1 Woche August irgendwo in Frankreich - naked heat

  • #1

    Die Idee: Mit Manuel in Frankreich Motorrad fahren. Vielleicht mal 'ne neue Region.


    Das Problem: Wir wohnen 450 km voneinander entfernt (Wuppertal, Nürnberg) und wollen auf unseren sexy Naked Bikes (MT-09, Z900) nicht ständig Gepäck umherfahren und nicht jeden Tag ein- und auspacken.


    Die Lösung: Treffen abends in den Vogesen mit individueller Anreise, dort übernachten, dann gemeinsam ins zentrale Frankreich und dort Basislager so lange es die Urlaubstage (und Freundinnen) erlauben. Macon erscheint uns geeignet aus Basislager. Dann wieder in die Vogesen, nochmal übernachten und individuelle Heimreise.


    Die Vorbereitung lief wieder etwas chaotisch, weil ich außer Motorradthemen neuerdings auch noch andere Prioritäten im Alltag habe ;) Die Yamaha MT-09 war aber einsatzbereit auf einem frischen Michelin Pilot Power vorn und einem 500 km angefahrenen Bridgestone S21 hinten. Der Fachmann wundert sich da vielleicht über den härteren Vorderreifen. Als Gepäcksystem habe ich mich für die Packrolle entschieden, weil das in Sardinien so gut funktioniert hat. Als Neuheit gibt es eine Klemme am Gasgriff, um Autobahnetappen zu erleichtern - da hatte ich zuletzt arge Probleme in der rechten Hand.


    Maunel schreibt dazu:

  • #2

    Manuel schreibt:


  • #3

    Manuel schreibt:


    2 Mal editiert, zuletzt von blahwas ()

  • #4

    Mo 3.8. Nürnberg-Vogesen


    Heute geht es regnerisch in die Vogesen. Auf dem Plan steht Autobahn bis Frankreich und in den Vogesen dann die Passknackerpunkte im Nordwesten zu fahren, die ich bisher noch nie gefahren bin. Danach geht es auf dem schnellsten Weg zur Unterkunft. Optional kann ich vielleicht auch zusätzliche schöne Strecken fahren, und noch optionaler Manuel einsammeln und ein Stück gemeinsam fahren, denn sich unterwegs zu treffen ist nicht ganz einfach, wenn beide ein gestopft volles Tagesprogramm haben.



    Ich brauche morgens mal wieder länger als sonst, denn ich komme erst morgens heim, und dann auch noch mit der Versys nach einem verlängerten Wochenendtrip. Also auspacken, frühstücken, einpacken. Die Wettervorhersage ist auch eher mau: Einige Regenschauer, dafür nicht zu heiß. Ich sattle die Yamaha, ersetze den grünen Klebestreifen am Windschild durch einen blauen, klebe endlich die dämliche "hey, dein Motorrad ist mit einem Quickshifter ausgestattet!"-Leuchte ab, starte los, erfreue mich am Ortsausgangsschild wieder am Triple, und am Sound der neuen Kette... da fällt mir ein... Kette... war da nicht was? Kette! Das Ding was man pflegen muss! An der Versys habe ich einen Öler, an der Yamaha muss ich Kettenspray mitnehmen. Habe ich aber nicht. Flugs zurück und eingepackt. Jetzt ist mir auch nicht mehr kalt. Bundesstraße und Autobahn verlaufen erfreulich problemlos. Ich ziehe das Regenzeug genau vor dem Regenschauer an und danach auch wieder aus.


    Normalerweise hat man auf der A6 nach Westen so 50 km LKW-Stau, an dem man mit Glück vorbeikommt. Nach Süden ist die A5 laut Google Maps verstopft und laut meiner Erfahrung eine typische deutsche Baustellenausstellung, aber es gibt ja freundlicherweise eine parallele Autobahn in Frankreich, die nicht mal Maut kostet und mit der man sich auch die Durchfahrung von Straßburg spart. Auch das klappt prima und schon bin ich in Frankreich. Frankreich ist mein Lieblingsland zum Motorradfahren. Tolle Landschaft, tolle Streckenführungen, tolle Motorradkultur. Gutes Essen, aufgeschlossene Leute. Man muss halt die Sprachbarriere überwinden.


