Dann geht es die Küstenstraße entlang mit schönen Kurven, die sich tatsächlich gut fahren lassen, zu einem Touri-Ort, dort gibt es für Eis aus einer recht spektakulären Karte. Um uns herum Touristen – viele Touristen. Das mag ich nicht so. Dass wir jetzt schon im zweiten Cafe in Folge ewig auf den Kellner warten mögen wir beide nicht. Denn jetzt geht es ab ins Gebirge, Pässe knacken. „Freie Fahrt“ war angesagt. Prompt verliere ich Rainer, weil ich zwar viel schneller und bald außer Sichtweite bin, aber dann jagt mich mein Navi wieder mal mitten durch ein verwinkeltes Dorf, statt die Umgehungsstraße zu nutzen – ist ja kürzer und in der Theorie auch schneller – und als ich da wieder raus gefunden habe (Wegweiser???), weiß ich nicht so recht, ob ich vor oder hinter Rainer bin. An der nächsten Kreuzung rufe ich ihn an und erreiche ihn nicht. Hier geht die ursprünglich geplante Route nach rechts, aber links ist der Passknackerpunkt Collado de la Palmerica, der östlichste in diesem Urlaub. Auf der Passhöhe gibt es keine Schilder – in der Beschreibung steht einfach nur „Landschaft“. Na, dann stören ja auch die Bauarbeiten jenseits der Passhöhe nicht.


    Umdrehen, und wieder zurück auf der geplanten Route geht es mit der AL-6107 über eine echt üble Holperstrecke mit reichlich Schotter auf dem zermürbten Belag. Diese sollte man vermeiden, auch wenn sie als Höhenstraße durchaus interessante Aussichten bietet - und Null Komma Null Verkehr.



    Aber dann, eine Windung später hat man plötzlich mit den Rädern noch auf der Bröckelpiste plötzlich diese Aussicht auf bessere Zeiten:



    Endlich auf dem frischen Belag angekommen folge ich einer Rechtskurve, rechts am Hang entlang, und staune nicht schlecht, als meine Spur hinter der Kurve an einem Erdwall endet. In den Bergen ist halt Bewegung, und der Berg ist jetzt auf der rechten Spur angekommen. Da mir hier aber 30 Minuten lang wirklich niemand begegnet ist, ist das kein Problem. Irgendwo im Hinterkopf meldet sich eine sehr leise, fiepsige Stimme mit „Man muss immer in Sichtweite anhalten können!“. Das ist ja auch richtig so. Nur waren die anderen Stimmen mal wieder lauter. Die folgenden Bergstraßen, insbesondere der Puerto de la Virgen geizen dafür wieder nicht mit Reizen.



    Es gibt sogar einen Abzweig zu einem weiteren Passknackerpunkt, wo man sich weitere 200 Meter zum Cerro de Monteagud hoch schraubt. Der schnellste Weg ist laut meinem Navi ein recht erdiger und steiler Waldweg. Die Tracer 700 kämpft sich da recht tapfer hoch. Das kann am geringen Gewicht liegen oder an den Querrillen im Pilot Road 4.



    Runter fahre ich dann aber doch lieber auf dem Asphaltweg. Da ich Rainer weiterhin nicht erreiche ist es auch nicht so wichtig, dass die Strecke anderswo hin führt – wir sind eh fast am Ziel, alle Wege führen nach Tabernas, meiner heute halt über Benizalón und die AL-5101. Wie auch auf der AL-6107 gibt es hier eine Passhöhe, die nicht im Passknacker eingetragen ist. Da wurde wohl wenig systematisch eingetragen.


    Ich komme fast zeitlich mit Rainer am Hotel an und wir erzählen uns unsere Erlebnisse. Dass man sich verliert ist natürlich schade, aber Spaß hatten beide trotzdem. Zum Abendessen erkunden wir heute mal die Nachbarschaft, anstatt immer im Hotel selbst zu essen. Es findet sich dann auch keine 100 Schritte entfernt ein belebtes Lokal, wo wir uns aus Tapas was zusammen kombinieren. Das ist nebenbei noch deutlich günstiger als im Hotel – und mit vielen Einheimischen im Laden kann er so schlecht ja nicht sein. Die einzige andere Gruppe blasser Leute fällt uns echt auf – auf dieser Reise waren wir bisher meistens die einzigen "Nord"-Europäer.

