TAG 1, ANREISE (Deutschland - Österreich)
So, der große Tag ist gekommen, die Anreise nach Kroatien (respektive Österreich als erster Übernachtungszwischenstopp) steht an.
Gestern noch bis in die Nacht hinein alles schön gepackt, so wie ich das bei unseren Fahrradurlauben mit meiner Freundin gelernt habe (also alles in wasserdichte Zip-Veutel vakuumisieren).
Die Tracer ist vollgepackt, zwei große Seitenkoffer (die von der FJR 1300), ein Tankrucksack, wo u.a. die Spiegelreflex drin ist und eine Gepäckrolle, die ich gut festgezurrt habe.
Heute wie geplant Früh Morgens aufgestanden, um dann auch noch zu meinen Eltern zu fahren, um mit ihnen gemeinsam zu frühstücken, weil meine Mutter an diesem Tag Geburtstag hatte.
Also los geht's, ich freu mich voll und wende rückwärts in meiner Hofeinfahrt. Und auf einmal muß ich mit meinem linken Fuß weiter runter, als gedacht.
Was soll denn der Scheiß?!
Ach so, richtig: Das Gefälle meiner Garagenausfahrt, welches aber erst nach ein paar Metern beginnt.
DACHTE ich.
Und genau das ist dann auch die Ursache des Problems: Aus irgendeinem Grund dachte ich, daß das erst ein kleines Stückchen später beginnt und ich noch auf der ebenen Fläche bin.
Bin ich aber nicht, und JETZT hab ich ein Problem.
Meine vollgepackte Maschine hat nämlich aufgrund meines unerwarteten Fehltritts Schräglage Richtung hangabwärts bekommen und ich kann sie kaum halten.
Ich verharre ca. 10 Sekunden unter Aufbietung all meiner Kräfte in Schräglage.
Nein, vergiss es, ich falle jetzt nicht um.
Nicht HIER, direkt vor meiner Haustüre.
Nicht JETZT, nachdem ich noch keinen Kimometer gefahren bin.
HHHRRRRRGGNNNNNN!
Mit aller Kraft schaffe ich es, die Maschine wieder aufzurichten.
Geschafft.
Ich muß schon fast lachen: Noch keine zehn Meter unterwegs, und schon fast das erste Mal auf die Schnauze gelegt?!?
Jesses.....am Besten keiner Sau erzählen und schnell weg, bevor noch jemand auffällt, welches Drama sich hier schon frühmorgens abspielt.
Also auf zu meinen Eltern, Happy Birthday wünschen.
Mein Weg dorthin führt mich zwangsläufig auch an der Bank vorbei, wo ich gestern dieses Theater hatte und aus dem Augenwinkel sehe ich, daß da gerade ein Typ in die Bank läuft.
Ein Typ mit Che Guevara T-Shirt.
War das Bankboy?
Ich wünsche mir an meiner Tracer so eine Ausrüstung, wie sie James Bond in seinen Autos hatte. Gibt's da nix im Zubehörhandel von SW Motec, Givi oder von sonst wem?
Ein Knopfdruck, und eine zielsuchende Homing Missile kommt unter'm Scheinwerfer rausgeschossen, explodiert im Arsch des Opfers und alle Probleme sind gelöst.
Im Dienste Ihrer Majestät.
Also in diesem Falle Miss Merkel.
Die Realität holt mich ein.
Nix Raketen, nix Explosion.
Im Land der Regeln und Vorschriften dürften Superagenten wie ich *hüstel* unter Muttis Fuchtel vermutlich nur mit rosa Wattebäuschchen aufeinander werfen und Verfolgungsjagden bitte nur vor 22.00 Uhr und innerhalb des erlaubten Tempolimits, damit man dadurch keine Anwohner stört.
Glück gehabt, Bankboy.
Mutti hat Dir grad das Leben gerettet.
Also nun Frühstück mit MEINER Mutti (und natürlich auch meinem Vater), danach Verabschiedung und auf dem Weg zur vollgepackt Tracer ca. 47 nützliche Sachen abgelehnt, die sie mir mitgeben wollte.
Mutter bleibt halt Mutter.
Dann um ca. 9.30 Uhr endlich losgefahren, kurzfristig meine Route geändert und so gelegt, daß ich möglichst wenig Regen abbekomme.
Meine neue Route ist nun:
Aalen - Ulm - Augsburg - München - Salzburg - Rottenmann
Eigentlich wollte ich über Nürnberg und Passau fahren, aber da wäre zu krasser Regen laut Wetterfrosch.
Also losgeeiert und rauf auf die A7 Richtung Ulm.
Keine 15 Km komme ich, schon fängt es an, zu regnen, und zwar auch noch ziemlich doll.
Klasse.