    Es geht nun durch Hinterland in den Vogesen. Bei einem Bäcker versorge ich mich und sehe das ultimative Zeugnis der deutsch-französischen Mischkultur: Bretzel Baguette. Eine 50 cm lange Laugenstange. Wow. Das wäre mir zu heftig, ich nehme lieber vier Pain au Chocolat (mit Schokolade gefüllte Brötchen). Dann geht's weiter. Erster Passknackerpunkt ist der Valsberg, der eher zufällig auf dem Weg liegt. Da war ich vor 2 Jahren schon. Aber hier beginnt der Teil der Reise mit Fahrspaß! Dann kommt auch bald Dabo Rocher (Dagsburg). Das ist eine Burg oben auf einem Berg, mit einer Straße, die als Sackgasse schneckenförmig dorthin führt. Hier hat man eine tolle Aussicht.



    Ideal um die Brötchen zu mampfen. Dann folgt für mich wieder eine Überführungsetappe, 71 km bis zum Col de la Peche. Das ist der westlichste Punkt der Tour heute, denn ab jetzt geht es entlang einer Spur von Passknackerpunkten in die Vogesen rein. Die ersten 6 davon fahre ich das erste Mal, weil wir vor 2 Jahren die Tour abkürzen mussten. Da fährt man ungestört durch den Wald auf einspurigen, asphaltierten Straßen, die eher der Forstwirtschaft dienen. So sollte Passknacker sein: Einsame Straßen, wo einen niemand stört, und wo man normalerweise auch nie hingekommen wäre, aber immer legal und sozialverträglich. Manuel meldet sich derweil, er sei bald am Hohneck. Das liegt in der Nähe unserer Unterkunft, also gebe ich es als Routenpunkt ein und fahre einfach mal hin. Tatsächlich klappt das zeitlich gut, ich komme knapp nach ihm an. Großes Hallo, und wirklich schön hier.




    Dann geht's auf dem schnellsten Weg zur Unterkunft, denn es wird langsam Abend und wir haben Hunger. Weil wir in den Vogesen sind, liegen noch mal 7 Passknackerpunkte einfach so auf dem Weg. Die Route des Cretes ist jedes Mal wieder ein Highlight. Unsere Unterkunft ist eine Ferienwohnung mit 3 Schlafzimmern, von denen wir 2 nutzen. Ein Bad muss man sich teilen. Nach dem Einchecken geht's tanken und danach ins nächste Restaurant, wo lecker Elsässer Küche gemampft wird - das ist quasi französisch Küche plus das Beste der deutschen Küche. Und natürlich den international üblichen Pizza-Pasta-Burger-Kram. Sehr zufrieden geht's ins Bett.

  • #5

    Di 4.8. Vogesen-Jura-Macon


    Die Nacht war erholsam, wenn auch kurz, weil Lichtschutz fehlt. Der Vermieter freundet sich noch mit uns an, während wir einchecken, er fährt auch Motorrad. Stellt sich raus, er möchte eine Nachzahlung von 18 Euro, weil wir zwei getrennte Zimmer hatten. Das habe ich vorher so nicht verstanden und finde ich auch nicht wirklich in Ordnung, aber der Wirt hat auch insofern Recht, dass man in Booking nicht explizit seine Zimmer und Betten konfigurieren kann. Und auf Diskussionen habe ich keine Lust. Damit kostet die Bude statt günstigen 63 Euro nun 81 Euro, und da muss man auch nicht wiederkommen. Auf der erfreulichen Seite steht die heutige Route: morgens zügig südlich, drei Passknacker an der Schweizer Grenze mampfen, dann den Heiligenschein aufsetzen und anständig durch den Schweizer Jura fahren, unter Würdigung der idyllischen Landschaft und der örtlichen Fahrkultur. Schließlich wieder auf ziemlich gerader Linie durch Frankreich zur Unterkunft. In Summe eine 500 km lange Überführungsetappe mit Highlights in der Mitte. Dachten wir zumindest.