  • #6

    Tag 6 - 06.04.2017 Sierra Nevada


    Heute Morgen wird eingepackt. Die Reise nähert sich dem Ende, wir fahren wieder Richtung Malaga, nach Westen, und übernachten noch einmal unterwegs, im Küstenort Nerja. Unser Weg für uns über den im Wortsinne Höhepunkt der Reise, die Sierra Nevada. Das ist ein bis zu 3482 m hohes Gebirge, und damit das höchste Spaniens, und es zeigte sich die letzten Tage mit schneebedeckten Gipfeln im Bildhintergrund.


    Unser Weg führt uns zunächst über vergleichsweise unspektakuläre Kurven- und Überführungsstrecken nach Südosten.



    Denn hier liegt Ohanes, und Rainer liebt diese Kurvenstrecke hier.



    Die lässt sich aber tatsächlich wirklich sehr schön fahren.



    Noch mal Kurvenstrecke Ohanes runter, dann einmal mittig über die Sierra Nevada (Puerto de la Ragua 2039 m) und von Nordwesten hier zum höchsten Punkt hoch. Das ist eine nationale Sehenswürdigkeit und zieht Touristen an. Erstmals haben wir nennenswert Verkehr außerhalb und können immerhin Überholen üben. Die Straße führt echt hoch. Wir haben Aussicht auf gleich hohe Skipisten, die um diese Jahreszeit noch benutzbar sind, aber offensichtlich schon recht stark präpariert.



    Hier wird anscheinend auch gerne sportlich Motorrad gefahren, denn wieder warnen Schilder die Motorradfahrer vor besonders langsamen Autos. Oder umgekehrt? Jedenfalls gefällt mir das besser als das was in anderen Ländern versucht, nämlich Motorradfahren zwingen zu wollen, wie Autos zu fahren.



    Höhepunkt ist der Pico de Veleta auf 2520 m. Es geht zwar asphaltiert noch weiter höher, aber da stehen erst ein Verbotsschild, dann eine Militärakademie und danach eine Schranke. Weiter habe ich mich dann nicht mehr getraut, denn es ist auch recht viel Touribetrieb. Am höchsten asphaltiert legal befahrbaren Punkt Spaniens bin ich bereits, und europaweit ist er immerhin Nummer 16, und dabei noch höher als alles in der Schweiz – ätsch :)


    Nach einem Mittagessen an freundlicherweise aufgebauten Fressbuden (die Musik hätten sie sich sparen sollen) geht es in freier Fahrt wieder den Berg runter. Hier kann man wieder mal überholen. Dann geht über zur Abwechslung mal weniger sensationelle Kurvenstrecke und sogar durch Wolken oder Nebel (erstmals kein eitler Sonnenschein) Richtung Süden.



    Unser Ziel ist das Hotel Casa Manuel. Es liegt im Küstenort (der somit auch Touriort ist) Nerja und kostet nur 20 Euro pro Nacht inkl. Frühstück pro EZ. Leider hat es keine Garage, also müssen wir diese eine Nacht dann doch mal die Motorräder am Straßenrand parken – mit Bremsscheibenschlössern und einem etwas mulmigen Gefühl. Immerhin kann Rainer seine Maschine vom Mini-Balkon aus sehen.


    Wir sind heute 367 km gefahren und brauchen jetzt erst mal eine Katzenwäsche. Dann gehen wir auf die Piste, zu Fuß die paar Meter an die Strandpromenade, Bewegung kriegen, gucken, und Essen aussuchen.



    Und man fährt hier auch Nasenbär-Versys:



    Hätten die mich unterwegs zur Strecke gebracht, das wäre schon doppelt peinlich gewesen... Nunja, anderes Thema: Ich bin jetzt schon den sechsten Tag in Spanien und hatte noch keine Paella – buh! Tagesziel war also eine Paella mit Meeresfrüchten, zum Nachtisch ein Eis und wegen letztem gemeinsamen Abend noch ein Bier dazu. Das hat geklappt und gut getan. Die letzte Nacht schlafe ich sehr gut.

