Ich habe nicht das Gefühl, dass hier viele Motorradfahrer die Anwohner verstehen. Im Gegenteil: Es kommen Aussagen wie "selbst Schuld, dass du an einer Hauptstraße wohnst" oder "Früher war es doch auch erlaubt und es hat niemandem geschadet".
In diesem gesamten Konflikt sehe ich zwei verhärtete Fronten, von denen kaum noch jemand Kompromisse eingehen möchte.
Auf der einen Seite stehen die Anwohner, die ich persönlich sehr gut verstehen kann. Gerade im Berliner Umland gibt es nur wenige geile Strecken. Wenn die Temperaturen steigen, kann man sich in der Gegend nicht mal mehr als Wanderer aufhalten, weil die "Verrückten" auftauchen. Und natürlich werfen dann welche, die deutlich zu laut sind, ein schlechtes Licht auf die konforme Allgemeinheit der Motorradfahrer.
Auf der anderen Seite stehen wir, die Motorradfahrer, die einfach nicht unfair behandelt und mit unverhältnismäßigen Repressalien belegt werden möchten.
In meinen Augen sind beide Seiten in der Verantwortung. Motorradfahrer sollten sich zwei Mal überlegen, ob ein lauterer Auspuff notwendig ist bzw. ob ein lautes Motorrad in unserer heutigen Zeit sein muss. Wir mir scheint, fahren die meisten eh schon untertourig durch Ortschaften. Nichts desto trotz sind manche (bereits erwähnten) Aussagen in diesem Konflikt nicht hilfreich.
Genauso sollten Anwohner nicht gleich über Fahrverbote oder andere rabiate Maßnahmen beraten. Auch hier ist es sinnvoll, dem Problem tiefer auf den Grund zu gehen... Sollten Hersteller vlt leisere Motorräder bauen (müssen), sollte Polizei häufiger kontrollieren, sollten auch alle Verkehrsteilnehmer gleich behandelt werden (mit Blick auf Sportwagenfahrer)? Außerdem sollten Anwohner auch im Gedächtnis behalten, dass Motorradfahrer genauso Steuern zahlen und auch ein Anrecht auf Straßen haben, genauso wie Auto- und Lkw-Fahrer.
In meinen Augen ist es wichtig, in dieser Debatte aufeinander zuzugehen und der jeweils anderen Seite mit Verständnis zu begegnen.