    Morgens ist es noch recht frisch und wir frieren auf den ersten Kilometern. Am Wegesrand gibt es zum Frühstück wieder Schokobrötchen für mich und Kaffee für Manuel. Bald geht es in die Berge rein und wir schälen uns wegen eines Regenschauers in die Regensachen. Das hilft auch gegen die Kälte. Hätten wir auch frühen machen können. Die Schweiz wird nach einige waldigen Abschnitten bald sehr idyllisch und der Regen hört nach 20 Minuten auch wieder auf. Wir fahren über diverse Kuhwiesen, wobei die Strecken immer asphaltiert und bestens in Schuss sind. Außer wenn die Kühe gerade drauf ihr Geschäft verrichtet haben, natürlich.





    So oder so, echt schön hier. Und warm wird es auch bald. Zeit für eine Pause.


    Manuel räumt seinen Kofferraum auf


    Vergleiche zum Schwarzwald drängen sich auf, nur, dass hier niemand unterwegs ist, außer gelegentlichen Radfahrern. Alle Schilder sind auf Französisch, und die Fahrweise der Autofahrer ist auch eher wie in Frankreich. Der Heiligenschein entspannt sich etwas. So verbringen wir angenehme Mittagsstunden.


    Der letzte Pass aus der Schweiz raus geht kurvig und steil den Berg hoch. Es ist relativ viel Verkehr. Es sind auch einige Motorradfahrer dabei, die irgendwie einen übermotivierten Eindruck machen. Sind wir hier schon im Einzugsgebiet von Genf? Da gibt's jetzt zwei Möglichkeiten: Brav bleiben, oder eben nicht, und den Einheimischen mal zeigen, wo die Varahannes-Sicherheitslinie verläuft, und wie sicher, entspannt und gleichzeitig schnell man damit sein kann. Naja. Knapp hinter der Grenze zu Frankreich ist dann jedenfalls erst mal eine längere Pause nötig. Jetzt wird's endlich warm und die Straßen sind leer und vor allem überraschend schön zu fahren, wenn auch etwas weniger penibel gepflegt. Der Jura ist hier felsig und steil, die Nebenstrecken sind frei und teilweise ist die Zeit im Hinterland ein wenig stehen geblieben. Frankreich halt :)





    In Summe das heimliche Highlight des Tages, und dabei nicht mal geplant. Für die letzten Kilometer nach Macon entscheiden wir uns wegen guter Laune gegen die Mautobahn. Es gibt eine Parallele Bundesstraße und ich bemerke zwei Motorräder hinter uns - die lasse ich vorbei und wir hängen uns dran. Einheimische machen uns die Fahrlehrer und führen uns in die lokalen Bräuche ein. Das macht Spaß, man kommt vorwärts und lernt Land und Leute kennen.



    In Macon haben wir eine Fewo für 4 Nächte, damit wir 3 Tagestouren ohne Gepäck fahren können. Die Fewo bald gefunden und es folgt eine ausführliche Erklärung der Fewo durch die Wirtin - auf Französisch. Die Wohnung ist hochwertig und modern eingerichtet, mit knapp 393 Euro für 4 Nächte aber auch kein Schnäppchen. Dafür mit zwei Schlafzimmer und großer Wohnküche. Parken im Innenhof, für den wir morgen einen Schlüssel bekommen, vorher reicht läuten. Das Haus ist mindestens 100 Jahre alt, wir wohnen im Erdgeschoss und entsprechend ist es in der Bude angenehm kühl.


    Wir waren heute lang im Sattel und gehen daher zu Fuß zum Abendessen. Es gibt leckere Burger für uns in einem gut von Einheimischen besuchten trendy Pizza-Pasta-Burger-Restaurant mit Außenbereich und nettem Personal.



    Mi 5.8. Rundtour 1 West (kürzer)


    Nach zwei recht langen Tagen und angesichts der drohenden Hitze wollen wir es heute ruhiger angehen lassen. Ist ja Urlaub hier. Also machen wir vormittags Einkäufe und dann fahren wir die mit 261 km kürzeste von den drei geplanten Rundtouren.