  • #7

    Tag 7 – 07.04.2017 – Abreisetag


    Is‘ Party schon vorbei? Man wacht mit einem blöden Gefühl auf. Ich habe bis jetzt fast alle Passknackerpunkte nahe der Südküste mitgenommen. Nur drei Stück fehlen – das wurmt mich irgendwie. Also programmiere die letzten drei offenen Passknackerpunkte von Südspanien als Zwischenziele ins Navi und den Motorradvermieter in Malaga als Ziel. Ich soll um 17 Uhr dort zu sein, mein Flieger geht 19:55 ab Malaga. Rainer hat eine Tagestour vorbereitet zu seinem Hotel bei Malaga. Damit wir den Tag trotzdem zusammen verbringen fahre ich mit Rainer seine geplante Tour und lasse mein Navi wie oben beschrieben mitlaufen. Das Navi ignoriere ich, solange die Ankunftszeit am Navi vor 17:00 ist.


    Die Tour führt durchs Hinterland der Küste. Hier gibt es zahlreiche Dörfchen und leider hat man die Straßen nicht ganz für sich alleine, auch wenn es echt übertrieben wäre, von „Verkehr“ zu sprechen. Aber nach den Highlights der letzten Tage ist man verwöhnt, und mit dem Wissen um das nahe Ende der Reise ist auch irgendwie die Luft raus. Man fährt halt.



    Dann seile ich mich ab und fahre alleine zu Ende. Vor dem Abseilen wird dann noch gemeinsam Mittagspause gemacht, der gelungene Urlaub alkoholfrei begossen und Pläne für den nächsten werden geschmiedet.



    Die Abseilung bringt mich auf schnellstem Wege, also auf trotzdem fahrenswerten Bundesstraßen und Autobahnen zur Bergstation Torcal Alto am Ende einer Sackgasse, inmitten skurill geformter Felsen. Kann ich empfehlen.



    Der nächste Punkt heißt Encatada Mirador. Hauptsehenswürdigkeit ein See in einer zerfurchten Schlucht. Das sieht sehr eindrucksvoll aus, ist leider auch vergleichsweise stark frequentiert. Reisebusse habe ich bisher wenige gesehen auf dieser Reise – heute schon. An diesem See war ich vor 2 Jahren schon, habe aber natürlich nicht den höchsten Punkt gefunden – ganz oben am oberen See des Speicherkraftwerks. Da ist dann auch weniger los. Kurvig ist und griffig ist es überall.





    Der letzte Punkt ist die Ermita de las tres cruces – eine sehr abgelegene Kathedrale hoch oben mit Rundrumaussicht auf die grünen Hügel nordwestlich von Malaga. Fairerweise kommt man von Süden her aus Asphalt ran und von Norden auf Schotter. Weil ich kein offroad fahren soll und kein vollgestaubtes Motorrad zurückgeben will, und natürlich weil mir Asphalt mehr Spaß macht, nehme ich den Asphaltweg. Wieder mal überhole ich einen Reiter. Wie sich später rausstellt, hatte er das gleiche Ziel.




    Ironischerweise kann man mitten in diesem Idyll jeden in Malaga landenden Flieger sehen, denn dieser Punkt liegt fast genau in der Verlängerung der Landebahn – und wesentlich höher. Aussicht aufs Meer gibt’s natürlich mit dazu, das muss man ja fast nicht mehr erwähnen. Damit ist dieser Punkt tatsächlich ideal als letzter Passknackerpunkt für Flugtouristen wie mich.


    Auf dem Weg zurück nach Malaga hinein habe ich wieder mal dieses unangenehm lose Gefühl beim leicht verschärften Einlenken in einer Rechtskurve, und dieses Mal pendelt der Lenker gute 10 Meter weit, bis es wieder grippt. Herrgottsackra! Wieder reingefallen. Der Belag hätte mir aufgrund des Glanzes eindeutig auffallen müssen. Aber wieder mal nichts passiert und nicht die Spur verlassen.


    Im Weiteren geht es dann zur letzten Tankstelle vorm Vermieter, man will ja vollgetankt zurückgeben, und dann zum Vermieter, der das Motorrad freudig unversehrt in Empfang nimmt. Ich baue meine Halterungen für Navi und Kamera ab, aber die Steckdose lasse ich dran – kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Und ich frage nach Rabatt beim nächsten Mal, denn immerhin habe ich jetzt 2x in Folge nichts kaputt gemacht :)


    Dann ziehe ich mich um, packe um, schnappe mir am Strand noch etwas zu essen und schon fährt mich das Taxi zum Flughafen. Der Rest ist dann wieder Flugreisealltag, mit dem besonderen Tiefpunkt, dass ich in Düsseldorf knappe 2 Stunden auf mein abgegebenes Gepäck warten musste, bei völliger Abwesenheit irgendwelcher Informationen zu Fortschritt oder Handlungsoptionen (Kann man ohne nach Hause fahren und es sich nachschicken lassen?). Und meine Freundin, die mich abholen wollte, entsprechend lange mit dem Auto am Flughafen warten musste. Nicht auszudenken, wenn man mit den Öffis nach Hause gewollt hätte, denn es ist inzwischen deutlich nach 1 Uhr morgens.