Muß sowieso tanken, also in Ellwangen runter, getankt und etwas gewartet, bis es etwas weniger wurde.
Meine Handschuhe scheinen übrigens überhaupt nicht regentauglich zu sein stelle ich fest, sie sind schon jetzt ziemlich durchweicht.
Egal, hilft nix, weiter geht's.
Nach einer knappen Stunde mit mal mehr, mal weniger, mal gar keinen Regen geht's dann eben doch nicht mehr weiter.
Denn meine Finger sind unterkühlt aufgrund der durchgeweichten Handschuhe und des kalten Fahrtwindes (es hat grad mal knapp 15 Grad).
Hab in den letzten Kilometern schon Krämpfe bekommen in den Händen, weil sie so regennass und unterkühlt waren, also schleunigst anhalten und raus auf einen Parkplatz, bin kurz vor Ulm.
Schnell zwei Magnesium-/Kalium-Sticks reingepfiffen, da hab ich vorsorglich gleich zwei Packungen mitgenommen a 30 Stk., mehr dazu später mal.
So, ich muß mir was überlegen, SO geht's nicht weiter.
Also was tun?
Meister Google fragen, wo der nächste Polo und/oder Louis ist.
Entweder in Ulm oder in Augsburg.
Ich entscheide mich für Augsburg, weil's auf dem Weg liegt, der in Ulm bedeutet Umweg von min. einer halben Stunde.
Ich rufe bei Polo in Augsburg an und frage, ob die dort 100%ig dichte Motorradhandschuhe in meiner Größe haben und habe Glück, es gibt welche.
Ich soll dann nach der mit den grünen Haaren fragen, dort wird mir geholfen.
Mittlerweile sind die Flossen wieder aufgetaut und es regnet auch nicht mehr, also weiter.
Nach ca. 20 Km fängt's schon wieder an und ich verfluche Petrus lauthals unter meinem Helm.
Hilft nix, muß es jetzt bis Augsburg aushalten, also am Besten Gas geben.
Aber so langsam kotzt mich dieser "Sommer" echt an: Ich zahle monatlich einen ganzen Haufen Steuern und zum Dank krieg ich dann SO ein Dreckswetter präsentiert?!
Ich nehme mir vor, bei Gelegenheit eine Beschwerde-Email zu verfassen.
Kurz vor Augsburg fängt's dann richtig doll an zu regnen und erreicht seinen vorläufigen Höhepunkt just in dem Moment, als ich den Polo Store erreiche.
Rein in den Store, die nassen Handschuhe runter und die mit den grünen Haaren gesucht. Erwartungsgemäß gab's nicht besonders viele weibliche Geschöpfe in diesem Polo Store, auf welche die Beschreibung zugetroffen hätte und so hat sie mich dann auch freundlich empfangen und auch gleich mehrere Handschuhe präsentiert, die sie vorbereitet hat für mich.
Finde ich gut, Frau denkt mit und spart somit wertvolle (Anreise-) Zeit.
Ich entscheide mich gegen die günstigere Polo Eigenmarke und kaufe die teuren Markenhandschuhe, da ich keine bösen Überraschungen mehr erleben will, nur weil ich ein paar Euro eingespart habe.
Die neuen sind mit GoreTex zu 100% wasserdicht, gefüttert (und somit warm) und sogar mit Wischlippe, welch krasse Evolution zu meinen vorherigen Handschuhen.
Aber kostet mich nen Hunni und mir wird klar, daß mich die Reise schon jetzt 300.- Euro mehr kostet, als geplant, und ich bin noch nicht mal im ersten Übernachtungsort angekommen.
Oder vermutlich 350.- Euro, die Radarfalle von gestern will auch bezahlt werden.
Ohmannomann ...
Als Ausgleich für die ganzen finanziellen Mehrbelastungen wünsche ich mir vom Allmächtigen ab jetzt gutes Wetter und werde überrascht, denn als ich rauskomme, ist zwar das ganze Moped nass und ich muß erst Mal die Sitzbank abwischen, aber es regnet nicht mehr.
Geht doch, warum nicht gleich so?
Also angezogen, aufgestiegen und weiter geht's.
Beim Aufsteigen merke ich, wie es auf einmal wieder anfängt zu regnen und es dauert keine zwei Minuten, bis es Wolkenbruch-artig runtermacht.
Ich stehe noch beim Polo, weil ich mich noch richten musste und muß jetzt erst mal einen schützenden Unterstand suchen, denn es schüttet wie aus Eimern.
Ja, leck mich doch!
Bei einer Firma gleich gegenüber finde ich ein Vordach, stelle mich unter und warte etwa eine Viertelstunde, bis es deutlich nachgelassen hat zu regnen, dann breche ich auf.