    Im Supermarkt decken wir uns mit Getränken und Snacks ein. Außerdem braucht Manuel einen Trinkschlauch und ein kontaktloses Ladepad, weil sein Navi-Handy nicht mehr per Kabel laden mag. Für mich gibt es eine Sonnenbrille, denn der Planet brennt ganz schön arg hier im Süden, und meine liegt sicher daheim. Das zieht sich alles ganz schön hin und so ist es tatsächlich 11 Uhr, als wir zur Tour aufbrechen.


    Aus der Stadt raus haben wir Landstraßen dritter Ordnung mit bunt zusammengewürfelter Oberfläche. Mal ist die Oberfläche uneben, mal der Belag in allen Schattierungen von Schwarz gefleckt, mal sind Gravillons angekündigt, und manchmal liegt tatsächlich Kies drauf. 50 Shades of Grey, quasi. Mein Vorderreifen weiß damit nicht so wirklich was anzufangen, und ein einheimischer Motorradfahrer möchte gern schneller fahren. Darf er natürlich auch. Die Landschaft hier bietet Hügel und Täler, Kulturland, Wald, einzelne Bauernhöfe und kleine Dörfer. Außerdem kurvige Straßen, denn dafür sind wir hier ;) Manuel darf auch mal vorfahren. Aber seht selbst.







    An Regen ist heute nicht zu denken. Es hat morgens 20 Grad und ab mittags 30 Grad aufwärts. Während meine Ausrüstung schon immer auf maximalen Komfort und Praxistauglichkeit ausgelegt war, hat Manuel sich erst heute Morgen sich was gekauft, damit er unterwegs trinken kann, ohne den Integralhelm abnehmen zu müssen.



    Auch sonst lädt die Gegend zu trinken ein.



    So neigt sich ein entspannter Fahrtag dem Ende zu, bald folgen wir unseren Schatten zurück zur Fewo.



    Abendessen fehlt noch. Auf laufen haben wir aber nicht so recht Lust, also muss ein Motorrad ran. Einer von uns wird also chauffiert, der andere will Bier trinken. Es geht ins gleiche Lokal wie gestern, heute neu ist aber dieser Aufsteller:



    Wer kein französisch kann: "Masken müssen getragen werden. Wenn Sie keine haben, müssen wir Fieber messen. Wir haben nur Rektalthermometer." Nach dem leckeren Abendessen und dem Heimweg öffnen wir noch die Flasche Sauvignon Blanc, die es zu unserer Unterkunft dazu gab. Lecker Gegend hier!

  • #6

    Do 06.08. Rundtour 2 West (länger)


    So, gestern war der Erholungstag, heute ist dann mal mehr Strecke angesagt. Von den beiden übrigen Touren nehmen wir heute die längere. 403 km. Dafür muss man früher loskommen.



    Gleich am ersten Pass drohen Sperrschilder. Wir kommen bis zur Passhöhe für unser Nachweisfoto, dort rasten aber gerade einige Arbeiter und wundern sich über unsere Anwesenheit. Wir sollten wohl von einer Weiterfahrt absehen. Wieder zurück ist es aber auch schön. Da jetzt eine längere Überführungsetappe droht nutzen wir spontan eine kurvige Route von der kurviger-App auf Manuels Smartphone statt dem von mir ursprünglich geplanten schnellstem Weg laut Chinanavi. Das führt leider auf sehr kleine Straßen, wo man wenig Strecke machen kann, was angesichts der Gesamtlänge nicht so cool ist - und kühler als 30 Grad wird's heute auch nicht mehr. Highlight am Wegesrand ist dieser nette See mit Schloss. Manuel packt die spiegellose Systemkamera aus.




    Die kommenden Passknackerpunkte sind eigentlich nett zu fahren, leider aber oft unter welligem Straßenbelag. Pilot Power und MT-09 kommen an ihre Grenzen. Hierzulande würde sowas als Rüttelstreifen absichtlich verbaut werden. Das Schließlich wird die Strecke kurviger, die Strecken über 1000 Meter hoch und endlich mit mehr Aussichten, aber leider keine Felsen.