    Bis hier hin vielen Dank fürs lesen – Fazit folgt.

  • #8

    Fazit dieser Reise: Gerne wieder, meinetwegen auch genauso! Also gleicher Zeitraum, gleicher Ort, gleiches Mopped, gleiche Unterkünfte. Der Erholungswert zum Saisonstart ist immens. Das wäre sogar in weniger Reisetagen möglich. Man merkt, dass Rainer schon oft hier war und sich echt gut auskennt. Ich habe mich mittels Passknacker in die Routenplanung eingemischt, und wie ich das sehe wurde es damit nicht schlechter. Die Punkte sind hier oft echte Highlights.


    Fazit dieser Gegend: Weit überwiegend Traumstrecken in Landschaft, Streckenführung Ausbau und Verkehr, jeden zweiten Tag mal ein Abschnitt mit etwas Schotter auf dem Asphalt – das muss man dem peniblen Straßenbau einfach zugestehen. Abgefahrene Abschnitte können glatt sein – das merkt man aber nicht, wenn man normal fährt. Sportfahrer müssen halt mehr gucken. Hier und da standen vielleicht etwas viele Schilder, besonders in Küstennähe. Freundliche Leute. Günstiger Unterhalt. Kulinarisch nicht top, aber auch kein Totalausfall. Tolles Wetter schon im April, ohne zu heiß zu sein.


    Fazit zum Mietmopped: Die MT-07 Tracer war günstig und hat alles klaglos mitgemacht. Für mich ist sie auf Dauer zu klein, aber die paar Tage macht sie gut mit. Der Motor ist erste Sahne, die Bremsen sind gut, aber das Fahrwerk näher an meiner 1994er Honda NTV als an meiner Versys 650 und der Windschutz wird mit jeder Menge Lärm erkauft. Damit kommt sie für mich als Versys-Nachfolger nicht in Frage.


    Danke euch fürs Lesen, und besonderen Dank an Rainer, der mich mitgenommen und alles geplant hat! :)


    -Ende-


    Nachtrag: Diesen Reisebericht habe ich 2017 direkt nach der Reise geschrieben und jetzt auch hier her "recyclet". Macht vielleicht dem einen oder anderen trotzdem Spaß ;)

  • #9

    Danke für diesen tollen Reisebericht, der für mich gerade zur rechten Zeit kommt, weil heute mal wieder so ein trüber norddeutscher Wintertag ist.
    Im Oktober 2017 war ich mit meiner MT-09 Tracer auch 10 Tage in Andalusien. War ein super Motorradurlaub. Wir hatten so gut wie fast keinen Regen. Der Asphalt ist jedoch manchmal schon recht tückisch, da glattgefahren. Mein Kollege sprach vom Glasasphalt.
    Einige Stellen Deiner Reise habe ich auch wiedererkannt. Bei dem See mit den vielen Touristen hatten wir auch Mittagspause gemacht. Da war so viel los, dass man mit dem Moped schon Probleme mit dem Parken hatte. Ansonsten aber nicht viel Verkehr und gut zu fahren.
    Bei El Torcal waren wir auch. Konnten mit dem Moped bis ganz oben zum Parkplatz fahren. Ich erinnere mich noch daran, dass dort die Abwassergrube voll war und ständig stinkendes Wasser neben dem Parkplatz herausdrückte ;-). Die Steinformationen sind dort aber einmalig. Vielleicht sogar auf der ganzen Welt.
    Irgendwann fahre ich sicher mal wieder nach Andalusien. Muss halt von der Zeit her passen.




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    Die Linke zum Gruß!

  • #10

    hallo johannes,
    sehr schöner reisebericht !
    sollte diese tour so oder in ähnlicher form noch einmal stattfinden,würde ich mich glatt euch anschließen (-:
    grüße
    vom puchfahrer

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