    Es ist sehr warm heute.


    Nachmittags gönnen wir uns um 14:00 eine Einkehr mit Schinkenplatte. Der Koch wollte eigentlich gerade Feierabend machen, aber kalt geht noch. Die Kellnerin will eigentlich die Bestellung aufnehmen, es herrscht aber völlige Verwirrung, weil wir nur alkoholfrei trinken möchten. Wir sind hier halt auf dem Land.



    Wegen Hitze wird nachmittags noch eine Pause am Supermarkt gemacht und Eis gegessen - direkt ein 4er Pack. Jeder zwei, das erfrischt. Dann kommt wieder eine Überführung, diese ist aber schöner, dann kommen aber leider auch wieder Gravillon, und zwar auch ohne Ansage während ich gerade ein Auto überhole. Hmpflgrr, da kann man schon mal nervös werden. Immerhin, ich bin auch danach auf dem Kies schneller als die Autos, aber Manuel fehlt, der schluckt Staub hinter einem Auto. Da die Linkskurve eh gerade unangenehm enger wird und rechts eine Haltebucht ist, warte ich halt auf Manuel. Man könnte auch sagen, Notausgang genommen. Manuel übt derweil driften oder so - "Fuß runter, hinten hoch und quer" - ??!?



    Noch ein Highlight ist dann eine offensichtlich bei Einheimischen beliebte Bergstrecke, die wir für Fotos nutzen.



    Wir sind wieder in Macon und fahren direkt zum Restaurant. Dort stellen wir fest, dass wir noch keinen Hunger haben, aber sehr gern Duschen würden, also doch noch mal in die Fewo. Frisch machen, telefonisch reservieren, dann wieder gesundheitsbewusst zu Fuß gehen (20 Minuten ein Weg), essen, laufen, und der Wein muss weg! Chips gibt's auch genug.


    Fr 07.08. Rundtour Jura


    Auf der Überführungsetappe nach Macon her haben die den Französischen Teil des Jura nur in Ost-West-Richtung ziemlich gerade durchquert. Heute fahren ihn systematischer ab, und zwar in Nord-Süd-Richtung.



    Weil das recht weit weg ist, geht es morgens auf die Mautobahn. Schon die Auffahrt ist gesperrt, wir müssen in die andere Richtung, und dann umdrehen. Ich habe den Tank leider schon fast leer. Ist blöd, wenn man derjenige mit dem kleinsten Tank ist. Dann ist auf der Autobahn die Sperrung einer Ausfahrt angekündigt und ich fahre lieber die nächste freie Ausfahrt ab. Das ist zwar früher als geplant, aber mir lieber als liegen zu bleiben. Besonders wenn man seit 30 km auf Reserve fährt. Merken, man kann auch abends volltanken. Es wird wieder warm heute. Das Frühstück in einem Einkaufszentrum zu besorgen scheitert, aber es ist kühl da drin. Drei Dörfer weiter stehen einige Premium Bikes auf dem Dorfplatz an einer Brasserie - haaaalt, da stellen wir uns dazu und decken uns ein. Ich helfe denn 4 Motorradfahrern und ihren 4 Sozias noch beim Gruppenfoto: Tout le monde dit fromage! Kommt gut an. Manuel knippst den Dorfbrunnen.



    Frisch gestärkt geht's in die Berge, die ersten Ausläufer des Jura nach Norden und ein Stück östlicher wieder gegen Süden. Hier hat man die Straßen und auch die Landschaft so ziemlich für sich alleine. Eine ursprüngliche Gegend mit viel Landwirtschaft und überraschend wenig Felsen, dafür etwas Fahrrad- und Wandertourismus. Etwa wie die Eifel, nur dünner besiedelt.




    Es gibt eine längere Pause, weil Manuel einen Knieschleifer verliert und ihn im Gebüsch und Abhang suchen geht. Dann tauschen wir mal Motorräder und Manuel darf sich von der Vorzügen meiner Yamaha mit dem neuen Kettenkit überzeugen. Ich überzeuge mich derweil von den Nachteilen einer stark nach vorne geneigten Sitzposition. Mit der Street Rally Sitzbank hat man auf der MT-09 schon fast eine Supermoto-Sitzposition.


    Zurück geht es dann über die Mautobahn (heute insgesamt 4,50 Euro) bei 36° Lufttemperatur in der prallen Sonne. Zurück an der Fewo springe ich aus nahezu allen Klamotten, bevor ich das Gepäck vom Motorrad hole und die Kette einsprühe. In der Fewo ist es zum Glück schön kühl. Naja, Glück ist planbar: Im August sollte man in warmen Ländern keine Fewo unterm Dach buchen. Punkt für die Unterkunft "La Maison de Marie" in Charnay-lès-Mâcon. Heute ist der letzte Abend in Macon. Also hauen wir richtig auf die Kacke. 2 Typen 1 Motorrad, Lecker Abendessen, Fleischberg 3000, danach Banana Split mit 4 Kugeln Eis, 2 Bananen und 1 Liter Sahne. Und danach ist daheim noch ein Rest Wein da! Aber keine Chips mehr. Naja, man soll ja nicht übertreiben. Nüsse sind auch okay. Und ein wenig aufräumen hilft bestimmt beim packen morgen.

  • #7

    Sa 08.08. Macon - Vogesen (La Bresse)


    Thema des Tages: Es ist heiß. Außerdem Ortswechsel, also alles einpacken, Schlüssel abgeben, freundlich bedanken und los geht's! Nördlich von Macon liegen frische Passknackerpunkte, und in den Vogesen sind auch noch ein paar offen, bei denen wir beide noch nie waren. Dazwischen haben wir Mautobahn geplant, weil es sonst einfach sehr lang wird, auch wenn das vermutlich wenig Spaß macht. Es sind schon 440 km.



    Die gute Nachricht zuerst: Nördlich von Macon gibt es weniger Gravillon als westlich von Macon. Es ist eine idyllische Landschaft. Weil Wochenende ist, sind mehr Touris unterwegs, z.B. Radfahrer und Wanderer. Die Verkehrsdichte entspricht etwa im Ruhrgebiet um 3 Uhr morgens.



    Das ist alles ganz nett, aber auch recht schnell vorbei. Dann kommt Tournus, eigentlich eine Kleinstadt mit 5500 Einwohnern, aber es gibt eine Autobahnauffahrt und ein Gewerbegebiet. Da gibt es einen Lidl, dort gibt es unser Frühstück. Da es dort Schatten gibt und kühle Metallpfosten (ideal als Helmhalter) wird es auch gleich vor Ort verzehrt.


    Dann gibt es noch je einen vollen Tank und dann geht's ab auf die Mautobahn Richtung Norden. Das ist gut so, denn Richtung Süden ist Stau. Richtung Norden ist es aber auch schon recht voll, man muss tatsächlich öfters mal die Spur wechseln, aber der Verkehr läuft mit 120-140 km/h gleichförmig. Wir gucken Nummernschilder und lassen uns bei 33° ordentlich durchföhnen. 221 km Autobahn sind geplant, doch bei der zweiten Trinkpause entscheiden wir uns nach 180 km für die etwas kürzere Bundesstraße D429, weil es dort potentiell kühler ist - und nicht so langweilig.


    Dort fährt man zwar auch meist geradeaus, aber es gibt auch Kurven - da muss man sich fast erst wieder reindenken, wie das geht. Ansonsten sieht es aus wie vor 200 Jahren, nur mit Traktoren statt Pferden. Außerdem gibt's schon wieder volle Tanks, und an einem Park mit Cafe auch eine schattige Pause mit Cola und Eisbechern. Von meinen drei Kugeln kommen zwei falsch an, ganz klar der Tiefpunkt des Urlaubs. Manuel guckt auch schon grimmig.



    Immerhin fällt keiner um, mit oder ohne Motorrad, und geblitzt wurde auch noch keiner. Auf unserer Route kommen dann zwei isolierte Passknackerpunkte im Hinter-Hinterland, bei Vittel: Col des Clochettes und Col du Poirier. Ich weiß nicht, warum man sowas in die Datenbank einträgt, aber die Sammelleidenschaft hat uns heute hier in diese Region geführt. Das reicht dann aber auch.



    Jetzt geht's auf die "richtigen" Vogesen zu, und wir holen nach, was wir vor zwei Jahren im Westen ausgelassen haben: Das sind asphaltierte Waldwege, vor allem für Forstarbeiter. Am Col du Singe kriegen wir eine Live Demo, denn ein 40 Meter hoher Baum wird gerade bearbeitet. Nach unserem Foto suchen wir uns einen schattigen Platz in sicherer Entfernung und beobachten das Treiben. Dann hätte ich auch mal so einen so großen Baum fallen gesehen und gehört. Dann geht's West-Ost quer in die Vogesen rein über diverse Pässe als Beifang, und auch am Lac de Geradmer vorbei, der von Touristen überlaufen ist.



    Überhaupt sind hier sehr viele Autos und Wohnmobile unterwegs. Auch unser Zielort La Bresse ist voll, einige Restaurants haben "ausgebucht"-Schilder vor der Tür stehen. Wir wollten eh ein letztes Mal in den Supermarkt und kaufen neben Getränken für den Abend auch Frühstück ein, das notfalls auch als Abendessen dienen könnte.


    In einer Pizzeria finden wir dann noch Platz und werden zunächst freundlich bedient. Danach von einer anderen Kellnerin allerdings weniger, die meint, man hätte reservieren müssen, wenn man essen will. Da stehen dann aber schon die Getränke am Tisch. Eine Rückfrage bei der ersten Kellnerin führt zu einer sehr freundlichen zweiten Kellnerin, die unsere Essensbestellung aufnimmt, und kurz darauf habe ich meine Hähnchennudeln und Manuel seine Pizza.


    Am Hotel gibt's noch eine Mopped Putz-Session mit Dosenbier und danach Chips im Apartment. 75 Euro heute, dafür 2 Schlafzimmer, Wohnzimmer mit Küche und Terrasse. Sehr gediegen, da hätten wir es auch länger ausgehalten, daher Tipp: La Demeure Des 2 Trésors.


    So 09.08. Vogesen (La Bresse) - Nürnberg


    Der Abreisetag. Immer irgendwie doof. Zusätzlich doof, ich will möglichst mittags daheim sein und den Nachmittag/Abend mit Miss Blahwas verbringen.



    Also wird Manuel mit frühem Aufstehen gedroht, aber irgendwie klappt das nicht so recht. Wir starten gleichzeitig zum Hohneck, da fehlt mir noch ein Nachmotiv, es liegt ideal fürs Frühstück und Manuel kann Model-Fotos machen.



    Meine Reisemaschine knippse ich lieber mit Weitwinkel und Hintergrund, also halt Handy.



    Nach dem Frühstück aus dem Tankrucksack dann der Abschied an der gleichen Stelle, an der wir uns Montag getroffen haben. Ist das echt erst 6 Tage her? Für mich geht's direkt heim, Manuel hat noch eine Übernachtung angehängt. Ich fahre ein wenig Route de Cretes nördlich. Immer wieder schön hier.





    Es dürfte heute sehr voll werden. Dann geht es für mich unter Vermeidung der deutschen A5 schnellste Route. Es wird zunehmend warm und schon vor der Autobahn ziehe ich alles aus was geht. Die Franzosen haben reichlich feste und mobile Blitzer aufgestellt, und auch ein Motorradpolizist beäugt mich auf der Autobahn kritisch, wie er da am Straßenrand lauert. Mein Tempo war aber höchstens dreistellig!


    Auf der deutschen Grenze die erste Schnellstraßen-Trinkpause. Es ist 12 Uhr Mittag und hat bereits 33°. Das wird eine Hitzeschlacht heute. Bei Karlsruhe schickt mich das Navi leider auf die A(, und ich merke das nicht, weil ich mich dort nicht so recht auskenne. Natürlich ist auf der A9 Stau, so wie immer - ich fahre am Stauende ab, frei Schnauze nach Norden und schlage mich per Bundesstraße durch. Da ist es direkt viel kühler. An einer Tankstelle füttere ich die Yamaha, reicht dann für heute, kaufe kaltes Powerade, 50/50 mit nicht so kaltem Wasser verdünnt getrunken, esse ein Eis und entdecke einen Wasserhahn - da könnte man doch? Ich mache die oberste Lage meiner Klamotten nass und genieße auf den nächsten Kilometern die Verdunstungskälte. Das Spiel wiederholt sich dann alle 40 Minuten. Trotzdem bin ich ganz schön matt im Kopf, und 10 km vor Zuhause, schon auf der Bundesstraße, sehe ich erst recht spät ein Auto, das völlig unpassend auf der Bundesstraße parkt. Was zur Hölle? Ich bremse ohne nachzudenken volle Kanne ins ABS, bis mir auffällt, das ich auch links dran vorbeikann, bzw. sollte - unter der Hoffnung, dass er nicht gleich anfängt zu wenden. Unfassbar. 50 Meter vorher wäre eine Bushaltebucht gewesen. Und ich war zu matt im Kopf, meinen Blick mehr als 50 Meter vor mir auf den Fahrweg zu richten. Schließlich komme ich gut zuhause an.


    Dann kommt wieder das elende auspacken, waschen, umziehen, aber dann das Happy End: Ab zur Miss Blahwas ;)

  • #8

    Manuel schreibt:


    Manuel schreibt:

  • #9

    Fazit:


    3250 km. Hitze ist warm ;) Rekord waren 36 Grad während der Fahrt. Da fühlen sich 30 Grad im Vergleich erfrischend an. Darauf sollte man vorbereitet sein. In meinen Tankrucksack (SW Motec City) passen 6x 0,5 L isotonische Getränke, morgens und abends trinke ich je 1, tagsüber machen wir 1-2 Pausen mit Einkehr = noch mal 1 L, Eis dazu... Das hilft sehr. Man sollte möglichst nicht anhalten, besonders nicht in der Sonne und wenn möglich auf Grünflächen. Autobahn vermeiden. Eiswürfel in Taschen der Kombi, wenn greifbar. Klamotten ausziehen wann immer möglich. Helm und Kleidung während Pausen nicht auf dem Motorrad, in der Sonne oder auf der Straße liegen lassen. Ich trage eine Badehose drunter, das ist in Pausen sozialverträglich. Über 30 Grad hilft Schlauchtuch statt Sturmhaube, die Lüftung vom Helm überhaupt zu bemerken. Die Revit Sand 2-Kombi ohne Membran ist gut und hat ein viel größeres Temperaturfenster als eine Mesh-Jacke. Man kann sich übrigens auch bei 35°C leicht eine Erkältung einfangen. Besser nie ohne Halstuch fahren.


    Defekte:

    -Yamaha wirft den rechten Rückstrahler von sich

    -Kawasaki wirft eine Schraube vom Kettenschutz von sich

    -Kawasaki lockert beide Motorsturzpads

    -Yamaha wirft eine von drei Schrauben einer China-Griffschale davon

    -Yamaha klappt ab 150 km/h den linken Spiegel ganz langsam ein - zum Glück nur auf der deutschen Autobahn relevant

    -Yamaha S21 Hinterreifen zeigt nach 3000 km knappes Profil an (schlecht geplant)

    -Manuels Handynavi entwickelt diverse Ladeprobleme, über die zu berichten den Umfang dieses Berichts sprengen würde. SCHON WIEDER.


    In Summe war's eine echt nette Woche Motorradurlaub mit meinem langjährigen Motorradbro Manuel :) Gern wieder. Auch Frankreich immer wieder gern, auch im Hinterland ohne Weltrekorde.


    Danke fürs Lesen!


    Manuel schreibt:


    Einmal editiert, zuletzt von blahwas ()

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